17 Jul2012
SprecherInnenrat fordert selbstbestimmtes Studium
Anwesenheitspflicht an der Uni Regensburg:
SprecherInnenrat fordert selbstbestimmtes Studium
Der Senat der Universität Regensburg berät zur Zeit über die Wiedereinführung einer allgemeinen Anwesenheitspflicht in Seminaren und Übungen für eine ganze Reihe von Studienfächern. Die Anwesenheitspflicht war in den vergangenen Semestern auf das Betreiben der Studierendenvertreter hin weitestgehend abgeschafft worden – im Sinne des Ideals einer freien und offenen Hochschule sollte jedem Studierenden ein selbstverantwortliches Studium ermöglicht werden. Dementsprechend erachtet der SprecherInnenrat der Universität die Ergebnisse der jüngsten Diskussion als bedauernswerten Rückschritt.
„Wir beobachten einen immer weitreichenderen Prozess der Verschulung der universitären Ausbildung“, meint Stefan Christoph, studentischer Sprecher der Universität. „Bologna-Prozess und neue LPO* lassen den Studierenden immer weniger Zeit und Freiräume.“ Dabei sollte die Universität den Studierenden doch eigentlich die Möglichkeit geben, sich zu einem selbstverantwortlichen Individuum zu entwickeln und auch einmal über den Tellerrand des eigenen Studienfaches hinauszublicken. Dies sei allerdings angesichts einer Lehre, die zunehmend ins Korsett fester Curricula und Module gezwängt werde, kaum mehr möglich.
„Eine allgemeine Anwesenheitspflicht entspricht dem universitären Trend, erwachsene Menschen, die studieren, für unselbstständig zu erklären“, meint Christophs Sprecher-Kollege Ssaman Mardi. „Ein Studium sollte dem Erwerb von Kenntnissen und der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit vielfältigen Themengebieten dienen, nicht dem bloßen Ansammeln von Leistungspunkten.“ Zudem könne durch eine bloße Kontrolle der Anwesenheit nicht gewährleistet werden, dass die Studierenden auch etwas aus einem Kurs mitgenommen haben. Vielmehr müsse man das Lehrangebot so attraktiv gestalten, dass Studierende ihre Kurse aus Interesse heraus besuchen.
Der SprecherInnenrat der Universität Regensburg fordert alle Verantwortlichen in den universitären Gremien dazu auf, sich mit den aktuellen Ergebnissen der Lernpsychologie auseinanderzusetzen: Eine Anwesenheitspflicht ist demnach kein geeignetes Mittel zur Qualitätssicherung in der Lehre. Wie viele Beispiele an der Universität Regensburg zeigten, könne ein wissenschaftlich fundiertes, sinnvoll ausgestaltetes Kursangebot genug Anreize dafür schaffen, dass Studierende die entsprechenden Veranstaltungen besuchen – und das ganz ohne Zwang.