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Nach dem Anschlag in Hanau

Solidarität mit Opfern „rassistischen Hasses“

Wie in vielen anderen Städten fanden am Donnerstagabend auch in Regensburg Mahnwachen in Gedenken an die Opfer des rechtsterroristischen Anschlags nachts zuvor in Hanau statt. Bei der Tat wurden neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Etwa 100 Menschen versammelten sich vor dem Alten Rathaus.

Mahnwache zum Gedenken an die Opfer des rechtsterroristischen Anschlags in Hanau. Foto: om

Eine erste Mahnwache veranstaltete der Internationale Kultur- und Solidaritätsverein (IKS) um 18 Uhr am Neupfarrplatz, eine zweite organisierten die Jusos Regensburg um 19.30 Uhr vor dem Alten Rathaus.

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Die Mahnwache am Rathausplatz eröffnete der Juso-Vorsitzende Heinrich Kielhorn mit einem Solidaritätsapell und einer Schweigeminute zum Gedenken der Ermordeten. Dienstagnacht hatte in Hanau Tobias Rathjen in und vor zwei Shishabars neun Menschen getötet und weitere teils schwer verletzt. Später erschoss er seine Mutter und sich selbst. Schnell wurde klar, dass der Täter ein rechter Verschwörungsideologe war und die Auswahl der Opfer rassistischen Motiven folgte.

„Tat eines Irren“ – Versuch, sich selbst zu entlasten

Dies stellten auch in Regensburg einige Rednerinnen und Redner in den Vordergrund. DGB-Jugendsekretärin Andrea Huber, die ein Statement mehrerer antifaschistischer Initiativen vorlas, stellte fest, dass der Täter „aus rassistischem Hass getötet“ habe. Auch wenn vieles dafür spräche, dass Rathjen psychisch krank gewesen sei, erkläre das die Tat nicht. Die Gewerkschafterin wirft „AfD und Co.“ entsprechend vor, den Anschlag als „die Tat eines Irren“ darzustellen. Damit würden „die extreme Rechte und Teile der Mehrheitsgesellschaft“ versuchen, sich selbst zu entlasten.

Allgemein ging es in den Redebeiträgen viel auch um die AfD als Ermutiger rechtsterroristischer Täter. Tobias Emmerling (Linksjugend ´solid) zitierte beispielsweise einen Facebookbeitrag des hiesigen AfD-Spitzenkandidaten Erhard Brucker, in dem dieser die Gleichwertigkeit von Menschen negiert, einen „Bevölkerungsaustausch” herbeiphantasiert und von einem „autochthonen Volk“ schwärmt. Das seien „genau die Menschen, die den Hass schüren“. Auch befürchtet Emmerling eine abermalige Gleichsetzung von links und rechts. Der Verfassungsschutz werde nun wieder die linke Szene beobachten, die vielfach für bedeutende Recherchen zu rechten Netzwerken verantwortlich zeichnet, statt gegen Rechtsterrorismus vorzugehen.

Etwa 100 Menschen sind gekommen. Foto: om

Der Grüne Stefan Christoph bezeichnete in seinem Beitrag die rassistische Tat als einen „Anschlag auf uns alle“. Nun gehe es nicht nur um Anteilnahme, sondern besonders auch um Solidarität mit den Opfern und Hinterbliebenen. Es gebe ein „Klima der Angst“ in Deutschland, in dem Menschen, die anders aussehen oder „als ausländisch gelesen werden“ leben müssten. Dieses Klima werde auch von der AfD befördert.

Maltz-Schwarzfischer: Keine Zusammenarbeit mit der AfD

Einer Zusammenarbeit mit der AfD erteilte auch Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer eine deutliche Absage. Die OB-Vertreterin möchte „ganz klar und deutlich zeigen, dass wir an der Seite derjenigen stehen, die bedroht werden.“ Faschistische Grundhaltungen dürften nicht „die Oberhand gewinnen“. Sie erinnerte auch daran, dass beim Anschlag in Hanau ein ehemaliger Regensburger ermordet wurde.

Zuvor gab bereits Cihangir Bilgin (Brücke) einen Einblick in Alltagserfahrungen von „Leuten, die anders aussehen“ und rief mit Schwandorf, Hoyerswerda, Mölln und Rostock-Lichtenhagen die Kontinuität rassistischer Ausschreitungen, Brandanschläge und Morde in Deutschland ins Gedächtnis. Den erschossenen 34-Jährigen Fatih S. habe er persönlich gekannt. Sein gewaltsamer Tod habe ihn „sehr betroffen“, so Bilgin. Nun müsse man endlich „in Aktion treten“ gegen Rassisten und „die Volksverhetzer“ der AfD.

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Kommentare (4)

  • R.G.

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    Es wäre menschlich, wenn jeder an Trauerfeiern für die Ermordeten Teilnehmende und jeder Redner durchschnittlich €10,m sozial gestaffelt, zu den Begräbniskosten beitragen wollte.
    Lasst die Angehörigen nicht zu ihrem Leid auf den Kosten sitzen, sie haben es schwer genug.

    Den Demonstranten ein herzliches Dankeschön!

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  • Eingeborener

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    Den Antifaschismus von SPD u, CDU/CSU halte ich für hohl. Solange ein Innenminister Seehofer zur ,Offensive gegen Rechtsextremismus’ aufruft, während der Horst seit seinem Satz ,Migration ist die Mutter aller Probleme’ (2018) quasi Ehrenmitglied bei allen Rechtsextremisten ist -wie soll das was wetden, wenn der Seehofer seinen Horst bekämpfen soll ? Und die SPD bleibt im der GroKo und betreibt die neoliberale Politik mit, die die AfD zur ArbeiterwählerPartei Nr. 1 gemacht hat.

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  • Julian86

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    Wie glaubhaft ist die Aussage der Bürgermeisterin? Wie glaubwürdig ist sie selbst als unser derzeitiges Stadtoberhaupt vertretungsweise? – Spiegelt die Metapher der Kanzlerin und anderer: „Rassismus ist ein Gift“ – den Zustand unserer Gesellschaft wirklich wieder?

    Laut Bericht will Frau Maltz-Schwarzfischer „ganz klar und deutlich zeigen, dass wir an der Seite derjenigen stehen, die bedroht werden.“ Sie muss sich fragen lassen, wie glaubhaft diese Aussage ist, hält man sich vor Augen, wie die Stadtverwaltung in Regensburg mit Obdachlosen umgeht. Mit Mitmenschen, die “bedroht” werden von einer kalten, ja wenig human agierenden normativen (Verwaltung)Kraft des Faktischen einer Welterbe-Stadt, die, obwohl seit Jahren im Geld “schwimmend”, Hilfsbedürftigen das gesetzlich Gebotene verweigert und damit ausgrenzt?

    Man ist geneigt, auf den ersten Blick, dem Bild vom “Terrorismus als Gift” zuzustimmen. Doch diese Matapher führt in die Irre. Soll sie uns gar exkulpieren?

    Externalisierung der Ursachen
    “Metaphern können helfen, sich eine bessere Vorstellung von der Realität zu machen – vorausgesetzt, es handelt sich um passende Metaphern. Die Gift-Metapher führt beim Thema Rassismus aber auf den Holzweg. Ob durch Spritze, Gift-Cocktail oder Schlangenbiss: Gift dringt von außen in einen Organismus ein. Die Gift-Metapher vermittelt also, es gebe hier die Gesellschaft, bei der eigentlich alles soweit im Lot ist, und da das Gift, das jemand einträufelt.”

    Das es sich ganz anders verhält, lies man beim
    https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/das-beruhigungsmittel

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  • Lothgaßler

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    Wir waren in der Auseinandersetzung mit Rassismus schon einmal weiter: Menschenrassen gibt es nicht, sagt die Wissenschaft!
    Nur Rassisten können von Rassen nicht lassen, bleiben wir korrekt im Sprachgebrauch, sonst adeln wir den Sprachschatz der Rassisten.
    Wir wissen nach wie vor wenig über das Motiv des Täters. Es schaut nach einem erweiterten Suizid aus, vorbereitet und dann mit fremdenfeindlicher Gesinnung andere und eine Verwandte mit in den Tod reissend. Warum diese Sisha-Bars? Weil er sie kannte, als einfaches Ziel vermutete, weil er vermutete, dass nur aus seiner Sicht “Fremde” sich darin aufhalten? Gab es einen konkreten Auslöser für die Tat, eine Vorgeschichte, einen lokalen Bezug? Von welchen Medien, Sozialen Netzwerken, Familienmitgliedern usw. wurde er beeinflusst? Das alles muss ermittelt werden.
    Einige der fremdenfeindlichen bzw. faschistischen Attentäter wollten partout nicht selber sterben, schon gar nicht von eigener Hand: Utøya, Christchurch, Halle. Dieser Täter war anders, und so wie er handelte taugt er nicht als Volksheld der Herrenmenschen.
    Wir sollten uns vor einfachen Erklärungen hüten. Ich kann nicht erkennen, dass die Gesellschaft heute fremdenfeindlicher ist als früher, und solche Taten taugen auch nicht als Beleg für eine breite gesellschaftlich verankerte Fremdenfeindlichkeit. Noch nie dürften so viele Menschen aus aller Herren/Frauen Länder z.B. in Regensburg gelebt haben. Schon immer gab es Vorurteile, es wurde sich gegenseitig gemieden und es bildeten sich Prallelgesellschaften. Sich tolerieren bedeutet nicht notwendigerweise Freundschaft. Wenn Akteure in sozialen Medien (das ist anders als früher) und in der Politik (das ist nicht neu) Fremdenfeindlichkeit schüren, dann kann schon heute rechtlich dagegen vorgegangen werden. Diese Morde sollten alle Zeugen und Betroffenen von Fremdenfeindlichkeit ermutigen diese Taten auch anzuzeigen, und für die Ermittlungsbehörden sollten diese Morde Verpflichtung sein bei Anzeigen zu handeln.
    Jetzt nach Schutz für diverse Einrichtungen zu rufen ist wie Pfeifen im Walde: Eine Shisha-Bar wäre niemals unter Polizeischutz gestellt worden (eher wäre sie durchsucht worden).

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