Siemens-Gymnasium: „Mit Haushaltswahrheit hat das nichts mehr zu tun.“
Den Experten in der Stadtverwaltung war schon länger klar, dass die Neubaumaßnahme am Siemens-Gymnasium deutlich teurer werden wird, als im erst kürzlich beschlossenem Investitionsprogramm vorgesehen. Die mehrfach gestellte Frage, warum die Stadträtinnen und Stadträte darüber nicht schon damals informiert wurden, wird ihnen nicht beantwortet.
Der Neubau des Osttrakts für das Regensburger Siemens-Gymnasium wird erneut deutlich teurer: Was für den überwiegenden Teil des Stadtrats eine Neuigkeit ist, war in den städtischen Planern schon lange bekannt. Das hat Michael Hermann, Leiter des Hochbauamts, am Dienstag im Rahmen mehrerer Ausschusssitzungen ausführlich erläutert. Wie berichtet, waren zunächst – 2019 – Kosten von 47,4 Millionen eingeplant, Mitte Dezember wurden ins Investitionsprogramm auf Basis von Überarbeitungen im Rahmen einer „Optimierungsphase“ 58 Millionen eingestellt und nun – einen Monat später – belaufen sich die Kosten laut der aktuellsten Beschlussvorlage auf 73,1 Millionen. Für die wesentlichen Steigerungen sind zum einen die Kosten für den neuen Gebäudetrakt selbst verantwortlich (58,7 statt 49 Millionen) sowie die veränderte Freiflächengestaltung (6,5 statt 2,5 Millionen).
Sieger beim Planungswettbewerb: Beste Lösung, aber sehr teuer
Bereits bei der Sitzung des Preisgerichts – im September 2020 – wo eine Münchner Planungsgemeinschaft den Zuschlag erhalten hatte, habe man darauf hingewiesen, dass deren Lösung am Besten sei, aber auch sehr teuer, so Amtsleiter Hermann. „Das Preisgericht hat das zur Kenntnis genommen und entschieden, diese Lösung mit dem ersten Preis zu prämieren.“ Einstimmig.
Im Februar 2021 wurde der Siegerentwurf im Bauausschuss des Stadtrats vorgestellt. Damals sei schon klar gewesen, dass das Geld, das im Investitionsprogramm stehe, „nie und nimmer reichen wird“, so Hermann. Laut dem Leiter des Hochbauamts hat die Verwaltung bei der Anmeldung der Maßnahme für das Investitionsprogramm bereits darauf hingewiesen, dass man wohl „bis zu zwölf Millionen Euro“ mehr brauchen werde als ursprünglich vorgesehen – ohne die zusätzlichen Kosten bei den Freiflächen.
Von März bis Oktober habe man dann den Entwurf überarbeitet – inklusive der Kostenermittlung. Man habe dabei „an allen Stellschrauben gedreht“ und der überarbeitete Entwurf sei im Vergleich zur ursprünglichen Wettbewerbsfassung „deutlich günstiger“ geworden – besagte 58 statt 49 Millionen. Dass man dabei keine Einsparungen sehe, liege daran, dass man eine historische Baupreissteigerung von 15 Prozent habe, so Hermann. Auch sei der Entwurf des Investitionsprogramms laut Kämmerei nicht mehr zu ändern gewesen, „weil alles schon besprochen war“.
Schulmensen mit kurzer Haltbarkeit
„Sehr bedauerlich“ bei alledem sei, dass man die bisherige Schulmensa und Turnhalle (beide Baujahr 2007) abreißen und in den neuen Gebäudetrakt integrieren müsse. „Die Räume (der Mensa, Anm. d. Redaktion) sind tadellos in Ordnung und erfüllen ihre Zwecke sehr gut“, so Hermann. Sie sei aber schlichtweg viel zu klein und müssten sowieso neu gebaut werden. Man habe da einen Vergleichsfall bei der Grundschule in Königswiesen. Diese sei gerade einmal fünf Jahre alt, aber werde auch abgerissen, weil sie zu klein sei . Mit Zustimmung der Bezirksregierung und ohne das Zuschüsse zurückgefordert werden würden, so Hermann. Die Turnhalle schließlich müsse abgerissen werden, weil man diese nicht überbauen könne – sie steht dem neuen kompakten Gebäudetrakt im Weg.
Die Lösung biete insbesondere den Vorteil, dass man das geplante Freiflächenprogramm problemlos und ohne Abstriche umsetzen könne. Und das sei dringend notwendig: Das Siemens-Gymnasium ist eine „Stützpunktschule Fußball“ und benötigt deshalb ein Rasenspielfeld von 90 auf 60 Meter.
Mit all diesen Umplanungen einher geht auch eine Steigerung der Kosten für die Freiflächen. Ursprünglich war man im Stadtgartenamt davon ausgegangen, den Großteil der vorhandenen Flächen in der bisherigen Form erhalten zu können – hier rühren die anfänglich veranschlagten Kosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro her. Beim Wettbewerb selbst hätten diese Kosten „keine Rolle“ gespielt, so ein Vertreter des Gartenamts im Stadtrat. Am Ende habe sich dann herausgestellt, dass ein Großteil komplett neu gemacht werden müsse und die anfänglichen Pläne hinfällig seien – und das sei der wesentliche Grund für die Steigerung von 2,5 auf 6,5 Millionen Euro.
Weitere Kostenerhöhung sehr wahrscheinlich
Frappierend: Ursprünglicher Wettbewerbsauftrag war es, die bestehenden Gebäude zu erhalten. Diese Vorgabe hätten die Wettbewerbssieger offensichtlich nicht berücksichtigt, so Benedikt Suttner (ÖDP) „Das wundert mich schon.“ Und angesichts der Dauer der Baumaßnahme – Abschluss 2030 – gebe es „wohl niemanden in diesem Haus“, der glaube, dass der nun vorgestellte Kostenrahmen eingehalten werde.
„Ich würde sehr gerne zustimmen“, so Suttner. Beim Siemens-Gymnasium bestehe definitiv Handlungsbedarf. Aber mit diesem Beschluss begebe man sich auf einen Pfad, bei dem man in steigenden Kosten gefangen sei – womöglich zulasten anderer dringen notwendiger Schulsanierungsmaßnahmen, wie etwa der Realschule am Judenstein. Ein weiterer Kritikpunkt Suttners: Der nun vorgesehene Bau kann – bei weiterem Schülerzuwachs – nicht nachträglich aufgestockt und so erweitert werden. Die ÖDP stimmt am Ende als einzige Fraktion gegen die Vorlage.
„Das zeigt, dass wir das Thema Bildung durchaus ernst nehmen.“
Für Diskussionen sorgt auch, dass dem Stadtrat bei der Vorstellung des Investitionsprogramms nicht mitgeteilt wurde, dass die eingestellte Summe bei weitem nicht reichen wird – und 15 Millionen Euro mehr nötig sein werden. „Mit Haushaltswahrheit und -klarheit hat das nichts mehr zu tun“, kritisiert unter anderem Joachim Wolbergs (Brücke). Auch Irmgard Freihoffer (Linke) und Hans Teufl (Grüne) bemängeln dies. Die mehrfach gestellte Frage aber, warum nicht informiert wurde, beantwortet am Dienstag niemand.
Klaus Rappert (SPD) vertritt die Ansicht, dass dies für den vorgelegten Beschluss keine Rolle spiele. Man diskutiere hier über eine Schulbaumaßnahme und nicht über das Investitionsprogramm. Und natürlich mache eine solche Kostensteigerung niemanden froh, aber das Schulzentrum am Sallerner Berg werde ja noch teurer. „Das zeigt, dass wir das Thema Bildung durchaus ernst nehmen.“
Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer meint zunächst, dass man doch nicht das gesamte gedruckte Investitionsprogramm noch einmal habe ändern können. Und dieses Programm werde ja ohnehin jedes Jahr neu verhandelt. Schließlich kündigt sie an, dass die städtische Kämmerei die Frage nach der mangelhaften Informationslage schriftlich beantworten werde. Die zusätzlichen 15 Millionen sollen der OB zufolge über den Nachtragshaushalt erledigt werden.
Gscheidhaferl
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Wofür wird ein Wettbewerbsauftrag formuliert, wenn er dann offenbar nicht Grundlage der Bewertung ist? Wenn klar formuliert wurde, dass die vorhandene Bausubstanz möglichst erhalten bleiben soll, dann kann doch ein Entwurf, der diese Vorgabe weitgehend ignoriert, nicht der beste sein. Oder nur, wenn nachtäglich ganz andere Bewertungskriterien herangezogen werden.
Nein, Herr Rappert, das ist kein Beleg dafür, wie wichtig Bildung genommen wird. Eher ein Beleg dafür, wie wenig in Regensburg auf Vereinbarungen zu geben ist und wie schludrig mit öffentlichen Mitteln umgegangen wird. Hat sich da jemand vorgenommen, möglichst oft im Rechnungshof-Bericht aufzutauchen?
Und zukunftssicher scheint der Siegerentwurf, wegen mangelnder Ausbaubarkeit, ja auch nicht zu sein. Weil dass die Zahl der GymnasiastInnen steigen wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Aber was soll’s. Ist ja nur Steuergeld, für das andere mitunter hart gearbeitet haben. Dann reissen wir den unflexiblen Edelbau nach knapp zehn Jahren Bauzeit eben gleich wieder weg.
Manchmal entsteht bei mir der Eindruck, der Stadt täte es ganz gut, weniger Geld, aber dafür etwas mehr Hirn und Rückrad zu haben. Im Stadtrat scheint weitgehende Einigkeit darüber zu bestehen, dass man/frau sich jede Dummheit und/ oder Unverschämtheit leisten kann.
Tröster
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@Gscheidhaferl
Sie meinen sicher “Rückgrat”, nicht “Rückrad”…
Tschuldigung, wollte auch mal ein Gscheidhaferl sein.
Gscheidhaferl
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Merci! Da war ich von der Rechtschreibung her wohl noch ein wenig in der Verkehrsmisere stecken geblieben ;-)
Daniela Camin-Heckl
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Ich weiß leider zu wenig, um dies klar beurteilen zu können.
Trotzdem, man macht einen Wettbewerb, dessen Hauptauftrag ist, bereits vorhandenen Bausubstanz zu erhalten, zu integrieren. Den ersten Preis bekommt aber ein Plan/ Projekt, dass genau diese Vorgabe nicht einhält?
Es wird mit ursprünglich 50 Millionen veranschlagt, jetzt sind wir gerundet bei 70 Millionen?
Weitere 4 Millionen mehr fallen an, weil ein wichtiger Bestandteil des Projektes, Planung der Freifläche, gar nicht im ursprünglichen Budget berücksichtigt wurden?
Weiter, die ‘ Verwaltung’ weiß, dass es erheblich teurer wird, als ursprünglich geplant, teilt dies aber nicht umgehend dem Stadtrat mit, der den Haushalt beschließen soll?
Man lässt einen Haushalt beschließen bei dessen Beschluss einigen Akteuren aus der Verwaltung eigentlich schon klar ist, dass die veranschlagten Summen nicht stimmen?
Das ganze tut man von der Verwaltung lapidar mit dem Hinweis auf 15 % realer Baukostensteigerung ab?
Ich weiß ja nun nicht, aber ist das Ganze nicht irgendwie vom Vorhaben bis zum jetzigen Plan etwas ‘entgleist’?
Bitte korrigiert meine Auffassung, falls ich hier irgendwas falsch verstanden habe! Aber für mich ist das eine Kostenexplosion. Wenn ich 50 Millionen einplane und zum jetzigen Zeitpunkt sind es ca. 75 Millionen, dann habe ich 50% Mehrkosten des ursprünglichen Plans?
Norbert
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Machmal wäre wirklich gut wenn sich die Entscheidungsträger
an das folgende alte Sprichwort halten würden :
“Wes Brot ich ess, des Lied ich sing”.
Denn es sind die Steuerzahler, die schlussendlich für den nötigen Income sorgen.
KW
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Für mein Verständnis ist das Sprichwort „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ eher negativ belegt und wird z.B. verwendet bei Erstellung von Gefälligkeitsgutachten im Sinne des Auftraggebers.
Was bei der im Artikel thematisierten Geld- und Ressourcenvernichtungsmaschinerie den Fehlentscheidern eher erzählt werden sollte ist, beim Ausgeben fremden Geldes immer so zu handeln, als käme es aus dem eigenen Geldbeutel.
Gscheidhaferl
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@Norbert
Das steuerfinanzierte Brot nehmen sie als selbstverständlich hin. Nicht weiter erwähnenswert. Es gelüstet sie aber wohl nach Wurst bzw. Sekt und Kaviar obendrauf. Sie sind scharf auf die materiellen und immateriellen Extras Und die holen sie sich eben dort, wo sie zu holen sind. Auch dazu meinen sie wohl, von uns legitimiert worden zu sein.
Norbert
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@KW
Mein Beitrag hatte ja auch einen Hauch von Ironie inne.
@Gscheidhaferl
Es wäre an der Zeit, dass Entscheidungsträger, egal welcher Couleur,
für das “Geleistete” haftbar gemacht werden können.
joey
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nochmal: da macht wer seinen Job nicht.
Ganz vorne das Preisgericht – diese Entscheidung gehört gerichtlich kassiert, wenn die Aufgabenstellung für den ersten Preis keine Rolle spielt. Eine gute Idee, die aber nicht realisierbar ist, darf maximal einen Ankauf kriegen.
Dann die Tatsache, daß Kosten keine Rolle spielen. Da hat jemand die Orientierung verloren. Steuern werden auch von armen Leuten bezahlt, die täglich tanken um zur Arbeit als Reinigungskraft zu kommen – ihr Geld sprichwörtlich hart verdienen. Daß die SPD solche Zusammenhänge nicht mehr kennt, zeigt, daß sie keine Arbeiterpartei mehr ist. “Sozial” könnt Ihr streichen.
Wie wärs, wenn man komplett eine neue Schule baut, anstatt fast neue Substanz abzureißen? Da reden Leute ständig vom Klimaschutz und gewinnen damit Wahlen – und pfeifen dann auf jede Art von Sparsamkeit. Ob CO2 oder Geld – Regensburg geht es zu gut. Zeit wirds, daß sich das ändert?
EMIL
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Hat die Stadt eigentlich schon mal was von Nachhaltigkeit gehört? Ist ihr bewußt, dass auch bei Abriß und Neubau CO2 ausgestoßen wird? – Von allen anderen Schäden mal abgesehen? Und wenn das stimmt, was Herr Suttner sagt – muss man wirklich den gleichen Fehler nochmal machen: Erst zu klein bauen und dann kann man beim Neubau auch nicht aufstocken? Ich komm da nicht mehr mit.
Hthik
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@joey 20. Januar 2022 um 17:25
“Wie wärs, wenn man komplett eine neue Schule baut, anstatt fast neue Substanz abzureißen?”
Sehr gute Frage. Das ist ja nun keine Zwergenschule, bei der die Schülerzahl sich am Rande dessen bewegt, was man gerade noch rechtfertigen kann. Wenn die jetzt immer noch zu klein ist, dann sollte man vielleicht mal daran denken, dass andere Stadtteile auch gern ein Gymnasium in ihrer Nähe hätten und nicht alle Eltern begeistert sind, wenn ihre Kinder als Fahrschüler weit durch die Gegend pendeln müssen. Was ist eigentlich aus dem Bekenntnis zur pädagogischen Vielfalt geworden? Andere Schulleitung, andere Ideen.
joey
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@Hthik
ja, Vielfalt an Ideen wäre richtig. Kreativität, Geist! Hier wird Sport, genauer Fußball gefördert! Damit Jahn genügend Nachwuchsspieler kriegt? Dafür darf kein Betrag zu schade sein. Alle Schüler müssen verpflichtend Fußball vorturnen, damit die Scouts dann eine Auswahl aus der großen Menge haben?
Daniela Camin-Heckl
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@Hthik
21. Januar 2022 um 08:34 | #
“Man habe da einen Vergleichsfall bei der Grundschule in Königswiesen. Diese sei gerade einmal fünf Jahre alt, aber werde auch abgerissen, weil sie zu klein sei.” (Hermann)
Genau wieder so ein Schwank aus der Planungsqualität der Stadt…., eine 5 Jahre alte Schule, die wieder abgerissen werden soll, weil zu klein gebaut? Nicht nachaltig!!! Kein privater Bauherr würde sich dies leisten können oder wollen, so etwas kann sich nur die öffentliche Hand leisten…und dann die Courage, dies als Beispiel zu nennen, um zu begründen, warum man jetzt eh vorhandenen, nutzbare Bausubstanz abreisen müsse, Buchbinder Wanninger?
Die Idee also, ein neues Gymnasium an anderer Stelle zu bauen eventuell die nachhaltigere Lösung?
Wolfgang Friedl
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Als ehemals am Siemens-Gymnasium tätiger Lehrer fühle ich mich von den Entwicklungen dort immer noch berührt. Kann man ein Schulgebäude einfach mal austauschen? Hat nicht auch das Bauwerk als solches seine Identität, die es sich über die Jahre hinweg erworben hat? (Ich denke gerade daran, dass wir uns damals für das Schülertheater Spielmöglichkeiten erstritten haben, die keine Schule im weiten Umkreis aufweisen konnte.) Das andere ist, dass zwar die Baumängel, die es zu beseitigen gilt, seit mindestens 25 Jahren bekannt sind, diese aber meines Wissens allein die bröckelnde Betonfassade betreffen, die man tatsächlich sanieren müsste, um gleichzeitig die Energiebilanz des Gebäudes zu verbessern. Eine solche Teilsanierung dürfte überdies in jeder Hinsicht billiger und umweltverträglicher sein, als den ganzen Ostteil, das ist der Hauptteil des Schulgebäudes, abzureißen. Und dann ist ja noch zu klären, was die eigentlichen Nutzer des Gebäudes, Lehrer und Schüler, brauchen, was ihren pädagogischen und didaktischen Bedürfnissen und Vorstellungen entspricht. Klassenzimmer, die für 25 SchülerInnen bemessen sind, aber 35 aufnehmen müssen? Musiksääle, Werkräume (könnte ja sein, dass man bald wieder erkennt, dass Bildung mehr erfordert als kognitive Kompetenzen), ein Festsaal schließlich, wenn schon der zuletzt errichtete Anbau abgerissen werden muss! (Die neu gebaute Aula ist nur als reine Verkehrsfläche nutzbar, mit der sog. Mensa, von Anfang an zu klein bemessen, wurden lediglich Bundesmittel abgegriffen.)
Schulbau muss endlich begriffen werden als die große Chance, zusammen mit SchülerInnen, Eltern und Lehrkräften, den Experten in dieser Sache, eine Umgebung zu schaffen, in der Bildung im wahren Sinne stattfinden kann. Dazu braucht es Zeit. Von der Verwaltung offenbar unbemerkt entschiedene Wettbewerbe dürften immer an der Sache vorbeigehen? Irre ich mich?
Master of Desaster
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Es ist wohlfeil, auf die Verwaltung zu schimpfen, das seelenlose Wesen. Dahinter stehen aber Menschen wie der Amtsleiter, Herr Hermann, ein engagierter, hoch kompetenter und gewissenhafter Mitarbeiter. Sein Verschulden ist es sicher nicht, wenn heute über Kostensteigerungen geklagt wird. Frau Camin-Heckl, der Vergleich mit privaten Bauvorhaben ist im Falle von öffentlichen Bauten, insbesondere Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen nur bedingt möglich. Begründung; Am Anfang jeder Planung steht das Raumprogramm, dass aufgrund von Prognosen über die Bevölkerungsentwicklung, Übertrittsquoten und pädagogischen Anforderungen zu erstellen ist. Je genauer hier gearbeitet wird umso besser das spätere Ergebnis gerad hinsichtlich der Herstellungskosten. Werden die Anforderungen im Planungsprozess geändert, führt es zwangsläufig zur Anpassung der Kostenschätzung, um eine solche handelt es sich in diesem Planungsstadium. Kostensteigerungen werden oft von den Befürwortern eines Bauvorhabens negiert, weil sie um dessen Realisierung fürchten.
Ein Planungswettbewerb, der völlig offen ohne Begrenzung der Baukosten durchgeführt wird, trägt meistens die Kostensteigerung in sich, weil das Honorar des Planers sich nach den Kosten im jeweiligen Planungsstadium und zum Schluss nach den Herstellungskosten richtet. Das trifft für alle Planungsleistungen zu. Erfahrenen privaten Bauherrn passiert das nicht, weil sie mit den Planern entsprechende Verträge schließen (können). Außerdem sind sie nicht permanenten politischen Diskussionen und Wünschen ausgesetzt, die den Planungsprozess verlängern und teurerer machen.
Ein Beispiel zur Prognoseunsicherheit: Um die Jahrtausendwende gingen alle Fachleute davon aus, dass in der BRD kein nennenswerter Zuwachs an Wohnungen erforderlich sei, weil man von einer negativen Bevölkerungsentwicklung ausging. In Berlin und in anderen Regionen wurde u.a. im Difu ernsthaft über den Rückbau (=Abbruch) von Wohnungen diskutiert. Deshalb wurden auch in Regensburg weniger Wohnungen gebaut. Mutig waren zu diesem Zeitpunkt wenige Bauträger. Wer bauen wollte, musste den Banken nachweisen, dass er die meisten Wohnungen verkauft hatte. Dasselbe trifft für gewerbliche Bauten zu. Somit also eine völlig andere Situation als für öffentliche Bauten.
Es ist Führungsaufgabe, wie der Planungsprozess öffentlicher Bauten abläuft, der ein hohes Maß an planerischen Verständnis, Können und Disziplin erfordert. Das Schlimmste ist, wenn taktiert und intrigiert wird.
Daniela Camin-Heckl
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@Master of Desaster
23. Januar 2022 um 10:45 | #
Ich lasse Ihre Argumentation nur bedingt gelten.
Ich will Ihnen dies auch begründen.
Erstens halte ich die Verwaltung nicht für ein seelenloses Wesen, weil eben nicht das Gebäude gemeint war.
Zweitens Herr Herrmann erschien explizit, weil eben diese Aussage von ihm stammte und mich diese Argumentation zutiefst erschütterte. Eine Fehlplanung als Begründung für stetigen Abriss und Neubau, schon nach 5 Jahren…
Drittens bereits 2008 war irgendwie klar, dass es zu Verknappung des Wohnraum in Regensburg kommt. Der soziale Wohnungsbau schrumpfte in Regensburg. Wir erinnern, Daut Stadtbau Regensburg….
Viertens, es ist auch zu einfach, jetzt zu argumentieren, der Bürger an sich ist Schuld, wenn er gg. bekannt werdende Bauprojekte Einwendungen erhebt.
Fünftens, der wesentliche Unterschied zwischen’privaten’ Bauträgern und der öffentlichen Hand ist. Kein Privater würde ohne Budget – Vorgaben in die Planung gehen. Da werden von Haus aus Vorgaben gemacht, wie viel darf der qm kosten, welche Substanz muss erhalten werden usw.
Sechstens, wenn ich zu Hauf Firmen ansiedele, dann muss ich zwangsweise mit einem proportionalen Zuwachs an Bevölkerung rechnen. Das da Familien mit schulpflichtigen Kindern dabei sind, ist eigentlich selbsterklärend.
Und abschließend, wer bitte macht solche Zukunftsprognosen? Der Bürger?
Das ist und bleibt ein Planungs – Schwank, wenn eine Stadtverwaltung verkündet, wir müssen eine 5 Jahre alte Schule wieder abreisen und neu bauen, weil diese zu klein ist, wohl gemerkt 5 Jahre nach der Fertigstellung! Und das Prädikat”Nachhaltig” kann leider nicht verliehen werden.
Und noch eines, es gäbe genug Schulbauten, die dringenst der Sanierung bedürfen.