24 Apr2013
SDS Regensburg aufgelöst
Auf seiner Sitzung am 15.04.2013 hat sich der SDS Regensburg mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Diesem formalen Akt gingen in den vergangen Wochen, ja Monaten viele
Diskussionen voran, die diesen Schritt letztlich unvermeidbar machten.
Zu den Gründen:
Der SDS Regensburg blickt auf eine über 5jährige Geschichte zurück, die sowohl von
Hochphasen und Erfolgen als auch von Niederlagen und Enttäuschungen begleitet war.
Letztere haben zumindest in den zurückliegenden Monaten in der Gewichtung
zugenommen und bedingen die nun erfolgte Auflösung mitunter. Neben vielen
verschiedenen, zum Teil auch persönlichen Gründen, haben insbesondere zwei unsere
Entscheidung mitgeprägt:
1) Unabhängigkeit war uns immer wichtig. Unabhängigkeit von der Partei Die Linke
einerseits und vom Bundesverband Die Linke.SDS andererseits. Mit der Partei arbeiteten
wir projektbezogen auf regionaler Ebene gut zusammen. Mit dem Bundesverband hatten
wir anfänglich mehr, zunehmend jedoch immer weniger zu tun, was insbesondere daran
lag, dass wir und uns immer weniger mit ihm identifizieren konnten. Letztlich war es
jedoch für uns nicht mehr haltbar, weiterhin einem Verband anzugehören, der sich selbst
überschätzt und politisch auf aufgeblasene und kapazitätsintensive Kampagnen und
überdimensionierte Kongresse setzt, die weder theoretisch noch praktisch eine bleibende
Wirkung entfaltet haben. Wir sehen uns nicht mehr als Teil dieses Verbandes.
2) Stets haben wir uns als eine allgemeinpolitische und gesamtgesellschaftliche Gruppe
verstanden, die sich nicht nur auf Hochschulpolitik eingrenzt. War die Vergangenheit noch
stärker mit hochschulpolitischen Themen belegt, wichen diese von Zeit zu Zeit einem
immer stärker allgemeinpolitischen Kontext. Nicht zuletzt unsere Entscheidung die
Hochschulwahlen zu boykottieren (erstmals 2011) hat diese Richtung entscheidend
beeinflusst. Die Abkehr von Hochschulwahlen, Hochschulgruppen, Konvent und
SprecherInnenrat, die weiterhin unerbittlich das undemokratische System stützen, bleibt
richtig. Fortan konnten wir jedoch nur selten unseren eigenen Ansprüchen an eine
sozialistische Gruppe gerecht werden, weil wir es nicht hinreichend geschafft haben,
diesem System alternative Strukturen entgegenzusetzen. Wir mussten schwere personelle
Verluste hinnehmen und haben spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2012 deutlich
insbesondere an hochschulpolitischer Aktivität eingebüßt. Der Fortbestand als Hochschulund
Studierendengruppe macht für uns daher keinen Sinn mehr, da Hochschulpolitik
schon länger nicht mehr unser Hauptbezugspunkt war.
Trotz alledem erinnern wir uns gerne an die vergangenen fünf Jahre, in denen wir als SDS
Regensburg an der Hochschule, der Universität, aber auch in dieser Stadt aktiv waren. Mit
Freude denken wir an unsere umfangreichen Veranstaltungsreihen zu ’90 Jahre
Bayerische Räterepublik’ (2008), ‘Was ist links?’ (2010) und zum Feminismus (2011)
zurück, an unsere (alternativen) Semester-Opening- und Ending-Partys, an gemeinsame
Lesezirkel u.a. der sozialistischen Klassiker (Marx, Luxemburg, Gramsci etc.), an
(gewonnene, verlorene und boykottierte) Hochschulwahlen, den Die Linke.SDSBundeskongress in Regensburg (2011), die erfolgreiche Blockade des Naziaufmarschs 2009 in Regensburg, an zahlreiche Protestaktionen und Demonstrationen gegen Bidlungs- und Sozialabbau auf allen Ebenen, nicht zuletzt die Besetzung der Universität (2009/10), an den monatelangen Streik von Geflüchteten in Regensburg (2012), an über 200 Sitzungen und viele weitere Ereignisse zurück.
Wir danken den zahlreichen Bündnis- und Kooperationspartner_innen, die uns bei der
(nicht nur) politischen Arbeit begleitet und unterstützt haben. Insbesondere gilt unser
Dank [anita f.], attac Regensburg, BI Asyl, Bund für Geistesfreiheit, DGB Region
Regensburg, Die LINKE Regensburg, Kurt-Eisner-Verein, Kein Platz für Nazis,
L.E.D.E.R.E.R. e.V., Resi e.V., Ruam, SJD Die Falken Regensburg, Soziale Initiativen e.V.
und allen, die einmal Teil dieser, unserer Gruppe waren oder in welcher Weise auch immer
mit uns zu tun hatten.
Die Auflösung des SDS Regensburg bedeutet für uns nicht, dass wir uns politisch
zurückziehen und die Füße hochlegen. Wir sind überzeugt, dass sozialistische Politik
weiterhin notwendig ist, in Regensburg, aber auch weit darüber hinaus. Wir hoffen bisher
einen kleinen und bescheidenen Beitrag hierzu geleistet zu haben und werden auch
weiterhin versuchen dies zu tun. Allerdings in anderen Kontexten.
Nach Wochenblatt-Attacken: Uni stellt sich hinter ihren Mitarbeiter » Regensburg Digital
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[…] seiner Auflösungserklärung vom April 2013 betont der SDS Regensburg sogar ausdrücklich seine „Unabhängigkeit von der Partei Die Linke […]