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Nach "Corona-Tipp" des Bezirksgeschäftsführers

Schluss mit lustig in der Oberpfalz-FDP

Dass der Bezirksgeschäftsführer der Oberpfalz-FDP in einer Rundmail vorschlug, sich in die Corona-Listen in Gaststätten als Bayerischer Innenminister einzutragen, um „dagegenzuhalten“ ging schließlich auch dem Vorstand zu weit.

Corona-Listen in der Gastronomie: ein Rohentwurf a la Arndt Kriegeskorte.

Arndt Kriegeskorte scheint ein Mensch mit Humor zu sein. Er engagiert er sich bei einem Faschingsverein. In diesem und im vergangenem Jahr hatten er und seine Frau gar die Ehre, das Prinzenpaar zu stellen. Und außerdem ist der 68jährige Ingenieur Mitglied der FDP. In der Vergangenheit kandidierte Kriegeskorte auch für Land- und Bezirkstag. Dem Vorsitzenden Ulrich Lechte gilt der Pyrbaumer (bei Neumarkt) als verdienstvoller Geschäftsführer des FDP-Bezirks Oberpfalz. Doch damit ist es nun vorbei.

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„In jedem Telefonbuch eine ‘Gasthausidentität’“

„In den kommenden Monaten“ soll er als Bezirksgeschäftsführer abgelöst werden. „Ein geplanter Wechsel“ sei das, betont Ulrich Lechte zwar in seiner Rundmail an die Mitglieder, doch es ist ein offenes Geheimnis, das vielen von ihnen eine „private Meinung“ zu weit ging, die Kriegeskorte über den offiziellen Verteiler der Oberpfalz-FDP verschickt hat.

Da er die Besucherlisten in Gasthäusern im Zeichen von Corona für „grenzwertig“ halte, solle man doch „dagegen halten“, schreibt er darin. Schließlich finde sich doch „in jedem Telefonbuch eine ‘Gasthausidentität’‘“. Einen Vorschlag liefert der lustige Liberale gleich mit: die Büroadresse des Bayerischen Innenministers Joachim Herrmann nebst dessen Telefonnummer. „Nur zu Gunsten des Wirtes, aufpassen dass der nicht schon da war. ;)“

„Die Stellungnahmen zeigen mir, dass ich nicht der Einzige bin, der so denk(t).“

Was dann folgte, scheint ein ziemlicher Shitstorm, aber auch die eine oder andere Zustimmung vonseiten einiger Empfänger gewesen zu sein. Zunächst schwieg Kriegeskorte, doch zwei Tage später kam eine Reaktion des Bezirksgeschäftsführers:

„Hallo zusammen, ich bitte um Entschuldigung, dass ich den Mitglieder der FDP Oberpfalz meine private Meinung zur Diskussion gestellt habe. Die Stellungnahmen zeigen mir, dass ich nicht der Einzige bin, der so denk. In meiner Funktion als Bezirksgeschäftsführer würde ich mich darüber freuen, wenn die Reaktion auf meine Bitte sich zur Stimmrechtsausgabe und / oder Teilnahme an der Zählkommission am Landesparteitag genauso intensiv gewesen wäre. Deshalb wiederhole ich hier meinen Aufruf! Freiwillige vor! (…) Gegebenen Falls bitte ich um Namensnennung zur Totenehrung.“

Entschuldigung nach Telefonkonferenz

Ob es Rückmeldungen gab, ist nicht überliefert. Allerdings sah sich schließlich der Bezirksvorstand der Oberpfalz-FDP genötigt, ein paar Dinge klarzustellen. Nach einer eigens einberufenen Telefonkonferenz ließ man die Mitglieder am heutigen Donnerstag wissen, dass Kriegeskortes Aussagen „nicht der Meinung des Bezirksvorstandes“ entsprächen und „keine offizielle Äußerung“ gewesen seien. Außerdem habe man den Geschäftsführer darauf hingewiesen, „dass der Verteiler der FDP Oberpfalz hierfür nicht verwendet werden darf“. Und schließlich bittet Ulrich Lechte im Namen des gesamten Vorstandes um Entschuldigung – und Verständnis:

„Arndt Kriegeskorte hat bisher einen untadeligen Job gemacht. Die Mail war ein Fehler, den er auch selber eingesehen hat. Seine bisherigen Verdienste bleiben aber unbenommen. Somit möchte der Bezirksvorstand die Arbeit mit Ihm fortführen, bis der planmäßige Wechsel erfolgt.“

Ob die Sache damit ihr Bewenden hat und ob bereits ein Oberpfälzer FDP-Mitglied Kriegeskortes Anregung gefolgt ist und sich als Joachim Hermann ausgegeben hat war bislang nicht zu klären.

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Kommentare (5)

  • Joachim Datko

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    Vertrauensbruch durch die Behörden!

    Zitat: “Dass der Bezirksgeschäftsführer der Oberpfalz-FDP in einer Rundmail vorschlug, sich in die Corona-Listen in Gaststätten als Bayerischer Innenminister einzutragen, um „dagegenzuhalten“ ging schließlich auch dem Vorstand zu weit.”

    Die Behörden dürfen die angegebenen Daten zur Feststellung von Infektionsketten bei Corona auch für allgemeine polizeiliche Zwecke verwenden. Das ist ein ungeheuerlicher Vertrauensbruch.

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  • KW

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    Zitat von @Datko
    “Die Behörden dürfen die angegebenen Daten zur Feststellung von Infektionsketten bei Corona auch für allgemeine polizeiliche Zwecke verwenden. Das ist ein ungeheuerlicher Vertrauensbruch.”
    Und deswegen befürworten Sie, wie von dem Herrn der FDP vorgeschlagen, sich einen Namen und Adresse aus dem Telefonbuch auszusuchen?
    Dann schlage ich vor in Zukunft bei allen Gastronomie-Besuchen Namen und Adresse von Herrn Datko einzutragen. Würde Ihnen das Gefallen?

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  • Gerda Huber

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    Zuerst einmal mußte ich lachen. Solche Aktionen wären früher von einem Mitglied (sorry: Mitgliedin) der GRÜNEN gekommen. Jetzt kommt so etwas von der FDP. Wie sich die Zeiten ändern. Aber HALT! Natürlich muß man – und auch ich – sofort Verantwortlichkeit betonen und solche Aktionen geisseln. Überhaupt könnte und sollte man zur Zeit vieles GEISSELN, z.B. wenn die Maske die nicht korrekt sitzt (überhaupt eignet sich das Maskenthema perfekt für alle Sätze, in denen das Wort “Verantwortung” vorkommt), das Posten von “verharmlosenden” wissenschaftlichen Studien und – das Posten von kritischen Beiträgen. Schande über diejenigen und Schande über mich.
    Achja, und die Reaktionen in der FDP auf diese – zugebenermaßene illegale – Tat hielt sich im Rahmen. Wenn dem Herrn Kriegskorte das bei den GRÜNEN passiert wäre, den Shitstorm möchte er nicht erleben. So ändern sich die Zeiten.

    Was mich jedoch einmal interessieren würde: Wieviele Infektionsketten konnten die Gesundheitsämten wirklich unterbrechen und … das ist noch viel schwieriger: Wieviele schwere Erkrankungen damit verhindern? A propos Massnahmen: Die vielgelobte und sündteuere App scheint ja ein Flop zu sein, die wurde unlängt sogar von den Gesundheitsämter – unverantwortlicherweise – kritisiert. Veilleicht hat sie ja 1 oder 2 oder 3 Erkrankungen verhindert? Who knows…

    “Amtsärzte sehen nur geringen Nutzen der Corona-App

    24.09.2020 02:59 Uhr

    Die Amtsärzte in Deutschland sehen nur einen sehr geringen Nutzen der Corona-App. Da die Daten der App nicht automatisch an die Gesundheitsämter weitergeleitet werden, sei dieses Instrument in seiner derzeitigen Form “für uns keine große Unterstützung bei der schnellen Bekämpfung und Eindämmung von Corona-Ausbrüchen”, sagte die Verbandsvorsitzende der Amtsärzte, Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

    Sie betonte, die App spiele “in der alltäglichen Arbeit der deutschen Gesundheitsämter so gut wie keine Rolle”. Es komme “äußerst selten” vor, dass sich ein App-Nutzer wegen eines entsprechenden Warnhinweises bei den Ämtern melde. Die Politik habe entschieden, den Datenschutz über den Pandemieschutz zu stellen. “Das haben wir so zu akzeptieren”, sagte die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD).”
    Achja, wenn doch chinesische Verhältnisse hätten, dieses Scheissvirus hätten wir doch dann schon im Griff – oder?

    Meine These:
    Vielleicht ist es ja mit all den hyperaktiven Massnahmen so: Die bringen wenig bis nichts, aber kosten Milliarden, haben immense soziale und ökonomische Nebenwirkungen, erodieren die Grundrechte und spalten die Gesellschaft. Aber man fühlt sich wenigstens auf der Seite der verantwortlich handelnden. Und wenn trotzdem die Zahlen weiter steigen liegt es ja nicht daran, dass sie schlicht nichts bringen, sondern es liegt dann sicher an der ach so unverantwortlichen Jugendlichen-Party next door. Und an der Oma, die ihre Maske vergessen hat. Somit hat man das Heft des Handelns fest in der Hand, denn das Deutungs-/Erklärungsmuster ist nahezu unauflösbar. Und ich denke mir im Supermarkt schon mitunter: Mein Atmen und mich-dort-Aufhalten ist eigentlich unverantwortlich, denn ich könnte ja infiziert sein und jemanden anstecken ohne es zu merken, denn mein Atem geht definitv über meine beschlagene Brille in die Umgebung. Um mal Böhmermann’sche Satire zu bemühen: DAS VERANTWORTLICHSTE WÄRE – SICH DIE KUGEL ZU GEBEN. Denn dann bin ich keine Gefahr mehr für meinen Nächsten. Endlich einmal etwas, was wirklich funktionieren würde. Auch der Shitstorm würde sich im Rahmen halten.

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  • P. Jahn

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    Danke @Gerda Huber, ihre Beiträge sind immer wieder schön zu lesen, sind sie doch auf Corona bezogen die wohl treffensten und sinnvollsten hier auf der Seite.

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  • Gerda Huber

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    Lieber P. Jahn, besten Dank für die Verbalblumen. Freut mich. LG

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