Schlosshotel: Gegenattacke auf herrschaftliche Positionen
„Die Immobilienmafia hat uns voll im Griff“, murmelt ödp-Stadtrat Jockl Graf, als er kurz vor 16 Uhr zum Milchschwammerl am Bahnhof kommt. Bevor er das Haus verlassen hat, um sich dem Protest gegen die Baupläne des Fürstenhauses anzuschließen, hat er noch einen Blick auf die Parteispenden-Liste der CSU geworfen.
Da sind viele vertreten, die in der Baubranche Rang und Namen haben. Viele, die auch Rang und Namen haben, haben den fürstlichen Plänen mittlerweile ihr Placet gegeben. Schlossumbau zum Hotel. Garage im Park, 350 Meter lange Zufahrt durchs Biotop – alles in Ordnung befinden das Landesamt für Denkmalpflege, ebenso der Landesdenkmalrat, der auf eine „eine ins bauliche und denkmalfachliche Detail gehende Auseinandersetzung verzichtet“ hat. Es gebe schließlich eine bestandskräftige Baugenehmigung. Die wurde im Regensburger Stadtrat im Eiltempo durchgepeitscht. Von diesem Stadtrat hat sich heute neben Graf auch Margit Wild zu den vielleicht 40 Protestspaziergängern gesellt. Gegen den Ärger über die bayerischen Denkmalbehörden hat man dieses Mal Musik mitgebracht. Axel Prasuhn singt den „Allee Song“, das Bündnis „Rettet den Schlosspark“ versorgt die Anwesenden mit Infos. „Wir lassen nicht nach. Kontinuität bringt was“, sagt Benedikt Suttner vom Zusammenschluss aus sieben Vereinen und Initiativen.
Zunächst waren es nur Garage und Zufahrt fürs geplante Hotel im Fürstenschloss, die für Protest gesorgt hatten. 40 Bäume sollen dafür fallen, der Landesbund für Vogelschutz sieht Vogel- und Fledermausarten im Biotop Schlosspark gefährdet. Zunehmend gerieten aber auch die Hotelpläne selbst in die Kritik. Bei einem Symposion des Historischen Vereins sprachen Experten wie Dr. Peter Morsbach (Altstadtfreunde), und Professor Martin Dallmeier (Historischer Verein) Ende Januar von einer Veränderung des Schlosses in drei Viertel seiner historischen Substanz. Morsbach damals: „Man hat den Eindruck, dem fürstlichen Haus wird etwas genehmigt, was sich sonst keiner erlauben dürfte.”
Auch am Sonntag, als die rund 40 Spaziergänger mit Musikbegleitung durch die Allee ziehen, sind es insbesondere diese denkmalpflegerischen Bedenken, die gegen die Pläne ins Feld geführt werden. Vor allem die Null-Aussage des Landesdenkmalrats sorgt für Ärger.
„Schludrig und fahrlässig“ seien sowohl das Landesamt für Denkmalpflege wie auch der Landesdenkmalrat vorgegangen, be- kräftigt Eginhard König, als er in der Allee seine vehemente Gegnerschaft zum Hotelumbau bekräftigt. Beispiel: Ein neues Treppenhaus im frühmittelalterlichen Teil des Schlosses ist in den Bauplänen eingezeichnet. „Das hat der Investor nicht einmal beantragt.“
Auf ein siebenseitiges Schreiben von Dr. Martin Dallmeier, das denkmalpflegerische Bedenken detailliert auflistet, hat der Landes- denkmalrat mit „gerade mal elf inhaltlichen Zeilen geantwortet“. Tenor der Antwort: Es gibt eine Baugenehmigung der Stadt Regensburg.
Welche Baugenehmigungen und Baupläne es früher in Regensburg gab – mit einhelliger Zustimmung des Stadtrats – hat zuvor am Emmeramsplatz Klaus Caspers, alter Haudegen vom Arbeitskreis Kultur, erläutert. In den 70ern sollte eine Straße durch den Vorhof der Emmeramskirche gebaut werden. „Erst unsere gewaltlose und sehr insistierende Gegenattacke hat diese Pläne gestoppt“, erinnert sich Caspers, der damals mit Egon Greipl, heute oberster Denkmalpfleger, gegen die Straße protestiert hat. Eine solche „Gegenattacke“ soll auch dieses Mal helfen. Allee- Spaziergänge, Bewusstsein schaffen, die Protest-Basis verbreitern. Das haut hin, glaubt Caspers. Er ist gerade in einen Haufen Hundescheiße getreten. „Das bringt Glück.“
Das Fürstenhaus hat den Umbau des Schlosses zum Hotel im Wesentlichen damit begründet, dass man nur so die Unterhaltskosten hereinwirtschaften könne. Dieser Argumentation hat sich auch das Landesamt für Denkmalpflege nicht verschlossen. „Unter der Voraussetzung, dass die Realisierung eines Hotels der einzige Weg ist, die Gesamtanlage St. Emmeram für die Zukunft zu erhalten“ könnten die denkmalfachlichen Bedenken weitgehend zurücktreten, so ein Schreiben des Generalkonservators Egon Johannes Greipl. Schon einmal führte das Fürstenhaus wirtschaftliche Überlegungen an.
Fürst Albert – weltweit der jüngste Milliardär – wollte die Hofbibliothek verkaufen. Begründung: Die Unterhaltskosten seien zu hoch. Dem schob das Oberlandesgericht Nürnberg 2003 einen Riegel vor. Begründung: Es handle sich bei der Hofbibliothek um Kulturwerte, die „häufig nicht unter marktkonformen Bedingungen, sondern unter den Privilegien einer herrschaftlichen Position geschaffen und erworben wurden.“ Das gilt auch für das Schloss – erworben „unter Privilegien einer herrschaftlichen Position“. Jetzt will sich die Herrschaft den Unterhalt nicht mehr leisten.
Rechtfertigen die auf ca. eine Million jährlich geschätzten Unterhaltskosten einen drastischen Eingriff ins Biotop Schlosspark und den Umbau des Schlosses in drei Viertel seiner historischen Substanz? Rechtfertigt das eine „schludriges und fahrlässiges“ Verhalten der bayerischen Denkmalbehörden?
Zu den Bedenken und Protesten der Regensburger hat das Fürstenhaus bislang beharrlich geschwiegen. Man hat schließlich die Zustimmung des Landesamts für Denkmalpflege und weiß die Politik auf seiner Seite.
Ein anderes Schloss, das Gut Kaltenbrunn in Gmund am Tegernsee, sollte ebenfalls zum Hotel umgebaut werden. Es hagelte Bürgerproteste. Ungeachtet dessen gab es eine Baugenehmigung durch die Kommune, eine Zustimmung des Landesamtes. Der Umbau wurde per Gericht gestoppt. Im Sommer steht eine Entscheidung zur Popularklage mehrerer Gmunder Bürger an. Investor in Gmund ist die Münchner Schörghuber-Gruppe. Die ist auch für den Schlossumbau in Regensburg im Gespräch.
Roland Hornung
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Es war wunderbar am Sonntag, 25. Mai, um 16 Uhr.
Alles hat gepasst: Gute Redebeiträge, wunder-
schönes Wetter zum Spazierengehen, viele und
wichtige Leute, herrliche Musik ( genau mein
Geschmack und genau für mein Alter )!
Hoffen wir alle auf Erfolg !
Euer Roland Hornung
MKVeits
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Der Landesdenkmalrat irrt schlicht, wenn er meint, es gäbe eine “bestandkräftige Baugenehmigung”. Gehen Sie doch auf http://www.aktionboss.de und am Donnerstag in die Verhandlung beim Verwaltungsgericht.
ichwillanonymbleibenineinerhordevonfeiglingen
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schön, wenn brave bürger gegen die obrigkeit demonstrieren, die sie verdienen. aber ist es notwendig, dass man diesem “protest” öffentlichkeit einräumt? schönes wetter, richtig warm und auch noch “musik für mein alter” … da werden die bosse richtig gezittern! wenn protest zum spaziergang verkommt, dann ist es an der zeit im 5*hotel quartier zu beziehen und eine bloody mary zu trinken; um aus dem fenster zu sehen und sich zu sagen, “schön, ich konnte heute die heizkosten für mein tv-gerät sparen, denn die betroffenheits-soap lief unter meinem balkon”. derweil meine wette auf das abschmelzen der polkappen an den börsen reüssiert und ich überlege, ob ich in den H3-import vom mond einsteige… nun, immerhin habe ich meine samenzellen erfolgreich nach UK exportiert wo sie dann in ein echtes rindviech eingeschleust werden und ich zum wohle der menschheit an der dezimierung von erbkrankheiten teilhaben kann… da bin ich schon beruhigt und schaue nochmal zum fenster hinaus ob die demonstranten nichts festeres zur hand nehmen …
Roland Hornung
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Oh je, da fühlt sich anscheinend jemand auf den
pseudo-intellektuellen Schlips getreten ?
Diese Demo von vielen und wichtigen Initiativen
und Vereinen war von praktisch denkenden Men –
schen organisiert und für engagierte Menschen
gedacht. Nicht für notorische Nörgler und nicht
für Berufs-Querulanten und Bedenken-Träger.
Auch ” Lieschen Müller ” meint ja, dass es
sich nicht lohnt zu engagieren. Doch wer nicht
wagt, der gewinnt nicht. Wer kämpft, der kann
verlieren. Wer nicht kämpft, der hat schon ver-
loren.
Viele Grüße an den anonymen Verlierer.
Euer Roland Hornung