Schaukampf auf Rollschuhen
An diesem Wochenende fand in Regensburg zum ersten Mal eine Bayerische Meisterschaft im Roller Derby statt. Erwartungsgemäß durchgesetzt hat sich beim „Bavarian Battle“ das A-Team des TSV 1860 München, Munich Dynamite, das im Finale das B-Team des Vereins (Municorns) deutlich bezwingen konnte. Das Regensburger Rolling Rat Pack vom ESV 1927 sicherte sich den dritten Platz. Wichtiger als die Ergebnisse sind beim Roller Derby aber ohnehin die harmonische Atmosphäre, die Unterhaltung, die Selbstironie und die Freude an der Show.
Mehr noch als Punkte dürften die Spielerinnen bei der 1. Bayerischen Meisterschaft im Roller Derby blaue Flecken gesammelt haben. Bei der Vollkontaktsportart, die seit Beginn der 2000er Jahre ein Revival erlebt und sich vor allem in den letzten Jahren einer zunehmenden Beliebtheit erfreut, geht es keineswegs zimperlich zu. Besonders bekamen dies Sucker Punch aus Nürnberg zu spüren, die sich nach zwei Spielen bereits am Samstag verletzungsbedingt aus dem Turnier zurückziehen mussten.
Die Vollkontaktsportart erfordert viele Qualitäten
Was ist Roller Derby? Beim Roller Derby treten zwei Rollshuh-Teams mit jeweils fünf Spielerinnen auf einer ovalen Bahn gegeneinander an. Punkte werden durch die sogenannte Jammerin (markiert mit einem Stern auf dem Helm) erzielt, indem sie die Spielerinnen des gegnerischen Teams auf dem Track überholt bzw. umrundet. Pro überholte Gegnerin gibt es einen Punkt.
Ziel für jedes Team ist es die eigene Jammerin möglichst oft an den Gegnerinnen vorbeizuschleusen und die gegnerische Jammerin mit Blocks und geschicktem Positionsspiel genau daran zu hindern. Die Blockerinnen erfüllen somit zugleich offensive und defensive Aufgaben. Gefragt sind beim Roller Derby also vor allem Schnelligkeit, Wendigkeit, Balance, körperliche Robustheit, Ausdauer und taktische Versiertheit im Zusammenspiel mit den Mitspielerinnen.
Dass dies vor allem für ungeübte Augen teilweise ein ziemliches Durcheinander ist, liegt auf der Hand. Eine Vielzahl an Referees und Offiziellen innerhalb und außerhalb der Bahn, stellt deshalb den regulären Spielbetrieb sicher. Der Spielstand muss fortlaufend überwacht und Punkte selbst in unübersichtlichen Situationen korrekt erfasst und gezählt werden. Kommt es zu Regelverstößen, was etwa durch unerlaubte Blocks häufig der Fall ist, müssen diese geahndet werden.
Rolling Rat Pack unterliegt nur knapp den Municorns
Insgesamt traten bei der Bayerischen Meisterschaft fünf Teams in der vor allem am Samstag sehr gut besuchten Städtischen Turnhalle in der Clermont-Ferrand-Allee an. Rolling Thunder aus Augsburg, die zugleich ihre ersten offiziellen Spiele bestritten, Sucker Punch aus Nürnberg, das A- und das B-Team der Munich Rolling Rebels und das Rolling Rat Pack aus Regensburg.
Das mit Abstand spannendste und aufregendste Spiel lieferten sich die Municorns und das Rolling Rat Pack. In der Qualifikationsrunde am Samstag mussten sich die Regensburgerinnen mit 102:103 geschlagen geben, wobei die Entscheidung erst in den allerletzten Sekunden des Spiels fiel.
Dieser knappe Ausgang war an diesem Wochenende jedoch die absolute Ausnahme. Die meisten Bouts (Spiele) wurden sehr deutlich entschieden, wobei sich im Turnierverlauf zunehmend die große Dominanz des Erstligisten Munich Dynamite zeigte, der bereits am Samstag in der halben Spielzeit (30 Minuten) die 300-Punkte-Marke knacken konnte und mit 303:12 die Augsburgerinnen spielend bezwang.
Auch das Finale mit einer regulären Spieldauer von 60 Minuten ging mit 376:72 deutlich an das Münchener A-Team. Die Municorns konnten den teilweise großartig gefahrenen Jams (Spielabschnitte) von Munich Dynamite wenig entgegensetzen, sodass die antrittsstarken Jammerinnen wie California Screaming oder Pandora Nox reichlich und fast nach Belieben punkteten. Zuvor konnte das Rolling Rat Pack das Spiel um Platz 3 souverän mit 276:155 gegen Rolling Thunder gewinnen.
Spaß ist wichtiger als das Ergebnis
Beim Roller Derby zählen allerdings nicht nur die Ergebnisse. Wichtig – wenn nicht sogar wichtiger – ist das Drumherum, das mit diesem Sport verbunden ist. Roller Derby legt sehr viel wert auf optische und akustische Theatralik und Übertreibung. Passend dazu trat zwischen den beiden Finalspielen am Sonntag der Elektro-Pop-Glitzer-Sänger Bird Berlin auf der Tribüne der Turnhalle auf. Nicht nur darin wird die Freude der Sportart an selbstironischer Inszenierung deutlich, sondern vor allem auch im Auftreten der Spielerinnen und Offiziellen selbst. Gebräuchlich sind neben ausgefallenen, auffälligen und detailreichen Kostümteilen und Gesichtsbemalungen auch Pseudonyme bzw. „Kampfnamen“ wie zum Beispiel Bat Ass (Rolling Rat Pack), KathiPult (Municorns) oder Prügel Paula (Rolling Thunder).
Neben aller Show zeigt Roller Derby im Unterschied zu vielen anderen Sportarten jedoch auch gesellschaftspolitische Haltung, versteht sich dezidiert als feministisch und räumt innerhalb und außerhalb des Tracks mit geschlechtsspezifischen Rollenklischees auf. Auch die starke Community samt kleiner, aber hartnäckiger Fanszene, ist eine Besonderheit, die das Interesse und den Spaß am Roller Derby weit über allerlei mögliche Teamrivalitäten stellt.
Am 27. November bietet das Rolling Rat Pack einen sogenannten „Fresh Meat Day“ an, bei dem Interessierte die Sportart kennenlernen können. In der kommenden Spielzeit steigen die Regensburgerinnen übrigens in der 3. Bundesliga ein. Vielleicht kommt der am Wochenende erstmals vergebene Wanderpokal schon bald wieder nach Regensburg.
Schwalbe
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Ja klar, alles Geschmackssache und man muss es ja nicht lesen, trotzdem:
möchte RD mit diesem Bericht vielleicht sein Niveau dem sonst in der Regensburger Medienlandschaft üblichen Level annähern?
Bambule
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@Schwalbe hä? why?
Mr. T
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Schwalbe hat doch im ersten Satzteil bis zum Doppelpunkt alles gesagt, was dazu zu sagen ist.
Ich hab den Artikel interessiert gelesen. Mal was anderes mitbekommen …