24 Apr2013
Schaidinger nervt Naturschutz-Verbände: “Ein Stadtoberhaupt sollte seine Aussagen belegen können”
Offener Brief von Naturschutz-Verbänden an OB Hans Schaidinger
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Schaidinger,
Sie haben in letzter Zeit mehrfach, auch über die Medien verbreitet, den Standpunkt vertreten, dass Regensburg deshalb wirtschaftlich so gut dastehe, weil Sie Arbeitsplätzen Vorrang vor Naturschutz eingeräumt hätten. Viele Bürger der Stadt Regensburg hat diese Aussage erstaunt, zumal uns keine zentralen Konfliktpunkte bekannt sind, die eine solche plakative Aussage rechtfertigen. Eine Reduzierung auf „Arbeitsplätze“ wird gerade auch den großen Betrieben in und um Regensburg nicht gerecht, welche dem Erhalt der Lebensgrundlagen (und dazu gehören auch Umwelt- und Naturschutz) in Ihren Firmenphilosophien einen hohen Stellenwert einräumen.
Wir erwarten uns als Vertreter unserer Verbände vom Stadtoberhaupt der immerhin viertgrößten Stadt Bayerns, dass es seine Aussagen fundiert belegen kann. Wir fordern Sie daher öffentlich auf, dieses nachzuholen.
Unabhängig davon wagen wir zu behaupten: Ohne viele Naturschutzkleinode in und um Regensburg, ohne z.B. die „Grüne Achse“ Donau, ohne städtische und staatliche Umweltverwaltung und Bürger, welche die Schätze der Natur erkennen und ohne gesetzlich vorgeschriebene Umweltstandards wären der Wirtschaftsstandort Regensburg und auch der Standort Deutschland deutlich weniger attraktiv, wenn nicht sogar „unattraktiv“.
Aktuell wurde beim Runden Tisch „Schillerwiesen“ daran erinnert, wie die Zellstofffabrik in Kelheim die Donau so belastet hat, dass diese „tot“ war und Ihre Funktion zur Naherholung einge-büßt hatte. Dank der Umweltschutzgesetze und dank engagierter Bürger haben wir heute wieder eine Donau, die als Natur- und Naherholungsachse wertvoll ist, welche es zu bewahren und auch noch zu verbessern gilt. Wir würden uns dazu noch viel mehr Engagement der Stadt mit ihrem Oberbürgermeister wünschen. Eines von vielen weiteren Anliegen sind die ehem. Klärteiche der Zuckerfabrik, welche für die Vogelfauna der Stadtgebietes und darüber hinaus besonders wert-voll sind: Lassen Sie dort nicht alle Natur „wegräumen“.
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Schaidinger, Ihre Amtszeit geht in knapp einem Jahr zu Ende. Nutzen Sie diese Zeit noch, um auch in den Bereichen Naturschutz, Naherholung, Klimaschutz, Feinstaub, nicht motorisierte Mobilität einige positive Akzente zu setzen.
Unser Anliegen ist eine lebenswerte, prosperierende Stadt Regensburg. Der Naturschutz ist hierfür ein integraler Bestandteil, damit auch nachfolgende Generationen ein lebens- und liebenswertes Regensburg vorfinden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Klaus-Dieter Gross, 1. Vorsitzender Naturfreunde Ortsgruppe Regensburg
Prof. Dr. Günter Hauska, Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern
Raimund Schoberer, 1. Vorsitzender Bund Naturschutz, Kreisgruppe Regensburg
Ernst Seidemann, 1. Vors. Landesbund für Vogelschutz, Kreisgruppe Regensburg
Dr. Klaus Wörle, 1. Vorsitzender ADFC, Kreisverband Regensburg