13 Jul2012
Rohstoffe stärken Investmentportfolios
Aluminium, Rohöl oder Mais – Investieren in der Krise
Rohstoffe stärken Investmentportfolios
Wirtschaftswissenschaftler der Universität Regensburg haben den Nutzen von Rohstoffen für Investmentportfolios im Euro-Raum untersucht. Die langfristig und breit angelegte Studie belegt, dass sich unterschiedliche Rohstoffarten auch vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise als Anlageobjekte eignen. Die Untersuchungen der Forscher sind in der Zeitschrift „Journal of Banking and Finance“ erschienen.
Im Zeichen der Euro-Krise bangen derzeit viele Menschen um ihr Geld. Während sich zahlreiche Anleger in den Kauf von Immobilien flüchten, sind andere auf der Suche nach sicheren Investitionen an der Börse. Weltweit haben Anlageempfehlungen zugunsten von Rohstoffen (Commodities) zugenommen. Sie gelten als die wahren „Value Investments“, weil hier in Werte investiert wird, die physisch greifbar sind. Neuere Studien zeigen jedoch, dass aufgrund der Risiken von Commodity-Investments höchstens eine Beimischung in ein breiter gestreutes Investmentportfolio sinnvoll ist. Diese Studien beschränkten sich aber zumeist auf den US-Markt und sind für Anleger aus dem Euro-Raum nicht direkt übertragbar. Ein Forscherteam um Prof. Dr. Gregor Dorfleitner und Julia Belousova vom Institut für Betriebswirtschaftslehre der Universität Regensburg hat deshalb den Wertbeitrag von Investitionen in Commodities für Investmentportfolios im Euro-Raum untersucht.
Eine Diversifikation oder Streuung eines Investitionsportfolios ist eine Risikomanagement-Technik. Dabei kommt es zu einer Streuung des Anlagekapitals auf verschiedene Investments, um das jeweilige Risiko zu verringern. Bei einer sinnvollen Streuung wirkt sich ein hoher Wertverlust eines Einzelinvestments nur relativ gering auf den Gesamterfolg des Portfolios aus.
Die Regensburger Forscher konzentrierten sich in ihrer Studie auf den Einfluss von Rohstoffen auf solche Portfolios, in denen bislang Aktien, Anleihen und Devisen im Euro-Raum gehalten werden. Dazu wurde die Entwicklung von 25 verschiedenen Rohstoffen aus unterschiedlichen Bereichen – beispielsweise Energie, Industriemetalle, Edelmetalle oder Nahrungsmittel – durchleuchtet. Frühere Studien hatten sich auf einzelne Commodities oder auf sogenannte Commodity-Indizes beschränkt. Die Regensburger Untersuchung nahm einen Zeitraum von 16 Jahren – von Januar 1995 bis Dezember 2012 – in den Blick. Zudem wurde eine gesonderte Analyse, getrennt nach „Bullenmarkt-Phasen“ und „Bärenmarkt-Phasen“ vorgenommen. Der Begriff „Bullenmarkt“ steht an der Börse für anhaltend steigende Kurse und „Bärenmarkt“ für anhaltend sinkende Kurse. Die Regensburger Forscher nahmen diese Einteilung konsequenterweise anhand der Aktienmarktentwicklung und nicht derjenigen der Rohstoffmärkte vor.
Die Ergebnisse bestätigen auch für Euro-Investoren die prinzipielle Eignung von Rohstoffen zur Diversifikation von Investmentportfolios. Allerdings sind die einzelnen Rohstoffe nicht gleichermaßen gut geeignet. Die stärksten Effekte gehen von Energie- und Edelmetall-Investments aus. So reduzieren Rohöl, Heizöl und bleifreies Benzin das Risiko und erhöhen die zu erwartende Rendite. Für Erdgas kann dies nicht nachgewiesen werden. Auch Gold, Silber und Platin bringen für eine Diversifikation große Vorteile, wobei Platin in Bärenmarkt-Phasen keinen bedeutenden Gewinn mehr erwirtschaftet. Unter den Industriemetallen ragt Aluminium heraus: Als einziges Industriemetall trägt es sowohl in Bullenmarkt- als auch in Bärenmarkt-Phasen zur Risikoreduktion bei. Mais, Soja und Weizen führen zu einer Reduktion des Risikos, allerdings vor allen Dingen in Bullenmarkt-Phasen. Ähnlich verhält es sich mit Kakao und Zucker. Unter Lebendvieh zeichnen sich Mastrind und Jungochsen als prinzipiell geeignet zur Risikoreduktion aus, natürlich wiederum eher in Bullenmarkt-Phasen.
Die Ergebnisse der Regensburger Forscher sind in der Online-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Banking and Finance“ erschienen (DOI: 10.1016/j.jbankfin.2012.05.003); die Printveröffentlichung steht noch aus.
Zum Originalartikel:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S037842661200129X