RKI und Impfdurchbrüche: Problematischer Umgang mit der Datenebbe
Auch nach zwei Jahren Pandemie liegen dem Robert-Koch-Institut in vielfacher Hinsicht nur unvollständige Daten vor. Wie groß dieses Dunkelfeld ist, zeigen beispielhaft die Angaben zu den tödlichen Impfdurchbrüchen. Experten plädieren für einen anderen Umgang mit diesen Daten. Dass so etwas möglich ist, zeigt das Beispiel Schweiz.
Laut aktuellen Analysen des Robert-Koch-Instituts (RKI) kann für vollständig geimpfte Personen aller Altersgruppen – und insbesondere für Personen mit Auffrischimpfung – weiterhin von einem sehr guten Impfschutz gegenüber einer schweren COVID-19-Erkrankung ausgegangen werden. Auch bei der derzeit dominanten Omikron-Variante. Es zeige sich zudem für ungeimpfte Personen aller Altersgruppen ein deutlich höheres Risiko für eine COVID-19-Erkrankung, insbesondere für eine schwere Verlaufsform und Tod. Dies gelte auch, wenn die Gesundheitsämter aktuelle Fälle nachliefern müssten, und „für einen Teil der COVID-19-Fälle die Angaben zum Impfstatus fehlen oder unvollständig sind“ und somit „nicht alle COVID-19-Fälle in die Analysen einbezogen werden“. (RKI-Wochenbericht vom 24. Februar 2022)
Spielt es vor diesem Hintergrund und angesichts von über 120.000 COVID-19-Toten in Deutschland überhaupt eine Rolle, wie viele von ihnen trotz einer Impfung, die nie zu 100 Prozent schützen kann, verstorben sind? regensburg-digital ist diesen fehlenden und unvollständigen Angaben und ihrem Ausmaß hinsichtlich der tödlichen Impfdurchbrüche nachgegangen. Im Folgenden geht es nicht darum, die Schutzwirkung der Impfung generell in Frage zu stellen, sondern die Datenlage und den Umgang mit diesen Daten durch das RKI zu problematisieren.
Strukturelle Überlastung
Die deutschen Gesundheitsämter sind seit Monaten mit der Erfassung und Verwaltung von Corona-Infizierten und COVID-19-Erkrankten überlastet. Schon bevor die Omikron-Variante die Meldeinzidenzen geradezu explodieren ließ. So haben strukturelle Probleme bei der Datenerfassung, systemische Meldedefizite oder anwachsende Meldeverzögerungen beispielsweise auch in Regensburg letzte Woche dazu geführt, dass die Inzidenz von einen Tag auf den anderen von 809,7 auf 3.403,2 gesprungen ist. Die zuständigen Pressestellen des Regensburger Gesundheitsamts und des bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) gaben auf Anfrage an, dass wegen eben dieser lange andauernden Überlastung auch keine Daten zu Impfdurchbrüchen und fehlenden Impfstatus zur Verfügung gestellt werden könnten.
Es ist eine Zahl im Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts vom 6. Januar 2022, die den Anlass gab, der eingangs aufgeworfene Frage nachzugehen. In einem mit „Interpretation“ überschriebenem Kapitel heißt es dort für das Jahr 2021 ohne weitere Einordnung und ohne die ansonsten oft üblichen Randbemerkungen:
„Unter den insgesamt 4.288 Fällen von Impfdurchbrüchen, die zwischen MW 5 und 52 verstorben sind, waren 2.774 (65 %) 80 Jahre und älter.“
Das klingt nach einer exakten und absoluten Bestandsaufnahme der obersten Gesundheitsbehörde. Das wären weniger als neun Prozent der Menschen, die in diesem Zeitraum 2021 insgesamt an/mit Corona verstorben sind: rund 48.000 (weder Prozentsatz noch Gesamtzahl erwähnt der Wochenbericht). Doch tatsächlich besteht aufgrund der vom RKI zugrunde gelegten Definition und den teils unvollständig ans RKI übermittelten Daten ein erhebliches Dunkelfeld. Zum Ausmaß dieses Dunkelfelds hat sich das RKI in seinen Wochenberichten bislang nicht geäußert. Doch was ist unter einem tödlich verlaufenden Impfdurchbruch zu verstehen?
Die restriktive Definition des RKI
Ein tödlicher Impfdurchbruch besteht laut RKI-Definition dann, falls folgende Bedingungen erfüllt sind:
- es muss ein positiver PCR-Test vorliegen
- in der gesetzlich geforderten Meldung ans RKI muss sowohl eine klinische Symptomatik als auch eine vollständige Impfung angegeben sein
- zwischen der vollständigen Impfung und dem Tod müssen mindestens 14 Tage liegen.
Meldungen von COVID-19-Toten, die diese Kriterien nicht erfüllen, werden vom RKI nicht berücksichtigt und in das besagte Dunkelfeld geschoben.
Das RKI muss immer schon mit COVID-19-Meldungen aus den Gesundheitsämtern umgehen, für die die gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) geforderten Angaben nicht (vollständig) überliefert wurden. So auch beim Monitoring der laufenden Impfkampagne. Einige Monate lang Mitte 2021 schlug das RKI die COVID-19-Fälle mit unbekanntem Impfstatus kurzerhand der Gruppe der Ungeimpften zu. Im Ergebnis führte dieses Vorgehen statistisch gesehen einerseits zu einer Überhöhung der Anteile der Ungeimpften. Und andererseits zu einer Überschätzung der Impfeffektivität, die das RKI auf Basis dieser Zuordnung berechnete.
Ende September 2021 gab das RKI diese verfälschende Zuordnung auf. In den Wochenberichten werden zur Schätzung der Impfdurchbrüche und damit der Impfeffektivität seitdem nur noch symptomatische COVID-19-Fälle herangezogen, für die auch vollständige Angaben zum Impfstatus vorliegen. In der Folge sank die vom RKI ausgewiesene Impfeffektivität (je nach Altersgruppe und Impfstoff) um bis zu sechs Prozentpunkte. Den über 60-Jährigen Geimpften bescheinigte das RKI zunächst einen Schutz von 95 Prozent vor schweren Verläufen, nach der Korrektur im September waren es „nur“ noch 89 Prozent. Seither geht das RKI gemäß seiner oben genannten Definition vor.
Verzerrungen auch bei Hospitalisierung und Intensivbehandlung
Der fehlende Symptom- und Impfstatus spielt aber nicht nur bei tödlichen Impfdurchbrüchen eine Rolle. Auch bei den Meldungen der Infektionen und der trotz Impfung erkrankten und hospitalisierten Personen. Auch hierzu liefern die Gesundheitsämter gesetzlich geforderte Angaben häufig nicht oder nur unvollständig.
Mit Blick auf die RKI-Daten zu Patienten auf Intensivstationen kam die IGES (ein unabhängiges, privatwirtschaftliches Forschungs- und Beratungsinstitut für Infrastruktur- und Gesundheitsfragen, das auch zu Corona und COVID-19 arbeitet) schon Ende 2021 zu der Einschätzung, dass die vom RKI veröffentlichten klinischen Informationen, darunter der Impfstatus, „nur für ca. ein Drittel aller Fälle (35,1 %) ermittelbar“ seien.
Ein weiteres Beispiel. Ende letzten Jahres wurde der Präsident des bayerischen Landesamts für Gesundheit (LGL) abgelöst, weil seine Mathematiker bei der Berechnung von Meldeinzidenzen Infizierte mit fehlendem Impfstatus unzulässiger Weise der Gruppe der Ungeimpften zugeschlagen hatten. Nachdem zunächst DIE WELT und anschließend weitere Medien auf diese irreführenden Inzidenzen hingewiesen hatten (die der bayerische Ministerpräsident Markus Söder mehrfach politisch instrumentalisierte), stellte das LGL die Ausweisung dieser verfälschten Inzidenzen ein. Der Präsident des LGL wurde im Zuge dieser Affäre abgelöst und als Regierungspräsidenten der Oberpfalz nach Regensburg hochbefördert.
Eigene Recherchen
Langwierige Recherchen unserer Redaktion hatten zunächst Hinweise darauf ergeben, dass das RKI seit Ende September 2021 nur rund ein Drittel aller COVID-19-Verstorbenen für seine Analysen heranzog bzw. heranziehen konnte. Die restlichen COVID-19-Verstorbenen wurden vom RKI nicht ausgewertet, da ihr Symptom- und Impfstatus nicht wie gefordert vorlag, oder es sich um nicht vollständig geimpfte Personen handelte.
Unsere Redaktion fragte in diesem Zusammenhang schon vor Monaten beim RKI wegen eben des Anteils mit fehlenden Symptom- und Impfstatus nach. Unter anderem dazu, wie groß dieser sei und wie sich das daraus resultierende Dunkelfeld auf Inzidenzen und Fallzahlen für Verstorbene auswirke. Doch erst Mitte Februar 2022 gab die RKI-Pressestelle gegenüber unserer Redaktion detaillierte Informationen preis. Auch Daten, durch die unsere Rechercheergebnisse bestätigt werden konnten.
Demnach wertet die Bundesbehörde bei der Analyse und Bekanntgabe der tödlichen Impfdurchbrüche tatsächlich nur gut ein Drittel aller COVID-19-Todesfälle aus. Im Einzelnen teilte die Pressesprecherin mit, dass für den besagten Monitoring-Zeitraum (Meldewoche 05-52/2021) ans RKI übermittelt worden seien:
„3.971 symptomatische Todesfälle, für die eine vollständige Grundimmunisierung (ohne Auffrischimpfung) angegeben wurde, 317 symptomatische Todesfälle, für die eine Auffrischimpfung angegeben wurde, 13.395 symptomatische Todesfälle, für die angegeben wurde, dass sie nicht geimpft waren. (Datenstand 04.01.2022)“
Zur Erinnerung: Für diesen Zeitraum wurden beim RKI insgesamt rund 48.000 Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 verzeichnet. Damit fehlen über 30.000 Todesfälle bei der Auswertung zum Anteil der tödlichen Impfdurchbrüche. Das liege daran, so eine RKI-Sprecherin, dass bei diesen Fällen „entweder keine Symptomatik angegeben wurde, nicht ausreichend Angaben zur Beurteilung des Impfstatus vorhanden waren oder dass keine vollständige Grundimmunisierung vorlag“. Anders ausgedrückt: Fast zwei Drittel der gemeldeten Corona-Todesfälle (63 Prozent) werden bei den Analysen des RKI zu Impfdurchbrüchen und Impfeffektivität nicht berücksichtigt.
Als Tortendiagramm darstellt ergeben die vom RKI mitgeteilten Daten folgendes Bild:
Die nicht berücksichtigten Fälle lassen sich von daher in drei Untergruppen aufteilen:
- in eine, für die keine Angaben zur Symptomatik gemeldet wurden,
- in eine zweite mit fehlendem oder unvollständigem Impfstatus
- und in eine dritte Gruppe, für die keine vollständige Grundimmunisierung, sprich der Tod innerhalb 14 Tagen nach der Impfung verzeichnet wurde.
Wie groß diese Gruppen jeweils sind, konnte nicht geklärt werden, auch nicht durch Nachfragen beim RKI.
Bewertung des Dunkelfelds
Wie ist dieses Dunkelfeld zu bewerten? regensburg-digital hat die RKI-Daten zu den tödlichen Impfdurchbrüchen 2021 mehreren Fachleuten vorgelegt und um eine erste Einschätzung gebeten.
Der Mannheimer Statistiker-Professors Christoph Rothe, der in der Vergangenheit das LGL wegen der erwähnten Praxis kritisiert hatte, die Fälle mit unbekanntem Impfstatus komplett der Gruppe der Ungeimpften zuzuschlagen (hier zum damaligen SZ-Bericht), beurteilt das RKI-Verfahren zur Berechnung der Effektivität grundsätzlich als „deutlich sinnvoller“ als die LGL-Methode. Ob sich die vom RKI unberücksichtigte Gruppe von der berücksichtigten unterscheide, wisse man nicht. In den RKI-Wochenberichten würden „diese und andere Einschränkungen der Daten“ laut Bothe aber „sehr transparent diskutiert“.
Die tatsächliche Anzahl der tödlichen Impfdurchbrüche – zur Erinnerung: das RKI sprach von 4.288 für den Zeitraum Kalenderwoche 5 bis 52 2021 – könne die Behörde freilich wegen des großen Dunkelfelds nicht angeben, so Bothe auf unsere Nachfrage.
Der Münchner Statistik-Professor Goran Kauermann, der selber zu COVID-19-Todesfällen forscht und publiziert, sieht für „das deutsche Gesundheitswesen samt RKI“ insgesamt sehr viel Nachholbedarf. „In Zeiten von Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und Data Science“ herrsche in Deutschland „eine Datenebbe“. In den von unserer Redaktion vorgelegten Daten, würde „sich das genau widerspiegeln.“ Kauermann hält „die Tatsache, dass von zahlreichen Toten der Impfstatus“ fehle, für „verwerflich“. Dies sei „aber nur dann mit einer Verzerrung verbunden, wenn es klare Hinweise“ gebe, dass die sich die unberücksichtigte Gruppe von der berücksichtigten hinsichtlich des Impfstatus unterscheide.
Generell plädiert Kauermann seit längerem für einen grundsätzlichen Wechsel in der Datenerfassung als Voraussetzung für evidenzbasierte politische Handlungsansätze: „Besser eine sauber und qualitativ hochwertige Stichprobe anstatt eine unsaubere Vollerhebung.“ (dazu genauer: Kauermann und andere im 18. CODAG-Bericht von Juli 2021)
Vergleichender Blick in die Schweiz
Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) geht weitaus transparenter mit seinen Daten um als das RKI. Auch deutlich offener mit Nachfragen. Die dortige Pressestelle antwortet auf eine entsprechende Anfrage unserer Redaktion umfassend und schnell, innerhalb von vier Arbeitsstunden. Auf Fragen, die vom RKI zum Teil vier Monate lang abgewehrt wurden.
Der Internetauftritt des BAG, aber auch der Umgang mit Nachfragen könnte in wesentlichen Punkten als Vorbild fürs deutsche RKI dienen. Die Schweizer Behörden verstecken die offiziellen Zahlen der an/mit COVID-19 Verstorbenen auch nicht, vielmehr werden diese übersichtlich online präsentiert.
So werden zum Beispiel bezüglich der Impfdurchbrüche alle relevante Daten (wie Impfquoten, Anteile der Geimpften, teilweise Geimpften, Aufgefrischten, Ungeimpften und derjenigen mit unbekannten Impfstatus) tagesaktuell und in verschiedenen Formaten präsentiert. Wegen Meldedefiziten müssen aber auch die Schweizer Behörden Covid-19-Todesfälle verzeichnen, für die kein (genauer) Impfstatus überliefert wurde. Diese Fälle werden ebenso tagesaktuell ausgewiesen, ihr Anteil beträgt für den hier diskutierten Zeitraum (5. bis 52. Kalenderwoche 2021) gut 26 Prozent. Der Anteil der tödlichen Impfdurchbrüche beträgt für vollständig Geimpfte/Aufgefrischte knapp 23 Prozent (ebenfalls auf die Gesamtbevölkerung bezogen). Anders als die selektive Zählweise des RKI nimmt das Schweizer BAG alle Impfdurchbrüche in die Statistik auf, also auch jene, die innerhalb von 14 Tagen nach der Impfung verstorben sind.
Sogar einen ersten Überblick über die Wirkung der COVID-19 Impfung kann man den Schweizer Diagrammen ablesen. Hierzu entnimmt man dem Diagramm für den besagten Zeitraum den Anteil der Geimpften an den Verstorbenen und setzt ihn in Relation zur Impfquote. Daraus folgt: Während gut zwei Drittel der Schweizer vollständig geimpft waren, stellten diese Geimpften „nur“ rund 17 Prozent der COVID-19-Toten. Die nicht geimpften Schweizer (gut 31 Prozent der Bevölkerung) hingegen stellten fast 47 Prozent der Toten. Bemerkenswert: die teilweise geimpften Schweizer (1,65 Prozent) schneiden noch schlechter ab, ihr relativer Tribut für den COVID-Tod ist noch höher als der, der nicht geimpften. Da – wie erwähnt – für den Zeitraum 5. bis 52. Kalenderwoche 2021 allerdings für 26 Prozent der Schweizer Covid-19-Toten der Impfstatus unbekannt ist, wird dieser erste Überblick verzerrt. Das Schweizer Bundesamt versäumt es aber nicht, sein Dunkelfeld auszuweisen und zumindest zu quantifizieren.
Keine valide Datenbasis in Deutschland
Anderes die oberste deutsche Gesundheitsbehörde. Die Analysen und Zahlenangaben des RKI zu den tödlichen Impfdurchbrüchen haben keine valide Basis, sie sind dunkelfeldverzerrt. Ebenso die daraus ermittelten COVID-19-Impfeffektivitäten. In der gegenwärtigen Debatte, gerade auch zur Begründung einer allgemeinen oder einrichtungsbezogenen Impfpflicht, sind valide Daten und Analysen aber unerlässlich. Sie haben im gesellschaftspolitischen als auch im juristischen Diskurs eine kaum zu überschätzender Bedeutung, in der Diskussion über das weitere Vorgehen im Umgang mit COVID-19 sind sie unbedingt erforderlich.
Es ist kaum nachvollziehbar, dass auch nach zwei Jahren Pandemie evidenzbasierte Analysen und Handlungsempfehlungen für Gesellschaft und Politik immer noch fehlen und eine offene Diskussion über diesen Mangel bislang kaum stattfindet.
Endemie
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Bin ich froh dass dieses leidige Thema bald wirklich fast niemanden mehr interessiert!
auch_ein_regensburger
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@ Endemie
Freuen Sie sich nicht zu früh. Haben sich diese krankhaft selbstbezogenen Gestalten etwa jemals für die Realität interessiert?
Laut einem Artikel in der SZ über die Münchner Quer-„Denker“-Gemeinde halten da viele den Krieg in der Ukraine für ein Ablenkungsmanöver (!).
Skyrider
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“die der bayerische Ministerpräsident Markus Söder mehrfach politisch instrumentalisierte), stellte das LGL die Ausweisung dieser verfälschten Inzidenzen ein. Der Präsident des LGL wurde im Zuge dieser Affäre abgelöst und als Regierungspräsidenten der Oberpfalz nach Regensburg hochbefördert.”
Der Man hat sich seinen Posten wahrlich verdient. So wie er für seinen “Dienstherrn” die Zahlen “aufbereitet” hat, einfach nur vorbildlich. “Besondere Leistungen” werden halt bei der CSU wie immer mit “besonderen Posten” belohnt……
Klaus
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Bitte mal prüfen:
Es sank eher nicht um “bis zu sechs Prozent”, sondern um “bis zu sechs Prozentpunkte” – jedenfalls, wenn man den Satz danach noch heranzieht.
”
In der Folge sank die vom RKI ausgewiesene Impfeffektivität (je nach Altersgruppe und Impfstoff) um bis zu sechs Prozent. Den über 60-Jährigen Geimpften bescheinigte das RKI zunächst einen Schutz von 95 Prozent vor schweren Verläufen, nach der Korrektur im September waren es „nur“ noch 89 Prozent.
”
—
Unabhängig davon ist das alles ja nichts Neues.
Das Problem einer validen Datenbasis wird man aber sicher nicht mit Pseudo-KI lösen, so gerne das diese KI-Lobbyisten immer wieder versuchen.
Es ist, wie bei der Schulbildung, v.a. ein Digitalisierungsproblem, das aber nicht alleine ein Mangel der technischen Ausrüstung ist, sondern ganz besonders ein Mangel an Fortbildung und Umgang mit der Technik.
Robert Werner
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@klaus
Danke für den Hinweis, ich ändere dahingehend.
F. Bauer
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Nichts Neues?
Nun, wenn das RKI, wie im Text angegeben, nur rund ein Drittel aller Covid-Toten hinsichtlich Impfdurchbruch analysiert hat und für den Analysezeitraum 4.288 nach Impfungen verstorbene Personen angibt, heißt all dies doch:
Wenn man mit dem einfachen Mittel des Dreisatzes hochrechnet, gibt es in Dt. für den Zeitraum von Februar bis Dezember 2021 über 11500 Covid-Tote, die zuvor geimpft waren. Das wäre fast ein Viertel aller Covid-Toten in dieser Zeit!
Vielleicht sind es auch mehr, vielleicht weniger. Es sind jedenfalls beunruhigend viele. Da wundert es mich nicht, dass das RKI die Zahlen und das Dunkelfeld nicht an die große Wochenberichtsglocke hängt.
Klaus
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@F. Bauer
Ein simpler Dreisatz bringt halt leider nichts – genausowenig wie die absoluten Zahlen ohne Bezug zu den Ausgangsdaten und anderen Faktoren. Siehe auch das Thema bei Lanz im November letzten Jahres.
Der Hauptfehler bei den ganzen RKI-Veröffentlichungen ist der subjektive Eindruck, das es sich hier um absolute Werte handelt. Es wird zwar immer wieder betont, dass dem nicht so ist, aber in allen weiteren Betrachtungen fällt sowas dann gerne unter den Tisch.
Auch a Regensburger
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Nicht rümernswert, wenn in der heutigen, digitalen Zeit eine derart schlechte Datenlage herrscht. Jedoch ändert es nichts an der grundlegenden Situation. Angenommen grob 1/3 bis 1/4 der Tote waren geimpft, schützt die Impfung noch weiterhin. Sagen wir ca. 80% der Bevölkerung ist geimpft und 20% nicht. Bei 80 Millionen haben die 64 Millionen geimpften das Risiko bei 16.000 bis 12.000 Coronatoten dabei zu sein. Die ungeimpften 16 Millionen das Risiko bei den 32.000 bis 36.000 Coronatoten dabei zu sein.
0,025%-0,019% vs 2,0%-2,3%
Als von einem hohen Impfschutz zu sprechen ist doch korrekt.
Robert
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Die Sache ist überaus komplex, wer pauschal von einem hohen Impfschutz spricht, wird der Sachlage nicht gerecht. Die englischen Daten helfen weiter.
Das Office for National Statistics (ONS) hat für das Jahr 2021 die englischen Zahlen für Covid-19-Todesfälle veröffentlicht – und zwar unterteilt nach Impfstatus, Altersgruppen und Monaten. Von den über 69.000 englischen Covid-Toten waren gut 44.000 nicht geimpft.
Diese Aussage berücksichtigt aber nicht die sich 2021 erst noch entwickelnde, später hohe Impfquote, nicht die Altersklassen, nicht die zeitliche Entwicklung des Jahres, nicht den Impfstatus, nicht die unerfassten Vorerkrankungen …
Die Todesfälle werden von der ONS – anders als vom RKI – in sieben verschiedene Impfstatus unterteilt:
Unvaccinated
Within 21 days of first dose
21 days or more after first dose
Within 21 days of second dose
21 days or more after second dose
Within 21 days of third dose or booster
21 days or more after third dose or booster.
Aus den nach sieben Impfstatus unterteilten Todesfällen werden dann die jeweiligen sogenannten “Age-standardised mortality rate per 100,000 person-years” errechnet. Diese altersstandardisierten Raten ermöglichen einen statistisch korrekten, monatlichen Vergleich der unterschiedlichen großen Altersgruppen.
Die Ergebnisse sind auf keine monokausale Formel zu bringen, da die jeweiligen Raten sich auch übers Jahr gravierend ändern – denn die Sterberate hat im Laufe des Jahres 2021 für alle Gruppen stark abgenommen.
So war die Sterberate für nicht geimpfte über 70jährige Engländer im Februar 2021 ca. sechsmal höher als im Dezember. Oder, wieder altersstandardisiert je 100.000: im Dezember 2021 sind die nicht geimpften Engländer der Gruppe der 70-79jährigen relativ gesehen sogar etwas weniger verstorben, als die der Gruppe der einmal geimpften. Ebenso lag die relative Sterberate der Gruppe der zweimal geimpften höher als die der nicht geimpften. Die Sterblichkeitsraten hängen nämlich auch stark vom Zeitpunkt der Impfung, sprich vom Nachlassen der Impfwirkung ab.
Die Schutzwirkung der Impfung ist aber aufs Ganze gesehen dennoch festzustellen, nur ist sie nicht in jeder Altersgruppe stark ausgeprägt und auch nicht für jeden Monat. Es gilt also genau hinzusehen und vielfach zu differenzieren.
https://www.ons.gov.uk/peoplepopulationandcommunity/birthsdeathsandmarriages/deaths/bulletins/deathsinvolvingcovid19byvaccinationstatusengland/latest
Hthik
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@Klaus 3. März 2022 um 09:31
“Das Problem einer validen Datenbasis wird man aber sicher nicht mit Pseudo-KI lösen, so gerne das diese KI-Lobbyisten immer wieder versuchen.”
Ich möchte mich von dieser abwertenden Bezeichnung, die KI reprodu “Pseudo-KI” auf Schärfste distanzieren, weil ich die Bedenken vollständig teile. Ich hoffe nur, dass das leider nur sehr kurz wiedergegebene Zitat von Prof. Kauermann nicht so zu verstehen ist, dass die KI jetzt aus der Datensuppe irgendwas rauslesen soll. Die Bezeichnung KI ist so richtig wie Homo sapiens (sapiens). Es ist hinreichend gut gezeigt, dass KI Vorurteile entwickelt, Zusammenhang in Daten hinein phantasiert, wo es keine gibt, blinde Flecken hat, etc. Man nenne irgendeinen Fehler des menschlichen Verstands, die KI reproduziert ihn getreulich. Ihr großer Vorteil ist, dass sie noch schneller und noch schwieriger zu entdecken dieselben Fehler macht wie wir. Von daher steht ihr das Prädikat “intelligent” genausogut zu, wie uns. Die Singularität liegt bereits hinter uns, nur fällt es nicht so sehr auf, weil die Kapitalisten auch zu “intelligent” sind, das zu erkennen und es daher in den meisten Bereichen an der ökonomischen Umsetzung fehlt. Die Statistik und allgemein die wissenschaftliche Methodik sind der Gegenentwurf zur KI: die Bemühung, Verfahren zu entwickeln, die die Wirklichkeit tatsächlich abbilden, statt auf Selbsttäuschung reinzufallen. “The first principle is that you must not fool yourself — and you are the easiest person to fool.” – Richard Feynman
Eine Erklärung für das Handeln des RKI habe ich schon: es ist eine deutsche Behörde. Ob das zu einer Entschuldigung reicht, hängt aber auch an der Anwort auf die Frage, was das ganze kosten darf.
Robert Werner
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@ Hthik, nein Prof. Kauermann wurde nicht verkürzt wiedergegeben.
Er plädiert insbesondere für eine andere Datenerhebung, nicht für Pseudo-KI oder ähnliches. Hier nochmals der Link zum entsprechenden CODAG-Bericht, in dem Kauermann und andere ihren diesbezüglichen Vorschlag darlegen.
https://www.covid19.statistik.uni-muenchen.de/pdfs/codag_bericht_18.pdf
Hthik
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Nochmal: Ich wende mich gegen den Begriff Pseudo-Ki. Es ist astreine KI, die die bekannten Fehler macht. Da ist das Journalistenprinzip, AKA Hund beißt Mann, am Werk. Eine KI von Microsoft wird durch positiven Feedback auf rechtsradikale Äußerungen in sozialen Netzwerken rechtsradikal. Das ist eine Nachricht. Heinz-Rüdiger B. aus Königswiesen wird durch positiven Feedback auf rechtsradikale Äußerungen in sozialen Netzwerken rechtsradikal. Das ist keine Nachricht. Joseph Weizenbaum hat all das lange vorhergesehen und beschrieben.
Was Kauermann betrifft: ich bin zu faul es rauszusuchen, aber irgendwo hier im Blog sollte ein Betrag von mir schlummern, in dem ich unter Verweis auf Gerd Antes schon kritisiert habe, was wir alles durch mangelhafte Datenerhebung und -verarbeitung versäumt haben. Ich stimme diesbezüglich auf dem CODAG Bericht ganz überwiegend zu.
Nur1: das obige Zitat “„In Zeiten von Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und Data Science” scheint nicht aus dieser Quelle zu stammen und hat keine erkennbare Beziehung dazu. Meine Hypothese zur Erklärung dieses Phänomens lautet: die professurale Intelligenz Kauermann tut hier, worauf sie in der Vergangenheit trainiert wurde: Drittelmittel einbringen ging leichter, wenn man irgendwas von KI schrieb, also schreibt sie irgendwas, notfalls auch Zusammenhangsloses, von KI.
Nur2: Der CODAG Bericht verweist etwa darauf was in Großbritannien besser ist. Zu diesem Sermon gibt es aber schon eine Erwiderung von Wieler, auf die ich vielleicht auch sogar schon hingewiesen habe, kurz: Gebt mir soviel Geld, wie die Briten haben, dann kann ich auch so handeln. Das ist nun mal durchaus ein Argument. Wunschzettel a la CODAG schreiben ist wichtig, aber die Kritik muss sich dann schon auch an die richten, die das nicht zahlen wollen.
Hthik
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Noch ein Callout an die journalistische Wirklichkeit. Kein Vorwurf, sondern ein Versuch zum Verständnis im Sinne Spinozas beizutragen. Ich sehe auch die traditionellen Zwänge von denen sich auch ein Aigner & Genoss(Inn)en(schaft) nicht ohne Weiteres frei machen können. Die wichtigste Stelle im Artikel ist für mich
“Der Mannheimer Statistiker-Professors Christoph Rothe, der in der Vergangenheit das LGL wegen der erwähnten Praxis kritisiert hatte, die Fälle mit unbekanntem Impfstatus komplett der Gruppe der Ungeimpften zuzuschlagen …”
Das war wirklich schlimm. Sagte ich “schlimm”? Ich meinte SCHLIMM!!!!. Ein Fehler wie er nicht passieren darf. Wie er keinem Oberstufenschüler passieren darf. Dazu Wasser auf die Querdenkermühlen. Alles was man nicht haben will. Intellektueller Supergau. Daran sollte man auch immer wieder erinnern. Das allein rechtfertigt für mich schon den ganzen Artikel.
Nur: ich bin nicht gestern auf die Welt bekommen. Jedes Jahr einen Jubiläumsartikel, der das wieder hervorkramt, das wird es hier nicht geben. Das ist so beliebt wie der Pfarrer, der jedes Jahr vorhersehbar dasselbe predigt. Wir wollen mit Neuigkeiten gekitzelt werden. Wir sind alle ein Opfer unsere evolutionären Programmierung.
Hthik
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Und natürlich sollte der große Kritiker an allem und jeden, mal vor der eigenen Tür kehren. Zum Beispiel solchen Kauderwelsch wie das reparieren
“Ich möchte mich von dieser abwertenden Bezeichnung, die KI reprodu “Pseudo-KI” auf Schärfste distanzieren, weil ich die Bedenken vollständig teile.”
Richtig wäre etwa
“Ich möchte mich von dieser abwertenden Bezeichnung, die KI Lobbyisten propagierten “Pseudo-KI” auf Schärfste distanzieren, weil ich die Bedenken vollständig teile.”
“Pseudo KI” schlägt uns im Schach, schlägt uns in Go ohne Rückgriff auf irgendwelches menschlich erworbene Wissen, GPT-3 schreibt nicht nur Journalisten an die Wand (hä, hä, wussten wird doch schon immer, dass die nix drauf haben. Ein Studium zum Schreiben lernen? jeder Depp kann schreiben.) sondern auch Programmierer (Aua!). Wer glauben wir eigentlich, dass wir sind? Homo sapiens, zu deutsch: der größenwahnsinnige Affe. Aber keine Problem. Wenn die KI uns irgendwie gefährlich werden könnte, ziehen wir ihr den Stecker raus. Wenn die KI, die unseren Strom erzeugt den nicht ohnehin schon abgeschaltet hat.
“Trotzdem ist der Erfolg beeindruckend. “Das ist eine unglaublich leistungsfähige Methode”, meint Jonathan Citrin vom Dutch Institute for Fundamental Energy Research, der die Studie kennt. “Es ist ein wichtiger erster Schritt in eine sehr spannende Richtung.” Das Forscherteam glaubt, dass der Einsatz von KI zur Plasma-Steuerung auch das Experimentieren mit verschiedenen Bedingungen in solchen Reaktoren erleichtern könnte.”
“This is the voice of World Control. I bring you peace. It may be the peace of plenty and content or the peace of unburied death. The choice is yours—obey me and live, or disobey and die.” – Colossus: The Forbin Project