Ohne Worte: Maïak – A Very Pleasant Way To Die
Eine Band, die den Namen des bislang drittgrößten Atomunfalls der Geschichte trägt präsentiert, einen schönen Weg zum Sterben. Na, wer hört da schon nicht gerne rein?
Es ist schon ein kurioses Ding mit diesen Postrock-Bands. Mal verarschen sie ihre Hörer_innen ganz gezielt per Song- und Albumtitel, mal verstecken sie sich hinter der eigenen Legende und ganz viel Ambient und manchmal driften sie in Richtung pusseliger Songskizzen oder gleich ganz tief in den Kitsch ab. Ganz “normalen” Postrock macht jedenfalls anno heute nicht einmal mehr der viel zu oft bemühte Hund hinter dem Ofen. Außer Maïak vielleicht.
Die nehmen sich das oftmals und bislang noch jedes einzelne Mal zu Unrecht proklamierte “Postrock ist tot”-Zitat dann gleich zum Motto und nennen ihre neue Platte kurzerhand A Very Pleasant Way To Die. Das klingt ziemlich lebensmüde, zumindest dem Titel nach zu urteilen. Und in Kombination mit dem nicht zufällig gewählten Bandnamen umgibt dieses Album tatsächlich eine nicht sonderlich frohsinnige Symbolik: Eine Band, die den Namen des bislang drittgrößten Atomunfalls der Geschichte trägt präsentiert, einen schönen Weg zum Sterben. Na, wer hört da schon nicht gerne rein?
All diejenigen, die genau das wagen, stellen schnell fest: Trotz all der umgebenden Morbidität, lohnt es sich, dann und wann durch diese Platte zu schlendern. Um sich unversehens in Nutributter Green Is People zu vergucken, das sich als Opener zunächst mit schwermütigen Gitarrenfiguren schmückt. Und nach knapp sechs Minuten doch zum Kraftprotz mitsamt wuchtigen Akkorden und aufgebrachten Gesten wird. Da übersieht man beinahe den herrlich bösen Titel. Kein Wunder, steht er ja nicht allein. Überall winken die Verweise und Projektionsflächen, die es zu füllen gilt. Ein Angebot neben der Musik noch eine weitere Dimension dieses Albums zu öffnen.
Das man natürlich nicht gezwungen ist anzunehmen. Schließlich haben die fünf Stücke auch so eine ganze Menge zu bieten. Auffällig ist dabei, dass sich Maïak angenehm wenig auf repititive Stilmittel verlassen und ihre Spannungsbögen folgerichtig nur so lange auswalzen, wie unbedingt nötig. Schöner Nebeneffekt: Selbst ein Monstrum von elf Minuten, wie es I’m Not A Man, I’m A Free Number nun mal ist, kommt schon nach einem knappen Drittel der Spielzeit das erste Mal auf den Punkt. Und hat in der Folge noch genug Zeit, neue Richtungen einzuschlagen und die ein oder andere Überraschung einzustreuen.
Eine Möglichkeit, die man dann natürlich auch nutzen muss. Genau in diesem Punkt lässt die Band allerdings einige Chancen ungenutzt und lässt so einen Teil des eigenen Potentials brach liegen. Exemplarisch dafür muss A Fond Poster Girl For Tatmandaw herhalten, dem alle Möglichkeiten offen stünden. Dass Maïak am Ende trotzdem nur einen Postrocker von der Stange aus dem Song machen, ist beinahe eine Schande. Gerade, weil das abschließende und ähnlich funktionierende We All Live In A Yellow Kursk zeigt, wie es gehen könnte. Aber das sind Kratzer, die den Gesamteindruck nur marginal stören. A Very Pleasant Way To Die ist schließlich dennoch nicht nur für Genreliebhaber_innen ein lohnendes Album. Voller Andeutungen und Möglichkeiten, voller guter Ideen. Die jedes weitere Wort überflüssig machen.
Wertung: 7/10
Anspieltipps: Nutributter Green Is People, We All Live In A Yellow Kurs
Maïak – A Very Pleasant Way To Die | Fluttery Records | VÖ: 10.03.2015 | CD/Digital
Martin
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>verarschen sie ihre Hörer_innen
Nach dem lesen dieses Gender-o-mein-lieber-schwan unworts hab ich nicht mehr weitergelesen. Schade vielleicht waer die Musik toll gewesen.
pars altera
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@ Martin 19.04.2015, 00:15h
“Hörer_innen” ist kein “Gender-o-mein-lieber-schwan unwort” sondern allenfalls prägenderisch.
Genderisch wäre z. B. “das Hörenden” oder so.
Eingedenk Ihrer Kommentar-Absendezeit hätten Sie das Tonkonservenden von das völkisch-blonden Macho-Singenden auflegen sollen: “Auf das regensburg-digital.de nachts um halb eins, ob du ein gegendertes Mädel hast oder auch kein(s) …”