09 Sep2009
Renaissance für Anti-Atom-Bewegung
Mehrere zehntausend Menschen sind am vergangenen Samstag in Berlin für einen zügigen Ausstieg aus der Kernenergie auf die Straße gegangen. Die Veranstalter sprachen von mehr als 50.000, die Polizei von 36.000 Teilnehmern. So oder so war es die größte Anti-Atomkraft-Demo der letzten 20 Jahre. Auch ein voll besetzter Bus aus Regensburg, den der Bund Naturschutz organisiert hat, war mit von der Partie (im Bild: Teilnehmer aus Regensburg).
„Wir wollen die Politiker daran erinnern, dass die dass die Mehrheit der Bevölkerung das Risiko verlängerter Laufzeiten für alte Atomkraftwerke nicht eingehen will”, erklärt Tina Dorner vom Bund Naturschutz Regensburg. Das belegt auch eine repräsentative Meinungsumfrage von TNS-Emnid im Auftrag von Greenpeace. 59 Prozent der Befragten lehnen demnach die von CDU/CSU und FDP für einen Wahlsieg in Aussicht gestellte Laufzeitverlängerung alter Atomkraftwerke ab. Dorner: „Es ist nicht blauäugig, sondern nachweisbar, dass ein Ausstieg durch Einsparmaßnahmen und Ausbau der erneuerbaren Energien möglich ist.” Die Umweltorganisation Greenpeace hat dazu kürzlich ein entsprechendes Energiekonzept vorgelegt, das einen Atomausstieg bis 2015 vorsieht.„Am 27. September entscheidet jeder Einzelne auch über sein atomares Risiko”, sagt Dorner mit Blick auf die Bundestagswahl.
Insbesondere in Bayern gewinnt die Frage nach dem Ausstieg zunehmend an Bedeutung. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung hat die Kohl-Regierung Wissenschaftler massiv dazu gedrängt, ein Gutachten für das geplante Atomendlager Gorleben zu schönen.
„Der Standort ist politisch tot”, so die Reaktion von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel. Nach der Bundestagswahl fordert er einen detaillierten Zeitplan für die Endlagersuche. Dabei dürften nicht nur Salzformationen, sondern auch Ton und Granit als mögliche Wirtsgesteine untersucht werden, so Gabriel zur SZ. Damit gerät zunehmend Bayern als möglicher Endlagerstandort in die Diskussion.