05 Feb2010
Uni: Rektor und Besetzer im Dauerclinch
„Und außerdem: Räum endlich mal Dein Zimmer auf!” Die „konstruktiven Gesprächen” zwischen der Hochschulleitung der Uni Regensburg und den Besetzern im Hörsaal H2 erinnern derzeit an den Streit einer genervten Mutter mit ihren pubertierenden Kindern. Und Mutti, Rektor Thomas Strothotte, ist wieder einmal furchtbar böse mit denen, die er da unter seinem Dach duldet.
Trotz der Einigung auf eine Besetzung des Hörsaal H2 mit dem Segen der Hochschulleitung Anfang Januar kann von einer Zusammenarbeit keine Rede sein – zumindest nicht inhaltlich. Entsprechende Gespräche werden regelmäßig verschoben. Steht doch mal ein Termin an, verschlechtert sich urplötzlich die Stimmung zwischen den Protagonisten.
Im Vorfeld des ersten inhaltlichen Gesprächs, das Ende Januar stattfinden sollte, hatte man sich zuvor wegen der (eigentlich erlaubten) Volksküche gezankt. Strothotte hatte die „Vokü” schließen lassen. Daraufhin kochten die Besetzer ihre Zwiebelsuppe in der Küche neben dem Senatssaal. Strothotte war beleidigt und sagte die Gespräche ab. Man müsse verstehen, dass solche Aktionen „für eine Zusammenarbeit nicht gedeihlich seien”.
Die Wogen glätteten sich wieder und immerhin gelang es, sich über die finanzielle Lage der Bibliotheken zu unterhalten. Dass die schlecht ist, darüber ist man sich einig. Nicht zuletzt deshalb ist Strothotte ein Verfechter von Studiengebühren, mit denen für bessere Ausstattung gesorgt wird. Diese Studiengebühren wiederum lehnen die Besetzer freilich ab. Ein strittiges Thema also, über das ein Gespräch lohnen könnte. Ein solches wurde aber immer wieder verschoben und vertagt, bis es nun – nächste Woche – endlich so weit sein sollte. Aber ach: Just ist wieder etwas passiert, was der „gedeihlichen Zusammenarbeit” abträglich zu sein scheint.
„Die Pläne für weitere inhaltliche Gespräche habe ich auf Eis gelegt”, so Strothotte in einem Brief an die Besetzer, den er Mitte der Woche öffentlich im Plenum verlesen ließ. „Wenn Sie mir auf diese und ähnliche Weise das Leben unnötig schwer machen, so wird für mich die Zusammenarbeit unmöglich”, heißt es weiter. „Alles weitere dazu werden wir bei der Lagebesprechung am kommenden Montag behandeln.”
Wie haben die Studis ihrem Rektor nun wieder das Leben schwer gemacht?
In einem Aufruf für ein Vernetzungstreffen fand sich die Formulierung „Am 23. Dezember wurden wir rausgeworfen”. Falsch, sagt Strothotte. „Ich erinnere an die entspannte Atmosphäre, als wir dann alle schließlich ins Fest gingen.” Tatsächlich: Nach Drohungen (Strafanzeige, Schadenersatz, Exmatrikulation) und dem Versuch, die Presse vom Ort des Geschehens zu verbannen, gelang es seinerzeit doch noch, sich ohne Räumung zu einigen. Ein Rauswurf? Offenbar ist man hier unterschiedlicher Ansicht.
Außerdem stößt sich der Rektor daran, dass eine (öffentliche) Aussage von ihm – er könne sich eine gemeinsame Demo in München vorstellen, um auf die schlechte Finanzierung der Bibliotheken aufmerksam zu machen – verbreitet wurde, ohne ihn vorher um Erlaubnis zu fragen. In den nachfolgenden Gesprächen wolle man „ das weitere Vorgehen und gemeinsame Aktionen planen”, lautet stattdessen die Sprachregelung, die den Segen des Rektors findet und die denn auch pflichtschuldig von den Besetzern in einer gemeinsamen, Harmonie verbreitenden Presseerklärung übernommen wurde. Doch zu spät: Die versprochene Diskussion hat Strothotte, nebst zwei Vorträgen, abgesagt.
Doch wer weiß: Wenn die Studis der abschließenden „Bitte” des Rektors in seinem Brief folgen folgen und mal aufräumen, genauer gesagt, „den H2 wieder in einen Zustand bringen, der eines Hörsaals einer Universität würdig ist”, die Besetzer auch ansonsten schön brav sind, dann ist Mutti vielleicht bald nicht mehr ganz so sauer.
Joachim Datko
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Bibliotheken werden an Bedeutung verlieren! Wir brauchen die Information im Internet und nicht auf Papier.
Zitat: “immerhin gelang es, sich über die finanzielle Lage der Bibliotheken zu unterhalten. Dass die schlecht ist, darüber ist man sich einig. Nicht zuletzt deshalb ist Strothotte ein Verfechter von Studiengebühren, mit denen für bessere Ausstattung gesorgt wird.”
Studiengebühren sind kontraproduktiv, Studenten sollen lernen und nicht auf Studiengebühren arbeiten.
http://www.datko.de/Datko.gif
Schrotti
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Schön geschrieben und auf den Punkt gebracht! Lasst euch nicht weiter verarschen!
Hannes Wagner
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Entschuldigung, aber was da oben läuft, da blickt doch kein Außenstehender mehr durch! Ständig irgendwelche Querelen – fast wie im Kindergarten.
Seien wir mal ehrlich, die “Besetzer” haben sich zu lang nur um sich selbst gedreht und die wichtigen Themenschwerpunkte (Studiengebühren, BA/MA, Asta…) aus den Augen verloren. Jetzt zu schreien, “Wir wollen gehört werden und wie Gleichberechtigte angesehen werden.” kommt da eben nicht gut bei der Hochschulleitung, auch wenn berechtigt. Die Chance wurde vertan!
In meinen Augen sind diese Auseinandersetzungen der “Bewegung” nicht mehr dienlich. Die bundesweiten Besetzungen haben definitiv etwas erreicht – jetzt bedarf es Zeit und in regelmäßigen Abständen auch Nachdruck. Was an der Uni R läuft, kann aber auch gut und gerne beendet werden.
Viele Grüße und viel Freude beim “gegen den doofen Hannes Frust ablassen”….
Kritisch euer H
Immanuel K. Anti
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“er könne sich eine gemeinsame Demo in München vorstellen”
Hahahahahaha – Rhetorik für Anfänger! Das heißt soviel wie “träumt ruhig weiter, duziduzi”.
Merkt Euch das für alle Verhandlungen, in allen Lebensbereichen. Mit allen Vorgesetzten.
Der Besserwisser
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Man Datko, Sie haben keine Ahnung. Bezahlen Sie dann die Macbooks oder alternativ iPads, damit ich das digitale Zeug auch lesen kann? Einfach labern ohne Hirn und Verstand. Aber so kennt man Sie ja. Sowohl hier, als auch im Forum der MZ. Suchen Sie sich mal ne Arbeit, die Sie auslastet!
Andreas D.
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@Der Besserwisser
Das ganze hätte man auch sachlich formulieren können, Contenance!
Meine 5 Cent zu Bücher vs. eBooks:
Im Gegensatz zu eBooks kann ich Bücher problemlos bei mir haben und muss keinerlei Laptops oder sonstiges mitnehmen (viel Spass beim Suchen von Steckdosen am Campus übrigens in diesem Falle!). Bücher kann ich für meine Studienzwecke kopieren, bei eBooks muss ich diese doch wieder ausdrucken (zu übrigens nicht gerade freundlichen Preisen) und dann wieder binden, womit der ganze Vorteil der “Information im Internet” wieder verlorengeht.
Damit müsste als annähernder Ersatz für die Bibliothek entweder die von meinem Vorredner angesprochene Möglichkeit bestehen die eBooks tatsächlich mitzunehmen, was aber äußerst utopisch ist, oder aber ein Ausdrucken im größeren Rahmen, wobei man dann gleich wieder direkt in das Buch als solches investieren kann. Solange das nicht der Fall ist MUSS in Bibliotheken investiert werden.
Roland Hornung
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Ich kann hier Andreas und Besserwisser nur voll zustimmen. Wer vom internet als Ersatz von Bibliotheken faselt, hat von der Realität keinerlei Ahnung :-(
Daher MUSS massiv in die Bibliotheken investiert werden. Die Studierenden sollen doch selbständig lernen und sich Wissen aneignen können. Wenn Politiker solche Selbständigkeit immer wieder verlangen, dann müssen sie auch dazu stehen.
Euer Roland