22 Feb2013
„Regensburger Serienvergewaltiger“ ermittelt
Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Regensburg und des Polizeipräsidiums Oberpfalz vom 22.02.2013
Kripo Regensburg gelingt Fahndungserfolg
„Regensburger Serienvergewaltiger“ ermittelt
REGENSBURG. Wie in der Vergangenheit bereits mehrfach berichtet, vergewaltigte ein Mann in den Jahren 1997 und 2007 zwei junge Frauen. Im August des vergangenen Jahres versuchte er eine Studentin sexuell zu missbrauchen. Alle Taten ereigneten sich im Stadtgebiet Regensburg.
Einer speziell für die Aufklärung der Taten eingerichtete Ermittlungsgruppe der Kripo Regensburg gelang nun der entscheidende Durchbruch. Sie konnten den Tatverdächtigen ermitteln. Bereits im September des vergangenen Jahres nahm sich der Mann das Leben.
Chronologie der Taten:
Am 25.05.1997, um 04.45 Uhr, drängte ein unbekannter Mann eine 31-jährige Frau beim Aufsperren ihres Wohnanwesens im Weißgerbergraben in den Hauseingang und missbrauchte sie im Kellerabgang. Es gelang den Spurensicherern der Kripo Regensburg u.a. Täter-DNA zu sichern.
Am 15.12.2007, gegen 03.30 Uhr, überfiel ein unbekannter Mann* eine 25-jährige Frau, als diese in der Schwabenstraße ihre Haustüre aufsperren wollte. Er packte sie von hinten und missbrauchte sie anschließend in einer nahegelegenen Grünanlage. Auch hier konnte DNA gesichert werden.
Am 02.08.2012, gegen 01.00 Uhr, schob eine damals 26 Jahre alte Studentin ihr Rad auf dem Gehweg der Augsburger Straße, als sie plötzlich ein unbekannter Mann ins Gebüsch zog und versuchte, sie zu vergewaltigen. Aufgrund ihrer heftigen Gegenwehr und ihrer lauten Hilfeschreie wurde eine Passantin auf die Studentin aufmerksam. Als der Täter dies bemerkte, ließ er von der jungen Frau ab und flüchtete. Bei diesem versuchten Sexualdelikt ließ der Täter im Gebüsch sowohl einen Arbeitshandschuh als auch ein Tapeziermesser zurück. Die spurentechnische Untersuchung beim Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) ergab, dass es sich bei den, an den beiden Gegenständen gesicherten DNA-Spuren, einwandfrei um die gleichen handelt, die bei den Taten in den Jahren 1997 und 2007 gesichert werden konnten.
Zur Intensivierung der bereits im Jahr 1997 umfangreich begonnen und im Jahr 2007 weiter verstärkten Ermittlungen gründete die Kripo Regensburg im August des vergangenen Jahres die „EG (Ermittlungsgruppe) 1997“, in Anlehnung an die Tat aus dem Jahre 1997. Die Arbeit der Ermittler gestaltete sich äußerst komplex und zeitaufwendig. Denn an Erkenntnissen lag nur vor, dass der gesuchte Mann ca. 30 bis 50 Jahre alt, 180 bis 190 cm groß und sehr kräftig bzw. muskulös sein sollte. Auch konnte ihn keine der überfallenen Frauen genauer beschreiben.
Um den Täter zu überführen, trafen die Mitglieder der Ermittlungsgruppe eine Vielzahl von Maßnahmen. So arbeiteten sie beispielsweise eng mit sog. Profilern der Operativen Fall Analyse (OFA) Bayern zusammen. Dabei wurden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengeführt, die Situationen detailliert analysiert und das weitere Vorgehen abgesprochen. Das Bayerische Landeskriminalamt lobte für Hinweise eine Belohnung in Höhe von 5.000 Euro aus. Im Nachgang zu der Tat aus dem Jahre 2007 wurden mehrere Hundert Männer erkennungsdienstlich behandelt und deren DNA gesichert. Da sich nach der letzten Tat Hinweise auf ein gelbes Motorrad ergaben, wurde eine Vielzahl von Fahrzeugen überprüft. Diese Aufzählung ist bei weitem nicht abschließend und spiegelt nur einen Teil der Aktivitäten wieder, die von der EG 1997 initiiert wurden. Nun gelang den ermittelnden Beamten der entscheidende Durchbruch.
Bei der Spurensicherung im Jahr 1997 am Weißgerbergraben konnten zusätzlich zu einer DNA-Spur an einer Kellerabgangstüre zwei Fingerabdruckspuren sowie eine Handflächenabdruckspur gesichert werden. Im Oktober des vergangenen Jahres veranlassten die Ermittler einen europaweiten Abgleich mit dieser daktyloskopischen Spur. Am 07.02.2013 teilten die Schweizer Behörden der Regensburger Kripo eine Treffermeldung in ihrer nationalen Datenbank mit. Eine der im Jahr 1997 gesicherten Tatortspuren war identisch mit dem in der Datenbank einliegenden erkennungsdienstlichen Material einer männlichen Person.
Es handelte sich um einen im Jahr 1965 in Singen geborenen Mann, der seit mehreren Jahren im östlichen Landkreis Regensburg gemeldet war. Die weiteren Ermittlungen der Kripo Regensburg ergaben, dass der Mann Anfang September letzten Jahres Suizid beging und der Leichnam feuerbestattet wurde. Bei der Staatsanwaltschaft Regensburg wurde daraufhin ein richterlicher Beschluss zur Durchsuchung der ehemaligen Wohnräume des Mannes beantragt. Bei dieser Durchsuchung am 12.02.2013 konnten mehrere Gegenstände (Zahnbürste, Rasierer etc.) sichergestellt werden, an welchen noch DNA-Material des Verstorbenen vermutet wurde. Umgehend wurden diese Gegenstände zur Untersuchung zum BLKA nach München gebracht. Am 14.02.2013 teilte das BLKA mit, dass das aus den sichergestellten Gegenständen gewonnene DNA-Material identisch mit den täterbezogenen DNA-Spuren der Sexualdelikte im Stadtgebiet Regensburg aus den Jahren 1997, 2007 und 2012 ist. Da der Leichnam des Tatverdächtigen feuerbestattet wurde, konnte der wissenschaftliche Beleg für die DNA des Täters nur durch einen Abgleich der elterlichen DNA-Proben zweifelsfrei geführt werden. Die Eltern des Täters erklärten sich freiwillig zur Abgabe einer DNA-Probe bereit. Der Abgleich dieser DNA-Proben mit den an den Tatorten gesicherten ergab, dass es sich zweifelsfrei um ein- und dieselbe Person handelt.
Der Mann war nach derzeitigem Ermittlungsstand in der Schweiz wegen Sexualdelikten mehrere Jahre in Haft.
Die Motivlage, sowohl für die Sexualdelikte in Regensburg als auch für den Freitod ist ungeklärt.
Derzeit laufen die Ermittlungen, ob der Mann noch für weitere ungeklärte Sexualdelikte in Frage kommt.