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Eine sarkastische Betrachtung

Regensburger Leerstandverwaltung – mit oder ohne Konzept?

Für den legendären Leerstand an der Schierstadt wurde ein Konzept für einen Erinnerungs- und Begegnungsort erarbeitet – wie sich nun herausstellt, für den Papierkorb. Die Räume bleiben leer. Nun gibt es einen neuen Leerstand am Haidplatz, der dafür ins Auge gefasst wurde – und es braucht ein neues Konzept.

Den Leerstand an der Schierstadt hätte gerne jemand angemietet, doch die Stadt schlug zu und lässt es seit bald vier Jahren leerstehen. Den Leerstand am Hauidplatz würde gern jemand anmieten, doch die Stadt möchte das nicht. Fotos: as/Stein

Wenn sich etwas tut in der Stadt Regensburg, dann liegt der Berichtswert darüber nach wie vor oft im Zusammenhang mit dem, was sich nicht tut. Die kommunale Ebene folgt dabei aber vielleicht auch nur dem städtischen Leben; es ist viel öfter zu verzeichnen, dass etwas aufhört, als dass etwas Neues beginnt.

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Aufgehört hat, auch wenn das nun auch schon wieder eine Weile her ist, der Messer Keil am Haidplatz, eines der Traditionsgeschäfte dieser Stadt in maximal prominenter Lage. Diese Lage ist es nun auch, die Begehrlichkeiten weckt; es gibt etliche Interessenten, die den Leerstand gerne mit neuem, geschäftlichem Leben füllen würden – ein schöner Umstand, möchte man meinen, angesichts der vielen Leerstände in der Altstadt, die vergeblich auf Bewerber warten.

Leerstand am Haidplatz: „gewerbliche Nutzung nicht vorgesehen.“

Alleine, die Stadt hat offensichtlich andere Pläne und will nicht wieder vermieten: „Innerhalb der Verwaltung werden für Räumlichkeiten immer mal wieder unterschiedliche Nutzungswünsche angemeldet. Derzeit ist eine gewerbliche Nutzung der Räume im Thon-Dittmer-Palais jedoch nicht vorgesehen“, so die Pressestelle der Stadt.

Nun könnte man meinen, dass die Stadt ja ausnahmsweise einmal froh sein könnte, mit einem ihrer Objekte Geld zu verdienen, anstatt welches auszugeben, aber dem scheint nicht so zu sein. Natürlich muss der ehemalige Laden nach Jahrzehnten erst einmal gründlich überholt werden, aber danach? Was will man denn zeigen hinter dem großen Schaufenster, das so plakativ nach der Zurschaustellung von Waren giert?

Irgendetwas jedenfalls, das keinen kommerziellen Zwecken dient. Darin hat man jedenfalls eine gewisse Expertise. Ansonsten hält man sich, wie so oft, sehr bedeckt.

Schierstadt: Vier Jahre Leerstand – und kein Plan.

Natürlich stellt sich die Frage, ob denn das Objekt am Haidplatz eine weitere Perle in der städtischen Leerstandsverwaltung darstellen soll, und ob man denn, was immer man da vorhaben könnte, nicht an anderer Stelle, nämlich im schon legendär verwaisten, städtisch angemieteten Raum in Stadtamhof, an der Schierstadt 2, durchführen könnte.

Zur Erinnerung: seit über vier Jahren harrt dieser Raum einer Nutzung. Miete kostet er trotzdem, und nicht wenig. Die Nutzung als Mittagsbetreuung für die Gerhardinger Grundschule Stadtamhof-Steinweg wurde abgelehnt, weil man offensichtlich nach akribischen Feldstudien herausfand, dass Schule und Raum zu weit voneinander entfernt liegen. Gut, vor derartigen Überraschungen ist man nie gefeit.

Außerdem wurde ein Konzept für einen zentralen Gedenk- und Erinnerungsort für das KZ-Außenlager Colosseum erstellt; eine aufgrund der Nachbarschaft zumindest örtlich naheliegende Lösung.

Gedenk- und Begegnungsstätte in Stadtamhof ist vom Tisch

Vor geraumer Zeit hieß es noch, dass dieser Plan weiter verfolgt werde. Die Sache hänge nur noch im Baureferat fest. Doch wie die städtische Pressestelle unserer Redaktion mitteilt, wird daraus nun doch nichts. Der Grund:

„Im November 2023 stellte sich (…) heraus, dass eine Nutzungsänderung in eine Begegnungsstätte bzw. in einen Gedenk- und Erinnerungsort mit Vereinsnutzung als öffentliche Einrichtung einer (neuen) entsprechenden bauordnungsrechtlichen Genehmigung bedurft hätte. Notwendige technische Eingriffe und Umbauten an den technischen Installationen bzw. dem Bauzustand wurden kritisch bewertet, da die vorgefundene Situation nicht den heutigen technischen Vorschriften entspricht. Eine umfassende Ertüchtigung müsste auf Kosten der Stadt Regensburg finanziert werden.“

Es bleibt zu entgegnen, dass jetzt wie seit Jahren auch die Unterlassung dieser Ertüchtigung durch die Stadt finanziert werden muss, und mit den bislang nutzlos aufgelaufenen sechsstelligen Mietkosten hätte sich doch immerhin schon ordentlich was ertüchtigen lassen, möchte man meinen.

Absehbare Hindernisse – spät entdeckt.

Wiederum muss man sich aber fragen, weshalb man auf solche Hindernisse erst nach der Erstellung eines Konzeptes (das, Sie wissen es, ebenfalls auf Kosten der Stadt finanziert wurde) stößt. Aus heiterem Himmel merkt man plötzlich, was alles nicht geht, unvorhersehbar wie die Distanz zu einer Grundschule.

Es wäre nun denkbar, obwohl es ja noch nicht durch die entsprechenden Gremien gelaufen ist, dass man darüber nachdenkt, aus dem ehemaligen Messer Keil den entsprechenden Begegnungsort zu machen. Weit weg vom Colosseum, und ganz offensichtlich ebenfalls mit einem nicht unerheblichen Sanierungsbedarf.

Der eine Ort scheidet also aus, aber womöglich ist der andere hart im Rennen, obwohl er, aus der zugegebenermaßen nicht in die Details involvierten Außensicht, auch nicht wirklich besser aussieht als der Erste.

Redet man in der Stadtverwaltung eigentlich miteinander?

Weitere, von Bürgernaivität geprägte Fragen drängen sich auf: wenn man denn städtischerseits Geld für ein Projekt in die Hand nimmt, das verschiedene Belange und Verantwortlichkeiten beinhaltet, was spricht denn dagegen, wenn die Leute da mal miteinander reden?

Auch wenn das Telefon kaputt und der E-Mail-Server darniederliegt, ist der Weg von der D.-Martin-Luther-Straße zum Domplatz, verbunden mit einer Knackersemmel für den Weg, in wenigen Minuten zu bewältigen. Sollten Bildungs- und Baureferat nicht diesen Weg auf sich nehmen, um vorab Dinge zu klären, oder konkurrieren da die jeweiligen Konzepte?

Wenn man sich aber an die Schwierigkeiten bei der Streckeneinschätzung zwischen der Gerhardinger Grundschule und der Schierstadt 2 erinnert, dann ist es auch möglich, dass die Stadt einfach noch einen Google-Maps-Beauftragten benötigt.

Die Grundidee, dass die kommunalen Ämter Hand in Hand arbeiten sollten, um möglichst wenig von dem Geld zu verbrennen, das sie nicht persönlich erwirtschaftet haben, ist vermutlich ebenfalls bürgernaiv. Aber wenn die zuständigen Ämter der Stadt zusammenarbeiten wie eine dysfunktionale Familie, die sich darüber in den Haaren liegt, wer vom Kindergeld Bier kaufen darf, dann kann das nicht gut sein.

Will man möglichst viele Flächen ungenutzt lassen?

Es wird nun ein neues Konzept erarbeitet werden, oder auch zwei, je nachdem, ob man die Schierstadt auch wieder mit beplanen will, welche Gerüchten zufolge auch noch unter Schimmelbefall leidet, was unter normalen Umständen tatsächlich mal kein Problem der Stadt wäre, aber was bedeutet hier schon normal. Der kommunale Imperativ scheint nach wie vor dadurch definiert zu werden, möglichst viele Flächen unverwertet zu lassen, und wenn man nicht genug eigene findet, dann mietet man fremde an.

regensburg-digital wird in den nächsten Tagen eine Straßenumfrage starten, um zu eruieren, wie viele Bürger wissen, welches städtische Projekt (als Zwischenmiete) denn in der jüngeren Vergangenheit am Sankt-Kassians-Platz in den Räumen des früheren Feinkostladens Sarik verwirklicht wurde. Es liegt im journalistischen Interesse, den Resonanzboden einer kulturpolitischen Investition auszuloten, und außerdem wissen wir es selber nicht mehr genau.

Zieht die Stadt Vermietungen überhaupt noch in Betracht?

Kultur ist so gut, so wichtig, und trotzdem fragt man sich, wo denn bei uns die ganze Kultur für all die Brachflächen in den Ladenzeilen herkommen soll, so sehr man sich auch auf ein Artist’s Residence der Blockflötenfreunde Bernhardswald freuen würde.

Vielleicht ist ja auch der städtische Reflex, Leerraum mit Kultur zu füllen, mittlerweile so stark ausgeprägt, dass man die Möglichkeit, tatsächlich mal einen Raum zu vermieten, gar nicht mehr in Betracht zieht. Man dreht sich um sich selbst und scheint nicht genau zu wissen, wie man mit den Anforderungen der Außenwelt umgehen soll.

So ungefähr wie bei einem Zeugen Jehovas, der völlig überfordert ist, wenn er tatsächlich jemanden trifft, der mit ihm über Gott sprechen will.

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Kommentare (3)

  • Stefan Christoph

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    Dem grundsätzlichen Tenor, dass die Stadt ihre eigenen Leerstände weniger horten sondern proaktiver damit umgehen sollte, dem kann man nur zustimmen. Wir hatten im Stadtrat deswegen bereits einige Male auf einen städtischen Leerstandsbericht gedrängt. Systematisch wird das aber leider bisher nicht erhoben, was es freilich am Ende schwierig macht, auch irgendwie systematisch damit umzugehen…

    Und dass es der Stadt (der ganzen Stadt, nicht nur der Stadtverwaltung) ganz gut tun würde, wenn man in der Verwaltung öfter miteinander reden würde statt das nicht zu tun (oder vielleicht sogar: gegeneinander zu arbeiten): ist genauso richtig wie es eine Binsenweisheit ist.

    In der Glosse wird mir jetzt aber doch alles ein bisserl zu viel durcheinandergeworfen:
    – Jetzt alles, was nicht-kommerzielle Zwischennutzung ist, in einen Topf zu werfen, gefällt mir als Reflex auch nicht. Auch Vereine brauchen Räume wie der Raum für Engagement am Kassiansplatz einer war; und dass die Kultur in Regensburg über ein Überangebot an Räumen klagt, wär mir neu. Dass „kulturelle Zwischennutzung“ nicht immer alles richten kann wenn wieder mal irgendwo was leersteht, ist freilich richtig. Kultur ist nicht die Leerstands-Feuerwehr.
    – Überhaupt gehören die Räumlichkeiten am Kassiansplatz der Stadt Regensburg ja auch überhaupt nicht, sondern waren selber nur angemietet. Das war ja überhaupt erst eine Reaktion auf einen jahrelangen (privaten) Leerstand.
    – Ausgerechnet das Beispiel am Haidplatz finde jetzt nicht das beste. Grade direkt im Anschluss an die Stadtbücherei, die VHS, das Kulturreferat wäre doch eine städtische Nutzung (zum Beispiel für Bildung und Kultur) ja irgendwie naheliegend.

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  • da_Moartl

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    So gesehen war es vielleicht doch ein Fehler, das Vorkaufsrecht am Kaufhof nicht zu ziehen. Da hätte man sooooo schön einen richtig großen Leerstand verwalten können … (Ironie aus)

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  • J.B.

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    Man stelle sich vor unser OB hiesse Trump oder so und der würde sich einen Musk oder so anschaffen. Was wäre dann als nächstes zu erwarten?

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