Regensburger Brückenstreit: Stadt muss nacharbeiten
Viel erfährt man nicht aus der heute verschickten Presseerklärung zum Treffen des Welterbe-Steuerungskomitees. Die in Regensburg installierte Schnittstelle zwischen Stadt und UNESCO (mehr darüber) traf sich am Mittwoch zum vierten Mal – ein im Stadtosten geplantes Hochhaus („Ostenturm“) und die Ersatztrassen standen auf dem Programm. „Bezüglich der Ersatztrassenplanungen einigte man sich im Gremium, dass die Stadt der zwischenzeitlich erfolgten Aufforderung des UNESCO-Welterbezentrums nachkommen wird und vertiefende Unterlagen mit teilweise neuen Erkenntnissen zu den verkehrlichen Auswirkungen einreichen wird“, heißt es kurz und knapp in der heute verschickten Erklärung.
Mit einer raschen Entscheidung sei „aufgrund der umständlichen Verfahrenswege“ nicht zu rechnen. Eines wird trotz der Kürze der Erklärung deutlich: Die bisher vorgelegten Verkehrsuntersuchungen und das von der Stadt in Auftrag gegebene Welterbeverträglichkeitsgutachten, das einer Art Unbedenklichkeitsbescheinigung für Ost- wie Westtrasse gleichkam, reichen nicht aus, um die UNESCO von den Plänen für eine neue Brücke zu überzeugen. Die Stadt musste nacharbeiten. Welche „vertiefenden Unterlagen“ und „neuen Erkenntnisse“ dem Welterbezentrum nun vorgelegt werden, war bis Redaktionsschluss nicht mehr zu erfahren. Die Entscheidung liegt aber ohnehin beim Welterbekomitee der UNESCO. Und das tagt erst wieder im kommenden Jahr.
Zuletzt hatte die Stadt ihre Brückenpläne inklusive WEV-Gutachten dem Welterbekomitee zu seiner Jahrestagung Ende Juli vorgelegt und sich von dort ein Placet für den lange geplanten Architektenwettbewerb erhofft. Der Regensburger Antrag wurde von der UNESCO jedoch nicht behandelt – aus Zeitgründen und aufgrund der Fülle von Anträgen, hieß es offiziell. Schaidinger hatte sich daraufhin an das Welterbezentrum in Paris gewandt, um eine schnellere Entscheidung herbeizuführen. Das hat – wie aus der heutigen Erklärung hervorgeht – nicht geklappt.
Dass es beim heutigen Treffen des Regensburger Steuerungskomitees zu einer Einigung über die Brückenpläne kommen würde, hatte im Vorfeld niemand ernsthaft erwartet. Die dort versammelten Denkmalpfleger – vor allem Generalkonservator Egon Greipl und Icomos-Vizepräsident Wilfried Lipp – waren sich zuletzt in ihrer Ablehnung der Westtrasse einig. Ebenso hatten sie scharfe Kritik an dem von der Stadt in Auftrag gegebenem WEV-Gutachten geübt. Greipl sprach mit Blick auf das Gutachten von einer „Tendenz, das Risikopotential zu verniedlichen“.
Veits M.
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>> Welche „vertiefenden Unterlagen“ und „neuen Erkenntnisse“ dem Welterbezentrum nun vorgelegt werden, war bis Redaktionsschluss nicht mehr zu erfahren. <<
Es wäre ein Akt der nachholende Transparenz und Glaubwürdigkeit, wenn der einzelne Regensburger – von OB Schaidinger anlässlich der Erhebung zum Welterbe zum "Welterbeschützer" ernannt – erführe, was "so läuft" an "vertiefenden Unterlagen" und "neuen Erkenntnissen".
Nicht dass in 2-3 Jahren daraus ein REGENSBURG 21 wird – dies auch als kleine Anregung an die Mitglieder des regen Vereins der Donauanlieger, jetzt auf Informationslegung etc zu bestehen.
Bernhard Segerer
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Ich hoffe die Unesco prüft eingehend und vor allem lange – ab besten bis 2014 ;-)
Pro Osttrasse
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Immer noch lässt Welterbe-Steuerungskomitee-Mitglied Greipl die Öffentlichkeit warten auf seriöse Gründe gegen das Gutachten – vor allem aber auch gegen die beiden Trassen. Seine inhaltlichen Andeutungen sprechen dem eigenen Anspruch Hohn “Mann klarer Aussprache” zu sein.
Er stampft auf den Boden á la “Ich wollte aber schon immer nicht!” und geht kaum auf Gegenargumente ein. Bei seinem Vortrag im Kolpinghaus blieb er entsprechend allgemein.
Seine erste Positionierung ging von völlig anderen Planannahmen aus.
Dass die Pläne wesentlich verbesert wurden und vielleicht auch noch unsinnige HW-Schutzanforderungen situationsgerechter werden, mag eine gute Wirkung seiner voreiligen Kritk sein. Dann ist das sein Verdienst.