05 Jun2013
Gastbeitrag
Regensburger bei Blockupy-Demo: „Wir wurden in eine Falle gelockt“
Am Sonntag sollte in Frankfurt am Main die große Abschlussdemonstration der Blockupytage stattfinden. Geplant und auch gerichtlich genehmigt waren eine Blockade im Bankenviertel. Doch von den mindestens 7.000 Menschen, die an den kapitalismuskritischen Protesten teilnahmen, wurden unmittelbar nach Beginn etwa 900 durch die Polizei über mehrere Stunden eingekesselt. Mitglieder des Sozialistisch Demokratische Studentenverbands (SDS) Regensburg waren direkt im „Antikapitalistischen Block“ dabei. Wir veröffentlichen ihren (von der Redaktion leicht überarbeiteten) Bericht.
Wie man sich täuschen kann. Als die Demonstration mit leichter Verspätung am Basler Platz beginnt, wundern wir uns noch über die auffällig geringe Polizeipräsenz. Eine deeskalierende Maßnahme? Diese anfängliche Hoffnung wird enttäuscht. Nach einigen hundert Metern steigt die Zahl der anwesenden Polizisten binnen kürzester Zeit. Um kurz vor 13 Uhr wird der antikapitalistische Block gewaltsam vom Rest der Demonstration getrennt und eingekesselt. Man wolle „den friedlichen Protestteilnehmern, außerhalb des Antikapitalistischen Blockes, die Fortsetzung des Aufzuges zu ermöglichen“ und „gewaltbereite, vermummte“ Personen aufhalten, hieß es von der Polizei als Begründung.
erik
| #
wie der Teufel das Weihwasser, wie einst das Politbüro und wie auch das Kanzleramt fürchten und fürchteten Politiker Menschenansammlungen, die nicht die Meinung der Herrschenden wiedergeben. Das ist in Deutschland so und auch in anderen Ländern, je sozial oder politisch ungerechter ein Staat ist, umso mehr fürchten sie sich, umso brutaler wir von den Staatsorganen gegen diese Menschen vorgegangen und umso weniger wird von diesen Ergeinissen von den staatlichen und staatsnahen Medien berichetet. Bis die kritische Masse erreicht wird und sich die Ereignisse nicht mehr unter den Teppich kehren und die Münder sich nicht mehr mundtod machen lassen.
Blockupy Frankfurt – ein Erlebnisprotokoll – Neue Rheinische Zeitung | News von Parken-oder-Hotel-am-Flughafen
| #
[…] regensburg-digital.de […]
ExRA
| #
Dieses pingback findet sich im “lawblog”:
http://www.peter-juelich.com/?p=413
Wenn das in Frankreich passiert wäre, hätte man einen Generalstreik ausgerufen und die ganze Nation wäre auf der Strasse. Bei uns geht der “Normalbürger” mit einem Achselzucken zur Tagesordnung über. Was müssen diese “Studentenbeutel” denn auch ständig gegen irgendwas demonstrieren? Die sollen in die Uni gehen und Ruhe geben. Oder erst mal in den Steinbruch, damit sie lernen, was arbeiten heisst. Die Sprüche sind noch die gleichen wir vor 35 Jahren.
Joachim Datko
| #
Die Bilder im Beitrag zeigen “vermummte” Demo-Teilnehmer, z.B. im dritten Bild rechts unten drei Personen.
Bei aller Kritik am Bankensystem, die ich in dem Umfang nicht teile, es sollte meiner Ansicht nach nicht riskiert werden, dass bei einer Demo Randale entstehen.
Wir haben immer wieder Gelegenheit bei Wahlen die politische Richtung zu beeinflussen. Jeder hat eine Stimme, unabhängig vom Einkommen. Bei uns wird nicht, wie damals in der sozialistischen DDR, manipuliert.
Mich ärgern zum Beispiel die teuren Subventionen für Fotovoltaik, ich akzeptiere sie aber, weil es eine andere Mehrheitsmeinung gibt.
Bert
| #
Herr Datko.
Eine Sonnenbrille und eine Kapuze sind qua Rechtssprechung KEINE Vermummung. Die untere Gesichtspartie muss sichtbar bleiben.
Dubh
| #
Darko: “Wir haben immer wieder Gelegenheit bei Wahlen die politische Richtung zu beeinflussen. Jeder hat eine Stimme, unabhängig vom Einkommen.”
Genauso sieht Erdogan das auch!
Alle paar Jahre ein Kreuzerl, ansonsten Fresse halten!
Was soll jetzt der an dieser Art “Demokratie” nicht verstanden haben?
Joachim Datko
| #
Mehr direkte Demokratie
Zu 06.06.13 – 15:18 : “[…] Alle paar Jahre ein Kreuzerl, ansonsten Fresse halten! […]”
Das ist ein prinzipielles Problem der repräsentativen Demokratie. Dagegen hilft mehr direkte Demokratie.
Siehe z.B.: http://www.welt.de/wirtschaft/article114087294/Mehrheit-der-Schweizer-gegen-Managerabzocke.html
“Die Schweizer haben einer Volksinitiative zugestimmt, die sich gegen die “Abzockerei” durch Top-Manager wendet. Hintergrund der Initiative war die Empörung über üppige Vergütungen und Abfindungen.”
*****
Wir haben beim Nichtraucherschutz und bei der Abschaffung von Studiengebühren in Bayern gute Erfahrungen mit Elementen der direkten Demokratie gemacht.
+++ Für Demokratie und soziale Marktwirtschaft +++
Dubh
| #
@ Datko
Es ging um das verfassungsrechtlich verbriefte Demonstrationsrecht – und um die Praxis friedliche Demonstranten zu kriminalisieren – in Deutschland wie in der Türkei!
Mitgekriegt?
Das erledigt sich ganz bestimmt durch direkte Demokratie?
Demokratie ist allerdings NICHT, wenn Ihnen persönlich Entscheidungen oder Handlungen in den Kram passen, Sie also offensichtlich Null Problem im Zusammenprügeln von friedlichen Demonstranten sehen, weil die ja schließlich Sonnenbrillen aufhatten……….Kriminelle – was sonst!
Datko, ein selbsternannter Philosoph, der nicht einmal den kategorischen Imperativ von seinem persönlichen ausschließlichen kategorischen Subjektiv unterscheiden kann.
Letzterer nämlich hat mit Demokratie nicht das Mindeste zu tun.
Joachim Datko
| #
Vorsicht vor Randalierern!
Zu 07.06.13 13:44
Wir haben, aus rein biologischen Gründen, Mitmenschen, die gewalttätig sein wollen. Die Erfahrung zeigt, dass Demonstrationen häufig von gewalttätigen Menschen für ihre Zwecke ausgenutzt werden.
Am folgenden Beispiel aus der Schweiz sieht man, dass Habgier der Manager durch demokratische Mittel erfolgreich bekämpft werden kann, siehe z.B.: http://www.welt.de/wirtschaft/article114087294/Mehrheit-der-Schweizer-gegen-Managerabzocke.html
0tt0aktiv
| #
Das Problem Demonstration, das in Deutschland 2013 keines sein dürfte.
Es ist schon verwunderlich, dass sich die Demos gemeinsam von den Veranstalter und Behörden nicht vernünftiger durchführen lassen. Es ist immer wieder dasselbe Szenario, einerseits Demonstranten, unter denen sich natürlich immer Krawallmacher und Provokateure befinden. auf der anderen Seite Polizei, die auch aus Menschen besteht, die offensichtlich aus Selbstschutz Fehler begeht und verschiedentlich unangemessen reagiert. Es wäre mal an der Zeit, dass die Kriterien einer Demo überarbeitet werden müssen. Missverhältnisse beider Seiten hebeln den Geist einer genehmigten Demonstration aus, die nach wie vor für eine Demokratie unentbehrlich bleiben muss. Es gibt mittlerweile viele technische Möglichkeiten eine Demonstration zu überwachen, ohne paramilitärisch aufzutreten. Störer könnten auch von Zivilpolizei ausgekanzelt und aus der Demo genommen werden. Immerhin geht es um eine zivile Angelegenheit, die nicht als gefangenen Transport mutieren darf.
Dass man 1000 Menschen einfach 10 Stunden einkesselt, ohne deren Bedürfnisse zu berücksichtigen, ist brutal und unwürdig. Immerhin dürften da auch ganz normale Familien mit Kindern verschiedenen Alters dabei gewesen sein. Für mich erfüllt das den Tatbestand der Körperverletzung. Die Behörden und Polizei, dürfen nicht so gegen 1000 Menschen vorgehen, aufgrund weniger Störer. Dieser Vorgang kann man nur als Willkür bezeichnen. Auch das Vorgehen mit unverhältnismäßigen Waffen (Pfefferspray) ohne Not ist für mich gefährlich und rücksichtslos.
Andererseits müssen Störer disziplinarisch und nicht unerheblich zur Verantwortung gezogen werden, da Sie mit ihren Störungen alle Demonstranten einer erheblichen Gefahr aussetzen. Immerhin solle die Polizei, die wie Journalisten auch nur beruflich vor Ort ist, für Sicherheit und Ordnung sorgen und auch friedliebende Teilnehmer beschützen. Ich sehe das ähnlich wie bei und nach Fußballspielen. Dort sind Fußballfans mit Kind und Kegel, ständig durch eine Minderheit von Störern (Chaoten) in Gefahr, die sich für Fußball oft gar nicht interessieren und nur die dritte Halbzeit ausleben möchten. Beides gehört nicht zusammen.
Gondrino
| #
In Frankfurt wurde an diesem Tag das durch unsere Verfassung garantierte und durch die Justiz bestätigte Demonstrationsrecht rechtswidrig durch die Exekutive (Polizei und deren politische Vorgesetzten) außer Kraft gesetzt. Wenn dies nicht juristische Folgen für die Verantwortlichen hat, kann man von Deutschland nur mehr schwerlich von einem Rechtsstaat sprechen.
Wir leben mittlerweile in einem Land, wo man als Normalbürger Angst haben muss, friedlich sein Demonstrationsrecht auszuüben. Ausnahme sind nach meinen Beobachtungen Nazis. Die werden doch immer ganz formidabel geschützt und dürfen offensichtlich unter Polizeiaugen auch die eine oder andere Straftat begehen (siehe http://www.regensburg-digital.de/extremisten-uberall-verfassungsschutz-diffamiert-nazi-gegner/20052013/)
frage
| #
@0tt0aktiv
sachlich und nüchtern auf den punkt gebracht. guter beitrag!
Tofan, aus dem Sack!
| #
Mein Beileid gilt ein Stück weit den armen in die Falle gelockten Friedensfreunden bunter Demonstrationskultur, ganz ehrlich, ganz echt!
Hätten die in-die-Falle-Locker aus Hessen ihren Kollegen aus dem Frei-statt(sic) am 10.05.a.c. hier im Weltkulturerbe zweckentsprechende Nachhilfe – vorher theoretisch oder praktisch unterstützend vor Ort – gegeben, dann wäre das Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit nicht auf die Richtstatt einer Kapitulation, verbrämt als “polizeilicher Notstand”(regensburg-digital.de 11.05.13), vor demokratiefeindlichen RadaubrüderInnen geführt worden, deren linkssozialistisches Krawallverständnis mit dem ihres rechtssozialistischen Pöbelpendants durchaus totalitär konform geht.
erik
| #
bei Protesten in Rußland oder der Türkei wird über jede Einzelheit, über jedes noch so überflüssige Detail berichtet. Über die Proteste in Frankfurt wurde so gut wie überhaupt nicht berichtet, wenn doch, dann nur als kurze Randnotiz. Für alle die es nicht mitbekommen haben, nicht nur in der Türkei werden Panzerfahrzeuge aufgefahren, auch in Frankfurt wurden Panzerfahrzeuge in Position gebracht.