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Stadtentwicklung

Regensburg-Plan 2040 auf der Zielgeraden

Die Ausarbeitung des Regensburg-Plans 2040 steht kurz vor dem Abschluss. Am Mittwoch wurden im marinaforum einige wesentliche Punkte vorgestellt. Der Plan soll das zentrale Dokument der Stadtentwicklung für die kommenden 20 Jahre werden. In einer anschließenden Diskussion spielte der Entwurf selbst jedoch kaum eine Rolle.

Knapp 50 Personen nahmen am “Öffentlichen Stadtforum” teil. Foto: om

„Ich fahre dann mit einem autonomen Fahrzeug, das ich mir über einen Smartphone-Nachfolger gerufen habe, ins Senioren-Aktivzentrum. In meinem Stadtteil.“ Nach knapp zweieinhalb Stunden ist die Veranstaltung in der Abschlussrunde angekommen. Es geht darum, worüber man – rein hypothetisch – im Jahr 2040 in Regensburg begeistert sein wird. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer sagt: „Ich bin ja dann schon…“ – sie beendet den Satz nicht, es wird gelacht.

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Regensburg-Plan 2040 soll im nächsten Sommer beschlossen werden

Die Stadt kommt dem Regensburg-Plan 2040 immer näher. Der Prozess eines neuen Stadtentwicklungsplans wurde im Sommer 2018 im Stadtrat beschlossen. Seitdem gab es eine Bürgerbefragung, Workshops, verwaltungsinterne Abstimmungen, einen virtuellen Bürgerdialog, einen knapp 160-seitigen Entwurf des Plans, Stadtteildialoge, einen überarbeiteten Entwurf (70 Seiten, hier als PDF) und ein sogenanntes „Öffentliches Stadtforum“. Dieses fand an diesem Mittwoch im marinaforum statt. Eine Jugendbeteiligung sowie eine Abschlussveranstaltung im Frühjahr 2022 sollen noch folgen. Im Sommer nächsten Jahres soll der Regensburg-Plan 2040 im Stadtrat beschlossen werden.

Beim „Öffentlichen Stadtforum“ stellt zunächst der Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, Anton Sedlmeier, einige Kernpunkte des bisher erarbeiteten Plans vor. Im Anschluss diskutieren sechs Akteurinnen und Akteure der Stadtgesellschaft mit der Oberbürgermeisterin. Die Diskussion orientiert sich jedoch kaum am Planentwurf, sondern entwickelt sich zu einem Austausch allgemeiner – und überwiegend bekannter – Positionen. Moderiert wird die „Fishbowl“-Diskussion, zu der sich auch Bürgerinnen und Bürger gesellen können, von Julia Fielitz, die den Beteiligungsprozess für die Berliner Agentur Zebralog leitet.

TechCampus II, Ballsporthalle, Schwimmbad im Norden

Sedlmeier verweist in seiner Präsentation darauf, dass bei den befragten Bürgerinnen und Bürgern vor allem den Themen Mobilität, Quartiersentwicklung, Ökologie, Energie und Klima sowie Wohnen die stärkste Relevanz zugerechnet wurde. Davon ausgehend präsentiert er Ziele und Leitprojekte, die im Regensburg-Plan 2040 festgeschrieben sind. Dazu gehören etwa eine höhere und dichtere Bebauung in der Stadt, eine dezentrale Quartiersentwicklung mit Versorgungzentren, ein zweiter TechCampus südlich der A 3 und ein Hauptradroutennetz. Bis 2030 sollen zudem die Treibhausemissionen gegenüber dem Jahr 1990 um 60 Prozent reduziert werden. „Um 65 Prozent wollen wir reduzieren, Herr Sedlmeier“, korrigiert ihn Maltz-Schwarzfischer später in der Diskussion. Das habe der Stadtrat so beschlossen.

Als Leitprojekte finden sich im Regensburg-Plan 2040 unter anderem auch ein neues Kulturzentrum mit Konzertsaal und Kunsthalle, ein Kultur- und Kreativzentrum im Stadtlagerhaus, eine Ballsporthalle mit größerer Zuschauerkapazität, ein Schwimmbad im Stadtnorden, eine Reihe an Smart-City-Maßnahmen, eine Mobilitätsdrehscheibe am Unteren Wöhrd, S-Bahn-ähnlicher Verkehr auf Eisenbahnschienen sowie Dach- und Fassadenbegrünungen als verbindliche Vorgabe bei künftigen Bauvorhaben.

Koller zu Klimaschutz: „Wenn man nichts macht, wird es teurer.“

In der Diskussion stehen vor allem Klimathemen im Fokus. So fordert Sophia Weigert (Fridays for Future), dass die Stadt bei der Begrünung von Fassaden und weiteren Flächen mit gutem Beispiel vorangehen müsse. Manfred Koller (Geschäftsführer das.Stadtwerk) hält das für einen guten Gedanken und berichtet, dass das Stadtwerk alle Neubauten daraufhin überprüfe. Auch CO2-neutrale Energieversorgung und Photovoltaikanlagen seien für Planungen der hundertprozentigen städtischen Tochter von Bedeutung.

Manfred Koller möchte das Stadtwerk bis 2035 klimaneutral machen. Foto: om

Bis 2035 soll das Unternehmen klimaneutral werden. Das sei „ein gewaltiger Aufwand“, der viel Geld koste, doch wesentlich teurer würde es auf längere Sicht, wenn man nichts machen würde, so Koller. Erste Schritte seien gemacht, man müsse sie nun weitergehen. Der Stadtwerk-Chef verweist etwa auf die Abschaffung der kostenlosen Parkstunde in den Parkgaragen. „Das war ein harter Kampf,“ denn die „Altstadtkaufleute haben gedacht, da geht die Welt dann unter.“

Gertrud Maltz-Schwarzfischer verweist als wichtiges Zukunftsprojekt auf die ehemalige Prinz-Leopold-Kaserne, die die Stadt selbst zu einem neuen Quartier entwickelt. Der Siegerentwurf habe viele klimarelevante Aspekte einfließen lassen. Künftig wolle man etwa auch im Sinne einer „Schwammstadt“ durch Versickerungsmethoden Wasser speichern und in etwaigen Trockenphasen nutzen.

Stadtplaner – „die mit den Buntstiften”

Dr. Josef Paukner (Donau-Naab-Regen-Allianz) kritisiert grundsätzlich die Herangehensweise von Stadtplanern. Das seien „die mit den Buntstiften“, die Städte in einzelne Bereiche segmentieren. Da eine Kulturachse, dort eine Technologieachse. Man müsse Stadtentwicklung jedoch einerseits kleinteiliger und quartiersbezogener denken und andererseits die Stadt viel größer, regional und als Agglomeration sehen. Auch müssten Verkehrsprojekte mit Bedeutung für die Region schneller vorangehen. So etwa der Walhalla-Bahnhof im Stadtnorden, über den seit 35 Jahren diskutiert werde. „In der Zeit bauen sie in Berlin einen Flughafen“, so Paukner.

Weigert wünscht sich ein Leerstandsmanagement für Regensburg, um Leerstände und Zweckentfremdungen von Wohnungen konsequenter sanktionieren zu können. Maltz-Schwarzfischer verweist drauf, dass man in dem Bereich bereits Stellen geschaffen habe und gegen Zweckentfremdungen vorgehe. Im Regensburg-Plan 2040 taucht der Begriff allerdings kein einziges Mal auf.

Lennart Kammler (Jugendbeirat) bringt ins Spiel, nicht nur über eine autofreie Altstadt, sondern auch über Quartiere ohne Autos nachzudenken. Vor allem eine soziale Stärkung einzelner Stadtteile und -quartiere im Sinne einer „inklusiven und gemeinorientierten Stadtentwicklung“ fordert Reinhard Kellner (Soziale Initiativen). Es müssten mehr Räume zur „sozialen Kommunikation“ außerhalb der Altstadt entstehen.

Kultur- und Konzerthaus am Ernst-Reuter-Platz?

Klaus Haarer (Forum Kultur- und Kreativwirtschaft) hat den Eindruck, dass Kultur im Regensburg-Plan bislang keinen besonders hohen Stellenwert genießt. Werde Kultur und Kreativität vielleicht schon ausreichend angeboten? Er fordert das Publikum auf, per Handzeichen abzustimmen. Etwa die Hälfte ist mit dem bisherigen Angebot zufrieden, die andere nicht. Als zentrales Projekt in seinem Bereich sieht Haarer eine entsprechende Nutzung des Stadtlagerhauses im Regensburger Hafen.

Im Kulturbereich sieht auch Paukner Verbesserungsbedarf. So wünscht er sich – nicht als Vertreter einer Organisation, sondern als Privatperson – ein Kultur- und Konzerthaus, das ausdrücklich nicht für Kongresse geeignet ist, am Ernst-Reuter-Platz. Aber seit dem gescheiterten RKK-Bürgerentscheid rede darüber niemand. „Das ist wie bei Lord Voldemort, dessen Namen man auch nicht aussprechen dürfe,“ witzelt Paukner. Maltz-Schwarzfischer erwidert, dass sie versprochen habe, dass an den Ort etwas hinkomme. Vorschläge dafür werden allerdings nicht aus der Politik kommen, weil man sonst die alte RKK-Diskussion reaktiviere. Hier seien vielmehr die Ideen der Bürgerinnen und Bürger gefragt. Im Regensburg-Plan 2040 kommt der Ernst-Reuter-Platz nicht vor.

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Kommentare (2)

  • wollwirker

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    Zum Doppelsprech -Thema Klimaschutz
    Steigen sie auf ihr Fahrrad und radeln sie mal Richtung Mariaort.
    Bald müssen sie sich an riesigen Gasrohren vorbeidrücken, welche zur Zeit nach Regensburg hinein verbuddelt werden.
    Und dann lenken sie ihren Blick hinauf zu den windigen Winzerer Höhen und suchen
    ein Windrad.
    Soviel zu moderner Energiepolitik…….

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  • MarcusAntonius

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    Die vermeintlichen „Gasrohre“ sind meines Wissens Trinkwasserrohre, die im Rahmen der Erweiterung des Trinkwassernetzes in Richtung Pettendorf und Nittendorf verlegt werden. Die grundsätzliche Kritik an der städtischen Strategie zurNutzung Erneuerbarer Energien ist natürlich berechtigt. Während andernorts (z.B. im Landkreis) über Nachfolgemodelle für die bald ausgeförderten Ü20-Anlagen diskutiert wird, fängt Das Stadtwerk jetzt an, an Neubauten den Einsatz co2-neutraler Energieversorgung zu „prüfen“. Da kann man nur sagen: Guten Morgen Herr Koller! Setzen Sie sich doch mit der BERR auseinander: die würden gerne und schon länger Projekte mit der Stadt umsetzen.

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