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Stellungnahme

Proteste gegen Abordnung von Jugendsozialarbeitern: Stadt sieht keine Alternative

Neue Stellen zur Betreuung minderjähriger Flüchtlinge seien schwer zu besetzen und würden aktuell auch nicht helfen, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt Regensburg. Deshalb sei die Abordnung von Beschäftigten aus der Jugendsozialarbeit an Schulen das Mittel der Wahl.

Weder für die Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge noch im Bereich der Jungendsozialarbeit an Schulen (JaS) ist derzeit die Schaffung von weiteren Stellen geplant. Das hat die Pressestelle der Stadt Regensburg auf Nachfrage gegenüber unserer Redaktion bestätigt.

Wie am Donnerstag berichtet, sorgt die kürzlich verfügte Abordnung von JaS-Beschäftigten zur Betreuung von minderjährigen Flüchtlingen derzeit für Kritik und Proteste – bei den Betroffenen selbst, aber auch vom Regensburger Kreisverbands der Lehrkräfte an Beruflichen Schulen (VLB) und im Stadtrat, insbesondere von den Grünen. Dem Festakt zum 20-jährigen Bestehen der JaS blieb die Stadtratsfraktion der Grünen aus Protest fern.

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Flüchtlingsbetreuung: Offene Stellen schwer zu besetzen

Zwischenzeitlich hat die Stadt nun genaue Zahlen zu den Abordnungen geliefert (Die Antworten haben sich mit der Veröffentlichung unseres gestrigen Artikels überschnitten und konnte nicht mehr berücksichtigt werden.). Demnach verfügen die Spezialisierten Sozialen Dienste, zuständig für die Betreuung und Versorgung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, über insgesamt 6,5 Stellen.

Allerdings scheint es schwierig, für diese Arbeit, die mit Schichtdienst verbunden ist, Personal zu finden. Folgt man den Zahlen der städtischen Pressestelle, dann waren im August bzw. September lediglich 3,75 bzw. 4,5 dieser Stellen besetzt. Erst Anfang Oktober konnten zumindest zwei der offenen Stellen besetzt werden, für die nach wie vor offene halbe Stelle läuft derzeit die mittlerweile zweite Ausschreibung.

Stadt: Situation nicht mit 2015 vergleichbar

„Die Beantragung zusätzlicher Stellen würde der Stadt in der jetzigen Situation auch nicht helfen“, teilt die Pressestelle weiter mit. In einer „Krisensituation“ wie der jetzigen, in der auf die sechs zur Verfügung stehenden Plätze zwischen 15 und 19 minderjährige Flüchtlinge kommen, die vom Jugendamt betreut werden müssen, müsse schnell gehandelt werden. Eben durch besagte Abordnungen.

Vor der Schaffung zusätzlicher Stellen schreckt man bislang wohl auch deshalb zurück, weil die Situation derzeit „nicht mit der Flüchtlingswelle 2015/16 verglichen werden“ könne. Damals mussten mehrere hundert unbegleitete Minderjährige langfristig in Regensburg aufgenommen werden. Das versuchte die Stadt damals mit der Schaffung zusätzlicher, befristeter Stellen abzufedern, die zwischenzeitlich wieder weggefallen sind.

Derzeit würden die Minderjährigen aber nicht dauerhaft aufgenommen, sondern jeweils nur für einige Tage und dann auf andere Bundesländer weiterverteilt. Da das Thema zur Zeit „alle Jugendämter“ betreffe, setze man in Regensburg auf eine überregionale Lösung – etwa in Form einer zentralen Aufnahmeeinrichtung.

Weitere Abordnungen? Entscheidung je nach Lage

Und bis diese Lösung kommt, behilft man sich mit den Abordnungen aus der JaS. Insgesamt neun Sozialpädagoginnen werden dafür vom 14. Oktober bis zum 14. Januar zur Betreuung der minderjährigen Flüchtlinge versetzt, sieben davon aus der Jugendsozialarbeit an Schulen, zwei aus Stadtteilprojekten.

Ob es danach neuerliche Abordnungen geben wird, könne man derzeit nicht sagen, heißt es weiter. Dies werde dann anhand der aktuellen Situation entschieden. Dabei weist die städtische Pressestelle darauf hin, dass solche Abordnungen nichts Ungewöhnliches seien. Beim Impf- und Testzentrum entscheide man bereits seit Ende 2020 ebenfalls alle drei Monate – je nach Lage.

Trotz der Abordnungen versichert die Stadt, dass „keine Schule allein gelassen“ werde. „Jeweils zwei Kolleginnen bzw. Kollegen der Jugendsozialarbeit an Schulen teilen sich die Vertretung für die temporär nicht besetzten Schulstandorte.“ Bei den Stadtteilprojekten sei weiteres Personal vorhanden, um eine Vertretung sicherzustellen. „Der reguläre Sozialpädagogische Fachdienst beim Amt für Jugend und Familie steht sowieso immer als Anlaufstelle für Schüler, Lehrkräfte und Eltern zur Verfügung.“

Neue Stellen für die JaS?

Der Frage, ob im Bereich der JaS die Schaffung zusätzlicher Stellen geplant sei, weicht die städtische Pressestelle in ihrer Antwort aus.

Wie berichtet, hatte Tobias Macht, Kreisvorsitzender des Verbands der Lehrkräfte an Beruflichen Schulen (VLB), in einem ungewöhnlich deutlichen Brief an die Stadtratsfraktionen die ohnehin schon knappe Personalsituation bei der JaS geschildert. So stünden an der städtischen Berufsschule III (Matthäus Runtinger) mit über 3.000 Schülerinnen und Schüler gerade einmal eineinhalb Stellen für die Jugendsozialarbeit zur Verfügung.

An den übrigen Regensburger Berufsschulen sei dies nicht anders. Das sei „viel zu wenig und es muss hier dringend aufgestockt werden“, so Macht.

Doch ob eine Aufstockung des JaS-Personals vorgesehen ist, ist der Antwort der Stadt nicht zu entnehmen. Man verweist lediglich darauf, dass im laufenden Haushaltsjahr 1,25 Vollzeitstellen neu geschaffen worden seien.

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Kommentare (7)

  • R.G.

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    “die kürzlich verfügte Abordnung von JaS-Beschäftigten zur Betreuung von minderjährigen Flüchtlingen”
    Es dauerte viel zu viele Monate zwischen meiner Empörung über Roger Lewentz’ Verhalten in der Flutkatastrophe im Ahrtal und seiner taufrischen Ankündigung, sich eine “Auszeit” nehmen zu wollen.

    Nachdem man in Regensburg Sozialarbeiter einfach ABORDNEN und wieder ZURÜCKORDNEN möchte, wie es einem schmeckt, beginne ich wieder zu zählen.
    Wie lange muss ich warten, bis sich bestimmte Politiker eine Auszeit nehmen wollen?

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  • Spartacus

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    Tipp an die Stadt bezüglich aller zu besetzenden Stellen im sozialen Bereich: 150% mehr Brutto und 30 Stunden Woche!

    Wenn ich nämlich bei BMW am Band fast doppelt soviel verdienen kann wie im sozialen Bereich, stimmt was nicht.

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  • xy

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    “150% mehr Brutto und 30 Stunden Woche!”

    Das kann nur jemand sagen, der sein Leben lang noch keine Steuern und Abgaben gezahlt hat, sondern vom Geld anderer Leute gelebt hat. Wenn man bei BMW etc. das Doppelte verdient, dann stimmt bei BMW etwas (schon lange) nicht, was im Übrigen (über Förderungen und Abwrackprämien etc.) wieder vom Steuerzahler und Verbraucher gezahlt wird. Dort (und bei einigen sehr einäugigen Gewerkschaften) hat man schon lange jedes Maß und Ziel verloren, was wirklich nicht jedes Gemeinwesen mitmachen oder gar übertreffen muss.

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  • Bemerkenswert

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    Und dennoch sollte sich jedes Gemeinwesen vielleicht dann doch ein gutes Mehr an Maß und Ziel zulegen, wenn die Unterstützung und Förderung unseres höchsten Gutes – nämlich die Zukunft unserer Kindern und Jugendlichen und damit auch unsere eigene Zukunft – offensichtliche so wenig zählt. Traurig für eine angeblich “familienfreundliche” Stadt Regensburg.

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  • Dugout

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    @xy
    BMW hat 2021, trotz Coronakrise, 12,5 Milliarden Gewinn gemacht.
    Sie können sich beruhigen.

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  • Spartacus

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    @Dugout

    Unter anderem auch weil du und ich, tatsächlich habe ich Steuern gezahlt lieber @xy, wahrscheinlich sogar mehr wie Sie, weil die Steuerzahler*innen freundlicherweise ihren Beitrag durch Kurzarbeit geleistet haben um die Aktionäre nicht zu verärgern.
    Wenn ich’s mir so recht überlege und ein Staat Firmen wie BMW das Geld in den A… schiebt, wären dann im sozialen Bereich sogar 200% Lohnerhöhung legitim.

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  • Waschbär

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    Die Stadt handelt hier meiner Ansicht nach mit Unwahrheiten. Vor allem beim Zeitstrahl wird hier geflunkert.

    Diese Flüchtlinge wurden nicht gerade eben mit Fallschirmen über der Stadt Regensburg abgeworfen. Es ist seit einigen Wochen klar, dass diese kommen werden. Auch der Hinweis auf Januar ist falsch, die hier geltenden Dienstpläne sind seit der Veröffentlichung auf Juni terminiert. Die Aussage “[…] jeweils nur für einige Tage” scheint daher auch hochgradig irreführend zu sein.

    Der Fisch fängt immer am Kopf an zu stinken, daher würde ich die Ursachen für diese Missstände durchaus in dem unmöglichen Führungsstil der Jugendschutzstelle suchen. Die hier schon vor den Flüchtlingen herrschende Personalknappheit hat Ursachen.
    Weiterhin scheint die Frau Freudenstein völlig desinteressiert die komplette JaS an die Wand zu fahren, dass ich mir eines Tages Herrn Wolbergs zurück wünschen würde, hätte ich nicht angenommen.

    Wenn die Stadt nun Personal sucht, dass keiner Tätigkeit nachgeht, würde ich zuerst die Führung der Jugendschutzstelle und Frau Freudenstein für die Flüchtlingsbetreuung vorschlagen, so können diese auch einmal erfahren, wie sich Arbeit tatsächlich anfühlt.

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