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Protest

Protest gegen Thurn und Taxis in Regensburg: Illegales Picknick im Schlosspark

Am Rande eines Protestzugs im Vorfeld der „Thurn und Taxis Schlossfestspiele“ besetzten Aktivisten kurzzeitig den Park und forderten eine Enteignung des „leerstehenden Palasts“.

Mit Hummer und Salamander stürzten sich zwei Aktivistinnen in den Teich im Schlosspark. Foto: Rebecca Lang

Frau Panfilow ist verstimmt. Am Sonntagnachmittag ist auch die Lebensgefährtin von Reinhard Söll, Begründer der „Thurn und Taxis Schlossfestspiele“ zu Regensburg, auf den Emmeramsplatz gekommen. Zusammen mit einer Bekannten beobachtet sie die gut 100 größtenteils jungen Menschen, die sich anlässlich der bevorstehenden Prestige-Veranstaltung hier eingefunden haben, um gegen Schloss- und Schirmherrin Gloria zu demonstrieren, und echauffiert sich ein bisschen über deren Garderobe.

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Irgendwann gerät Swetlana Panfilow dann mit dem Aktivisten Kurt Raster aneinander und es kommt zu einem wenig konstruktiven Wortwechsel. Raster fragt Frau Panfilow irgendwann gegen Ende, ob sie sich denn überhaupt nicht schäme dafür, unter wessen Dach ihr Partner seine Veranstaltung abhalte. Panfilow retourniert mit einem „Was arbeiten Sie überhaupt?“

Diskussion auf zweifelhaftem Niveau: Kurt Raster und Swetlana Panfilow. Foto: as

Als mehrere Journalistinnen und Fotografen auf die Szenerie aufmerksam werden und ein paar Bilder schießen, droht Panfilow im Fall einer Veröffentlichung mit rechtlichen Schritten („Das ist bei mir ganz gefährlich.“) und verlässt schließlich mit ihrer Begleiterin den Ort des Geschehens.

Gloria: Kontakte zu Rechtsextremen, steile Thesen

Dort wird mit teils markigen Worten ausgeteilt gegen die berühmt-berüchtigte Regensburger Adlige, die zuletzt größere Schlagzeilen machte, weil in ihrem Schloss letzten Sommer ein Spendendinner zugunsten von Hans-Georg Maaßen stattfand.

An dem nahm neben anderen fragwürdigen Gestalten auch der rassistische Patriarch Gernot Mörig teil, seit Jahrzehnten engagiert für die extreme Rechte und im Zuge von Correctiv-Recherchen zu einem Treffen in Postsdam auch der breiten Öffentlichkeit bekannt. Dort wurde im November 2023 ein Masterplan zur Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund diskutiert – mit dabei: Mitglieder von Werteunion und CDU, Rechtsanwälte, Unternehmer und einschlägig bekannte Neonazis.

„Rechtsradikale Influencerin“

Doch auch Glorias Kontakte zu dem US-amerikanischen Rechtsextremen Steve Bannon, über die die New York Times berichtete, ein gemeinsamer Demoauftritt mit dem Burschenschaftler und AfD-Abgeordneten Benjamin Nolte und zig Aussagen der Milliardärin, die zwischen Rassismus, Verschwörungsgeraune und barem Unsinn wabern, bringen die Demonstrantinnen gegen von Thurn und Taxis auf.

Gloria-Trias mit Benjamin Nolte und Steve Bannon auf einem Transparent der Linksjugend. Foto: Herbert Baumgärtner

Die selbsternannte Fürstin sei eine „rechtsradikale Influencerin“, die „ekelerregende Freundschaften“ pflege, heißt es in einem Redebeitrag. „Kein Platz für Thurn und Taxis! Wir können uns Gloria nicht mehr leisten“, lautet das Motto des Demozugs, der rund um den Schlosspark führt.

Im Alleengürtel dann, etwa auf Höhe des Hotel Central, lösen sich etwa zwei Dutzend Teilnehmer aus dem Demozug und klettern über den Zaun. Augenscheinlich haben andere Aktivistinnen schon im Schlosspark gewartet. Zwei von ihnen hängen höher oben in den Bäumen, einen andere schafft es nicht ganz nach oben, wird von einem Polizeibeamten festgehalten. Zwei andere haben es sich auf großen Schwimmtieren im Schlossteich behaglich eingerichtet.

Picknick im und vor dem Park

Unter dem Jubel des vor dem Zaun zum Stillstand gekommenen Demozugs wird ein Transparent mit der Aufschrift „Unsere Stadt, unser Park“ entrollt, während ein Streifenwagen nach dem anderen in der Allee vorfährt. Auch die DLRG inklusive Schlauchboot wird gerufen, um die beiden Schwimmerinnen gegebenenfalls aus dem Teich zu holen.

Zwischen den Bäumen wurde ein Transparent entrollt. Foto: Anton Troppmann

„Jetzt kommen’s doch einfach runter“, redet ein Polizeibeamter von unten auf einen der im Baum hängenden Aktivisten ein. Doch der macht es sich dort gerade richtig gemütlich und verzehrt eine mitgebrachte Brotzeit. Draußen taucht ein Lastenfahrrad der „Küche für alle“ auf und verteilt veganes Essen an die umstehenden Demonstranten.

„Schlosspark für alle, sonst gibt’s Krawalle“

Man werde jetzt gemütlich im Park picknicken und dann freiwillig Bäume und Teich verlassen, wird den Polizeibeamten irgendwann mitgeteilt. Währenddessen schallen Sprechchöre durch die Allee. „Change your diet for the climate: eat the rich“, „Arbeit muss sich wieder loh’n, Gloria in die Produktion““, „Schlosspark besetzen, Gloria zerfetzen“ oder: „Schlosspark für alle, sonst gibt’s Krawalle“.

In der Allee sammelten sich die Streifenwagen. Foto: as

Letzteres bleibt aber am Sonntag zumindest aus. Aufkommende „ACAB“-Sprechchöre werden von der Mehrheit der Anwesenden mit einem lauten „Lasst den Scheiß“ unterbunden. Irgendwann bringen mehrere Personen zwei Kästen Mineralwasser in den Schlosspark und bieten sie den Polizisten an. Nach etwa einer Stunde verlassen die Aktivisten freiwillig Bäume und Teich und verlassen unter Begleitung der Polizei den Park. Sie werden wegen Hausfriedensbruch angezeigt.

Gloria lässt Sicherheitsvorkehrungen verstärken

In einer wenig später verschickten Pressemitteilung des „Aktionsbündnisses Unsere Stadt, unser Park“ kritisiert Adrian Algasinger, der für die Demo verantwortlich zeichnet, die kommende Woche beginnenden Schlossfestspiele als eine Zusammenkunft von Reichen, die „Glorias Leerstand“ finanzieren würden. „Vor allem fließt dieses Geld dann aber auch wieder in die Kassen von Staatsfeinden.“ Eine Konzertreihe sei schön und gut, „aber wenn die Gastgeberin rassistisch und queerfeindlich ist und den Klimawandel leugnet, dann müssen wir das kritisieren“.

Gloria von Thurn und Taxis ließ über die Mittelbayerische Zeitung mitteilen, das angesichts dieser neuerlichen Proteste nun die Sicherheitsvorkehrungen im Park „umgehend verstärkt“ werden sollen, auch im Hinblick auf die Schlossfestspiele. Fotos von Swetlana Panfilow dürften dort aber vermutlich auch wieder von deren Seite erlaubt sein.

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Kommentare (4)

  • Mr. T.

    |

    Sämtliche hier geschilderten Vorwürfe sind natürlich nicht wegzudiskutieren und rechtfertigen Protest gegen diese rechte Krawallschachtel. Auch charmant wie man hier wieder demonstrativ gewitzt und gewaltlos vorgegangen ist. Auch wenn es manche lieber hätten, wenn die Demonstrierenden prügeln würden, um entsprechend reagieren zu können. ACAB muten, Polizisten Wasser anbieten und nach einem gemütlichem Picknick freiwillig wieder zu gehen ist so herrlich entwaffnend.
    Die Enteignungsforderungen habe ich ja immer für plakativ und absichtlich überzeichnet und unrealistisch gehalten. Wenn man aber den massiven Leerstand betrachtet, gibt es durchaus Möglichkeiten, diesen zu vergesellschaftlichen. Eigentum verpflichtet! War das nicht beim Adler auch mal ein Thema?

  • Verena

    |

    Mr. T. (2) 1Eigentum verpflichtet. 2Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
    Vielleicht kann man das mal genauer definieren.
    Wo gibt es Kommentare die Einbruch oder Störung des Eigentums erlauben?

  • Aus Zucker

    |

    Ein Vorschlag für eine Regensburg/Gloria-Hymne

    Glanz und Gloria

    Perle an der Donau/ Regensburger Glanz!
    Prächtig, unser Dombau/ die Altstadt ist noch ganz!

    Ruhige alte Gassen/ Römern auf der Spur!
    Geschichte zum Anfassen/ das Erbe: Weltkultur!

    Nicht nur für die Mauern/ ist die Stadt bekannt,
    Ich führe eine Frau an/ die kennt das ganze Land!

    Um keinen Spruch verlegen/ für keinen Streit zu klein,
    Kurzes Überlegen:/ Es muss die Fürstin sein!!!

    Refrain
    Gloria! -Fürstin, Euer Gnaden!
    Gloria! -Prinzessin und Durchlaucht!
    Regensburg, wir haben, – Altstadt, Adel auch!
    Regensburg, wir haben, – Altstadt, Adel auch!

    Was viele nicht mal ahnen/ Hat sie lang erkannt
    Was and’re heimlich planen/ Wird von ihr benannt:

    Ungebor‘ne Deutsche/ werden weggemacht,
    Stattdessen holt man neue/ Afrikaner nach!

    Gloria weiß, Windräder/ zerheckseln Vogelschar‘n
    Die Grüne sind die Täter/ im Ideologenwahn!

    Weil sie gerne schnackseln/ Gloria ist sehr schlau,
    Hab’n schwarze Afrikaner / häufig HIV!

    Refrain

    Sie hat ein Schloss mit Pforten/ Das sperrt sie manchmal auf,
    Zum AfD- Konsorten-/ Gloria-Spendenlauf!

    Sie kennt Präsidenten/-Sie ist weltgewandt!-
    Orban, „einen Helden/ Den Retter: Donald Trump!“

    Refrain

  • Karl Straube

    |

    Um es analog Aiwanger zu sagen: “Wir haben uns das Recht zurück geholt”, oder welche Legitimation nehmen diese Aktivisten für sich in Anspruch? Den Feierabendverkehr der Werktätigen blockieren die Klimakleber, die sich in ihrer Ideologie über Gesetze und die Interessen anderer Bürger erhaben fühlen. Eine Demo am Zaun des Parkes und seinen Zugängen oder am Fahrbahnrand ok, aber hier kommt allmählich eine Spirale ausufernder Selbstjustiz aus Selbstgerechtigkeit in Gang. Nicht zu vergessen: diese Wichtigtuerei wird auch auf dem Rücken der Polizei ausgetragen, die wahrlich Wichtigeres zu tun hätte.

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