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Wohin mit dem Baustellenverkehr?

Probleme bei Schulneubau auf Sandberg

Für rund 50 Millionen Euro (ohne Abbruchkosten) plant die Stadt auf dem Sallerner Berg ein neues Schulzentrum. Doch dessen Umsetzung birgt enorme Schwierigkeiten. Anwohner befürchten bereits das Schlimmste, sobald der Baustellenverkehr durch ihre Straßen holpert.

Völlig ungeeignet für den Baustellenverkehr? Anwohner der Erzgebirgstraße befürchten enorme Schäden. Foto:bm

Es ist alles andere als eine leichte Aufgabe vor der der Regensburger Stadtrat im Oktober steht. Um den Bau des neuen Schulzentrums an der Hunsrückstraße im Stadtnorden realisieren zu können, muss zunächst geklärt werden wie für die kommenden fünf Jahre der Baustellenverkehr geregelt werden kann. Dabei geht es tatsächlich um weitaus größere Probleme als „nur“ ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Bleibt man bei den ursprünglich geplanten Routen über die Erzgebirgstraße, die Straße im Reichen Winkel und die Hunsrückstraße könnte es in den Folgejahren zu Bewegungen im porösen Untergrund und dadurch zu erneuten Bodenabsenkungen kommen. Bei der möglichen Alternative, einer temporären Baustellenzufahrt über die Chamer Straße müsste in ein bestehendes Naherholungsgebiet eingegriffen werden. Zudem befürchten die dortigen Anwohner eine weitere Zunahme des Verkehrsaufkommens.

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Löcher im Asphalt und Risse im Mauerwerk

Der Untergrund am Sallerner Berg besteht zum Großteil aus porösem Gestein, Hohlräumen und lockerem Sand. Deshalb ist dort eigentlich auch kein Fahrzeug über fünf Tonnen Gewicht zugelassen. Schon Ende der 1980er Jahren kam es zu plötzlichen Löchern in der Straßendecke. Wie Anwohner berichten, komme es immer wieder zu Rissen im Mauerwerk. „Das Problem ist, dass sich der Boden nicht sofort bewegt wenn hier die Baumaschinen entlang fahren. Die rütteln aber nach und nach den Untergrund locker und bringen den Sand in Bewegung“, erklärt Anwohnerin Ingrid Neumann gegenüber unserer Redaktion. Der riesele in bestehende Löcher im Untergrund, bis schließlich der Boden nachgebe.

So könnte das Schulzentrum einmal aussehen. Der Gewinnerentwurf des Ideenwettbewerbs. Quelle: Stadt Regensburg

Neumann ist Mitbegründerin der Bürgerinitiative „Sandberg“. So nennen die Bewohner den Sallerner Berg. Eigentlich ist es ein beschauliches Gebiet. Mit dem Aberdeen Park und dem Tempepark befinden sich zwei Naherholungsgebiete in unmittelbarer Nähe, die einen Ausblick auf die Stadt im Süden und das Umland bieten. Doch der Berg hat eben auch seine Schattenseiten. Man könne tatsächlich die Uhr danach stellen, wann wieder irgendwo Risse auftauchen, so Neumann. „Nach Baumaßnahmen oder anderen Ereignissen, bei denen der Boden stark in Vibration versetzt wird, kommt es in ähnlichen Abständen stets zu Straßenschäden oder dem Absenken von Häuserteilen.“ Der werde aber von Versicherungen nicht übernommen. „Denen ist ja klar, dass der Sandberg ein Risikogebiet ist und die versichern solche Schäden erst gar nicht.“

Grundschule muss neugebaut werden

In den vergangenen Jahren hat der Stadtteil einen regen Zuzug erfahren. Die in den 1970er Jahren erbaute Grundschule in der Hunsrückerstraße ist daher mittlerweile deutlich zu klein geworden. Da das Gebäude mit dem krebsauslösenden PCB-Stoff belastet ist und eine Sanierung zu kostspielig wäre muss es komplett abgerissen werden. Auf dem rund 4.000 Quadratmeter großen Gelände soll in den kommenden fünf Jahren eine neue Grundschule, ein Förderzentrum sowie eine Doppelturnhalle gebaut werden. 54 Millionen Euro ohne Abrisskosten plante die Stadt im September 2019 hierfür ein.

„Dieses Vorhaben ist das teuerste Schulprojekt, das wir bis dato auf den Weg gebracht haben“, betonte Planungs- und Baureferentin Christine Schimpfermann im vergangenen Jahr bei der Vorstellung der Ergebnisse des Ideenwettbewerbs. Das Schulzentrum, dem auch ein Hort angehören soll, könne „sicher sehr gute Synergien entwickeln“, so Schimpfermann. Das bisher auf drei Standorte verteilte Sonderpädagogische Förderzentrum der Jakob-Muth-Schule soll hier zu einem einheitlichen Komplex zusammengefasst werden. Der Neubau soll 2021 beginnen und schrittweise, bei laufendem Betrieb der Grundschule geschehen.

Baustellenverkehr stellt Risiko dar

Die Verwaltung hatte zunächst vorgesehen, den Baustellenverkehr über den Süden des Sallerner Berges und damit über Erzgebirgstraße, die Straße im Reichen Winkel und die Hunsrückstraße abzuwickeln. Es wäre grundsätzlich die einfachste Variante. Wäre da eben nicht der Untergrund.

Eine Übersicht über die potentiellen Routen am Sandberg. Wie genau eine Trasse vom Norden her verlaufen könnte ist bisher nicht untersucht worden. Quelle: Stadt Regensburg/Markierungen RD

Deshalb wurden im August bereits Belastungsfahrten mit einem 90-Tonnen-LKW durchgeführt. Die MZ hatte hierzu berichtetet und schilderte auch zwei vergangene Ereignisse, die Anwohnerinnen wie Neumann noch gut in Erinnerung sind. 1989 tat sich ein riesiges Erdloch vor dem Haus von Ingrid Neumann auf, nachdem ein Bus die entsprechende Stelle befahren hatte. 1994 verschluckte ein Erdloch ein parkendes Fahrzeug. Der letzte dokumentierte Erdrutsch datiert aus dem Jahr 2006.

„Werden uns jetzt auf die Hinterbeine stellen”

Dass noch in diesem Jahr im Reichen Winkel und in der Hunsrückstraße die Abwasser- und Anschlusskanäle saniert werden sollen, lasse laut Neumann auch nichts gutes ahnen. „Die wurden erst vor sechs Jahren umfangreich saniert und sollten doch eigentlich Jahrzehnte halten. Warum muss das jetzt schon wieder ausgebessert werden?“ Neumann, die selbst in der Erzgebirgstraße wohnt, sagt: „Wir Anwohner werden uns jetzt auf die Hinterbeine stellen.“ Bei einer Ortsbegehung mit der Oberbürgermeisterin Mitte September schilderten die Mitglieder der BI Sandberg ihre Befürchtungen. Gertrud Maltz-Schwarzfischer habe viel Verständnis gezeigt und ein baldiges Gespräch zugesagt.

Am 10. September traf die OB Vertreter der BI Sandberg. Die überreichten dem Stadtoberhaupt ein Glas mit Erdsubstanz. Quelle: BI Sandberg

Doch auch die Bewohner im Bereich der nördlich gelegenen Chamer Straße stellen sich bereits gegen eine mögliche Umleitung über ihre Wohngegend. Schon jetzt sei das Verkehrsaufkommen eine Belastung, heißt es von Anwohnern. Zudem müsste von der Chamer Straße eine temporäre Trasse am Aberdeen Park vorbei geführt werden. Eine weitere Alternative stellt die Route über die Amberger Straße, die Spessart- und die Eifelstraße dar. Laut Stadt würden derzeit alle Möglichkeiten überprüft werden. Ein laut Anwohnern bestehendes Gutachten aus dem Jahr 1965, das aussage, dass der Sallerner Berg seinerzeit gar nicht bebaut werden sollte, könne nicht bestätigt werden, da dieses der Stadt nicht vorliege. „Wir müssten hierzu im Archiv recherchieren“, hatte die Stadt im August auf eine Anfrage des Wochenblatts mitgeteilt. Auswirkungen auf den Schulneubau dürfte dies ohnehin nicht haben.

Zu wenig Informationen

Die Anwohnerinnen und Anwohner kritisieren aber vor allem die fehlenden Informationen von Seiten der Stadt. „In den Gesprächen mit den Menschen, wenn wir bei ihnen klingeln, merken wir, dass da viel Informationsbedarf besteht“, so Neumann. Deshalb habe man die BI Sandberg gegründet. Knapp 400 Unterschriften konnten bereits gesammelt werden, um den Druck auf die Politik zu erhöhen. „Bis Mitte Oktober wollen wir diese Aktion soweit abschließen und die erreichten Unterschriften der OB übergeben.“ Nach dem Abschluss der Überprüfungen für die Zufahrtsstraßen der Baustelle soll es mit der Verwaltung zu Gesprächen kommen. Ende Oktober wird dann der Stadtrat entscheiden müssen.

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Kommentare (11)

  • Linda

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    Der ganze Sallernerberg ist bereits jetzt durch überbreite Straßen erschlossen. Es wäre heutzutage unsinnig den Baustellenverkehr durch ein Erholungsgebiet zu führen.

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  • Andreas

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    Habe ich das richtig verstanden? In der Nähe der Schule besteht die Gefahr, dass die Häuser im Erdboden versinken, einstürzen oder schwer beschädigt werden? Die Anwohner der Chamer Straße lehnen eine Umleitung ab weil dann “bei uns so viel Verkehr ist…”?
    Wie egoistisch kann man sein?

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  • Veilchen

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    Kann Herr Neumann denn auflisten, wo und wann in den letzten 1o Jahren welche Straßenschäden und Absenkungen von Häuserteilen waren?
    Die rege Bautätigkeit von Privatvillen und Privatbungalows scheint jedoch auf dem Sallerner Berg kein Problem zu sein der bau einer schule schonn

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  • joey

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    in Zeiten der Klimakatastrophe sollte man ohnehin nichts mehr bauen – was da allein durch Betonherstellung und Transport an CO2 emittiert wird! Da hilft dann auch keine Rikscha, 10t Kies aus einer Baugrube bewegt man nur durch großen Dieselverbrauch mit Allrad 4 Achser.

    Wir müssen lernen, mit und in der Natur zu leben. Das haben uns die fff doch gesagt und Maltz-Schwarzfischer hat auch dort viel Verständnis gezeigt.
    Ironie aus.

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  • Skyrider

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    @Günther Herzig.
    Dann lesen Sie den Beitrag von “Veilchen” verkehrt. Meiner Meinung nach wird im Kommentar die Tatsache angesprochen, dass die letzten Jahre am Sallerner Berg eine rege Bautätigkeit geherrscht hat. Diese Wohngegend zählt ja auch zu den “gehobenen Lagen” in Regensburg. Einfache Sache: Viel Bebauung, zieht viel Baustellenverkehr nach sich + nachfolgender Anwohnerverkehr, bedeutet eine deutliche Belastung der vorhandenen Straßen. Zugegeben, verteilt über einen längeren Zeitraum, was aber wiederum beim Neubau des Schulzentrums auch der Fall sein wird, weil über Jahre gebaut wird.
    Und was eine Meinung mit dem Geschlecht zu tun hat , Zitat aus Ihrem Kommentar: „So lese ich den Beitrag eines Veilchens, m/w/a Geschlechts!“, entzieht sich meiner Kenntnis.
    Ich finde solche Aussagen vollkommen daneben……….

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  • XYZ

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    Und was sagt das bayr. geologische Landesamt dazu? Es dürfte sich um Schichtablagerungen der letzten Eiszeit handeln, Schmelzwasserschotter und darüber Geschiebesand? Wurden überhaupt schon Bohrungen veranlasst bevor man weiterplant?

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  • XYZ

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    Noch Ergänzung zur problematischen Statik, von lat. stare=stehenbleiben: Die Lasten werden bei grösseren Bauwerken wie es das Schulzentrum darstellt in den Untergrund abgeleitet, Flach- oder Tiefgründung, letztere scheidet hier wohl eh aus. Der Untergrund mag zwar für einzelne Häuser noch geeignet sein, wenn aber schon Strassen absacken oder sich Löcher auftun stellt sich die Frage ob die Planung insgesamt überhaupt tragfähig ist. Es gibt nicht umsonst die Redensart ‘auf Sand gebaut’, heisst schliesslich auch Sandberg.

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  • R.G.

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    Leute von den Bürgerinitiativen, stellt doch bitte beim nächsten Foto die Sache in den Vordergrund. Bodenproben zu untersuchen ist eine verdammt ernste Angelegenheit, den Blick darauf verstellt ihr, wenn ihr fotogen und eitel in die Kamera lacht, als hättet ihr ein Wellnessprodukt verschenkt.
    Denkt immer an den Nachwuchs, eure Botschaften sollen EINdeutig sein. Ernste Angelegenheit, ernstes Bild.
    Oder fändet ihr das lustig, wenn Sohn/Tochter für eine wichtige Prüfung lernen sollte und in der Zeit Selfies mit Faxen einstellt?

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  • Veilchen

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    @ Günther Herzig: Die Stunde der Neidhammel? Welche Regensburger sind neidisch auf die die in den 60er und 70er dort ihre schniecken Bungalow gebaut oder gekauft haben, wenn diese doch seit dieser Zeit in ständiger (Todes-) Angst leben, ihre zufahrtstraßen werden beschädigt und ihre Häuserteile (und Schwimmbäder) senken sich in regelmäßigen Abständen ab? Lebt dort nicht auch dieser eine Häuserbesitzer, der 2020 2 Bäume (der Stadt auf einem Wegestückchen) “tötete”, weil ihn das ständige Laub störte? Wer wehrt sich denn nicht gegen mehrjährigen Bau- und Zufahrtslärm und dann die ruhige Gartenidylle gestört werden würde? Aber es geht zu Lasten der Natur, des Naherholungsgebietes, des Aberden Parks.

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  • XYZ

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    Das ist ein hehres Ziel wenn der Stadtrat bis Ende Oktober entscheiden will – und wo bleibt die Risiko-Abwägung ohne detaillierte Bodenuntersuchung, Sand rutscht bekanntlich gerne von oben nach unten, auf jedem Spielplatz zu beobachten.

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  • XYZ

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    Es muss erst mal ein weiträumigeres Baugrundmodell erarbeitet werden, wovon ich nichts sehe oder berichtet wurde, als Grundlage für den Statiker bei einem grösseren Bauvorhaben, schon um Schadensersatzklagen zu begegnen: gibt es das oder nur wohlgemeinte Planungen am Schreibtisch nur mit Kataster ohne Bodenüberprüfung?

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