Podiumsdiskussion „Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserversorgung im Landkreis Regensburg“
Regensburg (RL). Im Rathaus-Restaurant Barbing durften am Dienstagabend Landrätin Tanja Schweiger und der zweite Bürgermeister der Gemeinde Barbing, Anton Schindlbeck, rund 100 Besucherinnen und Besucher, darunter auch Bürgermeister der Landkreis-Gemeinden, Markt- und Kreisräte, sowie Vertreter der regionalen Wasserversorger und Naturschutzbehörden, zur Podiumsdiskussion „Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserversorgung im Landkreis Regensburg“ begrüßen. Die Podiumsdiskussion fand im Rahmen der Klimaschutzwoche 2016 statt. Drei Stunden lang ging es um Themen, die die Wasserversorger in Zukunft, unter dem Gesichtspunkt des Klimawandels, beschäftigen werden.
„Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch bei uns mittlerweile spür- und messbar, in nassen, milden Wintern und trockenen, heißen Sommern. Ende Mai beziehungsweise Anfang Juni 2013 gab es ein Jahrhunderthochwasser in weiten Teilen Mitteleuropas, auch hier bei uns in Bayern. Im Sommer 2015 machte nicht nur den Landwirten und Waldbesitzern, sondern auch Wasserversorgern in manchen Gebieten eine extreme Trockenperiode zu schaffen. Aussagen zu den künftigen Auswirkungen des Klimawandels sind mit Unsicherheiten behaftet und werden kontrovers diskutiert. Die heutige Podiumsdiskussion soll einen Beitrag leisten, aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven zu fundierten Einschätzungen über die derzeitigen und künftigen Auswirkungen der Klimaveränderungen auf unsere Trinkwasserversorgung zu gelangen. Gleichzeitig wollen wir in diesem Zusammenhang auch die Anforderungen an die Waldbewirtschaftung diskutieren. Ich begrüße Sie recht herzlich und freue mich auf eine spannende Experten-Gesprächsrunde und Ihre Fragen aus dem Publikum“ begrüßte die Landrätin die anwesenden Gäste.
Im Anschluss an die Grußworte und einer thematischen Einführung durch die Landrätin hielt der Hydrogeologe Dr. Karl-Heinz Prösl einen aufrüttelnden Vortrag zur Trinkwasserversorgung im Landkreis. Zum Schutz des Trinkwassers ergäben sich Herausforderungen nicht erst mit dem Klimawandel. Handlungsbedarf bestünde bereits seit Jahrzehnten, ohne dass der Klimawandel einen prominenten Platz auf der politischen Agenda eingenommen habe, so der Experte. Der geologische Teilraum Jura/Alb sei nach Meinung Prösls für die Wasserversorgung im Landkreis aufgrund der großen Wassermächtigkeit von sehr hoher Wichtigkeit. Außerhalb der waldreichen Regionen des Landkreises seien für die Trinkwasserversorgung Einträge durch Pestizide und Nitrate sowie Altlasten, Rohstoffabbau und Deponien problematisch, so die Hauptaussagen des Hydrogeologen. Dies stelle zum Beispiel für Brunnen an stark befahrenen Autobahnen ein Problem dar. Wichtige Anforderungen für eine künftige Sicherung der Wasserversorgung seien nach Ansicht des Experten Verbesserungen bei der Grundwasserbildung, zum Beispiel durch eine Verlangsamung des Wasserkreislaufs und ein Zurückhalten des Wassers in der Fläche. Die Wasserversorgung sei im Hinblick auf Einträge vor allem dort kein Problem, wo der Wald als Wasserspeicher diene.
Im Anschluss an den Initialvortrag des Hydrogeologen gaben die weiteren Podiumsexperten ihre Einschätzungen dazu ab, wie der Klimawandel bereits die Trinkwasserversorgung im Landkreis Regensburg beeinflusst. Neben den Leitern beziehungsweise stellvertretenden Leitern des Wasserwirtschaftsamtes (WWA) Regensburg und des Amtes für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (AELF), Regensburg, Josef Feuchtgruber und Erwin Engeßer, war auch Dr. Josef Paukner, der Sprecher der Donau-Naab-Regen-Allianz, vertreten. Auch der kleinste und der größte Wasserversorger im Landkreis standen am Dienstagabend Rede und Antwort, was die Versorgung mit hygienisch einwandfreiem Trinkwasser betrifft: die Bürgermeisterin der Gemeinde Brennberg, Irmgard Sauerer, und Olaf Hermes, Vorstandsvorsitzender der REWAG.
Als Vertreterin einer gemeindlichen Wasserversorgung betonte die Bürgermeisterin der Gemeinde Brennberg, Irmgard Sauerer, dass der Klimawandel im Bereich des Vorwalds vor allem durch geringere Schneemengen im Winter spürbar sei, so dass die Brunnen über das Jahr nur noch geringere Schüttungen auswiesen und teilweise trocken fielen. Durch die erfolgreiche Erschließung zweier neuer Brunnen und dem Verbund mit einem Wasserversorger im Landkreis Cham konnte die Situation für eine unabhängige Wasserversorgung, die der Bürgermeisterin sehr wichtig ist, entspannt werden.
Erwin Engeßer, stellvertretender Behördenleiter und Bereichsleiter Forsten des AELF Regensburg, betonte, dass im Wald der Klimawandel vor allem für die Fichte zu einem Problem wird. Durch die wärmebedingte Verbreitung des Borkenkäfers drohten größere Schädigungen, die sich langfristig auf den Boden als auch auf das Grundwasser auswirken. Die Aussagen Engeßers wurden von Josef Feuchtgruber, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Regensburg, unterstützt: in den Regionen des Landkreises, die im Einzugsbereich der Wälder liegen, gäbe es kaum Probleme mit Pestizid- und Nitrateinträgen. Die Landwirtschaft solle im Hinblick auf die Einträge nicht generell an den Pranger gestellt werden, da es genauso Gebiete mit überwiegender landwirtschaftlicher Nutzung gäbe, in denen sehr gutes Grundwasser gewonnen werde. Die Auswirkungen des Klimawandels mit sehr heißen und trockenen Sommern sei vor allem in den Gebieten mit oberflächennahen Grundwassern spürbar, wie zum Beispiel dem Vorwald.
Dr. Josef Paukner vom Gewässerschutznetzwerk Donau-Naab-Regen-Allianz hob die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung des Wasserkreislaufs für die Trinkwasserversorgung hervor. Ziel einer sicheren Trinkwasserversorgung müsse sein, den Wasserkreislauf insgesamt zu verlangsamen. Hierzu gehöre, den schnellen Abfluss von Regenwasser zu verhindern, mehr Wasser in der Fläche zu halten und so zur Grundwasserneubildung beizutragen.
Olaf Hermes, Vorstandsvorsitzender der REWAG, hob die Bedeutung des Hochwasserschutzes für die Trinkwasserversorgung von Stadt und Landkreis Regensburg hervor. Für die REWAG-eigenen Brunnen gelte es, sich im Zuge des Klimawandels gegen ein sogenanntes Jahrtausend-Hochwasser zu schützen. Die Planung und Umsetzung entsprechender Schutzkonzepte erfordere umfassende Investitionen. Die Pestizid- und Nitrateinträge in das Grundwasser seien für das Versorgungsgebiet der REWAG unkritisch, müssten aber im Blick gehalten werden. Um die Stickstoff- und Pestizideinträge zu reduzieren, plädierte der Vorstandsvorsitzende vor allem für kooperative privatrechtliche Vereinbarungen mit der regionalen Landwirtschaft.
Nach der Podiumsdiskussion nahmen die zahlreichen Gäste die Gelegenheit wahr, eigene Fragen an die Experten zu stellen, vor allem zu den Auswirkungen der Bodeneinträge auf das Trinkwasser. Landrätin Tanja Schweiger wies in ihrem Schlusswort darauf hin, dass alle Bevölkerungsgruppen in der Verantwortung für das Wasser stünden. Jeder Einzelne könne durch sein Handeln dem Grundwasser nützen oder schaden.