Planungsreferentin als Werbemaskottchen
Christine Schimpfermann ziert den aktuellen Marktbericht des Immobilienbüros RE/MAX.
Nürnberg hat einen, Würzburg und in München bezeichnet die zuständige Stadtbaurätin Elisabeth Merk ihn als unverzichtbares Instrument für eine nachhaltige und wirksame Wohnungs- und Wohnungsbaupolitik: Die Rede ist von einem Wohnungsbericht. Regensburg erstellt bislang keinen solchen Bericht – dafür fehle es an Ressourcen, wie Planungsreferentin Christine Schimpfermann auf eine Anfrage des Mieterbunds im vergangenen Jahr verlauten ließ.
Doch zum Glück gibt es andere, die das Thema – freilich aus ihrer Lesart – anpacken: So hatte die Sparkasse 2015 einen Immobilienreport vorgelegt, in dem sich für sich für sich als „Marktführer für Immobilienfinanzierung in der Region“ wirbt. Zum bereits sechsten Mal hat zwischenzeitlich RE/MAX seinen jährlichen „Regensburger Immobilien Marktbericht“ herausgebracht. Auf acht Seiten berät „die weltweite Nummer 1“ unter den Immobilienmaklern (potentielle) Kunden eine „erste Orientierung und Hilfestellung für Ihre persönliche Immobilienentscheidung“.
“Gewisse Beruhigungstendenzen”
Während in den ersten Jahren zunächst keine externen Experten im RE/MAX-Marktbericht zu Wort kamen, zierte im vergangenen Jahr zumindest der weithin bekannte Ex-Wirtschaftsweise Professor Wolfgang Wiegard die Titelseite. In diesem Jahr konnte man mit Planungsreferentin Christine Schimpfermann erstmals ein Mitglied der Regensburger Stadtverwaltung als Werbeträgerin für die Maklerbroschur gewinnen.
Und siehe da: Schimpfermann kann in dem eineinhalbseitigen Interview sowohl potentielle Käufer als auch Mieter beruhigen.So drohe einerseits keinesfalls Immobilienblase: Die ohnehin schon hohe Wohnbautätigkeit treffe auf eine noch höhere Nachfrage, so Schimpfermann. Andererseits könne man auf dem Mietmarkt „gewisse Beruhigungstendenzen“ feststellen.
Wie sich diese „Beruhigungstendenzen“ darstellen, erläutert Schimpfermann zwar nicht näher, doch darüber gibt der RE/MAX-Marktbericht dann etwas Aufschluss. So sei bei den Neubauwohnungen – Durschnittskaltmiete pro Quadratmeter: 11,20 Euro – lediglich ein Anstieg „von unter zwei Prozent“ im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen, Wohnungen in der Wiedervermietung – Durchschnittsmiete: 9,60 Euro – seien um rund vier Prozent gestiegen.
Der Zug ist schon abgefahren…
Ob man nun ein leichtes Absinken der Mietsteigerungen bereits als „Beruhigungstendenzen“ bezeichnen kann, zumal RE/MAX in einem flankierenden Text davon berichtet, dass „die Mieten teils deutlich über denen des aktuell geltenden Mietspiegels“ liegen und dass „Mieter bereit sind, höhere Preise zu bezahlen, um überhaupt eine Wohnung zu finden“, bleibt das Geheimnis der städtischen Planungsreferentin.
Vielleicht wäre das auch Aufgabe eines städtischen Wohnungsberichts, der nicht nur die (aus Sicht von RE/MAX sicher nachvollziehbaren) Interessen potentieller Investoren im Blick hat, sondern die der Gesamtstadt – also auch der Mieterinnen und Mieter. Den darf dann das Gesicht der städtischen Planungsreferentin dann ebenso zieren wie die Werbebeilage eines privaten Immobilienbüros. Der Zug, über den sie bei RE/MAX spricht, der ist sowieso schon länger abgefahren…
Markus Frowein
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Die Stadtverwaltungen sowie auch die höheren Ebenen der Politik sind mittlerweile nur noch dazu da, öffentliche Gelder dazu zu verwenden, um private Investoren noch reicher zu machen, zum Schaden der Allgemeinheit. Eine besorgniserregende Entwicklung. Hier ein kleines Video dazu, wie das auf interkontinentaler Ebene abläuft: https://www.youtube.com/watch?v=gOEmWb80efw … solche Dinge hat man während der G20-Berichterstattung fast völlig vergessen zu erwähnen … Warum nur?
Markus Frowein
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@ich, 17.07.2017, 16:48: Sorry, ich meinte “Vom-G20-Ablenkungs-Berichterstattung”
Barnie Geröllheimer
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Seit Super-Wolli´s Immogeschichten scheinen wohl alle Dämme der Geschmacklosigkeit gebrochen zu sein. Geschmäckle? Nein, aber gewiß doch nicht!
Das ist mit Sicherheit ein wichtiger und unbezahlter Beitrag einer Hauptamtlichen zum Regensburger Immobilienpreis-Irrsinn.
Außerdem kann Frau das ja ganz ungeniert tun, der Vertrag ist ja schon – ohne die qualitätssichernde Maßnahme der öffentlichen Stellenausschreibung – verlängert.
Peter Kern
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Bei all den Diskussionen der letzen Monate über die Skandale in der Regensburger Wohnwelt macht mich so ein Verhalten sprachlos.
ExRA
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RE/MAX-Regensburg ist das umsatzstärkste Büro im gesamten deutschsprachigen Raum, soweit ich weiss. An der Einfallslosigkeit der Teamleitung wird das kaum liegen.
Chapeau Claque
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Es ist schon interessant welche Regensburger Beamte sich in irgendeinem Reklameblättchen äußern (dürfen).
joey
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Wenn irgendwas blasenmäßig zusammenbricht, wird Schimpfermann genauso überrascht sein wie der Rest der Welt. Sonst gäbe es ja keinen Zusammenbruch – und Zusammenbrüche hat es schon viele in der Wirtschaftsgeschichte gegeben. Da hilft auch kein Marktbericht mit den Daten vom letzten Jahr.
GentriFIZ
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Diese schamlose Lobbyarbeit der Frau Schimpfermann für die Profiteure der Wohnmißstände ist das Eingeständnis, dass diese Verwaltungschefin es nicht gewillt ist dafür zu sorgen, in Regensburg die verfassungsrechtliche Verpflichtung aus 106 der bayerischen Verfassung zu erfüllen, wonach die Förderung des Baues billiger Volkswohnungen (bezahlbarer Wohnraum) die Aufgabe der Stadt ist, sondern dem Schadinger/Wolbergs-Befehl folgt, der Markt wird es richten.
Matthias Beth
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Frau Schimpfermann wird zu 100% aus dem Haushalt der Stadt Regensburg bezhalt, also von Steuergeldern der Bürger. Warum dann dies Lobbyarbeit für RE/MAX? Mir völlig unverständlich! Was würde das für einen Aufschrei geben, wenn z.B. ein höherer Polizeibeamter sich auf dem Cover des Waffenherstellers Heckler und Koch ablichten liese? Hier sieht erkennt man, dass in Regensburg alles möglich ist bei der Verflechtung und damit Abhängigkleiten von Oberbürgermeistern, Fraktionsvorsitzenden und Amtslietern mit der Immobilienwirtschaft.
Fragstatt
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Mal ein paar Fragen in die Runde:
Weiß vielleicht jemand, ob Frau Schimpfermann (oder Verwandschaft) auch Wohneigentum in Regensburg bei einem der großen Bauträger erworben hat?
Wenn ja, bei wem und wurde der normale Kaufpreis bezahlt oder auch ein fürstlicher Rabatt gewährt?
Ich befürchte fast, dass fast alle oberen Köpfe in der Stadtverwaltung mit Rabatten bei Wohnungskäufen “beschenkt” oder anderweitig bevorzugt wurden. Regensburg ist zum Selbstbedienungsladen für Politik und die Verwaltung verkommen.
Rom lässt grüßen.