Pflegekräfte haben die „Schnauze voll“
Am Mittwoch legten die Pflegebeschäftigten am Uniklinikum erneut die Arbeit nieder. Im Vorfeld der für das Wochenende geplanten dritten Tarifgesprächsrunde will die Gewerkschaft ver.di bundesweit mit einem 48-stündigen Warnstreik noch einmal Druck ausüben.
„Die chronisch überraschte deutsche Politik“, so titelte das Nachrichtenportal t-online.de vor wenigen Tagen angesichts der derzeitigen Corona-Lage. Kurz zuvor hatte FDP-Generalsekrtär Volker Wissing etwas gewagt verkündet: „Unser Gesundheitssystem ist stabil, die Gesundheitsversorgung der Bürger gesichert.“ Handlungsdruck im Schatten der 4. Welle bestehe demnach nicht. Handlungsdruck sieht man offenbar auch bei der Tarifgemeinschaft deutscher Länder, kurz TdL, nicht. Am kommenden Wochenende findet in Potsdam bereits die dritte Gesprächsrunde der aktuellen Tarifverhandlung zwischen den Finanzchefs der Länder als Vertretung der Arbeitgeberseite und der Gewerkschaft ver.di statt. Ein Angebot für die rund 1,1 Millionen Beschäftigten hat die TDL bislang nicht vorgelegt.
Der TDL-Vorstandsvorsitzende und niedersächsische Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) verwies stattdessen auf die klammen Kassen. „Wenn wir die Lücke schließen und rasch zu ausgeglichenen Haushalten ohne Schulden zurückkehren wollen, dann wird das nur mit strukturellen Einsparungen und Wachstum gelingen.“
Beschäftigte leben 48 Stunden die Arbeit nieder
Mittwochvormittag, bei eisigen Temperaturen und Sonnenschein, hat man vor dem Haupteingang des Uniklinikums genug von derlei Aussagen. Bereits in den frühen Morgenstunden haben zahlreiche Beschäftigte der Pflege ihre Arbeit für die kommenden 48 Stunden niedergelegt. Es ist der nächste bundesweite Warnstreik, nach vergangener Woche.
Erneut finden sich mehrere hundert Menschen ein, viele in knallgelben Westen von ver.di. Ein größerer Tross orangefarben gekleideter Mitglieder der Gewerkschaft IG BAU ist ebenfalls da. Auch Angestellte der Bayerischen Staatsforsten und der Wasserwirtschaft, Beschäftigte des Amtsgerichts Amberg und einige weitere Branchen beteiligen sich. Auch sie sitzen in Potsdam mit am Verhandlungstisch.
Keine „temporäre Belastung“
„Heute ist kein Arbeitstag. Heute ist Streiktag“, ruft Max durch das Mikro den etwa 500 Personen zu. Er ist Pfleger am Uniklinikum. Die Forderung nach 300 Euro mehr Lohn für die Pflegebeschäftigten – für die übrigen will ver.di eine Einkommenserhöhung um fünf Prozent, mindestens aber 150 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von einem Jahr – seien angesichts der Inflation „eigentlich nichts“. Aber hier gebe man sich „schon damit zufrieden, die eigenen Kosten zu decken“. 100 Euro mehr soll es zudem für die Azubis geben, ebenso eine Übernahmepflicht.
„In der Verhandlung wird uns jetzt gesagt, es ist ne temporäre Belastung, es gibt eigentlich gar keine Überlastung.“ Für Max und die übrigen Anwesenden ein „Schlag ins Gesicht”. „Heute ist kein Arbeitstag, weil wir nicht mehr können.“
„Kein Patient hat es verdient, in seinem Erbrochenen zu liegen“
24/7 an 365 Tagen im Jahr halte das Krankenhauspersonal den Kopf hin – seit Jahren. Bis zu 30 Patienten während einer Tagschicht versorgen? Wenn sich Kollegen selbst Krank melden müssen sei das keine Seltenheit.
„Stellt euch vor in Zimmer 5 klingelt Frau L, die ist ans Bett gefesselt. In Zimmer 24 da klingelt Herr H. Der kam gerade von der OP hoch. In Zimmer 7 klingelt zeitgleich Herr K., der sich schon den ganzen Tag übergibt. Aber ich stehe gerade in Zimmer 12 mit dem Arzt und muss da eine Blutung versorgen.“
So skizziert Max den Alltag an den Krankenhäusern, auch am Uniklinikum. Auch deshalb sei Streiktag, „weil kein Patient es verdient hat, in seinem Erbrochenen zu liegen, seinen Ausscheidungen oder in seinem Blut und darauf warten muss, dass ihm jemand hilft“. Das Aufopfern für die Patienten, es wird hier immer wieder herausgestellt, das Patientenwohl mit als Antrieb für den Streik genannt. Es gehe aber vor allem darum, selbst die Arbeit weiterhin überhaupt machen zu können.
UKR: „Intensivstationen augenblicklich extrem belastet“
Im Vorfeld hatte unsere Redaktion auch das Uniklinikum um eine kurze Stellungnahme zur aktuellen Lage gebeten. Per Mail heißt es:
„Auch das UKR ist von einem personellen Engpass betroffen, weswegen wir derzeit nicht alle Intensivbetten betreiben können. Grundsätzlich kann das UKR aber in gewissem Umfang flexibel auf einen steigenden Bedarf an Intensivkapazitäten reagieren und hat dies seit Beginn der Pandemie auch immer wieder getan. Die steigenden Zahlen intensivpflichtiger COVID-Patienten verschärfen die Situation aber aktuell. Unsere Intensivbetten sind grundsätzlich weitgehend belegt, da wir neben COVID-19 auch zahlreiche andere Patienten mit schweren und schwersten Erkrankungen und Verletzungen versorgen.“
22 Patienten mit einer SARS-CoV-2-Infektion wurden Anfang der Woche auf der Intensivstation des UKR behandelt. „COVID-Patienten werden in der Regel mehrere Wochen auf der Intensivstation versorgt, während Non-COVID-Patienten bei uns durchschnittlich nur wenige Tage bis zur Stabilisierung der Vitalparameter liegen.“ Dementsprechend gäbe es nur einen „zögerlichen Abfluss von der Intensivstation“. Das wirke sich auf die gesamte Versorgung aus.
Personalmangel sei wie ein Borkenkäferbefall
Doch Corona sei nicht das eigentliche Problem und habe die Lage nur verschärft, heißt es vor dem Krankenhaus. Schon 2019 und auch davor sei auf den stetig zunehmenden Personal- und Fachkräftemangel an den Krankenhäuser hingewiesen und ein Umdenken der Politik eingefordert worden.
Es sei wie mit den Borkenkäfern, versucht Theresa Reiter, Fachkraft in der Radiologie, die Lage bildlich zu fassen. Auch der Personalmangel und die zunehmende Belastung für das noch vorhandene Personal würden das Krankenhaus „befallen und es zersetzen“.
Problem seit langem bekannt
Vergangene Woche hatte Maren Meyers, langjährige Fachkrankenschwester am UKR, auf den „seit vielen Jahren absehbaren Pflegenotstand“ hingewiesen. Im Vorfeld des erneuten Warnstreiks verschickte sie ein mehrseitiges Schreiben. Weder wolle sie mit den Streiks „meinen Arbeitgeber diskreditieren oder meinen Berufsstand in der momentanen Situation schwächen“.
Ihr Beruf werde aber von der Politik seit vielen Jahren nicht ausreichend honoriert, ähnlich wie generell in den Sozialberufen, schreibt Meyer. Darauf müsse hingewiesen und endlich ein Umdenken erwirkt werden. Sie selbst liebe ihren Beruf, der auch ohne Corona viel abverlange, darauf habe sie sich vor vielen Jahren bewusst eingelassen. Der Dank der Patienten sei „Gold für die Seele“ und motiviere immer wieder aufs neue. In ihrem Umfeld dürfe sie sich hingegen oftmals anhören, warum sie denn jammere. „Das hätte mir doch klar sein müssen, als ich einen sozialen Beruf ergriffen habe.“
Umfangreiche Aus- und Fortbildungen, so Meyer weiter, würden sich auf dem Gehaltszettel kaum bemerkbar machen. Fünf Jahre hochqualifizierte Ausbildung für „gerade 100 Euro mehr Brutto im Monat“, dafür würden Meister bei BMW und Audi „wahrscheinlich noch nicht mal aufstehen“.
Streik auch zum Wohle der Patienten
Beim Warnstreik ihrer Kollegen ist Maren am Mittwoch nicht dabei. Sie wurde für den Notfalldienstplan eingeteilt. Den hat das UKR zur Sicherstellung des Betriebes aufgenommen. Das Uniklinikum sei über den Streik im Vorfeld frühzeitig unterrichtet worden, versichert Gewerkschaftssekrtärin Karin Wagner. Nicht notwendige Behandlungen seien verschoben worden. Auf Kosten der Patienten dürfe der Streik nicht gehen. Jetzt müsse aber die Zukunft der Pflege erkämpft werden, stellt man vor dem Klinikum klar. Das sei letztlich auch zum Wohl der Patienten
Privatfrau
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Solange unsere maßlos konsum- und genußorientierte Gesellschaft, die einem x-beliebigen Internet-Startupper, mit einer x-beliebigen Startup-Idee, und sei sie auch noch so schwachsinnig und überflüssig und am besten noch mit “Börsengangambitionen” versehen, mehr Ansehen und Aufmerksamkeit angedeihen läßt, als Menschen, die sich physisch und und psychisch im Pflegebereich selbstlos und idealistisch aufarbeiten, wird sich trotz aller Streiks und Proteste nichts ändern.
Ohne einen grundsätzlichen Wertewandel in der Gesellschaft wird das nix.
Der Impuls hierzu muss und kann nur von der Politik ausgehen. Aber was kann man da schon erwarten…
Bertl
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Dass die Gewerkschaft für eine gerechte Vergütung seiner Mitglieder und mit ihnen kämpft, ist die Aufgabe von Verdi. Aber dass diese Gewerkschaft sich dagegen stellt, dass für Beschäftigte in Krankenhäusern und Altenheimen eine Impfpflicht gelten soll, kann ich nicht verstehen. Man kann nicht über Arbeitsüberlastung jammern und gleichzeitig selbst dazu beitragen, dass diese Arbeitsüberlastung durch Ungeimpfte ihre Ursache hat.
Westendler
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Kann mir mal jemand erklären, warum man nicht versucht durch einen schnellen Tarifabschluss den Druck rauszunehmen und den Pflegenden somit die nötige Wertschätzung zu zeigen?
Ach stimmt, ist ja nicht mehr nötig, wir impfen jetzt alle zwangsweise, dann können wir wieder beruhigt und gemeinsam solidarisch wegschauen!
Hthik
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@Westendler 24. November 2021 um 22:14
“Ach stimmt, ist ja nicht mehr nötig, wir impfen jetzt alle zwangsweise, …”
Das hätte man vor sechs Wochen anfangen sollen. Jetzt hilft es nur noch eingeschränkt und mit jedem Tag, den man weiter vertrödelt, wird es weniger. Jetzt bräuchten wir einen Lockdown.
Gerald Gabriel
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Das unsere chronisch überraschten Politiker immer wieder mit nicht zu verstehenden Aussagen auffallen,
Fällt mir schon seit Jahrzehnten auf….
Da die o.a. zumindest auf Landes und Bundesebene
Chronisch überversorgt sind, ist ebenfalls nichts neues…man schaue sich nur das Lobbyistentum
Auf Landes und Bundesebene an…viele haben noch
Gewinnbringende Firmen und andere gutlaufende
Unternehmerische Taetigkeiten….auch wenn es für die Mandatszeit vielleicht ruht…wie soll man sich da in die Lage des chronisch rumjammernden Volkes
Versetzen?
Mich
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@Hthik wir brauchen natürlich keinen Lockdown. Wer sowas denkt, macht genau den gleichen Fehler woe letzten Winter.
Wir brauchen gute Bezahlung für Pflegepersonal, das wäre vermutlich sogar produktiver, als Impfungen.
Volle Zustimmung @Westendler
Mr. B.
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Fast alle Kommentare (bis auf Bertl) zeigen z. Teil auf, wie marode alles geworden ist. Einige wurden in der bisherigen Pandemie auch noch reicher oder noch reicher, als sie eh schon waren. Es sollte dringend, auch des weiteren Friedens willen m. E. dringend umgedacht und auch gehandelt werden, denn viel Versäumtes wird nicht einfach irgendwann mit Corona weggehen und die Unzufriedenheit gegenüber anderen könnte zunehmen, was sich ja kein normaler Mensch wünschen wird!
Piedro
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Die Arbeit zurück leben – das hat was…
Gscheidhaferl
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@Bertl:
Nur zur Erinnerung: Zu Beginn der Pandemie hat die Impfung mit Astra einige Pflegerinnen das Leben gekostet. Das war ja mit ein Grund, warum der Impfstoff in Verruf kam.
Und jetzt folgen Sie mir doch bitte noch einen Schritt weiter:
Ausgerechnet die Berufsgruppe, die wie wenige andere Branchen von Seiten der Gesellschaft über Jahezehnte mit Missachtung gestraft wurde (und durchaus ihre Opfer gebracht hat) soll jetzt vielleicht zwangsweise zur Impfavantgard (bei tatsächlich relativ hoher Impfquote) gemacht werden? Damit sich die Politik bei höher geschätzten Wählergruppen nichts verscherzt?
Bitte eine Impfpflich für alle. Keine Sonderregelung für die, die gerade ohnehin viel Grund dazu haben, sich als die ‘Deppen vom Dienst’ zu fühlen.
Andreas
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@Bertl
Ich habe selten einen so unqualifizierten Beitrag gelesen wie den Ihren. Wie kommen Sie darauf, dass das Pflegepersonal wegen fehlender Impfung nennenswert zur eigenen Überlastung beiträgt? Haben Sie dafür auch nur eine einzige stichhaltige Zahl mit Quelle?
Viel wahrscheinlicher ist doch, dass ein hoher Anteil der Pflegebeschäftigten sich schon zu den Zeiten infiziert hatte, als es noch keinen Impfstoff gab und damit jetzt immun ist.
Die Schuldzuweisungen an Sündenböcke nimmt immer absurdere Züge an.
Gscheidhaferl
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…interessiert ja z.B. auch niemanden, dass Pflegepersonal ohnehin einem erhöhtem Infektionsrisiko ausgesetzt ist. Im klinischen / stationären Bereich u.a. mit multiresistenten Keimen, gegen die kaum mehr ein Antibiotikum hilft.
Gscheidhaferl
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@Mich:
So, so. Wir brauchen also keinen Lockdown oder andere Kontaktbeschränkungen. Mehr Geld würde die Sache viel besser lösen…
Ich hoffe, ich hab nur die Ironie überlesen. Und bitte ggf. um Nachsicht für meine folgenden Bemerkungen:
Denn wenn ich die Ironie bei Ihnen nicht überlesen hätte, weil Sie Ihren Beitrag ernst gemeint haben, sind Ihnen in letzter Zeit offenkundig ein paar wesentliche Dinge entgangen. Oder glauben Sie, dass sie die auf den Intensivstationen intubierten besser durch das Auflegen von Geldscheinen kurieren können?
Natürlich brauch wir Kontaktbeschränkungen! Die Kontaktbeschränkungen haben uns letztes Jahr vor dem völligen Zusammenbruch bewahrt; vo dem Zusammenbruch, der uns jetzt droht, weil wir sie nicht mehr haben!
Hthik
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@Mich 25. November 2021 um 08:32
“@Hthik wir brauchen natürlich keinen Lockdown.”
Selbstverständlich gibt es auch Alternativen. Eine Alternative für Deutschland ist hier die entsprechende Anzahl von Toten in Kauf zu nehmen.
Hthik
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@Privatfrau 24. November 2021 um 21:33
Die Politik spiegelt unexakt wieder was gewählt wurde. Unexakt wegen der verfassungsrechtlich bedenklichen 5%-Hürde in Land und Bund.
Bertl
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Zu den Kommentaren zu meinem Kommentar: Was ich anprangern, sind nicht die Pflegekräfte, sondern die Haltung der Gewerkschaft zur Impfpflicht. Es lässt sich nicht leugnen, dass es sich bei den Patienten auf den Intensivstationen überwiegend um Ungeimpfte handelt. Alleine das Signal, das durch impfverweigernde Pflegekräfte gegeben wird (ähnlich dem von Herrn Aiwanger) ist der notwendigen Durchimpfung der Bevölkerung nicht förderlich. Auch bei allen Pflegekräften muss doch inzwischen angekommen sein, dass Impfungen in Deutschland nicht mehr mit Astrazeneca erfolgen.
Von gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Schäden, die durch Impfverweigerer entstehen ganz zu schweigen.
Ich bin ein Verfechter eines Gesundheitssystems, das nicht gewinnorientiert geführt werden darf, nicht nur zu Gunsten der im System Tätigen, sondern auch der Patienten. Eine Rückführung der Institutionen aus dem Kapitalmarkt zur Gemeinnützlichkeit ist dringend erforderlich.
Aber ich kann nicht verstehen dass angesichts der Bedrohung durch Corona sich eine Gewerkschaft gegen eine Impfpflicht der gefährdeten Pflegekräfte ausspricht.
Privatfrau
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@Hthik
Da bin ich ganz Ihrer Meinung, aber wer kann und soll’s denn sonst richten, als die Politiker der Parteien, die ein großes “C”, “S” oder sogar beides in ihrem Namen tragen?
Hthik
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@Bertl 25. November 2021 um 16:51
Damit wir alle wissen, worüber wir überhaupt diskutieren: es geht wohl um eine Meldung der AFP, die in vielen Presseerzeugnissen wiedergegeben wird. Speziell wohl vor allem um diesen Satz
“«Wir lehnen eine Impfpflicht ab, auch für bestimmte Berufsgruppen», sagte Grit Genster, Leiterin des Bereichs Gesundheitspolitik bei Verdi, am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. «Stattdessen setzen wir sehr darauf, dass gut informiert wird und niederschwellige Angebote gemacht werden.»”
Die Begründung hierfür ist
“«Eine Impfpflicht wäre ein massiver Eingriff in die Grundrechte, der nicht verhältnismässig und nicht zu rechtfertigen wäre», fuhr sie fort. «Das kann und darf nicht die Lösung sein.»”
Mehr als das konnte ich nicht finden.
Diese rechtliche Einschätzung teile ich nicht. Für die Austragstiger DGB-Gewerkschaft ist solche Systemkonformität aber leider zu erwarten. Da ich solche markigen Worte schon öfters gehört habe, sie aber nie gut begründet würden, wenn sie denn überhaupt begründet wurden, tendiere ich dazu, zunächst davon auszugehen, dass Frau Genster auch keine bessere Begründung hat. Auch meine Erfahrung damit, was die Gewerkschaft so an Rechtskenntnis aufzuweisen hat, lässt mich da leider nicht viel erhoffen. Das ist einer der wenigen nicht ganz haltlosen Gründe, nicht Gewerkschaftsmitglied zu sein, wenn man einer untere Lohngruppe angehört oder Kleinrentner ist: Weil man dann in Verfahren bei Behörden und Arbeits- und Sozialgerichten darauf verwiesen werden kann, sich von der Gewerkschaft vertreten zu lassen. Da würde ich mich lieber noch von jemandem vertreten lassen, der in Regensburg lebt und leben lässt. Auch nicht aus purer Begeisterung, aber vergleichsweise noch eher.
Wichtig für die Diskussion hier ist aber, dass die Abwehrhaltung von Verdi, nicht darin besteht, hier für die eigene Klientel eine Ausnahme von einer generellen Impfpflicht zu fordern, sondern nur fordert, dass für Pflegekräfte nichts anderes gilt, als für andere auch. Ich wette um eine Halbe Kneitinger, dass, wenn der Kanzler voraussichtlich demnächst i.D. Scholz eine Impfpflicht ankündigt, verdi immer schon dafür gewesen sein wird und dann auch für die Pflege. verdi ist wie immer im Regierungslager, wenn der Kanzler von der SPD ist und fast dort, wenn es eine große Koalition gibt. So wie andere Organisationen im SPD-Dunstkreis auch. verdi macht vieles nicht richtig, aber dieser Arbeitskampf ist richtig.
tl;dr: Es hat mit dem Artikel hier nur am Rande zu tun, weil verdi nur fordert dass bei der Impfpflicht gilt, was für alle gilt.
Hthik
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Kommentar gelöscht. Bitte beim Thema bleiben.
Bertl
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@Hthik, danke für Ihre Ausführung. Gerade weil diese Aussage der Gewerkschaft bei der breiten Bevölkerung nicht so differenziert wahrgenommen wird, trägt sie nicht zur notwendigen Zustimmung von diversen Impfgegnern zu einer Impfung bei und finde sie verantwortungslos.
Madame
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Wir dürfen froh sein,dass es in diesen schweren zeiten noch Leute gibt die in der pflege tätig sind. Es ist schwere arbeit, Jahrelang wurden die pflegeberufe als etwas niederes abgetan,Klar der arzt ist der king oder gott in weiss. Inzwischen ist der pflegeberuf viel ausländern besetzt. Über die nachteile von Jugend un gesellschaft muss hier nicht erwähnt werden. Fakt ist, wie der 1.satz des schriebs die momentane Lage beschreibt.
Hthik
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Gut. Gut. Gut. Ganz kurz und näher am Thema.
Privatfrau 25. November 2021 um 19:41
“Da bin ich ganz Ihrer Meinung, aber wer kann und soll’s denn sonst richten, als die Politiker der Parteien, die ein großes “C”, “S” oder sogar beides in ihrem Namen tragen?”
Ich weiß nicht wieviel von den Leuten, die da marschiert sind bei solchen Parteien sind, aber es sind Leute, die durchaus eine Chance haben, was zu ändern. Je mehr, je besser, denn je mehr, je besser die Chance.
Mich
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@Gscheidhaferl die Kontaktebeschränkungen waren nicht maßgeblich dafür, dass das Gesundheitssystem nicht zusammengebrochen ist. Würdest du mal Fakten und Zahlen anschauen, hättest du erkennen müssen, dass bereits vor dem Lockdown die Infektionszahlen zurückgingen. Im Übrigen waren Intensivstationen 2020 weniger ausgelastet als 2019. Dazu kannst du gerne die offiziellen Zahlen, die von der TU Berlin ausgewertet wurden.
,,Ein weiterer Bericht des Expertenbeirats vom 30. April 2021 bestätigt auf Basis aller Abrechnungsdaten für das Jahr 2020, dass die deutschen Krankenhäuser nicht ein einziges Mal, auch nicht im November oder Dezember 2020, vor einer Überlastung standen. Im Gegenteil, selbst während der Zeit des zweiten Lockdowns war die Anzahl der aufgenommenen Krankheitsfälle in den Krankenhäusern deutlich niedriger als im Vergleichszeitraum 2019.”(multipolar-magazin)
Also hör mit dem Lockdown Märchen auf.
Hthik
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@Bertl 25. November 2021 um 23:09
Danke für die Blumen, aber sie gebühren eher Gscheidhaferl, weil er es im Wesentlichen schon am 25. November 2021 um 10:59 gesagt hat.
Dass verdi viel Einfluss, bei Impfzweiflern hat, glaub ich eher nicht. Den größeren Einfluss von denen, die im Gesundheitswesen arbeiten, dürfte der Minister haben, der bekanntlich erzählt, Impfpflicht heißt Ungeimpfte mit der Polizei zur Zwangsimpfung zu bringen.
Hthik
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@Mich 26. November 2021 um 14:08
Diese zwei Dinge beweisen jetzt wie genau, dass der Lockdown nicht gewirkt hat?
Bernd
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Es ist wieder einmal schön zu beobachten, wie einge Kommentatoren hier sich in keiner Weise mit den Forderungen der Pflegekräfte beschäftigen, sondern in selbstgefälliger Weise ihre Diskussionen über Impfpflicht führen oder blödsinniges Gesvchwurbel a la Multipolar-Magazin verbreiten. Und dann fragt sich noch jemand, warum dieser Beruf von der Politik nicht wertgeschätzt wird, wenn es die sich hier so sozialkritisch gebenden Kommentierer nicht tun.
Stefan Aigner
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@Mich
Die von Ihnen zitierte Behauptung aus dem wenig vertrauenswürdigen Multipolar-Magazin ist falsch.
Siehe z. B. hier: https://www.tagesspiegel.de/wissen/der-ueberfluessige-lockdown-ja-der-r-wert-sank-schon-vor-der-kontaktsperre-aber-/25767642.html
Und etwas ausführlicher hier: https://www.youtube.com/watch?v=q9EwA8w-jP8
Ich habe nicht vor, weitere solche Kommentare freizuschalten.
Burgweintinger
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Bertl hat Recht! Wo sind denn die großen Einrichtungen, die ganzseitig in Tageszeitungen oder zur Bestzeit für das Impfen werben?
Wo sind die Kirchen? Wo sind die Arbeitnehmer-, Arbeitgebervebände? Wo ist die Deutsche Bahn? Wo ist der DFB (Respect!), Wo ist der FCB? Wo ist der ADAC? Wo sind die Gewerkschaften? Wo sind die DAX Vorstände mit einem gemeinsamen Auftritt pro Impfung?
Würden die mal ordentlich trommeln in Zeitung/TV/Radio/Litfass, dann hätten wir schon 10% mehr!
Daniela Camin-Heckl
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Solange sich die Gesellschaft daran festhält, dass die Finanzindustrie, die Autoindustrie usw. einen höheren Stellenwert als das Sozialwesen, hier eben das Gesundheitswesen, hat, möge sich doch bitte niemand beschweren, wenn es dann Engpässe bei der Versorgung gibt. Eigentlich müsste die gesamte Bevölkerung auf der Straße stehen und dafür demonstrieren, dass die sozialen Bereiche gehaltsmäßig Bankern gleich gestellt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es im einzelnen um Gehältern von Erziehern, Lehrern, Sozialarbeitern, Pflegekräften usw. geht. Wie stupide muss ein Volk sein, dessen”Götter” jene sind, die Geld scheffeln?
Gscheidhaferl
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@Daniela Camin-Heckl:
Ich stimme Ihnen grundsätzlich schon zu. Für’s erste wäre ich aber schon mal froh, wenn ‘die Leute’ überhaupt mal anfangen würden, sich grundlegend damit vertraut zu machen, wie unsere Gesellschaft überhaupt funktioniert.
Nehmen wir bespielsweise den Artikel, unter dem hier kommentiert wird. Wie vielen Lesern ist denn überhaupt klar, dass die Pflegekräfte, die hier protestieren, lediglich einen vergleichsweise privilegierten Bruchteil der Pflegekräfte in Deutschland repräsentieren? Wenn jemand als Fachkraft in der Krankenpflege schon mal vom Land bezahlt wird, ist er in der Regel ohnehin um ein Vielfaches besser gestellt als beispielsweise eine bei einem international agierenden Konzern angestellte Helferin in der Altenpflege.
‘Die Pflege’ gibt es schließlich nicht. Das Prinzip ‘teile und herrsche’ wurde in diesem Arbeitsbereich geradezu perfektioniert. Das erschwert (zusammen mit einer Menge anderer Faktoren) substanzielle Verbesserungen.
Ein Schelm, der verdi unterstellt, sich der relativ wenigen von dieser Gewerkschaft vertretenen Pflegekräfte lediglich zu bedienen, um in deren Windschatten (vor allem?) für die anderen öffentlich Befienstetengruppen in den Tarifverhandlungen mit den Ländern mehr durchsetzen zu können.
Manchmal ist es wirklich schwierig, nicht vollends zum Zyniker zu werden…
Burgweintinger
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@ Daniela: Sie haben die “Götter in weiß” vergessen, das mach nämlich auch keinen Sinn, dass Ärzte ein vielfaches mehr verdienen, als ihre Gehilfen…
Mr. B.
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Zu Daniela Camin-Heckl
27. November 2021 um 18:32 | #
Sehr guter Beitrag – nachvollziehbar!
Aber nur bei Banken und der Großindustrie hieß es immer von der letzten Regierung, dass diese systemrelevant wären. Gesundheitswesen und Pflege wurden in diesem Zusammenhang von der Politik erst seit Corona auch als systemrelevant erkannt und so eingestuft. Dies kam natürlich m. E. viel zu spät.
Hthik
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@Burgweintinger 27. November 2021 um 21:30
Ohne Standesdünkel nähren zu wollen, will ich darauf hinweisen, dass Ärzte eine längere Ausbildungszeit haben und später anfangen überhaupt etwas zu verdienen. Es wird auch nicht jeder Chefarzt.
Daniela Camin-Heckl
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Um eine Gesellschaft im sozialen Gleichgewicht zu halten, bedarf es prinzipiell der Gleichwertigkeit von Arbeitsleistung. Es dürfte nicht viel Unterschied bei der Entlohnung geben. Sprich, wenn ein Mensch rechtschaffend bspw. acht Stunden tgl. arbeiten geht, dann sollte es gleich bleiben, ob dieser Mensch bspw., Brot backt oder verkauft, Kinder erzieht und oder ausbildet, Straßen baut, Kunden am Bankschalter berät, einem Handwerk nachgeht, den Müll einsammelt… , bei der Feuerwehr, dem Rettungsdienst, der Polizei … tätig ist. Ich weiß, dies ist eine provokante Aussage und diese wird polarisieren…, , aber seien wir doch ehrlich, ist eine Berufsgruppe beim Arbeitslohn benachteiligt, entscheidet eben der Mensch, diesen Beruf kann ich nicht lernen oder ausüben, am Ende kann ich davon nicht meinen Lebensunterhalt bestreiten. Es geht in unserer Gesellschaft um so viel mehr. Corona hat nur den tatsächlichen Zustand im Gesundheitswesen ins Licht gerückt. Würden jetzt 40 Grad minus kommen und Reihen weise Heizungen ausfallen und Wasserrohre platzen, würde uns auffallen, wie schwer es werden kann, schnell einen guten Handwerker zu finden.
Gesunde
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Viel Erfolg für die Pflegekräfte, d.h. mehr Personal und mehr Geld.
Eine einmalige Prämie und Impfpflicht werden dem Pfleger nicht helfen,sich auf mehrere Zimmer gleichzeitig aufzuteilen.
Wer seit fast zwei Jahren durchgehalten und ohne Impfung gearbeitet hatte,wird sich auch jetzt nicht impfen lassen.
Ohne Corona-Patienten werden Krankenhäuser und Heime trotzdem voll sein, weil sonst rentiert es sich nicht. Außerdem wird der Bedarf weiterhin bestehen.
Zu Impfpflicht: wie soll es umgesetzt werden? Grade bei der Gruppe ü65.
Keine Rente? Keine Sozialhilfe mehr? Strafen? Gefängnis? Zwangsimpfung?
Oder kein Arzt und Krankenhaus mehr?
Auf alles andere kann man verzichten, wenn man sich nicht impfen will.
Daniela Camin-Heckl
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@ Gesunde
Das Thema Impfung oder nicht wurde zur Genüge zerredet. Auch hier ließe sich wohl prinzipiell etwas dazu sagen. Wer in einer sozialen Gesellschaft das Wohl des Einzelnen über das Wohl der Allgemeinheit stellt, verhält sich weder solidarisch noch sozial. Unsere Gesellschaft ist doch bereits gespalten, nicht erst seit Corona. Jeder Impfverweigerer muss sich dies spätestens jetzt selbst vor Augen lassen. Intensivmedizinisch versorgungsbedürftige Patienten müssen aufwendig von A nach B geflogen werden, geplante Operationen müssen auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Patienten, die jetzt akut intensivmedizinischer Versorgung bedürfen, also Unfallopfer, Herzinfarkte, Schlaganfall… werden möglicherweise nicht mehr bestmöglichst versorgt werden können, weil eben Betten fehlen, Personal, Transportmöglichkeit… Wie weiter? Was, wenn Mediziner, Pfleger* Innen ect. wieder mit dem Thema Triage konfrontiert werden? Wen lebenserhaltenden Massnahmen versagen, wem nicht? Welche Meinung bildet sich dann die geimpfte Allgemeinheit? Sollten die Geimpften bei der intensivmedizinischen Versorgung Vorrang erhalten? Wie also würden Impfverweigerer dann entscheiden? Würden diese dann ebenso selbstbesimmt auf ihre intensiv medizinische Versorgung zu Gunsten Geimpfter verzichten? Was also wäre, wenn, die Allgemeinheit fordern würde: ” Geimpfte zu erst!” Ich bin der Meinung, spätestens jetzt sollte jeder Impfverweigerer darüber nachdenken, ob er bspw. freiwillig auf intensivmedizische Versorgung verzichtet und dem geimpften Nachbarn die erforderliche Krebs OP, dem geimpften Unfallopfer, der geimpften Tante bei Schlaganfall …., den Vorrang bei der intensivmedizinischen Versorgung lässt ? Besteht unsere Gesellschaft nur noch aus Individualrecht? Ich weiß auch diese Fragestellung wird wieder Spaltung erzeugen.
Gscheidhaferl
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@Gesunde:
Was Sanktionen für Impfunwillige angeht: 3- und 2G(+) zeigen ja schon auf, wohin die Reise wahrscheinlich gehen wird. Es wird um Einschränkungen der Teilhabe am öffentlichen Leben gehen. Knackpunkt wird dabei die wirksame Kontrolle sein.
Und nochmal zurück zu den Pflegekräften: Da ist Ihr Hinweis, dass die Probleme nicht allein (und unmittelbar) mit Geld zu beheben sind, mehr als berechtigt. Wird gerne übergangen. Genauso wie andere lästige Details der Realität, die das uninformierte klassenkämpferische Schwadronieren behindern könnten.
Es geht hier nicht zuletzt um Arbeitsbedingungen; um Wochenend- und Schichtdienst. Darum, wie gut eine Pflegekraft überhaupt noch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann, das sehr stark von Mo bis Fr stattfindet und gerne auch erst nach 16 bzw. 18 Uhr. Insofern ähnelt der Alltag nicht weniger Pflegekräfte schon heute dem, was den Impfunwilligen zugedacht wird: Sie sind über weite Teile vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Andere Punkte: Bezahlbarer Wohnraum bzw. zig-kilometerlange Anfahrten zum Job. Oder: Wo bekommen Pflegekräfte eine passende Kinderbetreuung? Die meisten Einrichtungen sind schon von den Öffnungszeiten her nicht nutzbar. Die großen öffentlichen Uni- und Bezirkskliniken bieten da mitunter eigene Kitas. Aber das Gros der Pflegekräfte muss selbst zusehen, wie sie klarkommen. Das sind Probleme, die natürlich letztlich auch mit finanziellen Mehraufwendungen zu beheben sind, aber nicht unmittelbar eine Frage der Bezahlung.
hthik
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@Gscheidhaferl 29. November 2021 um 07:59
“Da ist Ihr Hinweis, dass die Probleme nicht allein (und unmittelbar) mit Geld zu beheben sind, mehr als berechtigt. Wird gerne übergangen. Genauso wie andere lästige Details der Realität, die das uninformierte klassenkämpferische Schwadronieren behindern könnten.”
5te Schgadron der Internationale meldet sich zum Dienst.
“Das sind Probleme, die natürlich letztlich auch mit finanziellen Mehraufwendungen zu beheben sind, …”
Ja, was soll ich sagen, außer danke? Wenn man konsequent zu Ende untersucht, woran es bei den nicht finanziellen Problemen scheitert, landet man überwiegend doch wieder bei finanziellen Problemen. Danke dafür, das nochmal vorgeführt zu haben.
“… aber nicht unmittelbar eine Frage der Bezahlung.”
Sondern eine mittelbare der Bezahlung anderer Ausgebeuteter. Könnte es vielleicht sein, dass das sogenannte Schwadronieren, einfach auf dem konsequenten Betrachten der Gesamtzusammenhänge beruht? Dabei kann man sogar dahingestellt lassen, ob die Bezahlung der anderen Ausgebeuteten direkt erfolgen muss. Sie wissen schon: Markt. Wenn man Geld dafür hat, wird Bedarf zur Nachfrage. Da ist schon denkbar, dass das gewünschte Kita-Angebot dann nachzieht.
Meinetwegen müsste man überhaupt nicht über Geld reden. Eine güterwirtschaftliche Betrachtung kann viele Dinge viel klarer zeigen, da hat Oswald von Nell-Breuning schon recht. Aber wenn ich anfange so zu schreiben, versteht es doch erst recht keiner. Das ist die Macht der Gewohnheit, dass die Leute über Geld sprechen, als wäre es eine physische Ware. Fragen Sie mal wen, ob Bitcoin echtes Geld ist. Neeeein, natürlich nicht, weil echtes Geld, ist “was wert”, was immer das heißen soll. Die FDP hat völlig recht: die Kenntnis der Deutschen über das Funktionieren der Finanzmärkte ist erbärmlich. Nur eben auch bei der FDP.
hthik
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@Gesunde 28. November 2021 um 21:15
“Keine Sozialhilfe mehr?”
Das ist das, was wir haben. Nicht für Impf-, aber für Arbeitsverweigerer. Woraus man mühelos auf das tatsächlich bestehende Wertesystem der Gesellschaft rückschließen kann. Sich der kapitalistischen Vollausbeutung auch nur ein kleine wenig zu entziehen (“jede zumutbare Arbeit ist anzunehmen”) ist schlimmer, als wenn einem das Schicksal der Risikogruppen völlig am Allerwertesten vorbeigeht.
“Strafen? Gefängnis? Zwangsimpfung?”
Bei der letzen sogenannten Zwangsimpfung waren eines meines Wissens 50 Mark. Man kann das ganz volkswirtschaftlich angehen und berechnen, wieviele Intensivbehandlungen und sonstige Wirtschaftsschäden bei 100% Durchimpfung und Booster statistisch erspart würden und das aufteilen. Das wäre dann mal die Untergrenze ganz ohne humanistische Gutmenscherei und Schwadronieren vom hohen Wert des menschlichen Lebens nach Art 1 GG. Auch das zu fordern fühlt sich die FDP sonderbarerweise mal wieder nicht zuständig.
hthik
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@Daniela Camin-Heckl 28. November 2021 um 20:14
“Um eine Gesellschaft im sozialen Gleichgewicht zu halten, bedarf es prinzipiell der Gleichwertigkeit von Arbeitsleistung.”
Nun, es gibt durchgeknallte Linksextreme, die sagen
“(1) Jede ehrliche Arbeit hat den gleichen sittlichen Wert und Anspruch auf angemessenes Entgelt. Männer und Frauen erhalten für gleiche Arbeit den gleichen Lohn.
(2) Arbeitsloses Einkommen arbeitsfähiger Personen wird nach Maßgabe der Gesetze mit Sondersteuern belegt.
(3) Jeder Bewohner Bayerns, der arbeitsunfähig ist oder dem keine Arbeit vermittelt werden kann, hat ein Recht auf Fürsorge.”
Art 168 Bayerische Verfassung. Aber nach Ansicht des zuständigen Verfassungsgericht, ist dieses Gesetz nur so eine nette Idee, nicht einklagbar.
hthik
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Zum Thema, was man mit Geld so alles bewirken könnte, siehe Lothat Wieler zur Frage, warum in Deutschland nicht die sinnvollen Maßnahmen anderer Länder adaptiert werden, speziell zur ungläubigen Nachfrage der Zeit ob das wirklich daran liegen könne, dass das RKI das Geld dafür nicht hat.
“Wieler: Na klar, das ist eine Frage der Mittel und Ressourcen. Noch mal zum Vergleich: Das Budget des RKI sind rund 110 Millionen Euro pro Jahr, Public Health England hat umgerechnet mehr als vier Milliarden Euro, das CDC in den USA rund sechs Milliarden Euro.
Ich wiederhole: Na klar.
Alles klar?
#DankeWieler
Daniela Camin-Heckl
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@hthik
Vielen Dank für den Art. 168 Bayrische Verfassung. Aufgrund dessen fühle ich mich rehabilitiert in meiner Auffassung.
Geht es defacto nur noch um die Begrifflichkeit der angemessenen Entlohnung. Was ist also eine angemessene Entlohnung? Ich mag mich nur schwach erinnern, aber einst verkündete wohl unsere scheidende Kanzlerin sinngemäß, entscheidend sei, dass Menschen in Arbeit kommen, es gehe um deren Selbstwert, weniger entscheidend sei das Einkommen, da werde man mit Sozialleistungen aufstocken.
Leider habe ich Menschen in der Pflege kennengelernt, die aufopferungsvoll pflegten, immer einspringen, wenn Not an Mann, die wurden mit Mindestlohn abgespeist und mussten zusätzlich Sozialleistungen, wie Wohngeld, beantragen. Bei vielen Pflegekräfte ist das Bruttogehalt noch unter dem, was man benötigt, um einen Rentenpunkt pro anno zu erhalten.
Das heißt, alle die, die jetzt in der Corona Pandemie in vorderster Front stehen, bis zum Anschlag und zur Erschöpfung arbeiten, egal ob in Krankenhäusern oder sonstigen versorgenden Einrichtungen sind uns ein angemessenes Entgelt, von dem man ohne zusätzliche Sozialleistungen leben kann, nicht wert? Und wenn wir weiter um uns schauen, werden wir feststellen, dass dies nicht nur die Berufsgruppe der Pflegenden betrifft. Was ist mit denen, die während des lock downs weiter für die elementare Versorgung der Bevölkerung Sicherheit trugen. So bspw. im Verkauf, in Bäckereien usw. Viele Arbeitnehmer in gerade eben grundversorgenden Bereichen werden mit Mindestlohn abgespeist.
Ich empfinde solche Vorgänge in unserer Gesellschaft beschämend.
Burgweintinger
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@hthik natürlich soll ein Arzt mehr verdienen als dessen Gehilfen, aber ein vielfaches mehr?
ich denke nicht.