15 Okt.2014
Marihuana-Plantage bei Regenstauf
Perfekter Schuldiger freigesprochen
Ein vorbestrafter Alkoholiker auf einer Marihuana-Plantage – rein zufällig? Wer soll das bitte glauben? Für Ermittler, Staatsanwaltschaft und Amtsgericht war ein Regenstaufer der ideale Schuldige. Bei der Berufung stellte sich nun heraus: Die Beweislage war dünn, die Ermittlungen von Pannen gekennzeichnet.
Folgt man Amtsrichter Norbert Brem, dann glauben Dr. Bettina Mielke und die Schöffen der kleinen Strafkammer am Landgericht Regensburg noch an den Weihnachtsmann. Unterlegt mit dieser süffisanten Bemerkung verurteilte Brem im vergangenen Jahr einen 45jährigen wegen des Betreibens einer Hanfplantage zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren. Was der Mann zu seiner Verteidigung ins Feld geführt habe, sei nämlich alles andere als glaubwürdig, so Brem seinerzeit. Die Staatsanwaltschaft hatte gar zwei Jahre und drei Monate Gefängnis für den Mann gefordert und legte, weil sie sich mit dem ihrer Ansicht nach zu mildem Urteil nicht zufrieden gab, Berufung ein.
G. selbst hatte von Anfang an eingeräumt, auf der Plantage gewesen zu sein. Er habe sie beim Zelten mit seinen zwei Söhnen zufällig entdeckt, als er Feuerholz gesammelt habe. Später habe er noch zwei Mal aus Neugier vorbeigeschaut. Für Norbert Brem war dies, wie erwähnt, ein Fall für den Weihnachtsmann. Für die Staatsanwaltschaft indes war das Urteil zu milde. Und so kam es ein gutes Jahr später zur Berufungsverhandlung vor der kleinen Strafkammer des Landgerichts.
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Marihuana-Plantage bei Regenstauf: Aus Angst, im Ernstfall zu spät zu kommen, erntete die Polizei das Feld selbst ab. Symbolfoto: Polizei/ Archiv
Eine schwierige Biographie
Der angeklagte Herbert G. (Name geändert) hat bislang kein leichtes Leben hinter sich. Er wuchs als eines von acht Geschwistern auf. Als G. zwölf Jahre alt war erhängte sich sein Vater, nachdem er die Mutter so schwer verprügelt hatte, das er glaubte, sie sei tot. Wenig später kam G.s Bruder bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Der damals Zwölfjährige war als erster an der Unfallstelle und fand ihn. Auch das spätere Leben des gelernten Maurers verlief alles andere als geregelt. Eine gescheiterte Ehe, insgesamt fünf Kinder, immer wieder Kontakt und Probleme mit dem Jugendamt. Die Richterin verliest eine Reihe von Vorstrafen, die G. auf dem Kerbholz hat: kleine Diebstähle („zwei Hämmer im Wert von zehn Euro“, „zwei Stallhasen im Wert von 45 Euro“), Beleidigungen, alles stets unter Alkoholeinfluss, mehrere Trunkenheitsfahrten. Wegen eines Unfalls unter Alkohol verbrachte G. mehrere Monate im Knast, später war er wegen seines Alkoholismus fast zwei Jahre im Bezirksklinikum. Auch wenn die letzte Vorstrafe bereits zwölf Jahre zurückliegt und auch, wenn er bislang nie in Zusammenhang mit illegalen Drogen auffiel, muss G. den Ermittlern der Kripo wie der ideale Schuldige vorgekommen sein, als sie ihn 2012 auf einem Foto wiedererkannten.Zweieinhalb Kilo Marihuana von minderer Qualität
Zufällig hatte der Pächter eines Waldes bei Regenstauf im Mai desselben Jahres in einem Unterholz eine Hanfplantage entdeckt: 95 Pflanzen und ein kleiner Unterstand für Werkzeug an einem Platz abseits der frequentierten Wanderwege. Zwei Monate später erst installierte die Polizei dort eine Kamera, wartete ab und tatsächlich: Auf drei Fotos, die geschossen wurden, war ein Mann zu erkennen. Wie sich später herausstellte, war das Herbert G.. Obwohl die Ermittler ursprünglich abwarten wollten, bis das Feld abgeerntet wird, um den Plantagenbetreiber auf frischer Tat zu ertappen, wurde der Einsatz vorzeitig abgebrochen. Aus Angst, dann nicht schnell genug mit genügend Beamten vor Ort sein zu können, aber auch, weil das installierte Alarmierungssystem nicht richtig funktionierte, erntete die Polizei das Feld selbst ab. Zweieinhalb Kilo Marihuana von minderer Qualität wurden am Ende sichergestellt. Bei G. wurde eine Hausdurchsuchung angeordnet.Sieben Stunden Hausdurchsuchung: ein Gramm Tabakgemisch
Sieben Stunden stellten Beamte dann die Wohnung von G. und seiner Familie auf den Kopf, ohne etwas zu finden. G. selbst schließlich wies sie auf einen Beutel hin, den ein Bekannter liegen gelassen habe. Darin befand sich – es wurde nie gewogen oder genauer untersucht – etwa ein Gramm eines Gras-Tabak-Gemischs. Spätestens jetzt waren sich die Kripo-Beamten sicher, ihren Mann zu haben. Von einer „erdrückenden Beweislage“ war die Rede, als Herbert G. 2013 wegen des „Betreibens einer Cannabis-Outdoor-Plantage seit Mai 2012“ angeklagt und am Ende auch verurteilt wurde.
Pech für den Staatsanwalt - Hanfjournal
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[…] der des Hanfanbaus verdächtige Mann aus Bayern zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb .Jahren verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Schon im ersten Prozess bestritt der Angeklagte, überhaupt […]
erik
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was hier für ein Tamtam für ein bischen Gras gemacht wird, man glaubt es kaum, zumindest ich! Aber ich habe den perfiden Hintergedanken weshalb in Bayern gegen harmlose Rauschmittel derart vorgegangen wird längst durchschaut! Nämlich: Konsumenten dieser Rauschmittel sind in der Regel keine konservativ bürgerlichen Wähler und jeder Wähler der Bayern deshalb verlässt weil er oder sie es anderswo leichter hat, führt dazu, dass es zu einer allmählichen Konzentration von bürgerlich konservativen Wählern kommt! Der eigene Machterhalt ist es, worum es der Politik, ihrer Lakaien, Laufburschen und Milchmädchen wirklich geht und nicht der Schutz der Bürger vor Rauschmittel sonst dürfte es streng genommen kein Oktoberfest und andere Sauffeste geben! Gleiches erkenne ich natürlich auch für Stellenbesetzungen und Postenvergabe im öffentlichen Dienst.