Die schäbigen Reste eines Lippenstiftes von Eva Braun wechseln 2005 bei einer Auktion im Schwäbischen für 1100 Euro ihren Besitzer. Bieter auf den einzigen Bildband – in den 80er Jahren in der Schweiz erschienen – mit Hitler-Zeichnungen und -Gemälden erhalten bei Internet-Aktionen nie unter 220 Euro den Zuschlag. Im Februar 2007 behauptet der norwegische Museumsdirektor Hakvaag, er habe vier Zeichnungen von Disney-Cartoons von Hitler gefunden. Sensationell an allen Nazi-Reliquien ist allenfalls der Preis, den wirre Hirne dafür zu zahlen bereit sind. Wer je Hitlers Aktzeichnungen gesehen hat, versteht, warum die Intelligenzia ihn stets nur den Anstreicher nannte.
Ist es nicht skandalös, dass vor lauter Beschäftigung mit den Tätern, die Auseinandersetzung mit den Opfern viel zu wenig Raum einnimmt? Dieser Vorwurf ist vielfach gerechtfertigt – und geradezu makaber mutet es an, dass heute in der ehemaligen KZ-Außenstelle von Flossenbürg, im Colosseum in Stadtamhof, Luxusapartements entstanden sind, die von komplett Ahnungslosen bewohnt werden. Umso wichtiger und wertvoller sind daher die Beiträge der „ArbeitsGemeinschaft ehemaliges KZ Flossenbürg e. V.“, die sich 1986, nach neuerlichen Schändungen der Grab- und Gedenkstätte gründete. Der Verein stellt sich vor allem die Aufgabe, die Zusammenhänge, die Bedingungen der Entstehung und der Auswirkungen des nationalsozialistischen Unrechtssystems am Beispiel des KZ Flossenbürg zu erforschen und die Ergebnisse allen Bürgern, insbesondere Jugendlichen, zu vermitteln. Mit der Ausstellung „Erinnerung – Werke von Künstlern im KZ Flossenbürg“ ist dies eindrucksvoll gelungen.
Die noch im Lager entstandenen Werke sind meist Auftragsarbeiten für SS und Kapos, die sich von begabten Häftlingen Grußkarten zeichnen ließen: Ein Tannenzweiglein mit Kerze, eine Neujahrskarte, die einen Betrunkenen und ein fettes Schwein an einer Weinflasche nuckelnd zeigt sowie einen bunter Blumenstrauß. Die Diskrepanz zum Alltag im Vernichtungslager könnte größer nicht sein. Ferner hatten KZ-Insassen Hitlerportraits zu kopieren oder wurden gezwungen, verlogene Fälschungen in Form idyllischer Lageransichten herzustellen – für die Wohnzimmer der SS-Chargen und ihrer Freunde. Miloš Volf karikiert in seinen Aquarellen seine Stellung als Blockschreiber, er zeichnete und kolorierte unter Bedingungen, die kunstfeindlicher und lebensgefährlicher nicht sein konnten. Um der Sensationslust vorzubeugen, die Ausstellung ist keine Schau exzeptionelle Kunst, sie ist eine Dokumentation des Grauens, die sich der Mittel der Kunst bedient.
Der Großteil der Ausstellung aber zeigt Bilder, die in den Jahren unmittelbar nach der Befreiung entstand sind. Niemals verblassende Alpträume in schwarz und grau, eine stumme Prozession zum Totengerippe ausgemergelter mit Gesichtern ohne Ausdruck. Bei einigen der Flossenbürg-Insassen dauerte es bis in die 70-er oder 80er Jahre, ehe sie dem Erlittenen künstlerisch Ausdruck verleihen konnten. Karl Stojka gelingt dies in art brut-Manier besonders überzeugend, das Rosa des Winkels wird bei ihm zur
Die Werke der zeitgenössischen Maler Theo Scherling und Tom Gefken, stellvertretend für eine Reihe von Künstlern aus der Generation der Nachgeborenen, umrahmen die Original-Werke der Flossenbürg-Häftlinge.
Die letzten KZ-Überlebenden werden in wenigen Jahren kein mündliches Zeugnis der Gewaltherrschaft mehr ablegen können. Das literarische und bildnerische Vermächtnis der Todgeweihten wird in wenigen Jahren alles sein, was von ihnen und ihrem Schicksal geblieben ist. Daher ist die Ausstellung „Erinnerung“ ein kostbares Vermächtnis. Unser Sprachvermögen versagt, dieses in angemessener Form zu würdigen.
Hinweise: Am 23. April wird der Überlebenden Tadeusz Sobolewicz, der in der Außenstelle Colosseum inhaftiert war, in der Ausstellung anwesend sein.
Vom 28. bis 30 April 2008 erläutert Helga Hošková-Weissová, die einzig bekannte Künstlerin, die im KZ Flossenbürg inhaftiert war, ihre ausgestellten Werke.
Die Homepage der „Arbeitsgemeinschaft ehemaliges KZ Flossenbürg e.V.“ (www.arge-kz-flossenbuerg.de) sollte jeder Internetnutzer in seiner Favoritenliste speichern. Darauf findet sich u. a. der höchst lesenswerte Offene Brief an Oberbürgermeister Hans Schaidinger vom Juli 2007 mit der Forderung nach einer zentralen Gedenkfeier an jedem 24. April für die so genannte Neupfarrplatzgruppe, für die Ermordeten Michael Lottner, Dr. Johann Meier, Johann Igl und Josef Zirkl, die verschleppten und ermordeten jüdischen und politisch missliebigen Bürger Regensburgs und die Häftlinge des KZ-Außenlagers Colosseum.
Die Ausstellung im Historischen Museum Regensburg (Dachauplatz 2 bis 4) ist nur noch bis zum 4. Mai zu sehen.
Heute könnte es beim Busverkehr zu einigen Verzögerungen kommen. Die Gewerkschaft verdi hat die Mitarbeiter der städtischen Tochter Rebus zum Warnstreik aufgerufen. Gewerkschaftssekretär Georg Luber: “Die Beschäftigten fordern ihren gerechten Anteil.” Die Einnamen im öffentlichen Personennahverkehr sind Luber zufolge um 4,1 Prozent gestiegen. Die Arbeitgeber bieten derzeit 3,3 Prozent mehr Gehalt. verdi fordert sieben Prozent, […]
Gelassen bleiben. Das kann eine CSU-Fraktion. Zwar hat man Martina Dräxlmaier aus der Fraktion geschmissen (Weil sie so böse war.), allerdings zeigt ihr der neue Fraktionschef Christian – der Integrator – Schlegl gerade „eine Tür“. Zurück in den heimeligen Schoß des „Abnicker-Gremiums“. Sauber Abbitte leisten. Öffentlich. „Sich bei all denen zu entschuldigen, die durch ihr […]
Es war die fünfte Pleite in Folge. Am Samstag kassierte der – stark ersatzgeschwächte – SSV Jahn zu hause gegen Hessen Kassel eine 0:2-Niederlage (Doppelschlag in der 50. und 51. Minute) und rutschte auf Rang 10 ab. Für Kassel war es der erste Sieg nach sechs Niederlagen in Folge und die Hessen sind bis auf […]
Liebe Leserinnen, Liebe Leser, Die Geschäftsführung der Wochenblatt Verlagsgruppe hat entschieden: Wochenblatt digital wird eingestellt. Die Redaktion bedauert das. Hat sie doch in den vergangenen drei Monaten viele Freunde gefunden, die an unserem neuen Medium voller ungeschönter Wahrheiten und unterhaltsam aufbereiteten Informationen ihre Freude hatten. Seien Sie versichert – der Redaktion erging es nicht viel anders. Die […]
Zu unserer Kolumne vom Dienstag hat die Redaktion folgender Leserbrief erreicht: „Zeit des Stillstands”? „Dürrenmatts welthistorisch gemeinte Äußerung, dass solche Zeiten die glücklichsten für die Menschheit gewesen wären, muß man auf Regensburg nicht anwenden. Die jetzige Konstellation im Stadtrat ist doch fast ideal dafür, den Begriff Kollegialorgan (Bayerische Gemeindeordnung) einmal ernst zu nehmen. Für die […]
Spektakulärer Unfall gestern Vormittag geht glimpflich aus. Nicht nur Glück, einen echten Schutzengel hatte eine 32jährige gestern Vormittag, gegen 10 Uhr. Ein 20 Meter hoher Baukran war bei Bauarbeiten ins Kippen geraten und stürzte gegen das Gebäude, in dem sich die Wohnung der Frau befindet. „Ich dachte, eine Bombe ist explodiert”, sagt ein Wohnungsnachbar. „Das […]
Die neue Fraktion schrumpft weiter/ Christian Schlegl übernimmt Vorsitz Nix war’s mit Versöhnung! Noch bevor sich die neue CSU-Fraktion gestern, am späten Nachmittag, konstituierten konnte, kehrten ihr drei Stadträte den Rücken. Armin Gugau, Hans Renter und Hans Melzl wollten der neuen Fraktion aus Protest über den Ausschluss von Martina Dräxlmeier nicht beitreten. Sie verweigerten die […]
Es war ein Karfreitag, (oder ein Karsamstag), an dem Therese Neumann am 8. (oder 9.) April 1898 geboren wurde. Leise ist es nie geworden um die Resl von Konnersreuth, die heute (oder morgen) ihren 110. Geburtstag feiern würde, wäre sie nicht 1962 an einem Herzinfarkt gestorben. Die Bauernmagd – erstes von elf Kindern – hat […]
Zeit des Stillstands. So werden – von der politischen Konkurrenz – die Regierungsjahre von SPD-Oberbürgermeisterin Christa Meier bezeichnet. Dynamik hingegen wird ihrem Nachfolger Hans Schaidinger zugeschrieben. Dessen letzte Amtsperiode könnte nun gleichfalls zu einer „Zeit des Stillstands” werden. Mittlerweile braucht er neun Stimmen – außerhalb seiner Partei –, um eine entscheidungsfähige Mehrheit zustande zu bringen. […]
Der Vorstand der Regensburger Legionäre und Schwabelweiser CSU-Vorsitzende Armin Zimmermann hat auf unseren gestrigen Artikel zum geplanten Umbau des Legionäre-Stadions in Schwabelweis reagiert. Unserer Redaktion hat er eine Stellungnahme zukommen lassen. Den Zuschuss von einer Million Euro von der Stadt Regensburg für die Legionäre, sollte er bewilligt werden, gebe es laut Zimmermann „zum seit langem […]
Ein Statiker muss noch ran, dann kommen Fußgänger und Radfahrer wieder auf dem kürzesten Weg nach Stadtamhof. Der Behelfssteg, der sich an die Reste der Protzenweiherbrücke anlehnt, wird im Lauf des Tages freigegeben. Seit dem Brand der Protzenweiherbrücke am 13. März war Stadtamhof vom Stadtnorden her – auch für Fußgänger und Radler – nur über […]
Auf Wunsch des SC Pfullendorf wurde das für heute geplante Nachholspiel erneut verschoben. Neuer Termin ist Mittwoch, 16. April. Das Finale im Toto-Pokal auf Kreisebene gegen den FC Tegernheim findet trotzdem wie vorgesehen am gleichen Tag um 19 Uhr statt und wird von der 2. Mannschaft bestritten, da sowohl der erste als auch der zweite […]
Ganghofersiedlung – vom Ausverkauf eines Stadtviertels. „Der Oberbürgermeister ist nicht dazu da, Idyllen zu erhalten, sondern Wohnraum zu schaffen“, lautete die Antwort von Hans Schaidinger auf Fragen des Vereins „Interessengemeinschaft Ganghofersiedlung e.V.“. Der hatte sich gegründet, um das gewachsene Stadtviertel vor dem Ausverkauf zu retten. Die Angst geht um im Geviert von der Ludwig-Thoma- bis […]
Beim Vorstand der Legionäre steht der Oberbürgermeister in der Schuld. Ausverkauft war die Armin-Wolf-Arena nur ein einziges Mal: Am 21. Juli 1998. Bei der Eröffnung des Regensburger Baseball-Stadions – mit 1.100 Sitz- und 2.000 Stehplätzen das größte in ganz Deutschland – waren haufenweise Politiker, Sponsoren und „Adabeis” anwesend – für den offiziellen Teil mit Freibier. […]
Eine Gesichtshälfte ist gelähmt, Y. bekommt oft starkes Nasenbluten und leidet unter depressiven Verstimmungen. Y. ist Kurde, wurde in der Türkei wegen seiner politischen Aktivitäten verfolgt und versucht seit 2001 vergeblich, dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Deutschland zu bekommen. Aktuell liegt dem Bundesamt für Migration ein Asylfolgeantrag von Y. vor. Laut Auskunft des Regensburger Flüchtlingsforums möchte Y. […]
Nominierung der SPD-Kandidaten – Überraschungen bleiben aus. Die SPD präsentiert sich nach der Kommunalwahl weiter geschlossen. Bei der gestrigen Nominierung der Kandidaten für die Wahlen zum Land- und Bezirkstag erhielten Margit Wild und Norbert Hartl mit 38 bzw. 42 von 50 möglichen Stimmen vergleichsweise gute Ergebnisse. Verantwortlich dafür dürfte auch die komplette Neubesetzung des SPD-Ortsverbands […]
Ein Unentschieden hätte sich der SSV wirklich verdient gehabt. Nach der frühen 1:0-Führung gegen die zweite Mannschaft des FC Bayern durch Petr Stoilov (3.) waren die Münchner zwar spielerisch überlegen, der SSV hielt aber kämpferisch dagegen und kam nach dem Ausgleich (18.) wenigstens durch Distanzschüsse von Zellner (73.) und Schäffer (81.) zu Chancen. Gegen Schluss […]
Die Wahrheit flog erst viel, viel später auf. Wyatt Earp galt als Held. Als Unerschrockener, der sich den Schurken – Revolverhelden, Trinkern und Bankräubern – im Wilden Westen entgegen stellte, um jungfräuliche Maiden, edle Indianer und mit Gold beladene Postkutschen vorm Zugriff der Bösewichte zu schützen. Ein echter Sheriff halt. Das waren noch Zeiten. Da […]
Traute Eintracht bei (ent)spannender Lektüre: CSU-Chef Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein, wissen, wo sie andere Nachrichten aus Regensburg lesen können. Wochenblatt-digital.de – wir versöhnen. Foto: Staudinger