Ein tragischer Held, hätte am 28.April seinen einhundertsten Geburtstag feiern können. Oskar Schindler. Über 1.200 jüdische Menschen verdanken ihm das Leben. Er rettete sie aus der Hölle der deutschen Vernichtungslager. Ein einzelner, entschlossener Mann, behinderte erfolgreich die Todesmaschinerie des Hitler-Regimes.
Durch den Kinofilm „Schindlers Liste“ wurden dieser Mann und sein Mut in das Interesse der Öffentlichkeit getragen. Eine Station seines Lebens war Regensburg. Im Anwesen Am Watmarkt 5, lebte er und seine Ehefrau von 1945 bis 1950. Eine Gedenktafel erinnert dort seit 1995 an Oskar Schindler.
Beweisstück über Oskar Schindler in Regensburg
Ein greifbares Erinnerungsstück an Oskar Schindler findet sich im Stadtarchiv. Es ist eine behördlicher Meldeschein. Wie in vielen anderen Städten im Nachkriegsdeutschland herrschte in Regensburg eine Wohnungsknappheit. Die vertriebenen Deutschen aus Osteuropa und die ausgebombten Bürger benötigten Unterkünfte. So wurde das Ehepaar Schindler in dem überbelegten Haus Am Watmarkt 5 untergebracht. Bevor Emilie und Oskar Schindler nach Argentinien auswanderten, wohnten sie in der Alten Nürnberger Straße, im Regensburger Stadtteil Steinweg.
Doch wer war dieser rastlose Flüchtling, den es über Konstanz nach Regensburg verschlagen hatte? Als er vor einhundert Jahren in Zwittau, dem heutigen Switawy, zur Welt kam, deutete wenig auf seinen abenteuerlichen Lebensweg hin. Im Gegenteil: Sein Vater Hans Schindler war Inhaber einer kleinen Landmaschinenfabrik und hatte wenig Verständis für den Freiheitsdrang seines Sprösslings. Nach der Schulzeit musste Oskar die Ingenieursausbildung im väterlichen Betrieb absolvieren. Es war eine weniger glückliche Zeit, wie er sich später erinnerte.
Todesurteil gegen Oskar Schindler
Die Fabrik seines Vaters ging insolvent. Von 1935 bis 1939 war Oskar Schindler für die deutsche Auslandsabwehr, Generalkommando VIII, verdeckt tätig. 1935 wurde er Parteimitglied der Sudetendeutschen Heimatfront, die spätere Sudetendeutsche Partei. Unter ihren Parteiführer Konrad Henlein, er wurde später SS-Obergruppenführer, provozierte diese die Prager Zentralregierung. Mit diversen Aufständen der deutschen Minderheit in der Tschechoslowakei wurde versucht, dem Hitler-Regime einen Grund für eine militärische Intervention zu geben. Oskar Schindler spionierte in dieser Zeit erfolgreich die Geheimnisse der tschechischen Eisenbahn aus. Dies war Hochverrat und er sollte dafür exekutiert werden. Oskar Schindler hatte Glück. Während er in der Todeszelle saß besetzte die Wehrmacht die Tschechoslowakei.
1939 trat Oskar Schindler der NSDAP bei. Angeblich, so der US Historiker David Crowe, soll Schindler die polnischen Uniformen für den fingierten Überfall von SS-Leuten auf den Sender Gleiwitz organisiert haben. Dieses Ereignis war der endgültige Auslöser für den deutschen Überfall auf Polen. Schindlers Ehefrau Emilie stützte später diese These von David Crowe.
In der Nähe von Krakau erwarb Oskar Schindler eine Emaillefabrik. Zu Geld kam der trinkfeste, blonde Lebemann durch diverse Schwarzmarktgeschäfte. Oskar Schindler hatte einen sicheren Instinkt dafür, was die Haute Voile der Nazis wollte, in den Kriegswirren aber schwer legal zu beschaffen war. Sein jüdischer Buchhalter Itzhak Stern und der ebenfalls jüdische Büroleiter, Abraham Bankier, erwiesen sich dabei als kompetente und sehr diskrete Helfer. Die Produktion von Geschirr für die Wehrmacht stieg in der schindler´schen Emailliefabrik stetig an. Führende SS-Leute des Arbeitslagers Plasszow waren Zechkumpanen von Oskar Schindler. Mit diesen Verbindungen war es für den Unternehmer ein Leichtes, jüdische Zwangsarbeiter zu bekommen. Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Firmen, welche diese Menschen als Arbeitssklaven durch Arbeit töteten, behandelte Oskar Schindler die jüdischen Zwangsarbeiter human.
Oskar Schindler rettet 1.200 Menschen
Was den Lebemann, der für seinen Hang zum Glücksspiel und als Frauenliebling bekannt war, in den Widerstand gegen die Mörder der SS trieb ist schwer zu klären. Eindruck hinterließ die brutale Auflösung des Krakauer Ghettos auf Oskar Schindler. Er war Augenzeuge dieser erbarmungslosen Räumungsaktion. Mietek Pemper, der persönliche Schreiber des berüchtigten SS-Lagerkommandanten Amon Göth, hatte eine einfache Erklärung für das mutige Verhalten von Oskar Schindler. Seiner Meinung nach, erkannte der Unternehmer das Leiden der Zwangsarbeiter und er sah sich verpflichtet diesen Menschen zu helfen.
Oskar Schindler wusste, wie korrupt der NS-Staat war. Mit dem Einsatz von Bestechungsgeldern erhielt er den Status eines kriegswichtigen Betriebes. Viel Geld wendete er für die Versorgung der Zwangsarbeiter auf. Bald wussten die Häftlinge: Wer auf der Arbeiterliste von Oskar Schindlers Fabrik stand, hatte eine Überlebenschance. Dieses als „Schindlers Liste“ bekannte Schriftstück, das über 1.200 Menschen das Leben rettete, wurde 1999 auf einem Hildesheimer Dachboden wieder gefunden.
Ab 1943 versuchte Oskar Schindler sogar, das Ausland über den Holocaust mit Nachrichten zu versorgen. 1944 rückte die Rote Armee in das besetzte Polen vor. Oskar Schindler evakuierte seine jüdischen Arbeiter nach Brünnlitz in Tschechien.
Zum Kriegsende hin schaffte es Oskar Schindler, sich mit seiner Frau nach Süddeutschland zu retten. Von Konstanz am Bodensee gelangten beide nach Regensburg und verbrachten dort die nächsten fünf Jahre bis 1950. Anschließend wanderten Sie nach Argentinien aus.
Bereits 1967 wird Oskar Schindler vom israelischen Staat als Gerechter unter den Völkern ausgezeichnet. Die deutschen Medien nahmen davon keine Notiz. Noch heute ist es in Deutschland erstaunlicherweise so, dass die Biographien der NS-Verbrecher bekannter sind, als die der Menschen im Widerstand.
Oskar Schindler war kein Heiliger. Er war ein Kriegsgewinnler, aber er hatte ein Gewissen. Oskar Schindler ging nicht über Leichen, nur um sein Konto zu füllen. Als Spielernatur und eigenständiger Charakter, stemmte er sich erfolgreich gegen die Menschen verachtende Todesmaschinerie seiner Landsleute.
„Wer nur einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt!“