Gemunkelt wurde schon länger, nun ist es offiziell: Das Luxushotel im fürstlichen Schloss ist tot. Wie Thurn-und-Taxis-Manager Stephan Stehl am heutigen Vormittag mitteilte, werde man entsprechende Pläne nicht mehr weiterverfolgen. Nicht die Einwände von Denkmalpflegern waren es, an denen das Projekt gescheitert ist. Ohnehin kam solche Kritik nahezu ausschließlich von lokalen Initiativen (mehr). Weder das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, noch der bayerische Landesdenkmalrat oder die UNESCO hatten offenbar Einwände gegen das vor einem Jahr im Stadtrat abgesegnete Hotelprojekt. Insbesondere die UNESCO ließ Stadt und Fürstenhaus – wie mehrere Schreiben belegen – offenbar ohne weitergehende Prüfung des Bauvorhabens gewähren.
Gebaut wird trotz alle dem nicht: Ein Luxushotel ist unrentabel. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei wegen der hohen Investitionskosten (zwischen 50 und 60 Millionen Euro) nicht gesichert, so Stephan Stehl gegenüber mehreren Medien. Bereits vor geraumer Zeit waren entsprechende Berechnungen im fürstlichen Haus, wie auch bei der Schörghuber-Gruppe (Sheraton- und Arabella-Hotels), die als Investor für das umstrittene Projekt im Gespräch war, zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Rendite eher bescheiden ausnehmen würde.
Noch Mitte August hatte Stehl Gerüchte dementiert, denen zufolge die mit der CSU eng verbandelte Schörghuber-Gruppe als Investor das Handtuch geworfen habe. Auslöser für den jetzigen Gang des Hauses Thurn und Taxis an die Öffentlichkeit dürfte unter anderem einen ein Schreiben des Arbeitskreis Kultur an die Medien sein, in dem mitgeteilt wird, dass Schörghuber als Investor ausgestiegen sei.
Bei der Stadtspitze stieß die Entscheidung des Hauses Thurn und Taxis, von der Baugenehmigung keinen Gebrauch zu machen, in einer aktuellen Pressemitteilung auf „völliges Unverständnis“. Schließlich hätte sich die Thurn und Taxis Gesamtverwaltung „mit großem Nachdruck“ um die Erteilung einer Baugenehmigung für ein Fünf-Sterne-Hotel im Schloss St. Emmeram bemüht, heißt es weiter. Stadtrat und Verwaltung hätten sich „in einem langwierigen Entscheidungsprozess um eine Lösung bemüht, die unter Berücksichtigung der Interessen von Naturschutz und Denkmalschutz eine Realisierung ermöglicht hätte“, so Oberbürgermeister Hans Schaidinger. Sein Fazit: „Ein herber Schlag für den Tourismus und damit die weitere Stadtentwicklung.“
Demselben Ziel wie Schaidinger – der Entwicklung des Tourismus – hatte sich offenbar auch die UNESCO verschrieben. Inwiefern die Welterbe-Organisation in die Planungen fürs Fürstenschloss eingebunden war, ist unklar. Die Aussagen dazu bleiben diffus.
In einem Schreiben an die Medien vom 15. Oktober hat der Kunsthistoriker Dr. Lutz Tittel der UNESCO vorgeworfen, sich nicht an ihre eigenen „Richtlinien für die Durchführung des Übereinkommens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ zu halten. Die eindeutige Gefährdung des Schlosses – es gab eine bestandskräftige Baugenehmigung – hätte diesen Richtlinien zufolge zwingend eine genaue Überprüfung durch ICOMOS zur Folge haben müssen, argumentiert Tittel. Stattdessen habe die UNESCO versucht „lästige Kritik mit der offensichtlich falschen Aussage zum Schweigen zu bringen, die Nutzungsänderung von Schloss St. Emmeram sei von ICOMOS International (…) schon einem Bewertungsverfahren unterzogen worden“, kritisiert der Kunsthistoriker.
Zunächst hatte der Direktor des Welterbezentrums, Professor Francesco Bandarin auf Tittels Nachfrage erklärt, die Umbaupläne seien von ICOMOS bereits genauer unter die Lupe genommen worden („already evaluated“). Auf erneute Nachfrage hatte Bandarin diese Aussage aber relativiert. Tittel hatte zuvor bei diversen anderen Stellen nachgefragt und durchweg ausweichende bzw. widersprüchliche Aussagen erhalten (Die Briefe im Einzelnen in der Bilderleiste).
Gegenüber regensburg-digital.de hat Mechthild Rössler – im Welterbezentrum zuständig für Europa und Nordamerika – erklärt, es gebe eine Stellungnahme des Denkmalrats ICOMOS an die Stadt Regensburg. Oberbürgermeister Schaidinger hatte auf Anfrage von Dr. Lutz Tittel hingegen die Kenntnis eines ICOMOS-Gutachtens bestritten. Angesprochen auf Tittels Briefwechsel mit dem Welterbezentrum, meint Rössler knapp: „Von Herrn Tittel bekommen wir viele Schreiben.“ So oder so: Die Pläne fürs Hotel sind vom Tisch. Über eine andere Nutzung fürs Schloss konnte Stephan Stehl am Montag noch keine Angaben machen.
Das Ende der Hotelpläne bedeutet vorläufig auch das Aus für die ebenso umstrittene Parkgarage im „Garten der Ressource“ und eine Autozufahrt durch den fürstlichen Schlosspark, für die rund 40 Bäume gefällt werden müssten. Während die Initiative „Rettet den Schlosspark“, unter dem sich mehrere kulturelle und Naturschutzverbände zusammengeschlossen haben, diesen Bereich zum geschützten fürstlichen Schlosspark zählt und als Beleg eine Urkunde aus dem Jahr 1890 anführt, ist das Gelände im Flächennutzungsplan der Stadt Regensburg als grundsätzlich bebaubares Gebiet ausgewiesen. Ohne Hotel müsste der Stadtrat für die Garage allerdings eine neue Baugenehmigung erteilen.