SOZIALES SCHAUFENSTER

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Weiß gedeckte Tische, auf denen blaue Kerzchen brennen, holzvertäfelte Wände, Kellner mit Fliege und schwarzer Livree – es ist ein nobles Ambiente, das der Mittelbayerische Verlag am Mittwoch denen bietet, die dafür sorgen, dass die MZ-Abos pünktlich unters Volk kommen. Die MZ-Logistiktochter PZO (Pressezustellgesellschaft Oberpfalz) bedankt sich heute im Bibliothekssaal der Eckert-Schulen Regenstauf bei den Zustellerinnen und Zustellern für „die geleistete Arbeit”.

Etwas „besonderes” habe man sich einfallen lassen, heißt es auf der Einladung. Wen wundert’s: Verlagsboss Peter Esser hat erst kürzlich das Bundesverdienstkreuz erhalten. Unter anderem für seine Verdienste um die heimische Wirtschaft, unter anderem für sein Wirken als Arbeitgeber. Davon sollen auch jene, die direkt an der Basis arbeiten, etwas haben. Könnte man meinen. Insgesamt arbeiten über 2.000 Zustellerinnen und Zusteller bei der PZO. Heute ist die Reihe an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Vilstal, Schwandorf und Stadt und Landkreis Regensburg, den verdienten Dank für ihre tägliche Arbeit in Empfang zu nehmen. Aus „terminlichen Gründen” hat man das „Trägertreffen” kurzerhand auch zur Teilbetriebsversammlung erklärt. Umschüler der Eckert Schulen Regenstauf, die sich hier etwas dazu verdienen können, servieren Kaffee und Kuchenvariationen. Jeder Zusteller erhält zwei Getränkegutscheine, ein Schweineschnitzel mit Kartoffelgurkensalat soll später aufgetragen werden. „Wenn Sie sich angemeldet haben und können trotzdem nicht teilnehmen, geben Sie uns bitte Bescheid. Ansonsten müssen wir einen Unkostenbeitrag erheben”, heißt es auf der Einladung.

„Wussten Sie schon, dass wir vor 16 Jahren einen Lohn von 4,90 DM (pro Monatsabo, Anm. d. Red.) bekommen haben. Jetzt sind es 2,50 Euro? Das heißt, dass wir jedes Jahr weniger Geld bekommen haben, wenn man die Inflation mit einrechnet.”
Aus einem Flugblatt beim MZ-Trägertreffen

Alleinunterhalter Alois Stürzl spielt auf seiner Hammond-Orgel gerade die letzten Takte des Hochzeitswalzers, als Betriebsratschef Günther Klein ans Mikrofon tritt. Tusch! Zum edlen Ambiente wollen seine Ausführungen aber irgendwie nicht passen. „Die wirtschaftliche Lage ist nicht rosig. Die Abozahlen gehen zurück. Die Werbebeilagen bei der Mittelbayerischen Zeitung werden weniger.” Das ist das Bild, das Klein von der Lage der Zeitung zeichnet, die sich auf ihren Wirtschaftsseiten die Serie „Mehr Zuversicht” gönnt. Für die Zeitungsausträger ist hingegen keine Zuversicht angesagt: Es ist auch dieses Jahr keine Lohnerhöhung drin, bedauert Klein. Abschließend verweist er auf die Betriebsratswahlen im April. Vorschläge könnten bei ihm abgegeben werden. Gewählt wird per Brief. „Gehen Sie wählen. Sie dürfen jetzt Fragen stellen.”

„Wussten Sie schon, dass in den neuen Verträgen für die neuen Träger nur noch knapp zwei Euro für ein Abo gezahlt wird? Dafür haben sie ein neues Druckzentrum für knapp 50 Millionen Euro gebaut und das Abo kostet mittlerweile knapp 30 Euro.”
Aus einem Flugblatt beim MZ-Trägertreffen

Die Wortbeiträge der Trägerinnen und Träger verpuffen im Gemurmel. Für eine vernünftige Mikroanlage scheint das Geld nicht mehr gereicht zu haben. Ans Pult von Betriebsratsboss Klein, den man hervorragend verstehen kann, dürfen die einfachen Zustellerinnen dennoch nicht. Entsprechende Versuche wehrt Klein souverän ab. Dennoch dringt die eine oder andere Kritik durch – wenn man brüllt. „Sie setzen sich nicht für uns ein”, wirft ein junger Mann dem Betriebsratschef vor. „Immer wieder müssen wir stundenlang in der Kälte warten, weil die Zeitungen zu spät kommen. Seit Jahren gab es keine Lohnerhöhung. Wir werden hier ausgebeutet und Sie schauen zu.” Es gibt den ersten Applaus des Tages. Klein bedauert, aber er könne nichts an dieser Situation ändern. Das werde „von oben nach unten entschieden”. „Wir dürfen nicht streiken. Der Arbeitgeber weigert sich, mit der Gewerkschaft zu reden. Um jede Lohnerhöhung müssen wir bitten. Wenn ein Nein kommt, müssen wir das akzeptieren.” Es folgt ein kleines Wortgefecht, das nur wenige mitbekommen. Schnell ist der Friede wieder hergestellt. Das Saalmikro ist einfach zu leise. „Some broken hearts never mend”, wird von Alois Stürzl intoniert. Frischer Kaffee wird gebracht. Klein setzt sich kurz zur Geschäftsführung an den Tisch.

„Es werden schon seit Jahren Fahrer mit Dumpingpreisen ausgenutzt, jetzt sind die Träger dran, wie man an den Trägerverträgen sieht. Alles mit Einverständnis des Betriebsrats.”
Aus einem Flugblatt beim MZ-Trägertreffen

Tusch! PZO-Geschäftsführer Dieter Maurer wird am Rednerpult begrüßt. Er ist neu im Amt. Eine Ehre sei es ihm, hier im Kreis der Trägerinnen und Träger zu feiern, bekennt er. Aber ach: „Am Anzeigenmarkt sieht es nicht besonders gut aus.” Die Verlagsleitung habe beschlossen, die Unternehmensberatung Schicker ins Haus zu holen, „um sämtliche Bereiche auf den Prüfstand zu stellen”. Dennoch: Alle seien „fast schon Familienmitglieder”. Alle hätten hier ein „sicheres Auskommen”. Alle könnten „darauf stolz sein”. Alle arbeiteten alle hier in einem „Unternehmen mit Zukunft”. Es ist kurz vor 17 Uhr. Der Höhepunkt des Abends steht bevor. Etwas wirklich Besonderes. Die verdienten Zustellerinnen und Zusteller sollen jetzt geehrt werden. 15, 20, ja bis zu 35 Jahre lang sind sie tagtäglich am frühen Morgen aufgestanden, um dafür zu sorgen, dass die Mittelbayerische Zeitung pünktlich im Briefkasten der Abonnenten landet. Es gibt Urkunden, Blumensträuße und einen Umschlag. Der feierliche Moment wird mit lächelndem Chef und lächelndem Betriebsratsboss im Bild fest gehalten. Dann dürfen die Jubilare zurück an die Tische, um ihre Umschläge zu öffnen. Der darin enthaltene Discounter-Gutschein über 25 Euro würde nicht einmal für ein MZ-Abo reichen.

„Früher war man stolz für eine Zeitung zu arbeiten, jetzt ist man im absoluten Niedriglohnsegment tätig.”
Aus einem Flugblatt beim MZ-Trägertreffen

Jetzt gibt’s auch eine Gewaltbeauftragte

Als ob man zuvor nie etwas davon geahnt hätte. Nach Öffentlichwerden der Prügelexzesse in der Domspatzenvorschule in Etterzhausen/ Pielenhofen hat das Bistum Regensburg heute eine Ansprechpartnerin für Opfer von Körperverletzung in kirchlichen Einrichtungen eingesetzt. „Durch dieses zusätzliche personelle Angebot möchte die Diözese Opfern von Körperverletzung in kirchlichen Einrichtungen verstärkt die Möglichkeit geben, erlittenes Leid zur […]

Missbrauchsfälle: Bischof im Clinch mit FDP

Angriff ist die beste Verteidigung. Getreu diesem Motto hat der Regensburger Bischof Gerhard Müller gestern Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger attackiert. Wenn Schnarrenberger behaupte, die katholische Kirche behindere die Aufklärung von Missbrauchsfällen, dann sage sie die Unwahrheit, so Müller. Er forderte Leutheusser-Schnarrenberger auf, für diese Behauptung zurückzunehmen und „ihre Amtsautorität nicht für derartige Übergriffe zu instrumentalisieren”. Der […]

„Großer Bruder” rauscht durch Regensburg

Wer derzeit ein Auto mit Kamera auf dem Dach montiert an sich vorbei rasen sieht, darf sich nicht wundern. Das amerikanische Unternehmen Google View ist in Regensburg unterwegs. Anwohner, die darin eine Verletzung ihrer Privatsphäre sehen, können Bildteile löschen lassen. 2008 hatte Google View damit begonnen, Aufnahmen von Straßenzügen in Deutschland für seine Internetseite zu […]

„Ein Appell an die Nachbarschaftshilfe“

Ab Mittwoch werden an alle Haushalte der Stadt Regensburg Coupons für Wertstoffsäcke verteilt. Die Bürger können damit an gekennzeichneten Ausgabestellen ihre gelben und grünen Säcke abholen. Die Aktion soll der Kostenreduzierung dienen, ob es sich aber rentiert wird sich wohl erst in den kommenden Monaten zeigen. Am Dienstag gab der Rechts- und Umweltreferent Dr. Wolfang […]

IHK-Akademieleiter in U-Haft

Im Zusammenhang mit der Insolvenz der IHK–Akademie Oberfranken ist ein leitender Mitarbeiter der IHK Regensburg ins Visier der Justiz geraten. Geschäftsführer Thomas S. wurde vor wenigen Tagen in U-Haft genommen. Ihm wird zur Last gelegt, unrechtmäßige Subventionen für die mittlerweile insolvent gegangene IHK-Akademie Oberfranken erlangt zu haben. Mit inhaltlich unrichtigen Angaben wurde Geld für diverse […]

Flüchtlingslager: Essenspakete bleiben liegen

Der Ort des Protests ist nur schwer zu finden. Mehrerer Journalisten und ein Kamerateam suchen verzweifelt in der Unübersichtlichkeit der Plattenbaugegend die Hausnummern 14 bis 16. Auf der Suche nach dem Flüchtlingslager Plattlingerstraße, wo heute mehrere Asylbewerber angekündigt haben, die Essenspakete zu boykottieren. Die Fotografen haben Glück. Ganz unscheinbar im Erdgeschoss eines der mehrstöckigen Häuser […]

„Neid auf Joachim Wolbergs: Riskiert CSU den Koalitionskrach?”

Der verschwundene Wolbergs ist wieder aufgetaucht. Die Mittelbayerische Zeitung hatte einen Artikel zu der medialen Omnipräsenz des Regensburger Sozialbürgermeisters von ihrer Online-Seite genommen. Mittlerweile ist ein angepasster, dem Koalitionsfrieden angemessener und den Sozialbürgermeister zufriedenstellender Text nebst neuer Schlagzeile auf der Internetseite der MZ veröffentlicht. Wolli-Foto und Zitate wurde entsprechend abgestimmt. Nun ist der neue Artikel […]

„CSUler kritisieren: Wolbergs zu oft in der Zeitung”

So eine schöne Schlagzeile (siehe Überschrift) hatte just jene Zeitung heute im Internet präsentiert, in der man seit Monaten täglich Fotos unseres rührigen Sozialbürgermeisters betrachten kann. Sei es bei der Sudetendeutschen Landsmannschaft oder beim Karussellfahren mit Flüchtlingskindern, beim 90. Geburtstag von Oma Hilde oder beim Schneeschippen, Straßenkehren und richtig wichtig drein schauen. Täglich können die […]

Domspatzen: Opfer melden sich zu Wort

Die Missbrauchsbeauftragte Birgit Böhm (Foto) ist nicht zu sprechen. „Alles was zu sagen war, wurde bei der Pressekonferenz mitgeteilt”, sagt Bistumssprecher Jakob Schötz. Und der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller ergeht sich in Tiraden gegen missliebige Berichterstattung, vor allem des Spiegel (wie bei missliebigen Bloggern mit knapperem Budeget vorgegangen wird ist hier zu lesen).Der Missbrauchsskandal […]

Gedicht für Walter Mixa

Auf seine unnachahmliche Art hat Bischof Walter Mixa schon des öfteren die Welt erklärt. „Die sogenannte sexuelle Revolution, in deren Verlauf von besonders progressiven Moralkritikern auch die Legalisierung von sexuellen Kontakten zwischen Erwachsenen und Minderjährigen gefordert wurde, ist daran sicher nicht unschuldig“, war der vorerst letzte Streich des Augsburger Klerikal-Rambos. Mathilde Vietze hat Walter Mixa […]

Bildungsstreik II: Drehverbot im Rathaus

So ein Pech! Kein Bürgermeister war am Freitag zugegen, um Alfons in Empfang zu nehmen. Der ARD-Kultreporter mit dem Puschelmikro hatte sich nach Regensburg begeben, um mehr über die Diskussion in Sachen FOS/BOS zu erfahren. Bei der Mahnwache vor dem Alten Rathaus traf er denn auch auf Schüler, Eltern und Lehrer, die seine Fragen bereitwillig […]

Bildungsstreik I: Schüler fordern Freiraum

Aufmucken statt weggucken – unter diesem Motto zogen am Freitag rund 800 Schülerinnen und Schüler vom Domplatz zur Uni, um für ein gerechteres Schulsystem zu demonstrieren. Die „AG Schüler Regensburg” hatte zu der Demo aufgerufen, an der sich auch Studenten und Eltern beteiligten. Zentrale Forderungen: Lehrmittelfreiheit, echte Mitbestimmung für die Schüler und eine sinnvolle Kürzung […]

Stadtjugendring fordert Sozialticket

Der Forderung nach einem Sozialticket für Bedürftige in Regensburg hat sich nun auch der Stadtjugendring angeschlossen. „Der Stadtjugendring appelliert an die Verantwortlichen der Stadt, das Sozialticket schnellstmöglich einzuführen”, heißt es in einer Erklärung des Vorstands. Bis Ende 2005 gab es in Regensburg bereits einen RVV-Sozialtarif, der mit der Hartz-IV-Reform abgeschafft wurde. „Mobilität ist heute eine […]

Niemand muss verhungern!? Die FDP und Hartz IV

Die jüngsten Tiraden Guido Westerwelles (FDP) gegen Hartz IV-Empfänger haben den Anstoß gegeben. Am Freitag luden die Sozialen Initiativen (SI) zu einem Runden Tisch zum Thema „Hartz IV”. Auf dem Podium: der Regensburger Bundestagsabgeordnete Horst Meierhofer für die FDP, daneben Christian Dietl vom DGB, Birgit Ehrl von der ARGE und Hans-Dieter Penke vom Paritätischen Wohlfahrtsverband. […]

Aufklärung auf katholisch

Heuchlerisch und verlogen. Anders lässt sich das Verhalten der katholischen Kirche in Regensburg nicht bezeichnen. Seit erste Missbrauchsfälle bei den Domspatzen bekannt geworden sind (nicht durch Mithilfe der Kirche), soll es Gerechtigkeit und Hilfe für die Opfer geben und eine strafrechtliche Verfolgung der Täter. Zukünftige Übergriffe sollen sogar verhindert werden: durch die katholische Kirche selbst.

SPD unterstützt Wortbruch

Die SPD will nichts wissen. Wenigstens deren Fraktion im Regensburger Stadtrat. Ein Antrag der ödp, Stadträten Einsicht in die artenschutzrechtlichen Gutachten zu den Ersatztrassen für die Steinerne Brücke zu gewähren, lehnten die Sozis in der Sitzung des Planungsausschusses am Donnerstag ab – in einträchtiger Kooperation mit der CSU. Ohne Diskussion, ohne Wortmeldung, ohne Kommentar. Was […]

Rückenwind für umstrittene Brücke

Überraschende Wendung in Sachen Sallerner Regenbrücke. War das umstrittene Projekt ob der knappen Finanzen der Stadt bislang auf unbestimmte Zeit zurückgestellt worden, sieht es nun doch so aus, als könne der Bau nun doch in naher Zukunft in Angriff genommen werden. Wie Oberbürgermeister Hans Schaidinger am Rande einer Ausschussitzung im Regensburger Stadtrat erklärte, wird der […]

Domspatzen-Missbrauch: Brutalstmöglicher Aufklärer Kirche?

Im bischöflichen Ordinariat in der Niedermünsterstraße ist am Freitag viel von „Vertrauen” die Rede. Bistumssprecher Clemens Neck und die Beauftragte für sexuellen Missbrauch im Bistum Regensburg, Dr. Birgit Böhm, wollen die versammelte Medienwelt über „Recherchen und Meldungen über Missbrauchsfälle im Bistum Regensburg” informieren. Man gibt sich als Aufklärer und verlässlicher Ansprechpartner für die Opfer.Diese Opfer […]

Missbrauch bei den Domspatzen

Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche: Jetzt werden auch die Regensburger Domspatzen ein Thema. Für morgen Vormittag hat das Regensburger Ordinariat zu einer Pressekonferenz eingeladen, um über „Fälle zwischen den Jahren 1958 und 1973” zu informieren. Bistumssprecher Clemens Neck erklärt, dass man die Vorfälle „transparent untersuchen” wolle. Dazu werde das Bistum eine Kommission einrichten. Bis […]

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