Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller lässt kaum eine Gelegenheit aus, um seine Ansichten zu Medien, die über sexuelle und körperliche Gewalt im Schoß von Mutter Kirche berichten, unter die Gläubigen zu bringen. Anlässlich des Hauptfests der Marianischen Männercongegration am 18. April in der Dominikanerkirche zu Regensburg interpretierte Müller in seiner Predigt die Berichterstattung zu Bischof Walter Mixa wie folgt:
„Es wird behauptet er (Walter Mixa, Anm. d. Red.) sei ein Lügner und verstoße gegen das achte Gebot. Das sagen ausgerechnet diejenigen, die sonst nichts von den zehn Geboten Gottes halten, die sich sonst lustig darüber machen, wenn Menschen den Weg der Gebote Gottes gehen, weil sie meinen, es gäbe keinen Gott, der mit seinen Geboten auf die Menschen aktiv einwirken könnte. Gottes Gebote seien nur eine Einschränkung der Autonomie und Selbstbestimmung des Menschen. Es ist ein billiger Trick der Süddeutschen Zeitung: Erst hat man den Vorwurf erhoben, Bischof Mixa habe Kinder brutal geschlagen und geprügelt – von Ohrfeigen war nicht die Rede.”
In der Tat. Allenfalls am Rande war von Ohrfeigen die Rede. Einige Vorwürfe, die Opfer von Mixa gegenüber der Süddeutschen Zeitung erhoben und per eidesstattlicher Versicherung bekräftigt haben:
„Herr Mixa hat mir im Laufe der Jahre mindestens 50-mal die Hose heruntergezogen und mit einem Stock fünf- bis siebenmal kräftig auf das Gesäß geschlagen.”
„Innerhalb einer Woche hat mich Herr Mixa dreimal jeweils mit der Faust geschlagen.”
„Ich musste mich über einen Bock beugen”, heißt es in seiner eidesstattlichen Erklärung, dann hat mir Herr Mixa mit einem Teppichklopfer 35 Schläge auf das Gesäß gegeben.”
Weiter in der Predigt von Bischof Müller:
„Daraufhin hat der Bischof von Augsburg verlauten lassen, dass er niemals Kinder brutal geschlagen habe (…).”
Tatsächlich? Ein Auszug aus der Stellungnahme von Bischof Mixa, nachdem erste Prügelvorwürfe erhoben worden waren.
„Ich bin zutiefst erschüttert über die Anschuldigungen, die mir gegenüber erhoben werden. Ich versichere nochmals, dass ich zu keiner Zeit gegen Kinder und Jugendliche körperliche Gewalt in irgendeiner Form angewandt habe.”
Bischof Gerhard Ludwig Müller predigt weiter:
„Als später das Thema ‘Ohrfeigen’ aufgekommen ist, hat er (Mixa, Anm. der Red.) gesagt, dass er nicht ausschließen könne, in der Vergangenheit einige ‘Watschen’ gegeben zu haben – ein pädagogischer Brauch, der damals allgemein üblich war, auch wenn er uns heute nicht mehr verständlich ist.”
Ein Züchtigungsrecht an Schulen und pädagogischen Einrichtungen bestand in Deutschland spätestens 1973 nicht mehr. Der Zeitraum, in die die Vorwürfe gegen Walter Mixa fallen, umfasst seine Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhaus von 1975 bis hinein in die 80er.
Walter Mixa ist inzwischen zurückgetreten.
Ein letzter Auszug aus der Predigt von Bischof Gerhard Ludwig Müller:
„Wenn wir einen Pressespiegel durchschauen, dann gleicht ein Artikel dem anderen wie ein Ei dem anderen: Kein eigener Gedanke, keine Fähigkeit zu einem wirklichen Urteil, kein Argument, das theologisch oder philosophisch argumentativ untermauert wäre. All das fehlt. Es wird lediglich versucht, mit ständiger Wiederholung von immer wieder falschen Aussagen-Kombinationen das Image des Papstes oder einzelner Bischöfe zu beschädigen und zu meinen, dann seien sie nicht mehr ‘haltbar’. Letztlich ist das nichts anderes als der Machtanspruch der Hohenpriester zu Zeiten der Apostel, die verbieten wollten, dass von Christus gepredigt, die Gebote Gottes verkündet und das Evangelium den Menschen vorgelebt wird. Auch heute versuchen die Machthaber des Relativismus, die Meinungsmacher nichts anderes als dieses nicht auf einem festen Boden stehende Urteil des irdisch gesinnten Menschen in die Kirche hineinzutragen. Sie beurteilen die Kirche nicht nach den Maßstäben Gottes, sondern nach ihren eigenen innerweltlichen, oft auch antichristlichen und antikatholischen Vorstellungen. Das muss uns Gläubigen klar sein!”
„Dann macht es bumm, ja und dann kracht’s und alles schreit: Der Müller macht’s”
Gerd Müller, Fußballgott
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