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Großes Gesten und wirres Gerede: Der “Auschwitzprozeßführer” Gerd Hartmut Walther. Foto: Aigner
Der „Auschwitzprozeßführer“ hat Publikum mitgebracht. Am Mittwoch verhandelt das Amtsgericht Regensburg gegen Gerd Walther wegen Volksverhetzung. Der 65jährige kennt sich damit aus. Zum wenigstens fünften Mal steht der Berliner deswegen vor Gericht. Judenhass ist für Gerd Walther eine echte Leidenschaft. Beim Prozess gegen den holocaustleugnenden Piusbruder Richard Williamson vor einem Jahr hatte Walther sich vor die Kameras gedrängt und unter anderem lautstark in die Mikros gebrüllt: „Es gibt keinen forensischen Beweis für die Offenkundigkeit des Holocaust.“ Eine wohlgewählte Formulierung, mit der Walther und seine Brüder und Schwestern im Geiste bereits seit Jahren versuchen, die Holocaust-Leugnung über die Hintertür zu legalisieren: Man leugnet einfach nicht mehr den Massenmord an den Juden, sondern das Wissen um die eindeutigen und lange bekannten Beweise für diesen Massenmord (Hier als Einstieg nachzulesen: Argumente gegen Holocaust-Leugner).

Ouvertüre für den Pius-Bruder

Zwei Monate vor dem Berufungsverfahren gegen Williamson muss sich nun auch Walther in Regensburg wegen Volksverhetzung verantworten, er gibt gewissermaßen die Ouvertüre zum Promi-Prozess. Ein Umstand, den er sichtlich genießt und den er bewusst provoziert zu haben scheint. Während Walther sich im Gerichtssaal produziert, hängt ein siebenköpfiger Fanclub gebannt an seinen Lippen. Unter den Besuchern ist Sylvia Stolz. Die Rechtsanwältin gehört zum Who is Who der rechtsextremistischen Szene, hat mit mehrere Holocaust-Leugner gerichtlich vertreten, unter ihnen ihren Lebensgefährten und Mentor Horst Mahler. Im Zuge ihrer Auftritte vor Gericht hat sie sich selbst durch Verherrlichung der NS-Herrschaft einen Namen gemacht. Schriftsätze unterzeichnet Stolz schon mal mit „Heil Hitler“.

Hitler-Verehrerin mit Thorshammer

Die Mittfünfzigerin wurde erst vor wenige Wochen aus dem Gefängnis entlassen, wo sie wegen mehrfacher Volksverhetzung dreieinhalb Jahre absitzen musste. Am Mittwoch sitzt die glühende Verehrerin von Adolf Hitler im adretten Business-Outfit und mit Thorshammer um den Hals in der letzten Reihe, notiert aufmerksam die Namen und Daten der Zeugen mit und nickt immer wieder zustimmend, wenn Walther davon spricht, dass der Massenmord an den Juden nicht zu beweisen sei. Der „Auschwitzprozeßführer“ (Walther über Walther) gefällt sich in großer Geste, greift immer wieder zum royalen „Wir“ und redet im Stehen. Ein zu Anfang gefordertes Rednerpult hat ihm das Gericht nicht zur Verfügung gestellt. Er sei Opfer eines „politischen Prozesses“, nur weil er wissen und nicht einfach nur glauben wolle, nur weil er einen „Aufstand für die Wahrheit“ unternehme, lässt Walther die Zuhörerschaft wissen. Dabei lässt er altbekannte revisionistische Thesen fallen, erwähnt Namen längst widerlegter „Experten“.

Die Juden sind an allem schuld…

Mehrfach betont Walther, „wie wichtig“ das sei, was er vorzutragen habe, „wie wichtig“ es sei, dass das Gericht ihm zuhöre und ob denn der Richterin nicht klar sei, dass sie hier einem „revolutionären Prozess“ vorsitze. Es ist ein weitgehend wirres und zusammenhangloses Gerede, das Walther von sich gibt. Kein Gedanke wird zu Ende geführt, ausufernder Einschub reiht sich an ausufernden Einschub, ergänzt um zusammenhanglose Anekdoten, die sich im Nichts verlieren. Am Ende steht in verschiedenen Varianten immer dieselbe Botschaft: Die Juden haben zu viel Einfluss. Die Juden sind an allem schuld. Das sehe man allein schon an den Namen von Journalisten, Richtern und Staatsanwälten. Alles Juden, wie Walther herausgefunden hat. Mehrfach leugnet der gelernte Volkswirt den Holocaust eindeutig.

Unterbrechung nach vier Stunden

Es bedarf gut viereinhalb Stunden und eines entnervten Einwurfs von Staatsanwalt Marcus Lang, ehe Richterin Karin Schimke-Kinshofer Walther zunächst sanft, schließlich etwas deutlicher darauf hinweist, dass seine Ausführung nicht mit der Strafprozessordnung in Einklang zu bringen seien. Schließlich, und nachdem Schimke-Kinshofer mit Engelszungen auf Walther eingeredet hat, werden die zwei (von ehemals fünf) verbliebenen Zeugen vernommen. „Er hat immer wieder ‘keine Beweise’ gebrüllt. Es ging um den Holocaust“, sagen beide übereinstimmend.

Hartgesottene Walther-Fans

Als der erste Verhandlungstag nach über sechs Stunden zu Ende geht, sitzen nur noch die sieben Walther-Fans im Publikum. Zwei Alte Herren einer Burschenschaft, die interessiert lauschen und auf Ansteckern am Revers „das ganze Deutschland“ fordern. Ein adipöser Endfünfziger in Jeansjacke und zu kleinem Blaumann, der Walther in der Pause Snacks reicht und ansonsten mit tumben Blick und Klemmbrett in den Händen dem Prozess beiwohnt. Zwei blonde Mittdreißiger mit Janker und Turnschuhen sitzen in der ersten Reihe. Sylvia Stolz und ein bärtiger Begleiter lauschen ganz hinten. „Angenehm war’s heute nicht“, sagt Walther und grinst diesem Publikum zu. Am Freitag wird die Verhandlung fortgesetzt. Dass es dann bereits zu einem Urteil kommt, steht angesichts des bisherigen Prozessverlaufs nicht zu erwarten. Der selbsternannte „Auschwitzprozeßführer“ ist eben erst in Fahrt gekommen.

„Wer leichter glaubt, wird schwerer klug“

Er werde in Revision gehen. Er habe nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, Atheisten anzugreifen. Er wähnt sich in Besitz der absoluten Wahrheit. In einer Presseerklärung, die an Schärfe nichts zu wünschen übrig lässt hat Bischof Gerhard Ludwig Müller am Dienstag den atheistischen Buchautor Michael Schmidt-Salomon zum wiederholten Mal scharf attackiert. Atheisten bedrohten das im Grundgesetz verankerte Lebensrecht, ließ Müller seinen Sprecher Clemens Neck verkünden. Schmidt-Salomon hat nun auf die Presseerklärung des Bischofs reagiert. Wir veröffentlichen seine Stellungnahme in voller Länge.

Mitläufer Killermann im Visier

Sebastian Killermann oder Hans Weber: In der Diskussion um einen Namenspatron geht es mittlerweile weniger um den Namen, sondern darum, wer schuld an der öffentlichen Debatte trägt. SPD-Fraktionschef Norbert Hartl erwägt, den Vorschlag für NS-Widerständler Weber zurückzuziehen. Unterdessen scheint eine Debatte um den Mitläufer Killermann ins Rollen zu kommen.

Jüngstes Gericht für Kirchensteuer

Ist katholisch, nur wer zahlt? Die Kirche in Deutschland meint “Ja” und darf sich in dieser Auffassung über tatkräftige staatliche Unterstützung freuen. In Bayern hat sich sogar das Innenministerium eingeschaltet, um die Austrittserklärung eines katholischen Kirchensteuerrebellen für unwirksam zu erklären. Nach wie vor gilt in Deutschland: Wer nicht zahlt, kommt in die Hölle. Dem Vatikan scheint hingegen mehr am Seelenheil seiner Schäfchen, denn an ihrer Wolle zu liegen. Im kommenden Jahr entscheidet das oberste weltliche Gericht in Deutschland darüber, ob katholisch nur sein kann, wer zahlt. Der Gang vors oberste Kirchengericht im Vatikan steht noch aus.

Zwölf Kugeln, 50 Demonstranten

„Diese Empörung, dieser Widerstand wird weitergehen.“ In einer kämpferischen Rede vor dem Regensburger Justizgebäude kritisierte Dr. Roland Weisser die „mangelnde Aufklärungsbereitschaft” im Fall Tennessee Eisenberg. Rund 50 Menschen hatten sich zu der Kundgebung anlässlich des Todestages des 2009 erschossenen Studenten versammelt.

Killermann-Streit: Drohte SPD mit Medien-Kampagne?

In der Debatte um den richtigen Namenspatron für die Grundschule Prüfening hat uns ein Kommentar der Elternbeiratsvorsitzenden Angelika Solleder erreicht, den wir an dieser Stelle auch als Gastbeitrag veröffentlichen. Folgt man der Darstellung von Frau Solleder, hat die SPD der Schule mit einer Medien-Kampagne gedroht, sollte die Schule nicht nach Hans Weber benannt werden. Der […]

Regensburg braucht die Killermann-Schule!

Die neue Grundschule Regensburg Prüfening sucht einen Namenspatron. Darüber schwelt eine breite öffentliche Debatte. Und eigentlich kann diese Schule nur nach einem Mann benannt werden: Schwammerlforscher Sebastian Killermann. Killermann: Von der Schule gewünscht Bereits am 15. April haben Schulleitung, Kollegium und Elternbeirat gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung deutlich gemacht, dass sie Killermann als Namensgeber für ihre […]

Tennessee Eisenberg: Demo zum Jahrestag

Am Samstag, 30. April, ist es zwei Jahre her, dass der Student Tennessee Eisenberg bei einem Polizeieinsatz erschossen wurde. Alle Verfahren gegen die Polizeibeamten wurden eingestellt. Es läuft eine Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Um 14 Uhr soll eine Demonstration an Tennessee Eisenberg erinnern. Die Anmelder fordern aber auch eine unabhängige Kontrollinstanz für die Polizei.

Tarifwerk 2 – Lizenz zum Ausbeuten

Schon mitbekommen? Die Mittelbayerische Zeitung wurde bestreikt. Einen Tag lang. Lesen oder hören konnte man das allerdings nirgends. Und auch die Ausgabe tags drauf erschien im gewohnten Umfang. Dennoch ist die Streikbereitschaft in den Redaktionen ungewöhnlich hoch. 30 Prozent Lohnkürzungen fordert der Verlegerverband. Bei der Mittelbayerischen Zeitung sind die Redakteurinnen und Redakteure erstaunt über eine derartige „Dreistigkeit“.

Hochschule: Der ewige Kampf ums Geld

Die Zuschüsse für den Ausbauz sind genehmigt, den doppelten Abiturjahrgang kann man „relativ leicht“ schultern und am Montag kommt Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch vorbei, um das neue Hörsaalgebäude einzuweihen: An der Hochschule Regensburg läuft alles bestens. Doch im Hintergrund ist das Hauen und Stechen um die nächsten Zuschüsse schon wieder in vollem Gange.

Von Kommunisten, Senf-Fabrikanten und Schwammerlforschern

Heuer zum 40. Mal: Das “offizielle” Regensburg fehlt beim Gedenkweg für die Opfer des Faschismus. Für die CSU fehlt es an der rechten Ideologie: Es könnten Kommunisten teil nehmen, so die Befürchtung. Das ist nur ein Detail aus dem reichen Fundus an Regensburger Gedenk-Peinlich- und Ungeheuerlichkeiten. Dass diese nicht totgeschwiegen, sondern angesprochen werden, zeichnet den ideologisch bedenklichen Gedenkweg am Samstag aus.

Aus für den Guerilla-Gärtner: Bauträger droht mit Zwangsräumung!

Vor sechs Jahren hat Amaro Ameise im Stadtgraben am Peterstor einen kleinen Garten angelegt und den einstigen Schandfleck in einen Blickfang verwandelt. Das soll nach dem Willen des neuen Eigentümers eine Ende haben. Bis Ende Mai soll Amaro das Gelände verlassen, ansonsten droht die Zwangsräumung. Der rührige Gärtner hat eine Großdemonstration angekündigt.

In eigener Sache: Mit Rechtsschutz in die Berufung

Im Rechtsstreit zwischen regensburg-digital und der Diözese Regensburg hat unser Rechtsanwalt Nils Pütz am Montag Berufung beim Oberlandesgericht Hamburg eingelegt. Die gute Nachricht vorneweg: Die Gewerkschaft verdi hat dem freien Journalisten und regensburg-digital-Herausgeber Stefan Aigner dafür vergangene Woche Rechtsschutz zugesagt. Wie berichtet hat das Landgericht Hamburg der Diözese Regensburg am 11. März recht gegeben.

Draußen sternklar, drinnen leichte Brise

„Der Sturm“ ist sicherlich nicht leicht zu inszenieren. In seinem vermutet letzten Stück lässt Shakespeare ambivalente Charaktere auflaufen, die auf mehreren Ebenen demonstrieren, wie Macht korrumpiert und Menschlichkeit dabei auf der Strecke bleibt. Dass „Der Sturm“ traditionell zum Intendantenwechsel gespielt wird, wie Friederike Bernau, die Chefdramaturgin am Theater Regensburg erklärt, verwundert denn auch nicht. Hier […]

„PRO Bayern“: Rechtspopulisten-Treffen in Rechberg

Die meisten Plätze blieben leer. Die Bürgerbewegung „PRO Bayern“ hatte am 2. April in den Veranstaltungssaal des Rechberger Hofs (Rechberg, Landkreis Regensburg) zur „Großveranstaltung“ geladen. Mehr als 200 Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden erwartet. Eingefunden haben sich gut 50 Personen, überwiegend männlich und jenseits der 60. Das sogenannte „1. Politischen Frühjahrestreffen“ war eine gemeinsame Veranstaltung von […]

Fünf Bilder und ein Pedobear

Wir machen eine kurze berichterstatterische Pause. Unsere komplette Redaktion befindet sich ab Dienstag auf einer einwöchigen Dienstreise in Berlin, um dort bei der re:publica ihren Beitrag zu leisten, um Regensburg einem breiterem Publikum bekannt zu machen. Nicht, dass Regensburg das unbedingt nötig hätte. Weil Hoheiten kompliziert sind… Erst vergangenen Mittwoch schaffte es die Domstadt wieder […]

Brauerei Bischofshof: „Erpressung“ und „Effizienzen“

Mit harten Bandagen gegen Streikende: Brauereidirektor Hermann Goß (im Bild mit seinem Dienstherrn Gerhard Müller). Foto: Archiv Bei der Kirchen-Brauerei Bischofshof wird der Ton zunehmend rauer. Die Geschäftsführung hat am Donnerstag mit Kündigungen und der externen Vergabe von Dienstleistungen gedroht, sollte erneut gestreikt werden. Mehrere Angestellte sprechen gegenüber unserer Redaktion von „Erpressung“. Wie berichtet wurde […]

Schüler üben „Let’s make Money!“

Eine gute Rendite fest im Blick: Das Kern-Team des Ginkgo-Platten-Labels. Foto: pm Weshalb gründen Schüler ein fiktives Unternehmen, wählen einen Vorstandsvorsitzenden und schicken schließlich ihren Pressebeauftragten los, um ihre AG gezielt in regionalen und überregionalen Medien zu platzieren? Die Antwort lautet Junior: „Junge Unternehmer initiieren, organisieren, realisieren“. Seit 1994 gibt es dieses Projekt nebst mehrstufigem […]

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