SOZIALES SCHAUFENSTER

Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino
„Wer ist Icomos? Eine Vereinigung eitler Besserwisser-Denkmalpfleger, der alle angehören, die als Staatsdiener schon immer für Denkmalpflege zuständig waren?“ Es ist ein Brandschreiben, das am Dienstag im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung erschienen ist. Die Autorin Ira Mazzoni stellt darin die Seriosität des Internationalen Denkmalrats infrage, der im Auftrag der Unesco ein wachsames Auge auf die Welterbestätten haben soll. Insbesondere Professor Michael Petzet, Präsident von Icomos Deutschland, steht dabei Kreuzfeuer der Kritik. Petzet ist Chefredakteur des aktuellen „Heritage at risk“-Reports, in dem Icomos sich mit den akuten Gefährdungen von Welterbestätten befasst. Er hat sich offenbar in einigen Passagen über das Urteil der zuständigen Fachleute hinweg gesetzt, es unterschlagen und stattdessen seine eigene Meinung veröffentlicht. Eine Praxis, die nicht unbedingt die Ausnahme zu sein scheint. Mehrfach hat sich das Icomos-Präsidium dem Bericht zufolge gegen das Urteil der Fachleute vor Ort gesperrt, Druck auf sie ausgeübt oder ist ihnen durch gegenteilige Stellungnahmen in den Rücken gefallen.

Mundtot machen, auch in Regensburg

Nach Brücken-Kritik abgesägt: Profesor Achim Hubel. Foto: pm
Spätestens hier kommt Regensburg ins Spiel. Petzet war maßgeblich daran beteiligt, den Icomos-Berichterstatter für Regensburg, Professor Achim Hubel, abzusägen. Hubel hatte sich ablehnend zu zur Westtrasse geäußert. Im November 2008, nach einem Besuch der Icomos-Monitoring-Gruppe in Regensburg gab Hubel unserer Redaktion dazu ein kurzes Interview. „Ich persönlich habe größte Bedenken gegen eine solche Brücke“, so Hubel damals. Es sei völlig unklar, wie dieses Bauwerk an die Altstadt angebunden werden solle, welche Rampen und Straßen dafür nötig sein werden. Darüber hinaus befürchtete Hubel eine Beeinträchtigung der Donaulandschaft durch ein solches Bauwerk. Hubels Kritik wurde von weiteren Medien aufgegriffen und schlug deutschlandweite Wellen; von einem zweiten Fall Dresden – die Stadt verlor ihren Titel wegen des Baus der Waldschlößchenbrücke – war die Rede.

Kritiker zum Rücktritt gedrängt

Auf Druck der Stadt Regensburg fiel Michael Petzet seinerzeit Hubel in den Rücken. Als Präsident von Icomos Deutschland ließ er eine Pressemitteilung veröffentlichen, widersprach Hubel und unterstützte die Brückenpläne. Schließlich drängte Petzet Hubel dazu, sein Amt als Berichterstatter für Regensburg niederzulegen (hier ein ausführlicher Bericht dazu). Im Bericht der Süddeutschen Zeitung findet dieser Umstand nur in einem kurzen Satz Erwähnung. Hubel sei „von zentraler Stelle“ mundtot gemacht worden heißt es mit Blick auf die damalige Debatte. Achim Hubel selbst hat sich dazu im vergangenen Jahr einen umfangreichen Aufsatz in der Fachzeitschrift Denkmalpflege verfasst, seine Ablehnung bekräftigt und die Ereignisse des Jahres 2008 noch einmal Revue passieren lässt. Sowohl der Regensburger Oberbürgermeister wie auch von Icomos Deutschland hätten ihm vorgeworfen, nicht zu einer Stellungnahme zur Brücke autorisiert gewesen zu sein, so Hubel in einer Fußnote. „Äußerem Druck ausgesetzt, verzichtete ich auf meine bis dahin ausgeübte Funktion innerhalb der Icomos-Monitoring-Gruppe als Berichterstatter für die Altstadt von Regensburg.“

Stadt: Lügen für die Brücke

Die Schilderungen in Hubels zehnseitigem Aufsatz zur Brückendebatte lassen ansonsten an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Der Stadt Regensburg wirft er – kurz zusammengefasst – vor, mit einer Mischung aus Druck, Tricks und selbstherrlicher Auslegung der Regeln zu versuchen, die Brücke entgegen aller Expertenmeinungen durchzusetzen. „Untersucht man genauer die Argumente der Stadt Regensburg, welche die Notwendigkeit einer Ersatztrasse begründen sollen, fallen zahlreiche Übertreibungen, um nicht zu sagen, unrichtige Behauptungen auf“, stellt er zusammenfassend fest.

Regensburg: Petzet verstößt gegen alle Regeln

Schade, dass so ein kritischer Geist nicht mehr als Berichterstatter für Regensburg zuständig ist. Nach dem aktuellen Stand kann man nur unterschreiben, was Ira Mazzoni in ihrem Bericht mit Blick auf Icomos kostatiert: „Ein Monitoring-System für Welterbestätten ist wichtig. Aber die Regeln dieses Monitorings müssen klar sein. Monitore und Präsidenten dürfen durch ihre beruflichen Karrieren und freundschaftlichen Verflechtungen in keiner Weise befangen sein.” Sie dürften auch nicht die „sorgfältig abgewogenen Positionen der zuständigen Landesdenkmalpfleger untergraben”, so Mazzoni. Im Fall Regensburg hat Petzet gegen all diese Regeln verstoßen. Er hat Hubel auf Druck der Stadt zum Rücktritt gedrängt und steht mit seinem eher positiven Votum zur Ersatztrasse in klarer Opposition zum bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Vor diesem Hintergrund wirkt Icomos etwa so unbestechtlich wie das IOC.

Schleierfahnder auf der Dult

Am Freitag ist es wieder so weit: Menschen hüllen sich in seltsame Gewänder aus Loden und Leder, Bier- und Gockerl-Marken werden zur inoffiziellen Währung bei Stadträten, Geistlichen und Geschäftsleuten, Volksvertreter und Ordungskräfte grübeln verwundert darüber nach, aus welchen Gründen in diesen zwei Wochen mehr Besoffene als sonst durch Regensburg stolpern. Die Maidult beginnt und das […]

Donaumarkt: Bald kommt die Abrissbirne…

Der Alte Schlachthof war das letzte Beispiel: Interessante und lukrative Flächen entwickelt die Stadt nicht selbst, sondern überlässt das privaten Investoren. Nun geht auch die Vermarktung des Donaumarkts in die entscheidende Phase. Zwar gibt es noch keinen Bebauungsplan, aber die europaweite Investorensuche hat offiziell begonnen. Am kommenden Mittwoch stellt sich Hans Schaidinger den Kritikern der aktuellen Bebauungspläne.

Pathologischer Judenhass vor Gericht

Die Berufungsverhandlung gegen den holocaustleugnenden Piusbruder Richard Williamson wirft ihre Schatten vorraus. Am Mittwoch stand Gerd Walther vor dem Amtsgericht in Regensburg. Er brüllte vor gut einem Jahr den Fernsehteams seine Thesen zum Massenmord an den Juden in die Mikros. Am Mittwoch durfte der gerichtsnotorische Antisemit sich über Stunden vor seinen Fans produzieren.

„Wer leichter glaubt, wird schwerer klug“

Er werde in Revision gehen. Er habe nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, Atheisten anzugreifen. Er wähnt sich in Besitz der absoluten Wahrheit. In einer Presseerklärung, die an Schärfe nichts zu wünschen übrig lässt hat Bischof Gerhard Ludwig Müller am Dienstag den atheistischen Buchautor Michael Schmidt-Salomon zum wiederholten Mal scharf attackiert. Atheisten bedrohten das im Grundgesetz verankerte Lebensrecht, ließ Müller seinen Sprecher Clemens Neck verkünden. Schmidt-Salomon hat nun auf die Presseerklärung des Bischofs reagiert. Wir veröffentlichen seine Stellungnahme in voller Länge.

Mitläufer Killermann im Visier

Sebastian Killermann oder Hans Weber: In der Diskussion um einen Namenspatron geht es mittlerweile weniger um den Namen, sondern darum, wer schuld an der öffentlichen Debatte trägt. SPD-Fraktionschef Norbert Hartl erwägt, den Vorschlag für NS-Widerständler Weber zurückzuziehen. Unterdessen scheint eine Debatte um den Mitläufer Killermann ins Rollen zu kommen.

Jüngstes Gericht für Kirchensteuer

Ist katholisch, nur wer zahlt? Die Kirche in Deutschland meint “Ja” und darf sich in dieser Auffassung über tatkräftige staatliche Unterstützung freuen. In Bayern hat sich sogar das Innenministerium eingeschaltet, um die Austrittserklärung eines katholischen Kirchensteuerrebellen für unwirksam zu erklären. Nach wie vor gilt in Deutschland: Wer nicht zahlt, kommt in die Hölle. Dem Vatikan scheint hingegen mehr am Seelenheil seiner Schäfchen, denn an ihrer Wolle zu liegen. Im kommenden Jahr entscheidet das oberste weltliche Gericht in Deutschland darüber, ob katholisch nur sein kann, wer zahlt. Der Gang vors oberste Kirchengericht im Vatikan steht noch aus.

Zwölf Kugeln, 50 Demonstranten

„Diese Empörung, dieser Widerstand wird weitergehen.“ In einer kämpferischen Rede vor dem Regensburger Justizgebäude kritisierte Dr. Roland Weisser die „mangelnde Aufklärungsbereitschaft” im Fall Tennessee Eisenberg. Rund 50 Menschen hatten sich zu der Kundgebung anlässlich des Todestages des 2009 erschossenen Studenten versammelt.

Killermann-Streit: Drohte SPD mit Medien-Kampagne?

In der Debatte um den richtigen Namenspatron für die Grundschule Prüfening hat uns ein Kommentar der Elternbeiratsvorsitzenden Angelika Solleder erreicht, den wir an dieser Stelle auch als Gastbeitrag veröffentlichen. Folgt man der Darstellung von Frau Solleder, hat die SPD der Schule mit einer Medien-Kampagne gedroht, sollte die Schule nicht nach Hans Weber benannt werden. Der […]

Regensburg braucht die Killermann-Schule!

Die neue Grundschule Regensburg Prüfening sucht einen Namenspatron. Darüber schwelt eine breite öffentliche Debatte. Und eigentlich kann diese Schule nur nach einem Mann benannt werden: Schwammerlforscher Sebastian Killermann. Killermann: Von der Schule gewünscht Bereits am 15. April haben Schulleitung, Kollegium und Elternbeirat gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung deutlich gemacht, dass sie Killermann als Namensgeber für ihre […]

Tennessee Eisenberg: Demo zum Jahrestag

Am Samstag, 30. April, ist es zwei Jahre her, dass der Student Tennessee Eisenberg bei einem Polizeieinsatz erschossen wurde. Alle Verfahren gegen die Polizeibeamten wurden eingestellt. Es läuft eine Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Um 14 Uhr soll eine Demonstration an Tennessee Eisenberg erinnern. Die Anmelder fordern aber auch eine unabhängige Kontrollinstanz für die Polizei.

Tarifwerk 2 – Lizenz zum Ausbeuten

Schon mitbekommen? Die Mittelbayerische Zeitung wurde bestreikt. Einen Tag lang. Lesen oder hören konnte man das allerdings nirgends. Und auch die Ausgabe tags drauf erschien im gewohnten Umfang. Dennoch ist die Streikbereitschaft in den Redaktionen ungewöhnlich hoch. 30 Prozent Lohnkürzungen fordert der Verlegerverband. Bei der Mittelbayerischen Zeitung sind die Redakteurinnen und Redakteure erstaunt über eine derartige „Dreistigkeit“.

Hochschule: Der ewige Kampf ums Geld

Die Zuschüsse für den Ausbauz sind genehmigt, den doppelten Abiturjahrgang kann man „relativ leicht“ schultern und am Montag kommt Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch vorbei, um das neue Hörsaalgebäude einzuweihen: An der Hochschule Regensburg läuft alles bestens. Doch im Hintergrund ist das Hauen und Stechen um die nächsten Zuschüsse schon wieder in vollem Gange.

Von Kommunisten, Senf-Fabrikanten und Schwammerlforschern

Heuer zum 40. Mal: Das “offizielle” Regensburg fehlt beim Gedenkweg für die Opfer des Faschismus. Für die CSU fehlt es an der rechten Ideologie: Es könnten Kommunisten teil nehmen, so die Befürchtung. Das ist nur ein Detail aus dem reichen Fundus an Regensburger Gedenk-Peinlich- und Ungeheuerlichkeiten. Dass diese nicht totgeschwiegen, sondern angesprochen werden, zeichnet den ideologisch bedenklichen Gedenkweg am Samstag aus.

Aus für den Guerilla-Gärtner: Bauträger droht mit Zwangsräumung!

Vor sechs Jahren hat Amaro Ameise im Stadtgraben am Peterstor einen kleinen Garten angelegt und den einstigen Schandfleck in einen Blickfang verwandelt. Das soll nach dem Willen des neuen Eigentümers eine Ende haben. Bis Ende Mai soll Amaro das Gelände verlassen, ansonsten droht die Zwangsräumung. Der rührige Gärtner hat eine Großdemonstration angekündigt.

In eigener Sache: Mit Rechtsschutz in die Berufung

Im Rechtsstreit zwischen regensburg-digital und der Diözese Regensburg hat unser Rechtsanwalt Nils Pütz am Montag Berufung beim Oberlandesgericht Hamburg eingelegt. Die gute Nachricht vorneweg: Die Gewerkschaft verdi hat dem freien Journalisten und regensburg-digital-Herausgeber Stefan Aigner dafür vergangene Woche Rechtsschutz zugesagt. Wie berichtet hat das Landgericht Hamburg der Diözese Regensburg am 11. März recht gegeben.

drin