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“Einen Fehler konnten wir nicht feststellen”, schreibt Vodafone Anfang Juli über diese “fachmännisch” installierte Telefonleitung.
„Zuerst kommt der Kunde. Darum müssen wir uns sofort kümmern.“ Es ist ein geradezu beängstigender Enthusiasmus, der einem da bei Vodafone entgegen schlägt – zumindest, wenn man als Journalist bei der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit anruft und um Auskunft bittet. Die Kunden, um die es geht und vor deren Haus im Stadtnorden von Regensburg seit Anfang Juni eine offene Baugrube gähnt, wurden mit solchem Enthusiasmus eher weniger behelligt. Fast auf den Tag genau drei Monate ist es her, seit das Telefon von Christine und Roman Christa seinen Dienst versagte. Seitdem haben sie viel Zeit in der telefonischen Warteschleife von Kundenhotline und technischem Support verbracht. Seitdem mussten sie verschiedenen Ansprechpartnern in den Callcentern immer wieder erklären, dass Telefon, Router und Anschlusskästchen auch wirklich in Ordnung sind. Seitdem mussten sie mehrfach vergeblich auf Techniker warten, die entweder zu spät oder gar nicht zum vereinbarten Termin vorbei kamen.

Seit eineinhalb Monaten offene Baugrube

Immerhin: Als nach einem Monat immer noch nichts passiert war und die Christas damit drohten, ihren Anschluss fristlos zu kündigen, klappte das mit einem Techniker – übrigens nicht von Vodafone, sondern von der Telekom. Doch dazu später. Der Techniker kam vorbei und stellte fest: Die Leitung ist defekt. Wieder einige Tage später rückten schließlich zwei Handwerker mit kleinem Bagger an, hoben eine Grube aus, verlegten ein provisorisches Kabel durch Garten, Hecke und Fenster hin zum Telefonanschluss und verschwanden mit dem Versprechen, den Rest am nächsten Tag zu erledigen. Mittlerweile hat sich der wilde Wein um das provisorische Kabel gerankt, in der Grube blühen erste kleine Blümchen, keine Spur von den Handwerkern und Roman Christa meint nur: „Vielleicht wird es ja bis Weihnachten noch fertig.“

„Vielen Dank für Ihren Brief…“

Von Vodafone haben die Christas auf Nachfrage, wann denn nun das Loch vor ihrem Haus verschwinden und die Leitung vernünftig verlegt werden würde, folgende Antwort erhalten: „Vielen Dank für Ihren Brief. Gern haben wir Ihre Leitung geprüft – einen Fehler konnten wir nicht feststellen. Ihre Störung vom 26. April 2011 wurde am 15. Juni 2011 behoben. Nach diesem Zeitpunkt liegt keine weitere Störungsmeldung von Ihnen vor.“ Für das Loch vor der Tür fühlt sich anscheinend niemand zuständig.
Seit eineinhalb Monaten verwaist: Baustelle vor dem Haus der Christas.

Mehr offene Baugruben im Stadtgebiet

Bestens Bescheid über gegrabene, zugeschüttete und offene Löcher weiß man beim städtischen Tiefbauamt. Dort werden alle „Aufgrabungen“ auf öffentlichen Grund überwacht – rund 4.000 sind das jedes Jahr. Ziemlich viel für einen Mitarbeiter, der von Problemen in der Regel erst dann erfährt, wenn es Beschwerden gibt und der nur einschreitet, wenn solche Baugruben auf öffentlichem Grund liegen. Eines räumt ein Sprecher der städtischen Behörde ein: Verwaiste Baustellen wie vor dem Haus der Christas sind in Regensburg keine Seltenheit.„Mit den Firmen, die für Telekom und Vodafone arbeiten, haben wir seit einiger Zeit riesige Probleme.“ Es scheinen nicht nur Segnungen zu sein, die der liberalisierte Telekommunikationsmarkt für seine Kunden bereit hält. Zwar ist Vodafone ein paar Euro günstiger als die ehemals staatliche Telekom. Doch wenn es ein Problem mit den Leitungen gibt, verliert man sich nicht nur schnell im Dickicht von Zuständigkeiten, sondern auch von Kostendruck. Vodafone muss sich um das Leitungsnetz nicht kümmern. Man mietet von der Telekom. Dort wiederum ist zu erfahren, dass man derzeit viele Störungen habe, dass man deshalb „häufig mit Provisorien arbeiten“ müsse. Und diese Provisorien wiederum könnten erst endgültig fertig gestellt werden, „wenn wieder Arbeitskapazitäten frei sind“. Wann das so weit sein wird, weiß man bei der Telekom am Montag nicht.

Möglichst günstige Subunternehmer

Vielleicht hat dieses Nichtwissen damit zu tun, dass die Telekom selbst diese Arbeitskapazitäten überhaupt nicht hat. Sie schreibt diese Aufträge aus und vergibt sie alljährlich an möglichst günstige Subunternehmer. Über Umwege ist zu erfahren, dass der Subunternehmer, der das Loch vor dem Haus der Christas ausgehoben hat aus Mainburg kommt. Der Mietpark Seiler ist ein kleiner Betrieb, der seine Dienste auch über MyHammer.de anbietet, einem Auktionsportal, bei dem Handwerker ihre Arbeit zum möglichst günstigen Preis versteigern lassen können, Lohndrückerei in Eigenverantwortung. Warum das Loch vor dem Haus der Christas seit über einem Monat offen bleibt, kann man sich in Mainburg „nicht erklären“. „Spätestens nächste Woche ist das erledigt“, heißt es nach unserem Anruf. Erledigt hat sich zumindest das Vertragsverhältnis der Christas mit Vodafone. Sie haben ihren Anschluss mittlerweile zum zweiten Mal gekündigt.

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