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Einträchtige Diskussion

Meilensteine der Sicherheit

Am Dienstagabend lädt der Kreisverband der CSU zur Podiumsdiskussion im Kneitinger, Thema: „Die Sicherheit in Regensburg“. Und wenn man so zuhört, erfährt man: Meilenstein auf „Meilensteinwird da auf dem sehr guten Weg gesetzt, auf dem man sich befindet.

Reden über Sicherheit: Gerhard Eck, Armin Gugau, Hans-Renter, Franz Rieger, Tobias Fritz. Foto: Riehl

Sicherheit – sie gehört zum „Markenkern der CSU“, sagt der Regensburger Kreisvorsitzende Armin Gugau. Dass man also einen Staatsekretär des Innenministeriums nach Regensburg einlädt, um mit ihm über dieses Thema zu diskutieren, ist naheliegend. Und dieser Staatssekretär – Gerhard Eck – sollte nun am Dienstag mit MdL Franz Rieger, Polizeipräsident Rudolf Kraus, den Vorsitzenden der Altstadt-CSU Tobias Fritz und Stadtrat Hans Renter im rappelvollen Kneitinger Salettl erläutern, wie es um die Sicherheit in Regensburg bestellt und was noch zu tun ist.

Ein Mosaik mit Bausteinen drin

Doch obwohl Polizei und Innenministerium sich nicht immer grün sind – gerade, was die Personalsituation anbelangt – bleiben am Dienstag Konflikte aus. Nur wenn man gut zuhört, klingt die vorsichtige Kritik von Polizeipräsident Rudolf Kraus an der schlechten Personalausstattung zwischen all dem Lob durch, mit dem er von der Politik überhäuft wird. „Unsere Polizei macht einen guten und ausgezeichneten Job“, meint da etwa Gerhard Eck. Man sei, das sagt er öfter, „auf einem sehr guten Weg“. Mehrfach sprechen er und seine Mitdiskutanten in recht bildhafter Sprache von der Sicherheit als „Baustein in einem Mosaik“. Analog dazu sei auch die „Sicherheit als Mosaik“ zu sehen, zu dem wiederum einzelne „Bausteine“ gehören. Einer dieser Bausteine ist etwa die Sicherheitswacht Regensburg – ehrenamtliche Helfer der Polizei – deren Arbeit Eck ausdrücklich als „weiteren Meilenstein“ hervorhebt. Stadtrat Renter lobt im Gegenzug den städtischen Ordnungsdienst als „Erfolgsgeschichte“, dank derer Hunde wieder ordentlich angeleint und Lokale pünktlich zum Schankschluss geschlossen seien.

Leise Kritik an der Personalsituation: Rudolf Kraus (li.).

Probleme hat die Stadt schon, das verschweigt man abseits dieses Lobes nicht. Das größte sei der Alkohol. 61,5 Prozent der Gewaltdelikte in der Altstadt entstehen laut Polizeipräsident Kraus unter Alkoholeinwirkung. Der Sicherheitsbericht 2011, der das belegt, wurde eben am Vormittag veröffentlicht. Aber, wie der Staatssekretär betont, auch da sei man „auf einem guten Weg“, denn mit dem Verbot des Alkoholverkaufs an Tankstellen sei Regensburg „Vorreiter“.

„Ausgezeichnete Arbeit“

Selbstverständlich kommt auch die großangelegte Razzia vergangene Woche zur Sprache. Franz Rieger überschüttet die Polizei mit Lobeshymnen: Die Aktion, sei „sehr sehr gut vorbereitet“ gewesen und man sei da, mal wieder, auf „einem sehr guten Weg in Ostbayern“. Der Staatssekretär sieht die Großrazzia gar als Schlag gegen die rechtsextreme Szene und übersieht dabei, dass die Staatsanwaltschaft Regensburg das etwas anders sieht und sogar sein eigener Dienstherr, der Innenminister, da schon etwas zurückgerudert ist. Die „ausgezeichnete Arbeit“ der Polizei belegt man auch wiederholt mit einem Zahlenspiel: 1,4 Million Polizeieinsätze im Vergleich zu 137 eingeleiteten Verfahren gegen Beamte.

Jeder macht mal Fehler…

Als dann aber aus dem Publikum den Fall Tennessee Eisenberg und Fälle wie das Vorgehen gegen einen „Falschgriller“ am Feringasee 2009 per Sondereinsatzkommando in den Raum gestellt werden, reagiert man empfindlich. Vor allem der Staatssekretär: „Es kann immer vorkommen, dass man einmal einen Fehler macht.“ und „Wer hat nicht schon einmal einen Fehler gemacht in seinem Leben?“. Schließlich habe das Verfahren beim Fall Eisenberg eindeutig ergeben, dass eine Notwehr-Situation gegeben war. Den Vorwurf will auch Kraus nicht stehen lassen. „Es gibt kein Decken von Polizisten“.

Und wie steht es mit der Sicherheit in Regensburg?

Nach mehr als zwei Stunden endet die Podiumsdiskussion. Die Frage, wie es mit der Sicherheit in Regensburg steht, bleibt. Ziel der Veranstaltung, so hieß es in der Pressemitteilung vorab, sei es auch, „die Bevölkerung zu informieren und kompetente Antworten auf Fragen zum Thema zu geben“. Das bleibt man aber schuldig. Anstatt konkret zu informieren fallen die Diskutanten allzu schnell auf Partei-Plattitüden und gegenseitige Lobhudelei zurück. Ob‘s jetzt um den Ordnungsdienst oder die Großrazzia geht, man über die Polizeiarbeit in Bayern spricht oder über Übergriffe von Polizisten, oft ist die Antwort der Diskussionsteilnehmer ähnlich: „Man ist auf einem guten Weg“ und „macht einen sehr guten Job“, auch weil man einen „Meilenstein“ nach dem anderen in Regensburg setzt. Also alles sicher in Regensburg? Zumindest die CSU in Regensburg ist sich da sicher und das ist ja auch Sicherheit.
Öffentlicher Dienst

Warnstreiks am Donnerstag

Am Donnerstag erreicht die Warnstreikwelle im öffentlichen Dienst Regensburg. Betroffen werden davon vor allem Kindertagesstätten sein. „Wenn die Arbeitgeber von Bund und Kommunen nicht einmal ein Angebot vorlegen, bleibt uns nichts anderes übrig als Zeichen zu setzten“, sagt der Bezirksgeschäftsführer der Gewerkschaft ver.di.

Briefe an Angela Merkel

Gegen deutsche Atom-Außenpolitik

Deutsches Geld für ein zweites Fukushima? Am Samstag sammelte Greenpeace Unterschriften gegen eine Hermes-Bürgschaft für den brasilianischen Atommeiler Angra 3. Mit 1,3 Milliarden sichert die Bundesregierung Investitionen von Siemens und Areva ab. Ein aktuelles Gutachten bescheinigt Angra 3 gravierende Sicherheitsmängel.

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Die „Bürger für Regensburg“ treten bei der Kommunalwahl 2014 mit einer eigenen Liste an. Das teilt der aus der CSU abgespaltene Verein heute in einer Presseerklärung mit. Der CSU-Kreisvorsitzende Armin Gugau zeigt sich davon nicht überrascht, rechnet mit Parteiausschlussverfahren und macht dem als OB-Kandidaten der BfR gehandeltem Christian Schlegl ein „Angebot“. Der hat schon darauf reagiert.

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