Die Anfrage der Regensburger Landtagsabgeordneten Maria Scharfenberg (Grüne) birgt Sprengstoff. Es geht um einen der aktivsten Neonazi-Kader der 90er Jahre: Tino Brandt. Und es geht um die bayerische Vorgeschichte der Nazi-Bande, die sich zwölf Jahre lang unbehelligt durch die Republik morden konnte. Der heute 36jährige Brandt war Mitinitiator und Chef des Thüringer Heimatschutzes, dem Ausgangspunkt des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) und des Zwickauer Nazi-Trios Böhnhardt/ Mundlos/ Zschäpe. Von 2000 bis 2007 sollen die drei mindestens zehn Morde – davon fünf in Bayern, mehrere Sprengstoffanschläge mit Dutzenden Verletzten und Banküberfälle verübt haben.
Brandts Nazi-Karriere beginnt in Regensburg
Den Thüringer Heimatschutz konnte Brandt komfortabel mit Steuergeldern aufbauen. Mindestens 200.000 Euro erhielt er zwischen 1994 und 2001 für seine Tätigkeit als V-Mann vom Thüringer Verfassungsschutz, ehe er enttarnt wurde. Seine Nazi-Karriere aber startete Brandt bereits als 18jähriger in Bayern, genauer gesagt 1993 in Regensburg. Und hier setzt Scharfenbergs Anfrage an.
Was wusste der Verfassungsschutz?
„Stand Tino Brandt jemals in den Diensten des Bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz?“, will sie von der Staatsregierung wissen. Unabhängig davon möchte Scharfenberg auch erfahren, ob die Verfassungsschützer den bereits damals hochaktiven Nazi-Kader zumindest überwacht haben. Falls nicht, dann waren Regensburger Antifaschisten die einzigen, die sich um die Aktivitäten von Tino Brandt kümmerten.
Bei Brandt gefunden: „Jüdische“ und „arische“ Gesichtsprofile einander gegenübergestellt werden. „Schriftstücken möglicherweise rechtsextremistischer Provenienz“, meint Amtsrichter Gierl.
Wegen einer Aktion an Brandts Arbeitsplatz, einem Regensburger Supermarkt, wurden zwei von ihnen vom Regensburger Amtsgericht wegen übler Nachrede zu Geldstrafen verurteilt. Sie hatten Flugblätter verteilt, in denen Brandt als gefährlicher Rechtsextremist dargestellt und „faschistischer Krimineller“ bezeichnet wurde. Die Aktivisten brachten Brandt dabei unter anderem mit einem Drohanruf bei einer türkischen Familie in Verbindung. Brandt erstattete Strafanzeige.
„Hintergründe interessieren mich nicht.“
Richter wie auch Staatsanwaltschaft zeichneten sich in dem darauffolgenden Prozess durch gehörige Ignoranz aus. Die offenkundigen rechtsextremistischen Aktivitäten Brandts spielten keine Rolle. Brandt galt dem Gericht als unbescholtener Ehrenmann, dessen „guter Ruf“ geschädigt werden könnte, die Flugblatt-Verteiler als potentielle Kriminelle. Vom Vorsitzenden Richter Werner Gierl ist die Aussage überliefert: „Hintergründe interessieren mich nicht.“ Dabei hätte schon die Lektüre der Mittelbayerischen Zeitung ausgereicht, um Gierls Horizont zu erweitern.
NSDAP-Fan, Antisemit, Rassist
Bei Brandt gefundene Briefaufkleber: „Schriftstücke möglicherweise rechtsextremistischer Provenienz“.
Einem ausführlichen Artikel im Vorfeld der Verhandlung 1994 ist entnehmen, dass Brandt nach Regensburg gekommen war, um hier eine Ortsgruppe des wenig später verbotenen „Nationalen Blocks“ (NB) aufzubauen und dass er bereits enge Kontakte zur lokalen Neonazi-Szene geknüpft hatte. Ebenfalls ist aus der Mittelbayerischen zu erfahren, dass Brandt kartonweise rassistisches Propagandamaterial, etwa in Form von Briefaufklebern, vorrätig hatte. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelte deshalb gegen Brandt wegen „Aufstachelung zum Rassenhass“.
Das alles spielte beim Verfahren in Regensburg keine Rolle. Die antisemitischen und rassistischen Aufkleber etwa bezeichnete Richter Gierl als „Schriftstücke möglicherweise rechtsextremistischer Provenienz“. Die beiden Flugblatt-Verteiler wurden wegen übler Nachrede verurteilt. Brandt hatte die Stadt zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen und war zurück nach Thüringen gegangen, wo er in der NPD Karriere machte. Unbehelligt und mit staatlicher Unterstützung durch den dortigen Verfassungsschutz konnte er den Thüringer Heimatschutz aufbauen und damit die Keimzelle für die bislang nicht völlig aufgeklärte Mordserie legen.
Frist zur Beantwortung abgelaufen
Doch war bereits vorher für den Bayerischen Verfassungsschutz tätig? Hat die Behörde den Neonazi zumindest observiert? Die Frist zur Beantwortung von Scharfenbergs Fragen ist bereits seit einigen Tagen abgelaufen. „Wir rechnen eigentlich jeden Tag mit einer Antwort“, sagt ihr Sprecher Jürgen Mistol. Erstaunlich: Über die Zusammenhänge und Scharfenbergs Anfrage hat bislang lediglich die Bayerische Staatszeitung berichtet. „Hintergründe interessieren mich nicht“ (Bericht der BSZ vom 02.12.11) Vom Neonazi zum V-Mann (Bericht der BSZ vom 23.12.11) Da stelln wer uns mal janz dumm (Bericht der BSZ vom 05.01.12)
Für einiges Aufsehen hat zu Jahresbeginn das Enthüllungsportal Nazi-Leaks gesorgt. Durchforstet man die dort veröffentlichte Liste von NPD-Spendern nimmt sich das Ergebnis für den Raum Regensburg allerdings eher erfreulich aus: Vier vermeintliche Spender, davon zwei NPD-Bundestagskandidaten. Lediglich ein Name fällt auf.
Der Urlaub ist fast vorbei. Herzlich willkommen im neuen Jahr. Ab kommender Woche beginnt unsere Redaktion wieder mit der Berichterstattung. Inzwischen haben wir die Zeit genutzt und das Layout unserer Seite neu gestaltet und bitten um Kritik.
Es waren „nur“ drei von mehreren Verfahren, in denen sich das Regensburger Arbeitsgericht mit den Zuständen beim Früchtegroßhändler Schuma befassen muss. Und die Schilderungen des Betriebsratsvorsitzenden und dessen Rechtsanwalt Fabian Riechers sorgten am Donnerstag ebenso für Fassungslosigkeit bei den Richtern wie die darauffolgenden Erklärungen von Schuma-Anwältin Susanne Eichinger. Schuma-Geschäftsführerin Margit Schuster-Lang war trotz gerichtlicher Anordnung nicht erschienen.
„Hier hat endlich mal ein Richter mit Mumm entschieden.“ Dieser Aussage des Landshuter Oberbürgermeisters Hans Rampf (CSU) ist eigentlich nichts hinzuzufügen. In einer bemerkenswert klaren Entscheidung hat das Regensburger Verwaltungsgericht befunden: Die NPD und deren Unterorganisationen haben an Schulen nichts verloren. Die Argumentation des Regensburger Verwaltungsgerichts ist einleuchtend, allerdings urteilten Gerichte in der Vergangenheit nicht auf Basis der Lebenswirklichkeit, sondern zogen sich auf formaljuristische Argumente zurück.
Formal-demokratische Gründe hatte die Sondersitzung des Stadtrats, die für vergangenen Dienstag anberaumt wurde. Mit breiter Einigkeit segnete der Stadtrat den nächsten Schritt in Richtung neues Fußballstadion ab. Per Ausschreibung wird jetzt ein „Projektsteuerer“ gesucht, der die Planung federführend übernehmen wird. Eine entsprechende Ausschreibung wurde bereits tags darauf im Amtsblatt der EU veröffentlicht. Was das Stadion kosten wird, weiß indes noch niemand.
Eine Ausstellung mit dem Titel „Tal des Todes“? Und das gerade jetzt zur Weihnachtszeit? In der Zeit von Christi Geburt? Das mag für den einen oder anderen erst einmal komisch klingen. Da befasst man sich doch eher mit etwas Freudigem und Besinnlichem. Doch die zehnte Auflage der GRAZer Weihnachtsausstellung – GRAZifikation – hat genau das zum Thema: Tod statt Weihnachtsdeko.
Manchmal erfährt man über Grundstücksverhandlungen lange nichts. Manchmal erhält man selbst auf Nachfrage keine Auskunft. Und manchmal, aber nur sehr selten, werden solche Verhandlungen in aller Öffentlichkeit ausgetragen. Das geschieht gerade beim potentiellen Stadthallenstandort Ernst-Reuter-Platz. Da beharken sich evangelische Kirche und Stadt gerade darüber, wer denn nun schuld daran ist, dass bei dem Thema nichts vorwärts geht. Und es geht um Kosten für Grundstück, Altlastenentsorgung oder Erbpacht.
Der Streit um den Umgang mit Mitarbeitern beim Regensburger Fürchtegroßhändler SCHUMA schlägt weiter Wellen. Am Freitag wurde der Betriebsrat durch die Geschäftsleitung offenbar von der Arbeit „frei gestellt“. Er muss/ darf nicht mehr im Betrieb erscheinen. SCHUMA-Geschäftsführerin Margit Schuster-Lang will zu den Auseinandersetzungen gegenüber unserer Redaktion „angesichts der laufenden Verfahren“ keinen Kommentar abgeben.
50 Neonazis konnten am Wochenende weitgehend ungehindert durch Schwandorf ziehen, weil von Verwaltungsseite nichts nach außen gedrungen ist. In Schwandorf ist jetzt die Empörung über dieses Verhalten der Behörden groß. In Politik, Öffentlichkeit und Medien. Unerhört? Ach was, würde man in Regensburg sagen. Wäre so etwas in der „Oberpfalzmetropole“ passiert, würden die Verantwortlichen bei der Stadt es feiern. Als Erfolg gängiger Verwaltungspraxis.
Anfang Dezember berichtete unsere Redaktion über die zweimonatige Odyssee einer Unternehmerin durch Warteschleifen und T-Punkte. Die Telekom hatte ihren Anschluss aus unerfindlichen Gründen stillgelegt. Immerhin: Kurz nach unserem Artikel wurde der Anschluss wieder aktiviert. Eines der ersten Gespräche führte die Unternehmerin mit einem Rechtsanwalt. So ganz scheint das mit der Kundenkommunikation immer noch nicht zu klappen.
Am Donnerstag feierte die „Ortsgruppe 1100“ von Amnesty-International mit Gründungsmitgliedern und rund 50 Gästen ihren 40. Jahrestag. Im „Alumneum“ der Evangelischen Kirchengemeinde (ESG) am Ölberg ließ man die internationale Arbeit Revue passieren. Aus dem Nähkästchen der Gründungsjahre wusste Veit Wagner, der „Vater“ der Regensburger Gruppe einiges zu berichten. Bis heute hält sich hartnäckig, was einst als „Quasi-Spontis“ verhöhnt wurde.
Der örtliche Energieversorger hätte sich vermutlich über den Bebauungsplan gefreut, den das Regensburger Planungsamt im September 2010 dem Stadtrat vorgelegt hat (als PDF). Die künftigen Bewohner hätten sich dagegen über hohe Heiz- und Stromkosten „freuen“ dürfen. Ein Gutachten fällt über den damaligen Entwurf ein vernichtendes Urteil. Jetzt wurde komplett umgeplant. Ohne die Nachfrage eines Stadtrats wäre das nicht passiert.
Als jährlich wiederkehrendes Drama, momentan in neun Akten, folgt die städtische Haushaltsdebatte fast schon den strengen Regeln der klassischen Literatur. Eine Analyse der Dramaturgie.
Weihnachten steht vor der Tür, im Kino läuft ein monumentaler Papstfilm, und wer geht nicht rein? Der Hochwürdigste Herr Bischof von Regensburg. Dabei mietet Seine Exzellenz sonst schon mal ganze Kinos für seine Schäfchen an, wenn der richtige Film läuft, etwa so ein rattenscharfer Jesus-Splattermovie wie Mel Gibsons „Passion Christi“, in dem die Juden wie […]
Massive Arbeitszeitüberschreitungen, Behinderung der Betriebsratsarbeit und Mobbing – die Gewerkschaft verdi prüft derzeit mehrere Strafanzeigen gegen die Geschäftsführung des Regensburger Traditionsbetriebs SCHUMA Frucht. Gewerkschaftssekretär Reinhold Schiller kennt die Bedingungen bei Groß- und Einzelhandel seit fast 40 Jahren und sagt: „So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich bin völlig baff.“
Einstimmig haben die Stadträte im Planungsausschuss am Dienstag den Bebauungsplan für das Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik beschlossen. Eine „extrem harte Nuss“ war der Lärmschutz. Hier wurden nun zahlreiche Maßnahmen vorgeschlagen und – ein „Ausnahmetatbestand“. Die öffentliche Auslegung beginnt voraussichtlich Anfang 2012.
Die Abgeordneten waren leider „terminlich verhindert“. Trotzdem demonstrierte am Mittwoch ein kleines Grüppchen besorgter Bürgerinnen und Bürger vor den Büros der Landtagsabgeordneten Margit Wild (SPD) und des Bundestagsabgeordneten Peter Aumer (CSU), um an einen Jahrestag zu erinnern. Am 14. Dezember 2005 stimmte das EU-Parlament für die Einführung der EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung (VDS).
Die Exponenten der großen Koalition wissen alles. Sie kümmern sich um alles. Und sie entscheiden auch alles, bei Bedarf allein. Deshalb erklären sie auch nichts, außer die Opposition zu Deppen. Damit, den Rest des Stadtrats als unfähig und vermutlich auch unnötig hinzustellen, waren die Fraktionsvorsitzenden von CSU und SPD, Christian Schlegl und Norbert Hartl, am gestrigen Dienstag weit mehr beschäftigt, als mit inhaltlichen Ausführungen zu einem gemeinsamen Antrag, der – vorgeblich jedenfalls – dazu dienen soll, schnell günstigen Wohnraum für Familien zu schaffen.