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Was 2011 in Regensburg alles hätte passieren können – und was tatsächlich passiert ist (oder auch nicht): ein höchst selektiver und nicht ganz ernster Jahresrückblick. Dass die Gedenkkultur in Regensburg bislang stiefmütterlich behandelt wurde, haben Vertreter aller Stadtratsfraktionen mittlerweile eingesehen. Eine Arbeitsgruppe, die sich Anregungen für eine angemessene Gedenkkultur geben soll, ist bereits seit November beschlossene Sache. Der Kulturausschuss hat nun eine Auswahl getroffen, wer der Gruppe angehören soll. Zudem will man der Arbeitsgruppe eine großzügige Finanzierung angedeihen lassen. Nur so könne sichergestellt werden, dass dort konstruktiv an den bisherigen Ergebnissen gearbeitet werde, so das einhellige Fazit des Stadtrates. Die Arbeitsgruppe soll zum einen mit Fachleuten besetzt werden, die historisch fragwürdige Patzer im Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Regensburgs schon im Vorfeld vermeiden können. Historiker, Sprachwissenschaftler und Politologen übernehmen in Zukunft die fachliche Beratung von Verwaltung und Stadtrat in Sachen Gedenkkultur. Zum anderen sollen Vertreter gesellschaftlicher Gruppen sicherstellen, dass die Beschlüsse auf breiter Basis in der Bevölkerung auf Zustimmung stoßen und den Bedürfnissen der unterschiedlichen Gruppierungen gerecht werden. Dafür holt man sich Mitglieder der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten“ (VVN/ BdA) ins Boot, dazu kommen Vertreter der im Stadtrat tätigen Parteien, engagierte neue Gruppierungen wie „Kein Platz für Neonazis“ sowie Mitglieder der Homosexuellenvereinigung ReSi.

Spaltung der Gedenkveranstaltungen beseitigen

Die Arbeitsgruppe soll eigenständig arbeiten und dem Stadtrat regelmäßig berichten. Ein erstes Großprojekt soll eine gesellschaftspolitische Spaltung beseitigen: Die zwei Gedenkveranstaltungen zum Andenken an die Opfer der Nazi-Herrschaft sollen zusammengelegt werden. „Es entspricht nicht der nötigen Würde des Andenkens, wenn sich eine Stadtgesellschaft ausgerechnet bei diesem Thema entzweit“, begründet Oberbürgermeister Hans Schaidinger (CSU) das erste Projekt der Arbeitsgruppe. Die Sprachwissenschaftler machen sich unter der Federführung eines Namensforschers über die Namensgebungen in Regensburg her.Die Namen von Straßen, Plätzen oder Schulen überprüft werden, damit zweifelhafte Benennungen in Zukunft nicht mehr zu Zerwürfnissen führen. Die Benennung einer Straße nach dem Nazi-Dichter Florian Seidl hatte ebenso zu Streit geführt wie die Benennung einer Grundschule nach dem NSdAP-Mitglied und früheren Oberbürgermeister Hans Herrmann oder die Tatsache, dass die Grundschule Prüfening nicht nach dem NS-Widerständler Hans Weber benannt wird, sondern nach dem Theologen und Pilzforscher Sebastian Killermann, der sich 1933 öffentlich zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat bekannte. „Auf Peinlichkeiten dieser Art können wir in Zukunft gern verzichten“, sagte Kulturreferent Klemens Unger. Des Weiteren steht die Bodenplatte vor dem Colosseum auf dem Plan. Die Arbeitsgruppe erhält ein eigenes Budget, mit dem sie Informationsveranstaltungen und kleinere Forschungsaufträge bestreiten kann. Bürgermeister Joachim Wolbergs (SPD) hofft auf eine rege Beteiligung: „Die Stadtbevölkerung ist ausdrücklich aufgerufen, sich mit Anregungen und Vorschlägen an das Gremium zu wenden, um Defizite in der Regensburger Gedenkkultur aufzudecken“.

Was wirklich geschah:

Wieder einmal marschierten die Regensburger auf zwei verschiedenen Gedenkveranstaltungen, um der Opfer des NS-Regimes zu gedenken. Die CSU weigert sich nach wie vor hartnäckig, sich am Gedenkmarsch am 23. April vor dem Colosseum zu beteiligen. Mit Kommunisten mache man sich nicht gemein, lautet die Devise, und so gedachten SPD, jüdische Gemeinde, Zeugen Jehovas und hin und wieder vielleicht – oh Schreck! – sogar ein „echter“ Kommunist ohne Stadtspitze der Regensburger Nazi-Opfer.

Schwammerl statt Widerstand

Eine pädagogisch seltsame Auffassung scheint man in der Grundschule in Prüfening zu vertreten. Dort bevorzugte man es, die umgebaute Schule nach Sebastian Killermann zu benennen, nicht nach dem Hans Weber. Killermann, Theologe und Pilzforscher, schloss sich 1933 dem so genannten „Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat“ an. Dennoch sei diese Person den Schülern leichter zu vermitteln als der frühere Regensburger Bürgermeister Hans Weber, der im Widerstand gegen das NS-Regime beispielsweise sozialdemokratisches Material verbreitete, wegen seines Widerstands von der Gestapo verhaftet wurde, Moorsoldat war und in Nordafrika in französische Kriegsgefangenschaft geriet. Für bundesweites Kopfschütteln sorgte die Bodenplatte vor dem Colosseum. In aller Stille und Heimlichkeit wurde diese im April vor dem Colosseum, einem früheren Außenlager des KZ Flossenbürg, verlegt. Dass dieser historischen Schande mittlerweile überhaupt Beachtung geschenkt wird, feiert man im Kulturreferat als Errungenschaft. Jedoch ignoriert man vorsichtshalber, dass dort von den rund 400 Inhaftierten etwa 70 ums Leben kamen und nur zirka 50 lebend befreit wurden.

Unwissenheit siegt

Genaue Zahlen gebe es nicht, behauptete Unger. Doch statt sich der Unkenntnis durch Recherche (oder simple Zeitungslektüre) zu entledigen, zimmerte man eine Bodenplatte mit der verharmlosenden Aufschrift „Stadtamhof 5. Im Rückgebäude des ehemaligen Gasthauses Colosseum waren in den letzten Wochen der nationalsozialistischen Diktatur, vom 19. März bis zum 23. April, Häftlinge des Konzentrationslagers Flossenbürg untergebracht. Vor dem Haus mussten die Häftlinge, durch Unterernährung und Demütigungen geschwächt, zum Appell antreten.“ Bürgermeister und Referenten segneten das ab. Nur Joachim Wolbergs (SPD) bekannte sich später dazu, in dieser Hinsicht einen Fehler begangen zu haben. Eine offizielle Vorstellung der Platte, die von Oberbürgermeister Hans Schaidinger vorerst abgelehnt wurde, weil ein „Bezug zu einem Gedenktag“ fehle, wurde bislang noch nicht nachgeholt. Kleiner Tipp: Der 23. April wäre passend. Aber da würdigen ja schon die Kommunisten vor dem Colosseum die Ermordeten… Zum Nachlesen: http://www.regensburg-digital.de/t/gedenken/ http://www.regensburg-digital.de/t/colosseum/ http://www.regensburg-digital.de/t/killermann/
Der Oberbürgermeister Im Presseclub

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Anonymous-Portal Nazi-Leaks

Nur vier NPD-Spender aus Regensburg

Für einiges Aufsehen hat zu Jahresbeginn das Enthüllungsportal Nazi-Leaks gesorgt. Durchforstet man die dort veröffentlichte Liste von NPD-Spendern nimmt sich das Ergebnis für den Raum Regensburg allerdings eher erfreulich aus: Vier vermeintliche Spender, davon zwei NPD-Bundestagskandidaten. Lediglich ein Name fällt auf.

SCHUMA Frucht: Kopfschütteln vor dem Arbeitsgericht

Es waren „nur“ drei von mehreren Verfahren, in denen sich das Regensburger Arbeitsgericht mit den Zuständen beim Früchtegroßhändler Schuma befassen muss. Und die Schilderungen des Betriebsratsvorsitzenden und dessen Rechtsanwalt Fabian Riechers sorgten am Donnerstag ebenso für Fassungslosigkeit bei den Richtern wie die darauffolgenden Erklärungen von Schuma-Anwältin Susanne Eichinger. Schuma-Geschäftsführerin Margit Schuster-Lang war trotz gerichtlicher Anordnung nicht erschienen.

Regensburger Richter mit Mumm: Schulverbot für NPD!

„Hier hat endlich mal ein Richter mit Mumm entschieden.“ Dieser Aussage des Landshuter Oberbürgermeisters Hans Rampf (CSU) ist eigentlich nichts hinzuzufügen. In einer bemerkenswert klaren Entscheidung hat das Regensburger Verwaltungsgericht befunden: Die NPD und deren Unterorganisationen haben an Schulen nichts verloren. Die Argumentation des Regensburger Verwaltungsgerichts ist einleuchtend, allerdings urteilten Gerichte in der Vergangenheit nicht auf Basis der Lebenswirklichkeit, sondern zogen sich auf formaljuristische Argumente zurück.

Fußballstadion: Übers Geld spricht man nicht!

Formal-demokratische Gründe hatte die Sondersitzung des Stadtrats, die für vergangenen Dienstag anberaumt wurde. Mit breiter Einigkeit segnete der Stadtrat den nächsten Schritt in Richtung neues Fußballstadion ab. Per Ausschreibung wird jetzt ein „Projektsteuerer“ gesucht, der die Planung federführend übernehmen wird. Eine entsprechende Ausschreibung wurde bereits tags darauf im Amtsblatt der EU veröffentlicht. Was das Stadion kosten wird, weiß indes noch niemand.

Innehalten im „Tal des Todes“

Eine Ausstellung mit dem Titel „Tal des Todes“? Und das gerade jetzt zur Weihnachtszeit? In der Zeit von Christi Geburt? Das mag für den einen oder anderen erst einmal komisch klingen. Da befasst man sich doch eher mit etwas Freudigem und Besinnlichem. Doch die zehnte Auflage der GRAZer Weihnachtsausstellung – GRAZifikation – hat genau das zum Thema: Tod statt Weihnachtsdeko.

Stadthalle: Geld spielt plötzlich eine Rolle!

Manchmal erfährt man über Grundstücksverhandlungen lange nichts. Manchmal erhält man selbst auf Nachfrage keine Auskunft. Und manchmal, aber nur sehr selten, werden solche Verhandlungen in aller Öffentlichkeit ausgetragen. Das geschieht gerade beim potentiellen Stadthallenstandort Ernst-Reuter-Platz. Da beharken sich evangelische Kirche und Stadt gerade darüber, wer denn nun schuld daran ist, dass bei dem Thema nichts vorwärts geht. Und es geht um Kosten für Grundstück, Altlastenentsorgung oder Erbpacht.

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