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700 demonstrieren am 1. Mai

„Kampftag der Arbeiterklasse“

Was für ein 1. Mai in Regensburg: Ein Redner fordert gar die Absetzung der Regierung, allerdings der tschechischen.

Am 1. Mai traditionell in der ersten Reihe: Die Regensburger Politprominenz.

Hektisch laufen die fünf Touristinnen aus dem Dom, zücken ihre Kameras und beginnen zu knipsen, was das Zeug hält. Ein bunter Aufzug läuft da vorbei, den die Amerikanerinnen nicht so recht einordnen können. Parteifahnen mischen sich unter Transparente von DGB, IG Metall, verdi oder GdP, die Jusos tragen voller Stolz einen eigens gebastelten Maibaum vor sich her, ein als Metzger gewandeter junger Mann schwingt das Schlachtbeil gegen die „Pigs in Griechenland“ und fordert „Solidarität mit der Deutschen Bank“. Die eben noch lautstark trommelnde Samba-Truppe und die Jugendblaskapelle an der Spitze des Demonstrationszuges bleiben vor dem Dom stumm – aus Respekt davor, dass heute eben auch ein religiöser Feiertag ist. Aber irgendwo zwischen Juso-Maibaum, Piratenflagge und den Transparenten des „Arbeiterbunds für den Wiederaufbau der KPD“, brüllt dann doch einer der Demonstrationsteilnehmer: „Bischof, lass die Kutte runter! Die Arbeiter sind heute munter!“ 1. Mai in Regensburg: „Kampftag der Arbeiterklasse“ (Arbeiterbund) und irgendwie auch alljährliches Treffen all jener, die gewerkschaftlich und – im weitesten Sinne – linkspolitisch engagiert sind. Es brennt – die Sonne vom Himmel. Und gut 700 Demonstrationsteilnehmer sind es heuer geworden, die vom Gewerkschaftshaus zum Haidplatz ziehen. Hier mischen sich dann auch – neben den obligatorischen Vertretern der SPD – die CSU-Granden (OB Hans Schaidinger, Bürgermeister Gerhard Weber und MdL Peter Aumer) unters Volk, um zu lauschen. Und dass der Oberbürgermeister recht genau zuhört, was da so gesagt wird, merkt man daran, dass er an ausgewählten Stellen klatscht, an anderen mit verschränkten Händen verstohlen unter seinem weißen Sommerhut hervorlugt, um mitzukriegen wer da an der einen oder anderen kritischen Stelle mitklatscht.

BMW im Fokus der Kritik

Gefallen dürfte es dem OB, dass fast alle Redner zumindest am Rande erwähnen, dass es in Regensburg nicht so schlecht aussieht mit dem Arbeitsplatzangebot. Dass aber der Regensburger IG Metall-Vorsitzende Olaf Scholz – auch unter dem Eindruck der aktuellen Tarifauseinandersetzungen – das Aushängeschild BMW gehörig aufs Korn nimmt und den dort praktizierten fragwürdigen Umgang mit Leiharbeitern scharf kritisiert („auf dem Weg zum Schlecker der Automobilindustrie“), stößt bei Schaidinger auf weniger Beifall. Dass von Leiharbeit und Minijobs vor allem junge Menschen betroffen sind, verdeutlicht am Dienstag Michael Hecker von der IG Metall Jugend. Über ein Drittel aller jungen Beschäftigten landen demnach in solchen prekären Beschäftigungsverhältnissen. Neoliberaler Ideologie würde die Zukunft einer ganzen Generation geopfert. Für die am Donnerstag in Regensburg anlaufenden Warnstreiks kündigt Hecker an: „Wir können auch anders.“

Solidarität mit Griechenland gefordert

Die stellvertretende DGB-Landesvorsitzende Christiane Berger, Hauptrednerin des Tages, liefert eine Tour de Force durch Tarif-, Allgemein- und Lokalpolitik und spart dabei kaum ein Thema aus. Sei es die Zunahme psychischer Erkrankungen im Job, die Berger am steigenden Druck festmacht, der Angst vor dem Absturz in Hartz IV, den Dumpinglöhnen im Leiharbeitsbereich, die kaum noch zur Existenzsicherung reichen. Sei es die Forderung nach Solidarität mit Griechenland, wo es nicht um Schuldenabbau gehe, sondern man ein „Laboratorium missglückter Politik“ beobachten könne. Die Griechen seien Opfer des „Zockerparadies Europa“. Seien es die verzockten Milliarden bei der BayernLB – „Eine Milliarde würde ausreichen, um 40.000 Stellen in der Krankenpflege zu finanzieren“, so Berger. Selbst die Diskussion um das Regensburger KZ-Außenlager Colosseum kommt in Bergers Rede zu ihrem Recht. Für eine Stadt wie Regensburg sei es „ein leichtes, den Menschen ein würdiges Denkmal zu geben“. Fast ein wenig unter geht das Grußwort eines Sprechers der tschechischen Gewerkschaft Kovo, Pendant der deutschen IG Metall. Bescheidener als in Deutschland sei man in Tschechien, sagt er, um anschließend die Absetzung der dortigen Regierung zu fordern und einen landesweiten Generalstreik für Juli anzukündigen. Viel Applaus gibt es zwar dafür, aber Rufe nach Generalstreik sind in Deutschland ähnlich unbekannt wie eine 1. Mai-Demonstration für amerikanische Touristinnen.
Die Reise der Regensburger Ballonauten

Unruhen in Chemnitz

Mit einem Riesenfussball reisten die Regensburger Jakob Schmid und Franz Berzel 1932/ 33 kreuz und quer durch Deutschland – wir veröffentlichen das Tagebuch der beiden Ballonauten.

Eisenberg-Stück „zwölf zu null“

Unerwartet unvoreingenommen

Am Montag veröffentlichte regensburg-digital (basierend auf der Generalprobe) eine Kritik des Stücks „zwölf zu null“, das derzeit noch am Regensburger Unitheater läuft. Hier nun eine etwas andere Sicht der Dinge in einem Gastbeitrag von Loyd Spencer zur Uraufführung am Sonntag.

Zwölf Kugeln, zwölf Fragen, drei Jahre

Nach drei Jahren behauptet Benedikt Schindler, Mitbegründer der Initiative „12 Kugeln, 12 Fragen“, zwar, dass sich die Fragen zum Thema „Tennessee Eisenberg“ geändert hätten. Erledigt hat sich der Fall des beim Polizei-Einsatz getöteten Studenten immer noch nicht. Und viele Leute, die am Sonntag bei der Demonstration zum Jahrestag teilgenommen hatten, stellen die alten Fragen immer noch. Beantwortet sind sie nämlich immer noch nicht.

Ansichten eines ödp-Stadtrats

Konkurrenz des Gedenkens

Als “Häppchen” zwischen der Nicht-Diskussion um den Nicht-Skandal der Falsch-Abrechnung ging es im letzten Stadtratsplenum auch um die Regensburger Gedenkkultur. Angestoßen von ÖDP-Stadtrat Eberhard Dünninger stritten sich der honorable Professor a. D., OB Hans Schaidinger, der dritte Bürgermeister Joachim Wolbergs und Richard Spieß um Gedenktafeln, die Rolle des SPD-Bürgermeisters und der Privatperson Wolbergs und ganz am Rande auch um die Aktivitäten Verfassungsschutzes.

Nicht-Thema hält Stadtrat in Atem

“Eigentlich” wollte niemand mehr drüber reden. Dennoch diskutierte das Stadtratsplenum über den “Abrechnungsskandal”. Schelte gab es – ohne Namen, versteht sich – für “die Berichterstattung”, die Diskussionen angeschürt hätte, wo gar keine wären. Immerhin gab sich eine der Falsch-Abrechnerinnen reumütig – obwohl die Mehrheit wohl keinen Grund zur Reue sieht.

Frisch, fromm, fröhlich, frei zum “eigenbetriebsähnlichen Regiebetrieb”

„Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein“ – Oberbürgermeister Hans Schaidinger erteilt dem liberalen Luftschloss von Horst Meierhofer für das Jahn-Stadion eine Absage und übt sich in letzter Zeit immer öfter in Bescheidenheit. Es gibt kein Hotel, es gibt keine Konzerte, sondern ganz pragmatisch Fußball und vermietbare Logen und Foyer – und eine Gesellschaftsform, die zumindest bislang finanziell vernünftig und verwaltungstechnisch praktikabel klingt.

„Regensburger Gedenkkultur“

Zeichen der Annäherung?

Ein Anliegen, zwei Veranstaltungen: Das Gedenken an die NS-Opfer bleibt in Regensburg auch in diesem Jahr gespalten. Zum ersten Mal seit 40 Jahren nimmt aber ein Bürgermeister auch beim Gedenkweg am 23. April teil. Das ist wenigstens so etwas wie der Anfang eines gemeinsamen Gedenkens.

Hochwasserschutz sehr, sehr ernst genommen

In Erwartung reißender Fluten

Wenn die Polarkappen einmal abgeschmolzen sind, Hochwasser und starke Regenfälle unser Land heimsuchen und auch die komplette Oberpfalz vom Absaufen bedroht ist, dann bleibt als letzter Fluchtpunkt nur noch eines: auf nach Lappersdorf. Keine Gemeinde in der Oberpfalz scheint derart gut gegen Hochwasser gewappnet zu sein.

Juristische Kniffe

Abrechnungsfehler: Zwei Stadträte wollen das Geld behalten/ UPDATE: Juristisch ist der Fall eindeutig

Wie man einen Nicht-Skandal doch noch zum Skandal macht – das exerzieren gerade zwei Regensburger Stadtratsmitglieder vor. Wie am Dienstag bekannt wurde, weigern sich offenbar zwei der drei freiberuflichen Stadträte, die zu hohe Aufwandsentschädigungen erhalten haben, diese zurückzuzahlen. Insgesamt geht es um rund 5.300 Euro.

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