Studierende der Universität Regensburg haben als Reaktion auf die verkorkste Hochschulpolitik der Vergangenheit eine „Alternative Universität“ ins Leben gerufen – und ziehen nach dem ersten Semester Bilanz.„Soviel Welt wie möglich in die eigene Person zu verwandeln, ist im höheren Sinn des Wortes Leben.“ Dieser Leitsatz von Wilhelm von Humboldt hatte über Jahrhunderte hinweg großes Gewicht in der Bildungspolitik, galt quasi als ihre Quintessenz. Doch spätestens seit Einsetzen des Bologna-Prozesses scheinen mehr und mehr andere Ideale zu gelten. Die bundesweiten Bildungsproteste, die die zunehmende Ökonomisierung der Hochschulen auch in Regensburg scharf kritisierten, blieben trotz mitunter groß angelegter Demonstrationen und Hörsaalbesetzungen fruchtlos. Die institutionellen Möglichkeiten der studentischen Mitbestimmung zu nutzen und so wirkliche Veränderungen jenseits der Einführung von Ketchup- und Senfspendern in den Mensen zu bewirken, das haben viele Hochschulgruppen ohnehin längst aufgegeben.
Die Idee: ein eigenes Hochschulkonzept
Der SDS Regensburg zog sich infolge dieser Erfahrungen vollständig aus der Arbeit in den hochschulpolitischen Gremien zurück. Stattdessen fasste man dort einen zwar radikalen, aber doch nicht unlogischen Entschluss: Wenn selbst pragmatische Reformen des Hochschulwesens kaum ernsthaft durchführbar sind, dann muss ein praktischer Gegenentwurf zeigen, wie sich Studierende ihre Bildungsinstitution vorstellen. Ins Leben gerufen wurde die „Alternative Universität“ Regensburg, ein von Grund auf basisdemokratisch strukturiertes Hochschulkonzept. Das Ziel: langfristig eine „alternative Lernumgebung“ zu schaffen, in der selbstbestimmtes Leben und Lernen jedes Einzelnen gefördert wird.
Obwohl sein Ursprung im SDS liegt, will sich das Projekt als unabhängig von einzelnen politischen Richtungen verstanden wissen und über die Grenzen der ideologischen Lager hinweg möglichst viele Interessierte ansprechen. Bildungsangebote von Lesekreisen über Diskussionsabende bis hin zu ökologischen Projekten wie der Begrünung der Regensburger Uni mithilfe von „Samenbomben“ können von jedem, der entsprechendes Wissen und die Lust am gemeinsamen Lernen und Forschen mitbringt, angeboten werden. Das ganze soll keine elitäre Exklusivveranstaltung werden – soziale und ethnische Gruppen, die an den Hochschulen benachteiligt oder ausgeschlossen werden, sind hier herzlich willkommen.
Mehr als nur eine Vortragsreihe?
Über die einzelnen Veranstaltungen entschieden wird gemeinsam bei den regelmäßigen Treffen der Alternativen Universität, zu denen jeder, der bei Organisation und Planung mithelfen möchte, eingeladen ist. Auch an einer Online-Plattform, über die kommuniziert und diskutiert werden kann, wird gearbeitet. „Aus dem Projekt soll mehr werden als nur eine bloße Vortragsreihe“, sagt ein Vertreter des Projekts. „Wir möchten langfristig die Ergebnisse unserer gemeinsamen Arbeit in der Alternativen Uni festhalten und so auch Identität stiften, die über das Engagement innerhalb der einzelnen Veranstaltungen hinausgeht.“
“Wie gefährlich kann figürliche Bildhauerei sein?” Workshop in Burgweinting bei der Art Buzzl.
Zweifelsohne hehre Ziele, aber: flache Hierarchien und das Prinzip, alles im Konsens zu entscheiden, machen die Sache oft schwierig. Auch die mitunter noch sehr gering ausfallende Beteiligung stellt ein Problem dar. „Es fällt vielen eben schwer, sich zu überwinden, einfach mitzumachen und sich einzubringen. Das ist zwar irgendwie verständlich, aber es lohnt sich, diese Berührungsängste zu überwinden.“
Es zeugt einerseits vom Mut und dem Pioniergeist, aber eben auch von der Wut der „Alternativen HochschülerInnen“ auf das bestehende Hochschulsystem und speziell die Lage in Regensburg, wenn sie sich trotz dieser großen und kleinen Stolpersteine nicht von ihrem Weg abbringen lassen. An dessen Ende steht die Verwirklichung eines Ideals: Menschen, die Bildung nicht nur als notwendigen Teil der Leistungsgesellschaft verstehen, sondern als Möglichkeit der Selbstverwirklichung. Lernen und Forschen wird in der „Alternativen Uni“ zur kollektiven Erfahrung, von innen heraus motiviert und selbstverantwortlich vorangetrieben. Humboldt wäre sicher stolz.
Wer sich für die Alternative Universität interessiert, mitlernen oder selbst eine Veranstaltung anbieten möchte, kann über die Internetseite des Projekts oder via Facebook Kontakt aufnehmen.
Etwa 250 Menschen haben sich am Samstag in Regensburg mit dem Protest-Camp der fünf iranischen Flüchtlinge solidarisiert. Bei einer Demonstration durch die Altstadt forderten sie unter anderem eine Abschaffung der Residenzpflicht und das Ende der Lagerpflicht für Asylbewerber. Wir dokumentieren die Reden von Houmer Hedayatzadeh und Omid Moradian.
Am 1. August soll die NPD in einem Truck nach Regensburg kommen. Das Bündnis “Kein Platz für Nazis” hat die besten Plätze allerdings schon belegt. In anderen Städten war diese Form des Widerstandes bereits erfolgreich.
Von Stadt zu Stadt tourt ein Eisbär momentan durch Deutschland, klärt über die Problematik der geplanten Ölbohrungen von Shell in der Arktis auf und schildert mögliche Folgen für die dortige Flora und Fauna, sollte es zu einem Unfall kommen.
Auf seiner Reise gegen die Residenzpflicht quer durch Deutschland ist der Iraner Mohammad Kalali am Mittwochabend in Düsseldorf eingetroffen. Er sagt: „Ich habe niemanden geschädigt. Ich habe nur ein Apartheids-Gesetz verletzt, das mir meine Freiheit nimmt.“ Ein kurzer Zwischenbericht.
Multifunktional, aber eigentlich doch nur Fußball Jetzt ist es amtlich: Das neue Jahn-Stadion, offizieller Name „Arena Regensburg – Regiebetrieb der Stadt Regensburg“, hat eine Betriebssatzung. Die hat der Stadtrat am Donnerstag beschlossen. Verwunderlich war dabei nur, dass beim Betriebszweck plötzlich von einem „multifunktionalen Stadion“ die Rede ist. Wollte man das nicht gerade vermeiden? War das […]
Der Göttinger Transplantationsskandal hat direkten Bezug zu Regensburg: Der Chirurgieprofessor O., der Patienten beim Empfang von Spenderlebern bevorzugt haben soll, hat bis 2008 als Leber-Transplanteur in Regensburg gearbeitet. Ein Interview mit dem Leiter des Transplantationszentrums der Uniklinik.
Seit Dienstag reist der 34jährige Mohammad Kalali durch Deutschland, um gegen die Residenzpflicht für Flüchtlinge zu protestieren. In Würzburg gab es am Mittwoch eine Strafanzeige gegen ihn. Seine Reise setzt er trotzdem fort. Ein Zwischenbericht.
Mit einer Reise zu den Flüchtlings-Camps in Deutschland protestiert Mohammad Hassanzadeh Kalali seit Dienstag gegen die Residenzpflicht für Asylbewerber in Deutschland. Ein kurzer Zwischenbericht.
Es mangelt nicht am Geld, sondern am Personal: Schaidinger und Daminger stellen das Investitionsprogramm 2012 bis 2016 vor. Viel Geld gibt es für Schulen, Straßen und Kindergärten. Ein RKK möchte Schaidinger noch beschließen, aber die Finanzierung seinem Nachfolger überlassen.
Die Forderung ist nicht kompliziert: Gleiches Recht für alle, auch für Flüchtlinge. Am Dienstag wird der Iraner Mohammad Hassanzadeh Kalali von Regensburg nach Bamberg reisen und damit für sein Recht auf Bewegungsfreiheit demonstrieren. Das darf er nicht, sagt der deutsche Staat. „Ich werde öffentlichkeitswirksam zeigen, dass mir die Residenzpflicht scheißegal ist“, schreibt er.
Politische Attacken – vor allem gegen den Verfassungsschutz – gab es bei einer Kundgebung in Regensburg zum Jahrestag der Anschläge in Norwegen. Ein Passant beschimpfte die Teilnehmer und drohte mit Prügel.
Samstag, 14 Uhr. Tatort: Die Shell-Tankstelle in der Landshuter Straße. Es scheint ein ganz normaler, verregneter Nachmittag zur werden. Doch plötzlich bewegen sich in grün gekleidete Gestalten auf dem Tankstellengelände, bekleben die Zapfsäulen mit Aufklebern, auf denen halb das Shell-Logo, halb ein Eisbärgesicht prangt und verteilen Flyer an hilflose Autofahrer und Passanten.
Vor 65 Jahren wurde der Regensburger NS-Oberbürgermeister Otto Schottenheim vor Gericht gestellt. Er selbst, aber auch mancher Nachfolger war darauf bedacht, ihm ein ehrendes Andenken zu bewahren. In unserer Reihe zum Kriegsende in Regensburg zeichnet Robert Werner den Weg des SS-Brigadeführers vom überzeugten Nazi zum angeblich selbstlosen Retter von Regensburg nach.
In der Nacht auf Donnerstag wurde ein 26jähriger von zwei mutmaßlichen Neonazis angegriffen. Gegen den Gewerkschafter wird im Internet bereits seit längerem gehetzt. Er ist nicht der einzige.
In einem gemeinsamen Gespräch hat sich SPD-Fraktionschef Norbert Hartl heute bei Dr. Helmut Reutter entschuldigt. Die Koalitionskrise scheint entschärft und Hartl seine Worte mittlerweile sehr genau abzuwägen.
Die Ladendieb-Suche per Internet-Video ist fürs Erste abgeblasen. Das Regensburger Geschäft „Corvus Wohnitäten“ hat seine auf Facebook veröffentlichten Überwachungsvideos vom Netz genommen. Datenschützer üben Kritik am Vorgehen des Geschäftsinhabers.
Mit einem Riesenfussball reisten die Regensburger Jakob Schmid und Franz Berzel 1932/ 33 kreuz und quer durch Deutschland – wir veröffentlichen das Tagebuch der beiden Ballonauten. Dieses Mal kommen sie nach Dresden.
Verwaltung und Bürger haben etwas mehr Vertrauen zueinander gefasst: Das ist ein Fazit des sechsmonatigen Diskussionsprozesses über Maßnahmen aus dem städtischen Sozialbericht. Zentrale Forderung der rund 80 beteiligten Bürgerinnen und Bürger ist ein Stadtpass für Regensburg.