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Hörl-Installation abgeblasen

Regensburg bleibt zwergenfrei

Das Projekt „Hitler-Zwerge“ für Regensburg ist abgesagt. Am Montag ruderte die Initiative „Keine Bedienung für Nazis“ zurück: Die Installation des Nürnberger Bildhauers Otmar Hörl kommt nicht. Viel Kritik gibt es am Verhalten der städtischen Verwaltung. Rund 1.000 rosarote Hitler-Zwerge hätten im September auf dem Neupfarrplatz Aufstellung nehmen sollen, wenn es nach dem Bündnis „Keine Bedienung für Nazis“ gegangen wäre (unser Bericht vom 2. Juli). Doch nach Regensburg geschafft hat es nur einer: Er steht bei Ludwig Simek auf dem Fensterbrett und wird auch weiter einsam bleiben. Am Montag ruderte die Initiative „Keine Bedienung für Nazis“ zurück und blies den Plan, eine Installation des Bildhauers Otmar Hörl auf den Neupfarrplatz zu bringen, ab. Die Kunstaktion, die bereits 2009 in Straubing für weltweites Interesse, kontroverse Diskussionen und Drohbriefe von Neonazis an die dortige Stadtverwaltung gesorgt hatte, ist damit gestorben.

„Verhinderungsstrategie“

In einer Pressemitteilung, aus der viel Bitterkeit spricht, macht Bündnis-Mitglied Simek die „Verhinderungsstrategie der Stadt Regensburg“ dafür verantwortlich. Seit fast drei Monaten sei er mit der Verwaltung in Kontakt gestanden und habe nur negative Antworten erhalten, allerdings keine tatsächliche Entscheidung. Die Verwaltung habe das vor allem deshalb vermieden, weil man dort genau wisse, dass eine Ablehnung, weder juristisch, noch gesellschaftlich vermittelbar sei, so Simek. „Schließlich stellt diese Ausstellung ein klares Zeichen gegen Nationalsozialismus und Rechtsextremismus dar, indem sie diese der Lächerlichkeit aussetzt.“ Dass man über Sinn und Unsinn der Installation geteilter Meinung sein kann, ist das eine. Vielleicht würde eine solche Diskussion aber auch nicht schaden. Das ist nun trefflich vermieden worden. Und bezeichnend istder Umgang der zuständigen Ämter mit dem Antrag, den Simek gestellt hatte, um die Installation nach Regensburg holen zu können. Er bat um einen geeigneten Platz und finanzielle Unterstützung „im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben“. Nun wurde Simek buchstäblich von Pontius zu Pilatus geschickt.

Kein Platz, teurer Platz, anderer Platz

Plätze in der Altstadt gebe es „aufgrund der großen Nachfrage (…) grundsätzlich nicht länger als drei Tage“, teilte da etwa Kulturreferent Klemens Unger im April mit. Als Simek nachhakte, wurde er ans städtische Ordnungsamt verwiesen. Das bot eine (zu kleine) Fläche auf dem Neupfarrplatz an und verlangte dafür rund 3.000 Euro. Auf Simeks Einwand, dass dies auch kostenfrei funktionieren müsse und die Fläche zu klein sei, kam der Haidplatz ins Spiel und für den wiederum war die Stadtkämmerei zuständig. So ging das Spiel eine Weile weiter. Offiziell behandelt wurde der Antrag bislang nicht. Allerdings tauchte er in einem Bericht des Regensburger Wochenblatts auf, wo behauptet wurde, Künstler Hörl hätte einen Antrag gestellt und würde 50.000 Euro Förderung verlangen. Das ist schlicht falsch – von Hörl gab es weder einen Antrag, zudem hätte er auf eigenes Honorar verzichtet. Für Aufstellung, Produktion und Bewachung der Zwerge wären rund 30.000 Euro angefallen, die über Sponsoren und einen eventuellen Zuschuss gedeckt werden sollten.

Angst vor Kontroverse und wenig Unterstützer

Wie hoch dieser Zuschuss ausgefallen wäre, darüber hätte schlussendlich der Stadtrat entscheiden müssen. Doch die ablehnende Haltung, die sich dort bereits im Vorfeld abzeichnete, dürfte – neben der Angst, sich kontroversen Diskussionen stellen zu müssen – der ausschlaggebende Grund dafür gewesen sein, dass das Zwergen-Projekt noch vor einer offiziellen Entscheidung von der Initiative ad acta gelegt wurde. Neben der CSU war auch SPD-Fraktion wenig begeistert von den Hitler-Zwergen (abgesehen von Altoberbürgermeisterin Christa Meier). Offizielle Begründung: Die Installation sei kein Kunst-, sondern ein kommerzielles Projekt. Vor drei Jahren in Straubing hatte Hörl die SPD mit seiner Installation noch begeistert. Eine finanzielle Unterstützung gab es zwar auch dort nicht, aber zumindest einen Platz. Kosten: eine zweistellige Verwaltungsgebühr. Aus dem Straubinger Zwergen-Aufmarsch zog Otmar Hörl damals zwar gehörige Aufmerksamkeit, allerdings keinen finanziellen Gewinn. Er verkaufte rund 50 Zwerge der 1.250 Zwerge – zum Stückpreis von 40 Euro.
Ostengassenfest

Ein Fest im geschundenen Viertel

Es war vermutlich das letzte Mal, dass die Rasenfläche am Donaumarkt der Öffentlichkeit zur Verfügung stand. Beim Ostengassenfest konnten die Besucher die Atmosphäre dieses Viertels wieder einmal kennenlernen. Geplante Luxusbuden und das Bayernmuseum werden der Gemütlichkeit dort aber bald ein Ende bereiten.

Pseudo-Prominenz ohne Rückgrat

Fürstliches Dschungelcamp

Schlossfestspiele: Der fürstliche „Überraschungsgast“ Viktor Orbán erregt weiter die Gemüter. Zumindest bei manchen. Betrachtet man aber, wen Gloria in der Vergangenheit von den Festspielen profitieren ließ, ist Orbáns Einladung nur konsequent. Dem Gros der Pseudo-Prominenz ist das egal.

Kulturausschuss: Stadtarchiv und Koordnationsstelle in der Kritik

Unger und Wolbergs gehen auf Distanz

Klemens Unger ist ja gerne mal der Prügelknabe für alles Mögliche, was im Kulturbereich in Regensburg schief läuft. Häufig fällt es dem Kulturreferenten auch schwer, sich aus den Miseren, die ihm – sei es zu Recht oder zu Unrecht – angedichtet werden, rauszuwinden. Ganz anders in der letzten Sitzung des Kulturausschusses: Diplomatisch, aber unmissverständlich distanziert sich Unger von den personellen Problemfällen seines Hauses, allen voran von Dr. Martin Angerer. Der ist in letzter Zeit vor allem durch Abwesenheit und eine weiße Seite im Jahresbericht 2011 des Kulturreferats aufgefallen. Schützenhilfe bekam Unger dabei von Bürgermeister Joachim Wolbergs, der ungewöhnlich deutliche Worte fand.

A weißes Blattl Papier

Dass man im Kulturreferat manchmal vor dem Nichts steht, mag den einen oder anderen Kritiker nicht mehr überraschen. Dass man diese Tatsache allerdings frank und frei einräumt und sichtbar im Jahresbericht zur Schau stellt, ist als frappierender Akt der Ehrlichkeit zu bewerten. Nachzusehen im Jahresbericht 2011. Nachlesen wäre etwas schwierig…

Bayern-Museum

Wettern gegen Schiffe, Rampen und Spekulanten

Das wird super (meint die Stadt). Das wird ein Krampf (meinen Bürgerinitiativen). Das wird schon gut und wenn es schlecht wird, dann kann ich nix dafür (mein Richard Loibl). 2018 soll das Museum für bayerische Geschichte am Donaumarkt eröffnet werden. Darüber, wie dieses Museum und dass Umfeld aussehen wird, wurde am Donnerstag diskutiert. Mit viel Verve und ohne Annäherung.

Sozialer Wohnungsbau

Das Jammern der Bauträger

Da könnten einem fast die Tränen kommen: Mit dem Bau von Wohnungen scheint man in Regensburg einfach kein Geld verdienen zu können. Die hohen Energiestandards, barrierefrei soll heute alles sein, womöglich noch hochwertiges Material und dann will die Stadt die Bauträger noch mit einer Sozialwohnungsquote von 15 Prozent belasten. Da bleibt doch kaum noch was zum Leben übrig.

Gegen das Totschweigen

Domspatzen gründen Missbrauchs-Archiv

Die Mauer des Schweigens in der Diözese Regensburg will eine Gruppe ehemaliger Domspatzen nun durchbrechen. Vergangenes Wochenende trafen sie sich im Altmühltal und brachten ein Archiv auf den Weg, in dem sie möglichst viele Fälle sexuellen Missbrauchs dokumentieren und veröffentlichen wollen. Dem eben nach Rom beförderten Gerhard Ludwig Müller bescheinigen sie: „Er hat es nicht mehr verdient, als ‘Seelsorger’ bezeichnet zu werden.“

Serie: Die Reise der Regensburger Ballonauten

Die politischen Sachsen

Nach eineinhalb Monaten Pause setzen wir unsere Ballonauten-Serie fort. Mit einem Riesenfussball reisten die Regensburger Jakob Schmid und Franz Berzel 1932/ 33 kreuz und quer durch Deutschland. Zwischenzeitlich haben das Fußball-Magazin Elf Freunde und das Magazin MUH sich in längeren Berichten der beiden Ballonauten angenommen. Wir in loser Folge veröffentlichen das Tagebuch der beiden Ballonauten.

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