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Tagungszentrum am Schlachthof

„Nur Lederhose“: Kulturhalle ad acta gelegt

Der Alte Schlachthof wird Tagungszentrum: Die Grundsatzentscheidung dafür hat der Stadtrat am Mittwoch mehrheitlich gefällt. Einen Rückkauf der Hallen wollte am Ende der Debatte niemand mehr – der (nicht bekannte) Grundstückspreis beim Verkauf sei insbesondere deshalb „derart niedrig“ gewesen, weil sich der Investor zur Sanierung der Hallen verpflichtet habe, so die Begründung.

Die Schlachthof-Hallen sollen nach dem Willen der Stadtratsmehrheit ein Tagungszentrum beherbergen. Foto: Tilmann Riechers/ Archiv

Die Zollingerhalle am Alten Schlachthof soll ein Tagungszentrum werden. Die Grundsatzentscheidung dafür traf eine schwarz-rot-gelbe Mehrheit der Regensburger Stadträte am Mittwoch zunächst in einer gemeinsamen Sondersitzung mehrerer Ausschüsse und anschließend im großen Plenum. Freie Wähler, ödp und Linke hätten sich eher mit dem Vorschlag der Grünen für eine „Internationale Kulturhalle“ anfreunden können.

„Das soll keine Mitmach-Galerie werden“

Den „Freiraum“, den sich mancher Künstler vielleicht von so einer Kulturhalle erhofft hätte, hätte allerdings auch diese nicht gebracht. „Das soll keine Mitmach-Galerie werden“, hatte Jürgen Huber zuvor in der Begründung des Grünen-Antrags ausgeführt. Für ihn wäre diese Kulturhalle – flankiert von den in der Innenstadt raren Plätzen für Ateliers oder Proberäume – der angemessene Einstieg Regensburgs in die „Kreativwirtschaft“ gewesen.

Jürgen Huber: „Tagungszentrum ist nur Lederhose.“ Foto: Archiv

Die Schauspielschule hätte man dort unterbringen können, Kooperationen mit den neuen Design-Lehrstühlen der Hochschule. „Synergie-Effekte“, ein „Creative Cluster“, einen „Ort, der ein Signet für Regensburg wäre“, so etwa wie die Ars Electronica für Linz, lauten Hubers Schlagworte. Eine Kunsthalle entspreche dem, was die CSU immer als „Laptop und Lederhose“ propagiert habe. „Ein Tagungszentrum ist nur Lederhose“, so Huber. Dem widersprachen die Exponenten der großen Koalition. „Wir von der Stadt sind der Meinung, dass wir ein Tagungszentrum dringender brauchen als eine Kunsthalle“, so SPD-Fraktionschef Norbert Hartl. Die Schauspielschule, Ateliers oder ähnliches könne man gegebenenfalls auch dann unterbringen. Da sei genügend Platz.

Immer häufiger: Versöhnliches für die Grünen von Christian Schlegl. Foto: Archiv/ Staudinger

Christian Schlegl (CSU) schlug gegenüber Huber recht versöhnliche Töne an. So weit liege man doch gar nicht auseinander. Auch er sei für Kreativwirtschaft, die man aber doch schon im IT-Speicher oder im Biopark an der Uni habe. Auch das sei alles Kreativität im Sinne Hubers. Fest stehe, das hatte zuvor Wirtschaftsreferent Dieter Daminger ausgeführt, die Stadt habe zu wenig Tagungsräume. „Was Sie wollen, ist vielleicht wünschenswert, aber nur eine recht dünne Idee. Damit kommen wir nicht zum Ziel.“

Auch ein bisschen Platz fürs „Kulturelle“?

Hier sekundierte auch Kulturreferent Klemens Unger, der eine „Kunsthalle“ gleichfalls als „wünschenswert“ ansieht, aber: Dafür fehle das Geld. Bei den Ausgaben im Kulturhaushalt stehe in der Zukunft die Sanierung des Historischen Museums an oberster Stelle, so Unger. Erst danach könne man über eine Kunsthalle nachdenken. Außerdem sei das Ganze ja nicht nur ein Tagungs-, sondern auch ein Veranstaltungszentrum und da werde auch ein wenig Platz für „das Kulturelle“ sein.

„Wenn wir diese Hallen jetzt wieder kaufen würden, dann würden wir doppelt zahlen.“ SPD-Fraktionschef Norbert Hartl. Foto: Archiv

Scharf ins Gericht ging Norbert Hartl mit dem (später zurückgezogenem) Vorschlag der Grünen, die Halle zurückzukaufen. Er erinnerte daran, dass der Verkauf des Schlachthof-Areals an die C.A. Immo im März 2011 „einstimmig beschlossen“ worden sei und dass just die Verpflichtung für den Investor, auch die Schlachthof-Hallen zu übernehmen und zu sanieren, den Grundstückspreis „erheblich gesenkt“ habe. Dieter Daminger hat zuvor den Sanierungsaufwand auf „zwischen 14 und 20 Millionen Euro“ beziffert. „Wenn wir diese Hallen jetzt wieder kaufen würden, dann würden wir doppelt zahlen“, so Hartl. Dem Nein zum Rückkauf pflichtete auch Ludwig Artinger (Freie Wähler) bei. „Wir haben auf jede Menge Geld verzichtet, weil der Investor sich zur Sanierung der Schlachthof-Hallen verpflichtet hat. Wir lagen deshalb weit unter dem üblichen Grundstückspreis.“ Also mieten. In Artingers Augen aber eine Kunsthalle. Die Vorteile eines Tagungszentrums an dieser Stelle würden „schöngeredet“. Es sei viel zu weit von der Altstadt entfernt und hier werde so getan, als ob ein „seit 60 Jahren bestehender“ Mangel an Tagungsräumen nun möglichst schnell gelöst werden müsse.

„Schöngeredeter Klotz am Bein.“ Ludwig Artiner über das Tagungszentrum am Schlachthof. Foto: Archiv

Der Hintergrund von Artingers Gegnerschaft zum Tagungszentrum am Schlachthof dürfte in der Grundsatzentscheidung für ein Kultur- und Kongresszentrum („RKK“) am Ernst-Reuter-Platz liegen, der kurz darauf gefällt wurde. Zwar wurde der Standort, den die Freien Wähler seit Jahrzehnten propagieren nun mehrheitlich abgesegnet; der Bau eines RKK wurde allerdings gleichzeitig auf den St.-Nimmerleinstag verschoben. Die Kapazitäten eines Tagungszentrums am Schlachthof würden – so Aussagen der Regensburger Tourismus GmbH (RTG) – 85 Prozent der nachgefragten Tagungsgrößen abdecken. Und ob es dann irgendwann noch ein größeres Zentrum braucht, um sich auch noch ein Stückchen von den übrigen 15 Prozent zu schnappen, bleibt dahingestellt. Zumindest eilt es dann nicht mehr all zu sehr.

Informationspolitik in der Kritik

Die jährlichen Kosten für das Tagungszentrum, das die Stadt als „veredelten Rohbau“ vom Regensburg Immobilien Zentrum mieten wird, so denn die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden, taxierte OB Hans Schaidinger auf etwa eine Million Euro. Ein Drittel davon sei die Miete, ein Drittel fließt in Aufwendungen der RTG, ein Drittel würden die Kosten für den „Endausbau“ ausmachen. Am Rande kritisierten Richard Spieß und Irmgard Freihoffer (Linke) die Informationspolitik des Oberbürgermeisters. Bei einer Besprechung mit den Fraktionsvorsitzenden, wo Details zu den Plänen am Schlachthof vorab vorgestellt wurden, blieben die Linken – sie verfügen über keinen Fraktionsstatus – außen vor.
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