SOZIALES SCHAUFENSTER

Entdecke Veranstaltungen in Regensburg Alle Kultur Oekologie Soziales Kino
DSDS und SPD casten in Regensburg

Wer wird der Superkandidat?

Deutschland sucht den Superstar, die SPD den Super-Kandidaten. Beide Castings finden am 5. September in Regensburg (Arcaden-Parkplatz) bzw. ganz in der Nähe (Obertraubling) statt. Beide versprechen eine bundesweite Karriere, das eine auf der Showbühne, das andere auf dem politischen Parkett. Der Unterschied: Bei DSDS ziehen die Jury-Mitglieder von Ort zu Ort, um sich immer wieder neue mehr oder weniger viel versprechende Kandidaten anzuschauen, bei der SPD gehen die Kandidaten auf Tour, um sich einer immer neuen „Jury“ aus SPD-Mitgliedern vorzustellen.

Bewerber beim DSDS-Truck vor den Arcaden. (Foto: hb)

Das Versprechen

Die Gewinner beider Spektakel rechnen mit Großem: Wer DSDS gewinnt, wird mit einem Plattenvertrag bei Universal Music und 500.000 Euro belohnt. Davor geht es auf Reisen: Trauminseln in der Südsee beim Recall, wohnen in der Villa in Köln während der Fernsehshow. Wenn die nervenaufreibende Zeit der Castings vorbei ist, geht es im womöglich auf Tour durch Europa: London, Barcelona, Stockholm – wer weiß, wohin die Reise führen wird? Für die Bundestagskandidatenbewerber geht es auch erst mal auf Tour: 4. September Hainsacker, 5. September Obertraubling, 12. September Regensburg. Wenn sie das große Ziel – einen Sitz im Deutschen Bundestag – erreicht haben, geht es natürlich munter weiter: Pendeln zwischen Regensburg, Berlin, Laaber – und vielleicht sogar mal ein Besuch bei einem befreundeten ostwestfälischen SPD-Ortsverein? Auch finanziell sieht es nicht schlecht aus: vier Jahre garantiert ein fester Arbeitsplatz, nach momentaner Beschlusslage ergibt das mindestens 396.096 Euro in einer Legislaturperiode. Die Option auf mehr ist offen, die Kandidaten haben sogar ein Mitspracherecht bei ihrer Entlohnung.

Die Jury

Dieter Bohlen war am 5. September nicht in Regensburg. Aber hey, das ist nicht schlimm, Peer Steinbrück, Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier haben sich auch nicht angesehen, wer auf ihrer Liste ins Rennen gehen will! Im DSDS-Truck saßen (für Außenstehende Zutritt strengstens verboten!) gesichts- und namenlose RTL-Produzenten und Musikredakteure. Sie treffen die Vorauswahl, bevor ausgesuchte Kandidaten den großen Meister Bohlen persönlich zu Gesicht bekommen. Beim SPD-Casting in Obertraubling sitzen 18 Genossen im „Fassl“. Sie kommen aus der Stadt oder dem Landkreis und lauschen geduldig, was ihre potenziellen Idole vorzutragen haben. Die Jury wechselt je nach Ort, am Ende wird sie sich noch deutlich vergrößern, wenn im September 2013 der ganze Wahlkreis über Wohl und Wehe des Auserkorenen entscheidet.

Die Bewerber

Noch nennen sie sich nicht Kandidaten. Weder bei DSDS noch bei der SPD. Erst, wenn sie die Vorauswahl (wahlweise für RTL oder den Stimmzettel) qualifiziert haben, erreichen sie Kandidatenstatus. Drei kleine Portraits:

Thomas Burger

Thomas Burger muss noch bei ein paar Castings zittern. (Foto: hb)

Thomas, 41, arbeitet in der Entwicklungsabteilung von Continental. Ehrenamtlich engagiert er sich in der Freiwilligen Feuerwehr Graß und seit 1991 in der SPD. Für die sitzt er jetzt auch im Regensburger Stadtrat. Thomas behauptet von sich selbst, er könne sich schlecht Zahlen merken. Ob das so vorteilhaft bei seinem Beruf als Physiker ist, sei dahingestellt. Wichtig sind ihm Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Deshalb hat sich Thomas der SPD angeschlossen, weil er hoffte, all das dort zu finden. Thomas setzt auf „Substanz“ in der Politik, nicht auf den Austausch von Schlagworten. Soziale Gerechtigkeit ist ihm wichtig, trotzdem wendet er sich „klar gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen“. Er befürwortet aber gesetzliche Mindestlöhne und möchte Lehren aus der Finanzkrise ziehen. Eine verantwortungsvolle Energiepolitik hat für ihn „bezahlbar, nachhaltig und umweltverträglich“ zu sein. Das traut er nur der SPD zu. Die EU findet Thomas nicht nur wegen des Euros gut, sondern auch wegen der Friedenssicherung. Er wünscht sich eine bessere Zukunft für alle, die heute Kinder sind, findet aber, dass „besser“ nicht nur „mehr Geld“ heißt; was genau er damit meint, weiß er allerdings selbst noch nicht so genau. Gerechtigkeit auf jeden Fall. Wie das aussehen soll, darüber muss man nochmal diskutieren, sagt er.

Michael

Michael aus Passau wollte Superstar werden. (Foto: hb)

Michael ist bald 20 und kommt aus Passau. Er sieht aus wie ein Punk, ist aber keiner. Michael ist Individualist. Ob er damit bei Dieter Bohlen so richtig ist, bezweifelt er selbst, möchte es aber drauf ankommen lassen. In seiner Freizeit macht Michael Musik: Rock’n’Roll und Metal. Da singt er schon. Im DSDS-Truck hat Michael auch gesungen: eine Rock’n’Roll-Version von „Jungle Drum“ und „etwas Unbekanntes. Sowas Mittelalterliches“. Für die Jury im DSDS-Truck ist das aber nicht gut genug: Es seien „Ansätze“ vorhanden, berichtet Michael, aber gereicht hat es nicht. Für ihn ist der Weg zum Superstar in Regensburg zu Ende. Ob er ihn überhaupt beschritten hätte, weiß er selbst nicht wirklich: Seine Ausbildung zum Glaser hätte er wohl nicht abgebrochen, um Superstar zu werden.

Karl Söllner, auch „Charlie“ genannt

Chralie möchte wie Thomas ins Finale kommen. (Foto: hb)

Karl Söllner hört unter Freunden auf den Spitznamen Charlie. Er ist Jahrgang 1956 und damit jetzt genau 56 Jahre alt. Das müsste sich jetzt sogar sein Mitbewerber Thomas mit dem schlechten Zahlengedächtnis merken können. Karl bezeichnet sich selbst als „politischen Spätentwickler“. Trotzdem hat er es 2008 zum Bürgermeister von Brunn im Landkreis Regensburg gebracht. Dort muss er sich mit der CSU zusammenraufen, aber das macht ihm Freude: „Ich bin gerne Bürgermeister ohne Mehrheit!“ Karl mag Sonnenschein; deshalb arbeitet in der Solarbranche, momentan bei Enerix Alternative Energietechnik. Er mag es nicht, wenn Lobbyisten zu viel zu melden haben. Über die SPD sagt er: „Die alte Dame ist eine flotte Dame, die den Tango noch kann.“ Die viel zitierte „Mitte“ ist für ihn kein Ort, sondern das Rückgrat der Gesellschaft. Für einen gelernten BWLer und Politiker geht diese Ansicht durch. Karl ist mutig und widerspricht sogar der Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Nicht die Demokratie muss marktkonform sein, sondern der Markt demokratiekonform.“ Auch für ihn ist ein gesetzlicher Mindestlohn ein Muss. Er möchte die Vermögenssteuer und die Finanztransaktionssteuer einführen und „neben einer Schuldenuhr auch mal eine Reichtumsuhr aufstellen“ – damit alle sehen, wie schnell die Privatvermögen in Deutschland wachsen. Karl findet, dass „Bankgeschäfte wieder langweilig werden müssen“ und wir nicht auf Großbritannien und andere Märkte warten dürfen, bis wir uns gegen den wuchernden Neoliberalismus wehren.

Die Stargäste

Kein gutes Casting kommt ohne einen Stargast aus. Der Stargast kommt, um die Bewerber zu motivieren, um an seinem eigenen Beispiel zu zeigen, wie erfolgreich man sein kann. Auf dem Arcaden-Parkplatz tauchte auf einmal Kim Gloss auf.

Stargast auf dem Arcaden-Parkplatz: Kim Gloss. (Foto: RTL / Stefan Gregorowius)

Ein RTL-Mitarbeiter, der vermutlich am Abend vorm Casting sieben Eiweiß-Shakes in der Mucki-Bude vertilgt hatte und noch ein paar Chuck-Norris-Filme zur Inspiration geschaut hatte, befahl den Anwesenden, Kim zuzujubeln. Normalerweise gibt es Jubelschreie auf Kommando für Kim nur in Nordkorea, aber der Testlauf in Regensburg hat schon mal gut funktioniert. Kim geht mit gutem Beispiel voran: Sie habe selbst mal dort gestanden, wo die Bewerber jetzt stehen. Und jetzt können alle nochmal jubeln, weil aus ihr sowas Tolles geworden ist. Immerhin hat Kim diesen Sommer das 15 Jahre alte Lied „Barbie Girl“ nachgesungen, ist als Vorletzte aus dem Dschungelcamp ausgeschieden und ist nun mit 20 Jahren von dem Schauspieler und Uwe-Ochsenknecht-Sprössling Rocco Stark schwanger.

Stargast beim SPD-Casting:  Joachim Wolbergs. Foto: Archiv

Der Stargast beim SPD-Casting war Joachim Wolbergs. Auch Joachim war mal in der Position, in der Thomas und Charlie jetzt sind. Er wollte auch Direktkandidat für den Bundestag werden – ist es auch geworden – und kann sicher gut nachfühlen, wie es Thomas und Charlie jetzt gehen muss. In den Bundestag ist Joachim nicht gekommen, er musste stattdessen dritter Bürgermeister werden. Das ist nicht ganz so spektakulär wie Kims Karriere, aber auch nicht schlecht. Joachim mag die Bundespolitik immer noch sehr gerne. Deshalb sagt er auch den einen oder anderen schlauen Satz, zum Beispiel, dass die Rente am besten nicht aus Beiträgen, sondern aus Steuern finanziert werden soll. Dafür wird er dann auch ohne Aufforderung beklatscht. Den Mucki-Buden-Eiweiß-Chuck hat die SPD aber sowieso daheim vergessen.

Die nächste Station

Für Michael war der Weg zum Erfolg heute zu Ende. Thomas und Charlie dürfen noch hoffen. Für sie geht es weiter. Das nächste Casting findet am 12. September im Dechbettener Hof statt. Am 30. September ist dann der Recall, die letzte Show, bei der die Jury entscheidet. Da wird sich dann auch herausstellen, wer ins Finale kommt. Die Jury hat dann nichts mehr mitzureden, dann entscheidet nur noch das Publikum.  
Staat erhöht Druck auf Flüchtlingsproteste

„Wir lassen uns keine Ketten anlegen“

Am Samstag startet von Würzburg aus ein Protest-Marsch von Flüchtlingen nach Berlin. Die Staatsgewalt hat heute bereits erste Duftmarken gesetzt und einen Iraner verhaftet, der seit bald einem halben Jahr auf der Straße demonstriert. Der Vorwurf: Verstoß gegen die Residenzpflicht. Er sagt: „Wir lassen uns keine Ketten anlegen. Die Mehrheit steht hinter uns.“

Kritik an Schlachthof-Plänen

„Der OB behandelt uns wie Deppen!“

„Kultur ist Chefsache“, lautet ein Mantra des Oberbürgermeisters. „Ein verbaler Flop“ sei das, sagt dazu Klaus Caspers vom Kunst- und Gewerbeverein. Den Vorschlag, am Alten Schlachthof eine „Kunsthalle“ einzurichten, habe der OB ein Jahr versanden lassen. Jetzt soll dort ein Tagungszentrum entstehen. Caspers ist resigniert. Schaidingers Motto sei: „Hauptsache Wirtschaft. Bloß keine Kunst. Bloß kein Freiraum.“

Soundkartell präsentiert Regensburger Bands

Dorianne: West Coast Pop Punk aus der Oberpfalz

Seit fünf Wochen stellt Niklas Kolell vom Blog Soundkartell nun schon Regensburger Bands bei regensburg-digital vor. Regensburg bietet – was Musiker und Bands anbelangt – also durchaus Potential. Heute geht es um Dorianne. Und eines sei schon mal verraten: Das Quartett klingt absolut nicht nach Musik aus Deutschland.

FilmRISS

The Expendables 2 – Verbrannte Erde

Zwei Jahre nach seiner Action-Revue The Expendables meldet sich Sylvester Stallone mit einer vollmündig angekündigten Fortsetzung zurück. Ganz nebenbei liefert er mit der Spaßmetzelei ein Paradestück ideologischer Arbeit ab. Neue Reihe zum Wochenende: FilmRISS.

LKWs statt Weinstock-Idyllle

Winzerer darf kein Winzer werden

Wer an den Regensburger Stadtteil Winzer denkt, denkt an Wein. Und an Ruhe im beschaulichen Landschaftsschutzgebiet. Beides ist nur noch beschränkt möglich: Wein, so zitiert ein Anwohner das Umweltamt, sei „keine ortsübliche Kulturpflanze“ in einem Stadtteil namens Winzer. Und statt Ruhe gibt es LKW-Verkehr.

Piraten und der Porno-Pranger

„Mittelalterliches Gebaren“

„Chaos-Partei“ schlagzeilte der Spiegel über die Regensburger Piraten. Vorstandsmitglied Tomislav Dujmovic hatte sich in einer (selektiv versandten) Pressemitteilung für den Porno-Pranger der Abmahnkanzlei Urmann und Collegen ausgesprochen. Zwischenzeitlich ist der komplette Vorstand zurückgetreten, um Neuwahlen zu ermöglichen. Der bisherige Vorsitzenden der Regensburger Piraten, Jürgen Cieslik, wurde davon ein wenig überrascht. Er ist erst am Montag aus dem Urlaub zurückgekommen. Ein kurzes Interview.

drin