Stadtrats-Adventskalender 11: Traatschi von Klatschow
Nicht jede Süßigkeit in einem Adventskalender ist bei allen gleich beliebt. In einem Jahr kann es sein, dass alle Freunde und Bekannten sich für Negerküsse begeistern, im anderen ist plötzlich derjenige mit den Negerküssen ein Außenseiter, ein Spinner gar, mit dem man doch nie etwas zu tun haben wollte. Heute: Dr. Gero K. (CSB).
„Früher hießen Negerküsse einfach Negerküsse. Dann hießen Negerküsse Mohrenköpfe. Als man diesen Ausdruck für inkorrekt befand, wurden daraus Super-Dickmanns. Sind die dick, Mann? Echt dick, Mann? Das kann Euch Eure Traatschi leider nicht sagen, ich habe nämlich noch nie einen echten Bimbo gesehen.“ Traatschi von Klatschow
Was waren das doch für unbeschwerte Zeiten.
Als Junge Union und CSU noch gemeinsam schallend über solche Witze lachen konnten.
Als gemeinsam zu “Theresa Orlowski und Bomben auf England” (so einen SZ-Schlagzeile) bei reichlich Alkohol gefeiert wurde.
Als die kritischen Berichte der “Regensburger Woche” über solche Partys und andere Begebenheiten in einigem Bestreben von Thomas Fürst, Christian Schlegl, Armin Gugau und Peter Welnhofer verboten werden sollten (Am Ende erfolglos.).
Als der damalige JU-Vorsitzende Thomas Fürst mit der Zeitschrift „Juventus“ ein „Bollwerk gegen den linken Zeitgeist“ etablierte, die auch der Kritik der Mittelbayerischen Zeitung stand hielt.
Und als in der dort erscheinenden Kolumne “Die Goldene Spalte” eine gewisse Traatschi von Klatschow allmonatlich JU- und CSU-Mitgliedern mit anrührenden Späßen a la Negerkuss den Tag versüßte.
Über 15 Jahre ist das her.
Das gemeinsame Gelächter ist schon lange verstummt. Die Regensburger CSU ist gespalten. Der einst eng in die Parteiführung eingebundene Thomas Fürst wurde als “rechtslastiger” Karrierist gebrandmarkt und aus der CSU getrieben.
Und Traatschi von Klatschow, vom selben Schicksal wie Fürst ereilt, sitzt heute als einziger Stadtrat der CSB im Regensburger Rathaus. Sie heißt Dr. Gero K..
Manch alten dreckigen Witz aus Jugendzeiten zerrten Parteifreunde und Medien im Wahlkampf 2008 an die Oberfläche. Als Verbindungsstudent und Mitglied der Sudetendeutschen Landsmannschaft, mit Seitenscheitel und Schulzeit in Südafrika galt K. vielen Medien bald als Sinnbild der bösen rechten Buben in der ansonsten nicht eben linken Regensburger CSU. Für ein Delikt, das andere in dieser Partei wie ein Ehrenmal tragen, wurde K. ebenfalls bös durch die Gazetten geschleift.
Gerade in letzter Zeit macht aber vor allem K.s Abwesenheit im Stadtrat Schlagzeilen. Seine Tätigkeit als Rechtsanwalt im Finanzbereich zieht in einfach zu oft in die weite Welt. Viel Raum also, um weiter über Vergangenes zu plaudern.
Großes hatte sich K. im Wahlkampf 2008 vorgenommen. Unter seiner Ägide wurde die CSB aus dem Boden gestampft: ein Zusammenschluss unzufriedener CSUler teils mit, teils ohne Parteibuch, von Schaidinger-Feinden und Schaidinger-Opfern, von jenen, die man als “rechtslastig” aus der CSU verbannt hatte und die auf Rache an den heuchlerischen früheren Parteifreunden sannen.
Die alleinregierende CSU bezichtigte die CSB im Wahlkampf recht unverhohlen der Korruption (links ein CSB-Wahlplakat von 2008). Eine “Antikorruptionsseite” für Hinweisgeber zu schmutzigen Geschäften, die im Regensburger Filz vonstatten gehen (könnten), wurde eingerichtet. Und schließlich schaffte es die CSB zwei Mann hoch in den Stadtrat. Einer von ihnen, Stephan Junghans, wechselte kurz darauf zu den Freien Wählern. Seitdem muss Gero K. sein CSB-Stadtrats-Dasein allein fristen.
Aufgedeckt hat er bislang nichts. Keine vermeintlichen Leichen aus dem Keller von Hans Schaidinger konnten gehoben werden. Und er selbst gibt sich politisch eher bedeckt.
Ab und an sieht man Gero K. beim Hundespaziergang durch Regensburg laufen. Auch bei Veranstaltungen des CSU-Kreisverbands ist er immer wieder ein gern gesehener Gast. Manchmal kommt auch noch Thomas Fürst dazu, um dem Kreisvorsitzenden Armin Gugau und MdL Franz Rieger die Hand zu schütteln. Alte Freunde. Die CSU-Mehrheit abseits der Stadtratsfraktion. Immer noch ohne OB-Kandidat.
Im Hintergrund ziehe er in der Regensburger CSU aber doch noch die einen oder anderen Strippen, heißt es über K.. Doch wenn man ihn fragt, ob er noch Bock hat, sich im nächsten Wahlkampf in irgendeiner Form zu exponieren, weicht er aus. Vielleicht. Irgendwie schon. Weiß nicht.
Sie sind eben vorbei die Zeiten, in denen Traatschi von Klatschow noch alle in der CSU zum Lachen brachte.