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FilmRISS: Django Unchained

Es „niggert“ im Hinterland

Böse Jungs und noch bösere Wörter: Quentin Tarantino liefert mit „Django Unchained“ seinen neuesten Geniestreich ab. Darin geht es alles andere als politisch korrekt zu – allein die Frequenz des „n-words“ dürfte rekordverdächtig sein.
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Foto: The Weinstein Company.

Fragt man nach Kult-Regisseuren, fällt ein Name überproportional oft. Ohne Frage hat Quentin Tarantino seit seinen cineastischen Anfängen in den frühen Neunzigern alles dafür getan, sich diesen Ruf zu erarbeiten. Seine Filme lassen sich am Besten als ein Surrogat der Popkultur beschreiben, wie sie in den siebziger Jahren ihre größten Trash-Blüten trug, eingebettet in die großen Motive jahrtausendealter Erzählkultur: Liebe, Hass, Willensstärke und – vor allem – Rache. Aus Political Correctness hat sich Tarantino hingegen noch nie etwas gemacht. Nicht, als er 1994 „Pulp Fiction“ veröffentlichte, in dem munter Drogen gespritzt, Köpfe zerschossen und Hamburger gefrühstückt wurden, und noch viel weniger, als 2009 sein bislang erfolgreichster Film „Inglourious Basterds“ die NS-Geschichte mit erfrischender Respektlosigkeit umschrieb. Und auch „Django Unchained“ wird in Kreisen, wo Bürgerlichkeit, korrektes Auftreten und politische Unauffälligkeit zu den höchsten Tugenden zählen, nicht gerade auf Gegenliebe stoßen.

Drei Stunden Heldengeschichte – und Götzenverehrung

Es ist müßig, die Geschichte von „Django Unchained“ in ihre Handlungsstränge aufzudröseln. Nur soviel: In dem fast dreistündigen Epos will der freigekaufte Sklave Django (Jamie Foxx) mit der Hilfe des Kopfgeldjägers Dr. King Schultz (Christoph Waltz) seine auf eine Plantage verschleppte Ehefrau Broomhilda (Kerry Washington) retten. So weit, so gut – andere Regisseure hätten den Film freilich spielend auf die Hälfte seiner Laufzeit eindampfen können. Tarantino hingegen wählt den langen Weg. Ein Weg, der mit unzähligen Abbiegungen, Sackgassen, Labyrinthen und Schleifen gespickt ist. Seine Fans lieben ihn dafür. Auf dieser Odyssee kann er sich vor allem auf großartige Schauspieler verlassen, die das Drehbuch mit derart viel Liebe und stiller Bewunderung vor die Kamera tragen, dass es schon an Götzenverehrung grenzt. Jede Zeile aus dem bebarteten Mund vom erneut großartigen Christoph Waltz ist gleichzeitig eine platonische Liebeserklärung an den Großmeister, der ihn zum Oscar-Preisträger gemacht hat. Auch bei Hauptdarsteller Jamie Foxx, Leonardo DiCaprio oder Alt-Haudegen Don Johnson ist eine fast kindisch naive Freude im Spiel abzulesen. Sogar Franco Nero, der echte „Django“, darf einen kurzen Gastauftritt hinlegen, und Samuel L. Jackson liefert seine Paraderolle als zorniger Neger ab.

Das „n-word“ – er hat’s gesagt, er hat’s gesagt!

Neger? Ist dieses Wort nicht tabu? Klar, und es gibt gute Gründe dafür. Doch nicht so im Kontext von „Django Unchained“, der sich ohne eine gehörige Portion Bad Words kaum treffend besprechen lässt. So fällt das „N-Wort“ dann auch in allen erdenklichen Färbungen und Variationen gefühlte 1.000 Mal pro Filmminute. Statt in Gut und Böse teilen sich die konfligierenden Mächte in „Django Unchained“ eher in Schwarz und Weiß – und wie man es erwarten konnte, hält Tarantino nicht viel vom fast schon mythisch verklärten Opferbild der versklavten Afroamerikaner. Doch wer glaubt, auf diese Weise werde deren leidensträchtige Geschichte verunglimpft oder gar Rassismus befeuert, der irrt gewaltig. Denn wie schon in „Inglourious Basterds“ bewegt sich Tarantino auf einem Niveau, das viele selbsternannt intellektuelle Künstler nur von unten bewundern können. Der oft geschwollen-palavernden, vermeintlich humanistisch geprägten Figur des Dr. King Schultz steht der von DiCaprio verkörperte Plantagenbesitzer Calvin Candie gegenüber, der in seiner denkwürdigsten Szene einen hanebüchenen Vortrag über die hirnphysiologischen Unterschiede von Schwarzen und Weißen hält. Die Spannung zwischen den beiden, die im Film in einem äußerst spannenden, symbolträchtigen Finale mündet, ist letztlich eins zu eins auf die Situation von Süd- und Nordstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg übertragbar. Tarantinos Lösung für den Konflikt? Humanist shoots Hinterwäldler. Ein massentaugliches Plädoyer für die Aufklärung? So einfach ist das nicht.

Autarke Emanzipation statt spießbürgerlicher Minderheitenschutz

Denn was nicht unausgesprochen bleiben darf, ist die Position, die der Film gerade im Hinblick auf Themen wie Minderheitenschutz oder Diskriminierung insgesamt einnimmt. „Django Unchained“ opponiert nicht nur offen gegen solch spießbürgerlichen Unsinn politischer Korrektheit wie Sprachzensur (man denke nur an den Thienemann-Verlag, der derzeit Preußlers „Kleine Hexe“ von „Unwörtern“ befreit), indem der Film das Wort „Nigger“ in seinem zeithistorischen Kontext versteht und es ebenso wie entsprechende, nicht minder rassistische Pendants („Weißbrot“) selbstbewusst verwendet. Vor allem widersetzt sich der Streifen der reaktionären Denke, die ideologischen Grundlagen von Unterdrückung ließen sich durch großzügige Zugeständnisse der herrschenden Mehrheit beseitigen. So ist der wirklich entscheidende Moment des Films dann auch nicht der, in dem der beinahe väterlich-autoritär agierende und zweifelsohne durch und durch „weiße“ Dr. King Schultz Django freikauft – ganz im Gegenteil. Erst, als Schultz tot ist, kann sich Django gänzlich emanzipieren, wird zum wahrhaft freien Mann. Ganz ungezwungen, stolz und in Würde kann er zu seinem verstorbenen Partner zurückkehren. Und ein leises, ehrliches „Danke“ an ihn richten.

Trash-Kino oder Zerstörung der Ideologie?

Tarantino als den „Zerstörer der Ideologie“ zu feiern, mag übertrieben sein. Ganz sicher und geradezu paradox ist aber, dass es der Amerikaner immer wieder schafft, mit leichtverdaulichem Trash und Versatzstücken amerikanischer Wühltischkultur Wahrheiten zu formulieren, denen man in den Feuilletons kaum die rechte Beachtung schenkt. Vielleicht liegt es daran, dass man Tarantinos Werk nichts dergleichen Hochgeistiges zutraut. Vielleicht hat man auch einfach nur Angst, das „n-word“ zu schreiben.
"Man lässt die Frauen allein"

Regensburger Uniklinik: Keine „Pille danach“ für Vergewaltigungsopfer

Nur katholische Krankenhäuser verweigern Vergewaltigungsopfern die „Pille danach“? Von wegen. Das durch und durch weltliche Universitätsklinikum in Regensburg hält es ebenso. Mit fragwürdiger Begründung. Die Landtagsabgeordnete Margit Wild, Vorsitzende von Pro Familia, ist empört. „Die Uniklinik stiehlt sich aus der Verantwortung und lässt hilfesuchende Frauen allein.“

Archivleiter außer Kontrolle

Schlampen, schweigen, pampig werden: Vom Stadtarchiv einer Welterbestadt

„Es fehlt an Interesse und Kompetenz“, resümiert ein Berliner Historiker seine Erfahrungen mit dem Regensburger Stadtarchiv. Falsche Auskünfte, verschwundene Dokumente, Rügen von der Rechtsaufsicht – die Probleme sind seit Jahren bekannt und bescheren der Welterbestadt zwischenzeitlich auch überregional einen schlechten Ruf in Fachkreisen. Wirklich zu scheren scheint das die Verantwortlichen nicht. Er gedenke nicht, auf Kritik zu reagieren, heißt es vom Oberbürgermeister. Er sei mit seinen Möglichkeiten am Ende, erklärt der Kulturreferent. Und der Archiv-Leiter, den weder OB noch Referent zur Räson bringen können, geht auf Tauchstation.

1.800 Euro Geldtrafe für Williamson

Holocaustleugner-Idol verurteilt

Darf ein britischer Staatsbürger gegenüber einem schwedischen Fernsehsender auf deutschem Boden straflos den Holocaust leugnen? Nein, sagt das Regensburger Amtsgericht. Beim zweiten Anlauf im Verfahren gegen Richard Williamson hat es den Bischof erneut zu einer Geldstrafe verurteilt. Williamsons Rechtsanwälte wollen notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen. Zentral ist die Frage: Konnte er wissen, dass seine Aussagen in Deutschland öffentlich werden würden?

Amtsgericht: Neun Monate für zweifelhafte Annäherungsversuche

Vom Frauenschreck zum Klosterbruder

Es ist nicht leicht für die Männerwelt, sich dem anderen Geschlecht auf eine Weise anzunähern, ohne dass man sich blamiert, lächerlich macht oder – und das ist manchmal der beste Fall – ignoriert wird. Flirtratgeber, Single-Börsen, Anbandel-Partys und Pick-up-Maschen versprechen unfehlbare Erfolgsstrategien für jedermann. Über deren Sinnhaftigkeit lässt sich streiten, aber immerhin dürfte man(n) mit diesen Tipps straffrei ausgehen. Ganz im Gegensatz zu einem 32-jährigen Regensburger, der wegen fehlgeleiteter Annäherungsversuche neun Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung bekommen hat – und damit noch glimpflich davon gekommen ist.

Nach Expertenrunde im Rathaus

Wohnungsmarkt: Die Sozialquote wird erhöht

„Konstruktive Gespräche“ seien es gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt zum Treffen von Politikern und Fachleuten in Sachen Wohnungsbau am Montag. Und tatsächlich scheint eine Sozialquote von 20 Prozent in Neubaugebieten nun in Kürze beschlossen zu werden. Dennoch gibt es innerhalb der Koalition noch einige Diskussionen. Die Basis macht das unruhig. Ein SPD-Ortsverein hat die Fraktion zwischenzeitlich gar aufgefordert, die Koalition mit der CSU „zu überdenken“.

Neujahrsempfang: Schaidinger kürt Schlegl zum Wunsch-Nachfolger

Kronprinz ohne Gefolge?

Jetzt ist es raus: Christian Schlegl soll Oberbürgermeister werden. Zumindest, wenn es nach dem amtierenden OB Hans Schaidinger geht. Auf dem Neujahrsempfang der CSU-Verbände im Stadtsüden empfahl Schaidinger den Fraktionsvorsitzenden Schlegl offiziell als OB-Kandidaten und appellierte an die „Vernunft“ der Regensburger CSU. Ein gewagtes Unterfangen, dem der Kronprinz Schlegl gelassen entgegensieht.

Ehemalige Domspatzen sagen Unterstützung zu

Kriminologe pfeift auf katholische Klagedrohung

Das geplatzte Forschungsprojekt zum sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche ist für einige Opfer kein Grund zur Trauer. Beim „Unabhängigen Archiv ehemaliger Regensburger Domspatzen“ hat man vom Anfang an an dessen Sinn gezweifelt. Nun wollen die dort zusammengeschlossenen Missbrauchsopfer dem Kriminologen Dr. Christian Pfeiffer ihre Zahlen zur Verfügung stellen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat unterdessen angekündigt, Pfeiffer zu verklagen. Der sieht einer solchen Auseinandersetzung „mit Freuden“ entgegen.

Forschungsprojekt zu Missbrauch gescheitert

„Ein Vertrag mit der Kirche ist nichts wert“

Das Forschungsprojekt zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ist gescheitert. Der von der Deutschen Bischofskonferenz beauftragte Kriminologe erhebt schwere Vorwürfe. Offenbar wird dabei ein wesentliches Dilemma der Bischofskonferenz: Sie kann solche Forschungsaufträge nicht ernsthaft vergeben. Es steht jedem Bischof frei, sich zu verweigern. Und das Beispiel Regensburg macht deutlich: Hier wurde bislang nicht aufgeklärt, sondern Aufklärung verhindert. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und ohne Konsequenzen.

„Moderne Wegelagerei“

123 Prozent Mieterhöhung: Stadtrat soll Stadtbau bremsen

Mieten, die sich nach der Sanierung verdoppeln? Nicht bei einem kommunalem Unternehmen, sollte man meinen. Doch, sagt der Mieterbund Regensburg. Am Dienstag stellten die beiden Vorsitzenden einen aktuellen Fall bei der städtischen Tochter Stadtbau „an der Kante zur Luxussanierung“ vor. Jetzt soll der Stadtrat handeln und dem Kommunalunternehmen deutliche Vorgaben machen.

OLG Nürnberg verurteilt MZ zu Gegendarstellung

Weicheier statt Gotteskrieger? Eine Ehrenrettung für die Piusbrüder

Nicht verfassungsfeindlich, nicht frauenfeindlich, nicht im Kampf für einen katholischen Gottesstaat und auch nicht die Spur antisemitisch: Glaubt man einer Gegendarstellung, die von der erzkatholischen Piusbruderschaft erstritten wurde, unterscheiden sich die überzeugten Gotteskrieger kaum von den liberalen Weicheiern, die sie sonst so gern kritisieren. Versuch einer Ehrenrettung.

Regensburg sucht den Super-Mythos

“Nur wer Geschichte fälscht, kann sie nachhaltig verändern!” Herr Lunger, Kulturreferent von Kasperlhausen “Welterbealarm!” heißt die brandaktuelle Produktion des Theater Larifari für Erwachsene. Anlässlich der Karikaturen-Ausstellung im Kunst- und Gew(elt)erbeverein, Ludwigstraße 6, spielen Christoph Maltz und Sebastian Haimerl an insgesamt sechs Terminen zwischen den Jahren. Der Kasperl Larifari hat ein niegelnagelneues Theaterwagerl bekommen, mit dem […]

Redaktionspause

Fröhliche Weihnachten!

Als ihm auf seinen Spruch, er käme von draußen vom Walde her ein “Mir sammer a vom Woid und etz mach de Däier zou” entgegnet wurde, wurde Student Karsten Hinrichs klar, dass ihn sein Navigationssystem in die falsche Geststätte geführt hatte. Karikatur: Efeska Jetzt aber wirklich: Wir machen eine kurze Pause bis Anfang Januar und […]

Advent, Advent...

Stadtrat-Adventskalender, Folge 24

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Auch unser Adventskalender findet heute seinen Abschluss. Die weihnachtliche Ehre, das fulminante Finale unserer Reihe zu stellen, haben selbstverständlich die Bürgermeister: Oberbürgermeister Hans Schaidinger, CSU, 2. Bürgermeister Gerhard Weber, CSU, und 3. Bürgermeister Joachim Wolbergs, SPD. Es war uns ein Fest. Feiern Sie selbiges!

Advent, Advent...

Stadtrat-Adventskalender, Folge 23

Das Warten ist immer am schlimmsten. Einer Statistik zufolge verbringt der Mensch fünf Jahre seines Lebens damit – beim Arzt, an der roten Ampel, auf den nächsten Gehaltsscheck, aufs Christkind. Wir haben die Zeit des Wartens für vier Stadträte nun um satte 23 Tage verlängert. Hoffentlich wussten sie diese Zeit gut zu nutzen! Aber keine Sorge, wir haben niemanden vergessen. Am längsten in der Warteschleife unter den ehrenamtlichen Stadtratsmitgliedern waren Armin Gugau, CSU, Margit Wild, SPD, Jürgen Mistol, Grüne, und Hubert Lankes, Freie Wähler.

Advent, Advent...

Stadtrats-Adventskalender, Folge 22

Normalerweise gibt es die großen Portionen in Adventskalendern immer erst am Heiligen Abend. Da es aber zu viele Stadträte gibt und keiner das Nachsehen haben soll, müssen wir schon das vorvorletzte Türchen mit etwas mehr “Schokolade” füllen. Deshalb gibt es heute das erste Trio-Türchen, passend zum bevorstehenden Fest sind alle Abgehandelten “christlichen” Ursprungs: Christian Schlegl, […]

FilmRISS: Kritik zu "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise"

Mittelerde Reloaded

Mit “Der Hobbit – Eine unerwartete Reise” liefert Peter Jackson den ersten Teil seiner zweiten Mittelerde-Trilogie ab. Allerlei technischer Bombast soll die Buchvorlage Tolkiens zu einem ähnlich atemberaubenden Spektakel machen wie einst “Der Herr der Ringe”.

Advent, Advent...

Stadtrats-Adventskalender 21: Weichser Radi und nackte Brüste

Schokolade ist wohl die gängigste Süßigkeit, die sich hinter den Türchen von Adventskalendern verbirgt. Die Schokoladenseite, von der sich Stadträte naturgemäß gern selber zeigen, ist es aber nicht zwangsläufig, die wir in unserem Adventskalender präsentieren. Heute: Hans Renter (CSU, Gugau-Lager) und Rudi Eberwein (CSU, Schaidinger-Lager).

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