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Enigma Emmy Göring am Stadttheater

Schokoladenbraune Erinnerungen

Sie plaudert von Luxus, Sex und Schokolade. Noch zwei mal ist Werner Fritschs „Enigma Emmy Göring“ am Regensburger Stadttheater zu sehen.
"Ich bin eine Süße." Emmy Göring über Emmy Göring. Foto: Sarah Rubensdörffer

“Ich bin eine Süße.” Emmy Göring über Emmy Göring. Foto: Sarah Rubensdörffer

„Ich bin eine Süße, nicht in der Regel nur, nein ich bin die Süße pur, ausnahmslos süß, ausnahmslos süß, ausnahmslos süß. Mit der Muttermilch schon bin ich süchtig geworden, mit dem Samen des Vaters bereits. Mein Vater war Schokoladenfabrikant, Milchschokoladenkönig.“
Es ist heiß im Theater am Haidplatz, noch heißer jedoch auf der Probebühne, weshalb der knapp einstündige Monolog ins kleine Haus gelegt wurde. Vornehmlich ältere Leute sind gekommen, um Doris Dubiel dabei zuzusehen, wie sie in die Rolle der „süßen“ Emmy Göring schlüpft, Schokoladenfabrikantentochter, Gretchendarstellerin und in ihrer Begeisterung für den Führer („ein Schokoladenosterhase“), ihren Hermann („Er wusste, wie man eine Frau nimmt.“) und die Jahre des Nationalsozialismus derart naiv-verlogen und verblödet-verblendet, dass es für die Zuschauer manchmal nur schwer erträglich ist. Zum größten Teil handelt es sich dabei um Original-Zitate aus Emmy Görings Buch „An der Seite meines Mannes“, die der Oberpfälzer Autor Werner Fritsch in diesen ursprünglich als Hörbuch angelegten Monolog eingearbeitet hat.
„Hermann konnte unter Kokain oft stundenlang nicht zu lachen aufhören, nachdem er vor dem Schlafengehen seine Kollektion Rubinringe gemustert hatte, hörte ich ihn noch ewig lange Lachsalven ins Kopfkissen glucksen.“

Eine Fassade von schönem Schein

Was wir sehen, ist eine unpolitische Frau, die vor den Kameras einer „History“-Sendung in verklärend-wirren Erinnerungen schwelgt. Was wir sehen, ist eine Frau, die sich selbst für unpolitisch hält, die eine Fassade von schönem Schein pflegt. Was wir sehen, ist eine Frau, die ihr wahres, ihr altes und böses, Gesicht nur zeigt, wenn die Kameras für die Werbepause ausgehen und sie zur Maske erstarrt – bis die Lichter wieder angehen und sie in ihren Schwärmereien fortfährt.
„Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heitren Stunden nur.“
Immer wenn Emmy anfängt, uns intime Details aus ihrem Familienleben, besondere Passagen trauten Zusammenseins zu erzählen, fängt die Livekamera eine weitere Perspektive ihres Erzählens ein, distanziert sich sozusagen von ihr, macht klar, dass wir hier einer öffentlichen Performance beiwohnen und mitnichten einer Lebensbeichte. Was soll sie auch zu beichten haben, diese Frau, die nichts Schlechtes an ihrem Leben als „First Lady“ auf dem fürstlichen Jagdschloss Carinhall bei Berlin zu berichten und zu erinnern weiß. Im Zentrum von Emmys Schilderungen stehen der Luxus, den sie genießen konnte, der Spaß, den sie mit Hermann (Göring), Adolf (Hitler) und Gustav (Gründgens) hatte und teilweise in deren Rollen sie teilweise schlüpft und ihre zur Schau getragene Dummheit, die alles zu überdauern scheint.
„Ihr wart ja immer, wenn ihr Drogen genascht habt, wie so zwei kleine süße Büblein, spieltet mit Hermanns Modelleisenbahn in Carinhall, Stunden.“

Der Zuschauer wird zum Mitläufer

Je mehr wir Emmy Görings Spiel auf den Leim gehen, je mehr Zweifel wir daran hegen, dass auch Frau Göring gesinnungstreu bis zuletzt war, desto mehr macht uns der Abend zu Mitwissern, zu Mitläufern eines perfiden Spiels mit Ideologie. Glauben wir an die Entnazifizierung, nach der in den 50er Jahren – zack – viele altgediente NSDAP-Spezln wieder in Lohn, Brot und Ehren standen? Glauben wir Emmys Beteuerungen, dass sie ja rein unpolitisch sei und ihren Hermann nur wegen seiner schokoladenbraunen Uniform so toll fand? Und merken wir überhaupt, dass Emmys – allenfalls durch belanglose Fragen aus dem Off unterbrochene – Monolog mehr ihrer Selbstdarstellung dient, denn der historischen Aufklärung, die das Setting der „History“-Sendung zu Beginn so dröhnend postuliert? Der Monolog wird in der Inszenierung von Birgit Bagdahn auch zu einer Kritik an den Medien, die in Sendungen a la Guido Knopp zunehmend die Täter – zu denen Emmy Göring zweifellos gehört – ins Zentrum stellen. Nicht aufklärerisch oder erklärend, sondern reißerisch, sensationsheischend und allein auf Quote bedacht.
„Und je mehr Sender ihr Sermonsammelsurium den Leuten um die Ohren schlagen und unsere Zeit somit zum Zerstreuungslager machen, um so mehr wird sich jeder Sender mit jedem Sender im Wettstreit darum befinden, wer die höchste Einschaltquote hat, wer aber hatte die höchste Einschaltquote aller Zeiten in Deutschland? Adolf Hitler.“
Enigma Emmy Göring von Werner Fritsch Regie: Birgit Bagdahn Mit: Doris Dubiel Noch am 12. und 13. Juli, jeweils 19.30 Uhr auf der Probebühne Bismarckplatz (wenn’s nicht zu heiß ist).
Der öffentliche Raum ist nicht für jeden da

Kaufhof-Chef fordert: Neupfarrplatz soll punker-frei werden

In der Regensburger Altstadt ist viel Platz: für Auto-Ausstellungen, jedweden Werbestand, für Segways und Touristen-Rudel. Manche aber passen da nicht rein. Sie stören das Stadtbild und die Geschäfte. Der Galeria Kaufhof-Chef Ralf Kammermeier hat nun im Sicherheitsbeirat der Stadt gefordert, Punker vom Neupfarrplatz zu verbannen. Bürgermeister Gerhard Weber scheint bereits Vergrämungs-Methoden in petto zu haben.

Versuchter Mord durch Unterlassen?

„Es wäre besser, wenn er aus Siegenburg wegziehen könnte“

Es ist schwer zu begreifen: Der 22jährige Mann – nennen wir ihn Markus M., den ein Schläger-Trio 2012 durch Siegenburg geprügelt und anschließend der Kälte einer Februar-Nacht überlassen haben soll, muss weiter neben der Großmutter von zweien seiner Peiniger wohnen. Als ALG II-Empfänger und in seiner momentanen Verfassung ist es ihm derzeit kaum möglich, eine neue Wohnung zu finden. Weil die Miete zu hoch ist, wird sie zudem vom Amt nicht in voller Höhe übernommen.

"Herr Behemoth lädt zum Bankett"

Warum ich kein Kunst-Kino mache, oder: Fuck you Hollywood!

Ein Jäger, der nur Aas schießt, ein Paar, das im Bett Schweinemasken trägt und ein durchgedrehter Ex-Offizier der Wehrmacht. Sie alle sind eingeladen, wenn Herr Behemoth zum Bankett lädt. Am Dienstag, 11. Juni, feiert der – über Crowdfunding finanzierte – Film unseres Redaktionsmitarbeiters David Liese im Garbo-Kino Premiere. Der Filmemacher und Autor über seinen „Behemoth“, Kunst, Kino und den ganzen Rest.

Trio prügelt jungen Mann durch Siegenburg

„Die schwule Sau durchs Dorf getrieben“

Weil sie ihn für schwul hielten sollen drei junge Männer einen vierten verprügelt, getreten und unter Beschimpfungen durch den Ort getrieben und ihn schwer verletzt in der Kälte zurückgelassen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen versuchten Mord durch Unterlassen vor. Beim Prozessauftakt am Freitag gab es viele Versionen der Wahrheit. Selbst das Opfer wirkte nicht glaubwürdig.

Gastbeitrag

Regensburger bei Blockupy-Demo: „Wir wurden in eine Falle gelockt“

Am Sonntag sollte in Frankfurt am Main die große Abschlussdemonstration der Blockupytage stattfinden. Geplant und auch gerichtlich genehmigt waren eine Blockade im Bankenviertel. Doch von den mindestens 7.000 Menschen, die an den kapitalismuskritischen Protesten teilnahmen, wurden unmittelbar nach Beginn etwa 900 durch die Polizei über mehrere Stunden eingekesselt. Mitglieder des Sozialistisch Demokratische Studentenverbands (SDS) Regensburg waren direkt im „Antikapitalistischen Block“ dabei. Wir veröffentlichen ihren (von der Redaktion leicht überarbeiteten) Bericht.

Stadt gibt Entwarnung unter Vorbehalt

Regensburg gegen Hochwasser: „Es steht sechs zu eins“ (Bericht und Video)

Hans Schaidinger gibt vorsichtige Entwarnung. Das Hochwasser scheint im Moment seinen höchsten Punkt erreicht zu haben. Der Einsatzstab lobt die Einstellung und Zusammenarbeit der betroffenen Anwohner. Die bleiben selbst in der völlig überfluteten Werftstraße gelassen und loben die Helfer.

Warten auf die Scheitelwelle

Hochwasser: Höchststand am Dienstag Vormittag

Am frühen Dienstag Morgen hielten die Dämme noch. Der Scheitelpunkt des Hochwassers wird nun am Vormittag erwartet. Trotz Katastrophenalarm besteht kein Grund zur Panik. Die herrscht aber bei den Betroffenen vor Ort ohnehin nicht. Alle Infos der Stadt Regensburg im Detail.

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