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Universität sperrt sich gegen Elly-Maldaque-Initiative

Ein Opfer? Was geht uns das an?

Namen sollen etwas über den Charakter eines Menschen aussagen, behaupten manche. Über den Charakter und die Haltung von Kommunen und Institutionen kann man dagegen etwas erfahren, wenn es um die Benamung von Straßen, Plätzen oder Gebäuden geht. Ein Beispiel. morgen1Mit Namen ist das so eine Sache. Es gibt ausgefallene und Allerweltsnamen. Es gibt Namen, an die man sich erinnert und solche, die man schnell vergisst. Namen haben häufig eine versteckte Bedeutung und Sprachwissenschaftler, die sich der Onomastik (Namenkunde) verschrieben haben, können einem zum Beispiel erklären, dass Hans sich auf „Gott ist gnädig“ und Joachim auf „Gott richtet auf“ zurückführen lässt. Manche behaupten gar, dass ein Name etwas über den Charakter der Person aussagen würde, die ihn trägt.

Vom Charakter der Benamer

Etwas anders verhält es sich mit Namen, die dazu dienen, Straßen, Plätzen und Gebäuden über die bloße Notwendigkeit der Ortsangabe hinaus eine Bedeutung zu geben. Bekannte Persönlichkeiten werden auf diese Weise geehrt oder auch weniger bekannte, von denen die Namensgeber – Städte, Gemeinden oder Institutionen – glauben, dass sie eine solche Würdigung verdient hätten. So gesehen sagen diese Benamungen zwar nichts über den Charakter einer Straße, eines Platzes oder eines Gebäudes aus, aber dafür über die Haltung derjenigen, die diese Benamung verantworten oder über die Zeit, in der sie stattfand. Eine völlig willkürliche Auswahl: In Regensburg gibt es eine Straße für fast jeden Oberbürgermeister der Stadt, weil sich das so gehört. Es gibt die Franz-Josef-Strauß-Allee, weil man – kriminell hin, kriminell her – an dem bekanntesten bayerischen Ministerpräsidenten nicht vorbei kommt. Es gibt die Max-Planck-Straße, weil Wissenschaft in jeder Stadt, die etwas auf sich hält, zu ihrem Recht kommen sollte. Es gibt die Messerschmitt-Straße, weil Regensburg ohne die Produktionsstätten des NS-Kollaborateurs im zweiten Weltkrieg wohl etwas länger gebraucht hätte, um sich aus der damaligen Bedeutungslosigkeit eines mittelalterlichen Steinrests zu erheben. Es gibt diverse Bischofs-Straßen, weil in Regensburg der rechte Glaube schon immer viel gegolten hat. Und es gibt zum Beispiel die Hans-Herrmann-Schule, damit bereits die Kleinsten lernen, dass man es als hemmungsloser Opportunist in jedem System zu etwas bringen kann.

„Nur ein Opfer, nicht bedeutend”

Was es in Regensburg nicht gibt, ist eine Straße, ein Gebäude oder ein Platz mit dem Namen Elly Maldaque. Die Lehrerin war am 20. Juli 1930 unter mysteriösen Umständen in der Irrenanstalt Karthaus gestorben. Zuvor war sie von einer Bürokratie unter dem Einfluss der heraufdämmernden Nazi-Zeit systematisch fertig gemacht worden. Sie wurde im Auftrag der Polizei von Nazis bespitzelt. Weil sie bei Kommunisten Klavier gespielt hatte, flog sie aus dem Staatsdienst und schließlich – nach einem Nervenzusammenbruch – erklärte ein Amtsarzt sie für „selbst- und gemeingefährlich” und ließ sie nach Karthaus verfrachten. Nach neun Tagen war die bis dahin körperlich völlig gesunde 36jährige Frau tot (mehr darüber).
Opfer eines Staates im heraufdämmernden Nationalsozialismus: Die Regewnsburger Lehrerin Elly Maldaque.

Opfer eines Staates im heraufdämmernden Nationalsozialismus: Die Regensburger Lehrerin Elly Maldaque.

Erste Anläufe, eine Straße nach Elly Maldaque zu benennen, gab es schon vor fast 30 Jahren. Der Stadtrat lehnte das 1985 ab. Begründung: Maldaque war nur ein Opfer, aber ansonsten nicht bedeutend genug, um ihr die Ehre eines Straßennamens zuteil werden zu lassen. Die Schule, an der Elly Maldaque 17 Jahre lang unterrichtete, ist nach General Ludwig von der Tann benannt – aktiv im 19. Jahrhundert, wenn auch nicht in Regensburg. Doch auch heute ist er immer noch bedeutend genug, um Initiativen für eine Elly-Maldaque-Schule abprallen zu lassen.

Uni: Benamungen nur gegen Bares

Wenn es in der Stadt nicht funktioniert, dann vielleicht an der Universität, dachte sich Kurt Raster, der vor einigen Jahren mit seinem uetheater ein Stück über Elly Maldaque auf die Bühne brachte. Er startete eine Initiative, um das Theater an der Universität, manchmal Studententheater oder Unitheater genannt, in Elly-Maldaque-Theater umzubenennen. Dort, an der Uni, man merkt es schon am Namenstohuwabohu beim Theater, geht man mit Benamungen recht sparsam um. Allenfalls erwähnenswert wären das Vielberth-Gebäude oder der Hans-Lindner-Hörsaal. Dass diese beiden Geschäftsmänner aber bereits zu Lebzeiten Pate hierfür standen, dürfte weniger deren – zweifelsfrei immenser – Bedeutung geschuldet sein, als vielmehr erheblichen Summen Geldes, die beide für die jeweiligen Baumaßnahmen hingeblättert haben. Quid pro quo. Wer zahlt, schafft an. Und die Namen irgendwelcher Habenichtse werden nicht vergeben. Punkt. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Universität einer (Um)benennung ihres Theaters ablehnend gegenübersteht.

„Natürlich erinnern, aber nicht bei uns”

An Elly Maldaque müsse natürlich erinnert werden, heißt es von der Universitätsleitung. Allerdings müsse dies eben nicht an der Uni, sondern im öffentlichen Raum geschehen. Und für den ist Elly Maldaque, wie bereits erwähnt, als „Nur-Opfer“ eben zu bedeutungslos. Außerdem, so die Universitätsleitung weiter, gebe es ja keinerlei Bezug zwischen der Universität und der Lehrerin Maldaque. Deshalb darf der Name Maldaque in Publikationen der Universität nicht vorkommen. Bereits vor vier Jahren ließ Uni-Kanzler Christian Blomeyer einen entsprechenden Hinweis des uetheaters mit dem Hinweis „Themaverfehlung“ aus dem Vorlesungsverzeichnis streichen. Und auch in diesem Jahr gab es Hakeleien. Eine Hinweis auf Rasters Initiative wollte man partout nicht im offiziellen Kunst-und-Kultur-Leporello („kultUR campus kreativ“) haben. Man könne „keine Inhalte veröffentlichen, die sich gegen die Meinung der Universität richten“, heißt es in einer entsprechenden Mail. Raster hat nun Rektor Thomas Strothotte einen offenen Brief geschrieben und sich bitter über diesen „einerseits lächerlichen“, andererseits „beschämenden“ Vorgang beklagt. An der Uni wiederum verteidigt man sich mit dem Hinweis, dass das uetheater in diesem Semester doch gar keine Aufführung habe und deshalb die Angabe der Kontaktmöglichkeiten ausreichend sei.

Was geht das schon die Uni an…

Im nächsten Semester dürfte Raster allerdings wieder ein Stück auf die Bühne bringen – der nächste Hickhack ist vorprogrammiert. Denn dass die Universität nachgeben wird, ist angesichts der Vorgeschichte und der generell bekannten Trägheit solch altehrwürdiger Institutionen nicht zu erwarten. Da helfen auch tausend Unterschriften für die Umbenennung nichts. Und aus der öffentlichen Debatte hält man sich tunlichst heraus. Was geht so ein Name, eine Lehrerin und eine solche Debatte schon eine Bildungseinrichtung an. Völlig schweigsam bleibt die Universitätsleitung in Namensfragen allerdings nicht. Weil Raster auf seiner Internetseite den Mailverkehr mit der zuständigen Mitarbeiterin für Theatergruppenvorstellungstexte öffentlich gemacht hat, heißt es nun: „Die Offenlegung des Mailverkehrs mitsamt der Namenskennung ist schon allein aus datenschutzrechtlichen Gründen (ohne Einverständnis der beteiligten Personen) nicht vertretbar.” Mit Namen ist das eben so eine Sache. Aktuell ist ein Buch über Elly Maldaque erschienen. Eine Besprechung folgt demnächst.
Vortrag: Nazi-Terror unter den Augen des Staates

NSU – wen schert das noch?

Es ist eine Ansammlung von Ungereimtheiten und Skandalen. Vieles wird wohl nie aufgeklärt werden und politische Konsequenzen bleiben aus: Seit Bekanntwerden der NSU-Mordserie wird viel untersucht und viel geschrieben. Doch kommt am Ende wirklich etwas dabei heraus? Ein Vortrag in Regensburg macht da nicht eben optimistisch.

"Irritationen" über Pressekonferenz

„Lohndumping per Werkvertrag“: Kein Thema bei Tarifverhandlungen

Es war ein Schwärmen über die positive Lage der bayerischen Metall- und Elektroindustrie: Der Bayern-Chef der IG Metall war auf Stippvisite in Regensburg, um sich bei den BMW-Beschäftigten umzuhören. Schließlich stehen bald Tarifverhandlungen an. Eines scheint aber schon festzustehen: Das Problem „Lohndumping per Werkvertrag“ wird bei diesen Verhandlungen keine Rolle spielen. Noch nicht zumindest.

"Man lässt die Frauen allein"

Regensburger Uniklinik: Keine „Pille danach“ für Vergewaltigungsopfer

Nur katholische Krankenhäuser verweigern Vergewaltigungsopfern die „Pille danach“? Von wegen. Das durch und durch weltliche Universitätsklinikum in Regensburg hält es ebenso. Mit fragwürdiger Begründung. Die Landtagsabgeordnete Margit Wild, Vorsitzende von Pro Familia, ist empört. „Die Uniklinik stiehlt sich aus der Verantwortung und lässt hilfesuchende Frauen allein.“

Archivleiter außer Kontrolle

Schlampen, schweigen, pampig werden: Vom Stadtarchiv einer Welterbestadt

„Es fehlt an Interesse und Kompetenz“, resümiert ein Berliner Historiker seine Erfahrungen mit dem Regensburger Stadtarchiv. Falsche Auskünfte, verschwundene Dokumente, Rügen von der Rechtsaufsicht – die Probleme sind seit Jahren bekannt und bescheren der Welterbestadt zwischenzeitlich auch überregional einen schlechten Ruf in Fachkreisen. Wirklich zu scheren scheint das die Verantwortlichen nicht. Er gedenke nicht, auf Kritik zu reagieren, heißt es vom Oberbürgermeister. Er sei mit seinen Möglichkeiten am Ende, erklärt der Kulturreferent. Und der Archiv-Leiter, den weder OB noch Referent zur Räson bringen können, geht auf Tauchstation.

1.800 Euro Geldtrafe für Williamson

Holocaustleugner-Idol verurteilt

Darf ein britischer Staatsbürger gegenüber einem schwedischen Fernsehsender auf deutschem Boden straflos den Holocaust leugnen? Nein, sagt das Regensburger Amtsgericht. Beim zweiten Anlauf im Verfahren gegen Richard Williamson hat es den Bischof erneut zu einer Geldstrafe verurteilt. Williamsons Rechtsanwälte wollen notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen. Zentral ist die Frage: Konnte er wissen, dass seine Aussagen in Deutschland öffentlich werden würden?

Amtsgericht: Neun Monate für zweifelhafte Annäherungsversuche

Vom Frauenschreck zum Klosterbruder

Es ist nicht leicht für die Männerwelt, sich dem anderen Geschlecht auf eine Weise anzunähern, ohne dass man sich blamiert, lächerlich macht oder – und das ist manchmal der beste Fall – ignoriert wird. Flirtratgeber, Single-Börsen, Anbandel-Partys und Pick-up-Maschen versprechen unfehlbare Erfolgsstrategien für jedermann. Über deren Sinnhaftigkeit lässt sich streiten, aber immerhin dürfte man(n) mit diesen Tipps straffrei ausgehen. Ganz im Gegensatz zu einem 32-jährigen Regensburger, der wegen fehlgeleiteter Annäherungsversuche neun Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung bekommen hat – und damit noch glimpflich davon gekommen ist.

Nach Expertenrunde im Rathaus

Wohnungsmarkt: Die Sozialquote wird erhöht

„Konstruktive Gespräche“ seien es gewesen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt zum Treffen von Politikern und Fachleuten in Sachen Wohnungsbau am Montag. Und tatsächlich scheint eine Sozialquote von 20 Prozent in Neubaugebieten nun in Kürze beschlossen zu werden. Dennoch gibt es innerhalb der Koalition noch einige Diskussionen. Die Basis macht das unruhig. Ein SPD-Ortsverein hat die Fraktion zwischenzeitlich gar aufgefordert, die Koalition mit der CSU „zu überdenken“.

Neujahrsempfang: Schaidinger kürt Schlegl zum Wunsch-Nachfolger

Kronprinz ohne Gefolge?

Jetzt ist es raus: Christian Schlegl soll Oberbürgermeister werden. Zumindest, wenn es nach dem amtierenden OB Hans Schaidinger geht. Auf dem Neujahrsempfang der CSU-Verbände im Stadtsüden empfahl Schaidinger den Fraktionsvorsitzenden Schlegl offiziell als OB-Kandidaten und appellierte an die „Vernunft“ der Regensburger CSU. Ein gewagtes Unterfangen, dem der Kronprinz Schlegl gelassen entgegensieht.

Ehemalige Domspatzen sagen Unterstützung zu

Kriminologe pfeift auf katholische Klagedrohung

Das geplatzte Forschungsprojekt zum sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche ist für einige Opfer kein Grund zur Trauer. Beim „Unabhängigen Archiv ehemaliger Regensburger Domspatzen“ hat man vom Anfang an an dessen Sinn gezweifelt. Nun wollen die dort zusammengeschlossenen Missbrauchsopfer dem Kriminologen Dr. Christian Pfeiffer ihre Zahlen zur Verfügung stellen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat unterdessen angekündigt, Pfeiffer zu verklagen. Der sieht einer solchen Auseinandersetzung „mit Freuden“ entgegen.

Forschungsprojekt zu Missbrauch gescheitert

„Ein Vertrag mit der Kirche ist nichts wert“

Das Forschungsprojekt zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ist gescheitert. Der von der Deutschen Bischofskonferenz beauftragte Kriminologe erhebt schwere Vorwürfe. Offenbar wird dabei ein wesentliches Dilemma der Bischofskonferenz: Sie kann solche Forschungsaufträge nicht ernsthaft vergeben. Es steht jedem Bischof frei, sich zu verweigern. Und das Beispiel Regensburg macht deutlich: Hier wurde bislang nicht aufgeklärt, sondern Aufklärung verhindert. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und ohne Konsequenzen.

„Moderne Wegelagerei“

123 Prozent Mieterhöhung: Stadtrat soll Stadtbau bremsen

Mieten, die sich nach der Sanierung verdoppeln? Nicht bei einem kommunalem Unternehmen, sollte man meinen. Doch, sagt der Mieterbund Regensburg. Am Dienstag stellten die beiden Vorsitzenden einen aktuellen Fall bei der städtischen Tochter Stadtbau „an der Kante zur Luxussanierung“ vor. Jetzt soll der Stadtrat handeln und dem Kommunalunternehmen deutliche Vorgaben machen.

OLG Nürnberg verurteilt MZ zu Gegendarstellung

Weicheier statt Gotteskrieger? Eine Ehrenrettung für die Piusbrüder

Nicht verfassungsfeindlich, nicht frauenfeindlich, nicht im Kampf für einen katholischen Gottesstaat und auch nicht die Spur antisemitisch: Glaubt man einer Gegendarstellung, die von der erzkatholischen Piusbruderschaft erstritten wurde, unterscheiden sich die überzeugten Gotteskrieger kaum von den liberalen Weicheiern, die sie sonst so gern kritisieren. Versuch einer Ehrenrettung.

Regensburg sucht den Super-Mythos

“Nur wer Geschichte fälscht, kann sie nachhaltig verändern!” Herr Lunger, Kulturreferent von Kasperlhausen “Welterbealarm!” heißt die brandaktuelle Produktion des Theater Larifari für Erwachsene. Anlässlich der Karikaturen-Ausstellung im Kunst- und Gew(elt)erbeverein, Ludwigstraße 6, spielen Christoph Maltz und Sebastian Haimerl an insgesamt sechs Terminen zwischen den Jahren. Der Kasperl Larifari hat ein niegelnagelneues Theaterwagerl bekommen, mit dem […]

Redaktionspause

Fröhliche Weihnachten!

Als ihm auf seinen Spruch, er käme von draußen vom Walde her ein “Mir sammer a vom Woid und etz mach de Däier zou” entgegnet wurde, wurde Student Karsten Hinrichs klar, dass ihn sein Navigationssystem in die falsche Geststätte geführt hatte. Karikatur: Efeska Jetzt aber wirklich: Wir machen eine kurze Pause bis Anfang Januar und […]

Advent, Advent...

Stadtrat-Adventskalender, Folge 24

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Auch unser Adventskalender findet heute seinen Abschluss. Die weihnachtliche Ehre, das fulminante Finale unserer Reihe zu stellen, haben selbstverständlich die Bürgermeister: Oberbürgermeister Hans Schaidinger, CSU, 2. Bürgermeister Gerhard Weber, CSU, und 3. Bürgermeister Joachim Wolbergs, SPD. Es war uns ein Fest. Feiern Sie selbiges!

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