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Polizei geht gegen "Klientel" am Bahnhof vor

Mit Herzblut beim Verdrängen

Heute beginnen in Regensburg Beamte der Bundespolizei und der bayerischen Landespolizei mit gemeinsamen Sicherheitsstreifen im Bahnhofsbereich. Das Ziel: Der „brave Bürger“ soll unbehelligt Bahn fahren können.
Landes- und Bundespolizei arbeiten ab sofort beim Verdrängen nicht mehr gegeneinander, sondern Hand in Hand. Foto: Liese

Landes- und Bundespolizei arbeiten ab sofort beim Verdrängen nicht mehr gegeneinander, sondern Hand in Hand. Foto: Liese

Polizeioberrat Stephan Schrottenbaum und Polizeidirektor Wolfgang Mache sind an diesem sonnigen Mittwochmorgen gut gelaunt. Nur der Lärm, der von draußen durch das geöffnete Fenster in das kleine Büro im Obergeschoss des Bundespolizeireviers am Bahnhof dringt, stört sie etwas. Diesmal ist der Störenfried eine Baustelle, keine berauschten Personen oder ein zu lauter Obdachloser. Man löst das Problem durch ein einfaches Schließen des Fensters. Genauso einfach wollen Bundes- und Landespolizei – als deren Vertreter Schrottenbaum und Mache am Tisch sitzen – jetzt auch mit anderen Störenfrieden im Bahnhofsbereich umgehen. Denn an diesem Mittwoch beginnen die Behörden mit gemeinsamen Sicherheitsstreifen im Bahnhofsbereich. Die Grundlage für diese Kooperation bildet ein Abkommen, dass der bayerische Innenminister Joachim Herrmann mit seinem Kollegen im Bund, Hans-Peter Friedrich, am 5. Juli geschlossen hat.

Vom Hin und Her beim Verdrängen der „gewissen Klientel“

So kann man in Regensburg endlich ein Problem lösen, dass nicht nur die Polizei, sondern auch die Stadt schon lange beschäftigt: Die – überspitzt formuliert – nachhaltige Säuberung des Bahnhofsbereiches von „einer gewissen Klientel“, wie Polizeioberrat Schrottenbaum bestimmte Menschen immer wieder nennt. Damit sind Langzeitabhängige von illegalen Drogen, Alkoholiker und Obdachlose gemeint – eben alles, was am Bahnhof nicht willkommen ist. In der Vergangenheit sah das Wolfgang Mache zufolge so aus: „Die Bundespolizei wird tätig und verdrängt diese Leute in die Albertstraße. Dort wird die Landespolizei tätig und verdrängt die Leute zurück in den Bahnhof.“ Damit „die Leute“ jetzt endlich endgültig aus dem Gleisbereich, der Bahnhofshaupthalle, aber auch den Arcaden, den Parkanlagen vor dem Bahnhof und der Albertstraße – kurz: aus dem Blickfeld „verdrängt“ werden, vereinen die Polizeibehörden ihre Zuständigkeiten durch einen Schulterschluss.
Gut gelaunt: Wolfgang Mache und Stephan Schrottenbaum unterzeichnen den Einsatzbefehl.

Gut gelaunt: Wolfgang Mache und Stephan Schrottenbaum unterzeichnen den Einsatzbefehl.

„Die Streetworker müssen sich anpassen“

Mehrfach schon beklagten die Regensburger Streetworker die Säuberungstaktik der Polizei, erschwert sie doch deren Arbeit beträchtlich. Polizeidirektor Mache findet auch hier deutliche Worte: „Wir verkennen nicht, dass Streetwork durch unsere Maßnahmen eventuell erschwert wird. Aber in der Güterabwägung ist dem Aufbrechen dieser Strukturen Vorrang zu geben.“ Mit dem Aufbrechen der Strukturen meint er das Zersprengen der Drogenszene am Bahnhof, die die öffentliche Sicherheit in erheblichen Maße beeinträchtigen soll. Für den sozialen Rahmen dieser Leute seien andere Behörden zuständig, dies sei keine originär polizeiliche Aufgabe. „Die Streetworker müssen sich in ihrer Arbeitsweise gegebenenfalls anpassen“, fügt Mache auf Nachfrage hinzu.

„Der brave Bürger – das bitte in Anführungszeichen – soll unbehelligt Bahn fahren können.“

Und Polizeioberrat Schrottenbaum macht klar: Für die Bundespolizei sei es an Bahnhöfen die primäre Aufgabe, für Reisesicherheit zu sorgen. „Aber der Bahnfahrer fühlt sich hier nicht sicher“, sagt er und zitiert Oberbürgermeister Schaidinger, der die Polizisten einmal in den Morgenstunden am Bahnhof besucht hat, so: „Das ist unglaublich, was da alles los ist.“ Der Reisende solle sagen können: „Hier in Deutschland kann man noch sicher Bahn fahren“, schiebt Schrottenbaum nach. Und noch einmal: „Der brave Bürger – das bitte in Anführungszeichen – soll unbehelligt Bahn fahren können.“ All das untermauern Mache und Schrottenbaum mit Kriminalitätsstatistiken. 2012 gab es 1.500 Ladendiebstähle im Umfeld des Bahnhofes (in der Nähe ist schließlich ein großes Einkaufszentrum), etwa 100 Körperverletzungen, und ungefähr genauso viele „Störungen der öffentlichen Ordnung“. Ob die primäre Gefahr dabei von dieser „gewissen Klientel“ ausgeht, die den Polizeichefs ein besonderer Dorn im Auge ist, geht aus den genannten Zahlen nicht hervor.

Polizei setzt alles daran, um ein Alkoholverbot durchzusetzen

Schließlich bringt Wolfgang Mache noch einen weiteren Aspekt ins Spiel – das kürzlich diskutierte Alkoholverbot im Bahnhofsbereich. Durch die gemeinsamen Streifen wolle man nämlich auch „alles daran setzen, um solche Verordnungen durchzusetzen“. Der Bereich des Bahnhofs komme definitiv für so eine Verordnung infrage. Am Ende des Gesprächs – die Luft wird ob der geschlossenen Fenster langsam etwas dünn – werden noch vier der Polizisten von Landes- und Bundespolizei vorgestellt, die sich freiwillig für die Streifen gemeldet haben. „Wir zwingen hier keinen. Bei so etwas muss man schließlich mit Herzblut dabei sein“, konstatiert Schrottenbaum.
Im Vordergrund: Streifenpolizisten. Im Hintergrund: Ist das schon Klientel? Fotos: Liese

Im Vordergrund: Streifenpolizisten. Im Hintergrund: Ist das schon Klientel? Fotos: Liese

Dann geht es raus, an die frische Luft, direkt in den „Brennpunkt“ Bahnhof. Die erste Streife macht sich auf den Weg. „Klientel“ verdrängt man noch keines, dafür erklärt man einer älteren Dame den Weg zu einem Hotel. Auf die Nachfrage, wie man denn nun vorgehen wolle beim „Verdrängen“, antwortet ein Polizist der Landespolizei, man verlasse sich eben auf sein Gefühl. Das sei „wie bei den Kollegen an der Grenze früher“.

Einsperren? Früher war eben alles einfacher

Und was macht man, wenn man „Klientel“ aufgespürt hat? Man erteilt einen Platzverweis, natürlich, das mache schließlich auch die wenigste Arbeit. Und wenn das nichts helfe? „Dann nimmt man ihn in Gewahrsam.“ Früher sei das auch am helllichten Tag einfach so gegangen, einfacher sei das gewesen. Damals. „Heute braucht man dazu einen Richterbeschluss“, sagt der Beamte nicht ohne Wehmut. Alles in Allem sei man aber schon froh, seine Arbeit zu machen – die Arbeit mit Menschen sei ja das Schöne am Polizeidienst.
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Gefälligkeit für den Reichstheologen

Vor 36 Jahren verlieh die Regensburger Universität zum ersten Mal ein Ehrendoktorat. Die Fakultät für Katholische Theologie ehrte damals den umstrittenen Diözesanbischof Rudolf Graber in einem Festakt, der mit Handgreiflichkeiten und der gegenseitigen Androhung von Strafanzeigen endete. Der frisch gekürte Dr. h.c. Graber hingegen blieb gelassen und würdigte seinerseits in einer lang vorbereiteten Gastvorlesung das Lebenswerk des Nazi-Theologen Karl Adam. Strippenzieher der Huldigung war Professor Joseph Ratzinger, der Bischof Graber seinen Lehrstuhl verdankte.

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Regensburger Riesenfußball

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Für Häme und Befriedigung bei manchem CSUler sorgen umetikettierte Rieger-Plakate entlang der Frankenstraße. Tatsächlich waren es aber keine Parteifreunde, die dafür verantwortlich sind. Es gibt ein anonymes Bekennerschreiben.

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Protest vor Landgericht: „Gerechtigkeit für Gustl Mollath“

„Eigentlich bin ich gar kein so kritischer Mensch“, sagt Helmut Nachtigall. Und auch öffentliche Auftritte sind nicht so seine Sache. Trotzdem hat der 65jährige für den morgigen Freitag eine Kundgebung angemeldet – Motto: „Gerechtigkeit und Freiheit für Gustl Mollath“. Ab 10 Uhr will er vor dem Gerichtsgebäude an der Kumpfmühler Straße stehen.

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