Haben ein zwielichtiger Geschäftsmann und ein bekannter Regensburger Rechtsanwalt sich zusammengetan, um mit sittenwidrigen Massenabmahnungen Geld zu verdienen? Am Freitag fand deswegen ein erstes Zivilverfahren gegen einen Anwalt der „Porno-Pranger“-Kanzlei Urmann und Collegen statt.
Wird es eng für die Abmahner? Vordergründig geht es „nur“ um rund 1.800 Euro, eigentlich ist es aber eine „Musterklage“, die am Freitag vor dem Amtsgericht Regensburg verhandelt wurde. Bekommt die Klägerin recht, könnte eine Flut von Verfahren gegen die Anwaltskanzlei Urmann und Collegen (U+C) folgen. Im Kern geht es um die Frage, ob die durch den „Porno-Pranger“ bekannt gewordene U+C mit dem bekannten Internetabzocker Frank Drescher gemeinsame Sache gemacht hat, um mit sittenwidrigen Massenabmahnungen Geld zu verdienen. Die Regensburger Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb seit geraumer Zeit gegen Frank Drescher und den Rechtsanwalt Thomas Urmann und wirft ihnen versuchten Betrug vor.
Der KVR-Shop: Riesen-Palette und Mini-Umsätze
Am Freitag wurde nun die Klage einer der Abgemahnten gegen Urmann und Drescher verhandelt, die durchaus Einfluss auf das parallel laufende Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft haben dürfte.
Drescher ist Geschäftsführer der mittlerweile in Insolvenz befindlichen KVR Handelsgesellschaft. Vorgeblich hatte er diese gegründet, um einen Onlinehandel „ähnlich wie Amazon oder der Otto-Versand“ ins Werk zu setzen, wie er vor Gericht ausführte. Angeboten wurde quasi alles, was sich übers Internet so verkaufen lässt. Wesentliche Umsätze scheint es indes nicht gegeben zu haben. Eine „exemplarische Auswahl“ (Drescher) von Rechnungen, die er dem Gericht vorlegte, übersteigt nur selten die Höhe einstelliger Euro-Beträge.
Kaum Umsatz, aber viel Konkurrenz zum Abmahnen
Was allerdings angesichts der vorgeblich so breiten Produktpalette im Angebot weitaus höher war, ist die Zahl mutmaßlicher Konkurrenten. Und so begann Drescher unmittelbar nach Gründung seiner Firma damit, diesen Konkurrenten wegen fehlerhafter AGBs oder Impressums-Angaben abzumahnen. Damit habe er sich „einen fairen Markteinstieg ermöglichen“ wollen. Mit den Abmahnungen – Zahlen nennt Drescher nicht, spricht aber von „etlichen“ – beauftragte er die Kanzlei U+C.
Eine der Abgemahnten – ein Online-Handel für Spielzeug und Modelle – wehrte sich und erwirkte erfolgreich eine Einstweilige Verfügung. Nun geht es um die dadurch entstandenen Gerichtskosten, rund 1.800 Euro, die Drescher und U+C ersetzen sollen. Es handle sich um „vorsätzliche, sittenwidrige Schädigung“, so die Argumentation der Klägerin. Drescher habe die KVR Handelsgesellschaft nur gegründet, um über eine Fülle von Abmahnungen – von weit über 1.000 ist die Rede – Anwaltsgebühren zu produzieren.
Womit wollte Drescher verdienen?
Immerhin: Pro Abmahnung werden bei einem Streitwert von 10.000 Euro immerhin 651,80 Euro fällig. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass diese via Textbaustein-System am PC problemlos binnen kürzester Zeit hundertfach erstellt werden können. Diese Gebühren erhielte allerdings ausschließlich die beauftragte Kanzlei – also U+C. Frank Drescher hätte davon nichts, müsste für die Beauftragung der Kanzlei sogar zusätzlich bezahlen. Eigentlich. Gab es also eine Absprache zwischen Drescher und Thomas Urmann? War das Geschäftsmodell nicht der Online-Shop, sondern das gebührenträchtige Abmahnen angeblicher Konkurrenten?
Aussagekräftige Null-Aussagen
Drescher schwieg – unter gelegentlichem Herumeiern – zu fast allen Nachfragen von Richter Thomas Rauscher.
Ein kurzer Auszug:
„Wie kamen Sie auf die Idee, einen solchen Online-Handel zu machen?“
„Das ist doch nicht abwegig.“
„Aber gleich Amazon Konkurrenz machen zu wollen?“
„Nicht aus dem Stegreif, aber wir hatte eine ebenso breite Produktpalette.“
„Welche Umsätze haben Sie erwirtschaftet?“
„Das weiß ich nicht genau.“
„Warum diese vielen Abmahnungen?“
„Das ist doch mein gutes Recht.“
„Hätten Sie die Kosten für den Rechtsanwalt überhaupt bezahlen können?“ „Dazu muss ich nichts sagen. Dazu will ich mich nicht äußern.“
„Haben Sie Rechnungen von U+C bekommen und bezahlt?“
„Ich habe alle Rechnungen bezahlt. Das kann ihnen Herr Urmann bestätigen.“
„Entbinden Sie ihn dafür von der Schweigepflicht?“
„Nein.“
Entsprechend gab es am Freitag auch keine wirkliche Aussage des ebenfalls beklagten Rechtsanwalts Thomas Urmann.
„Wurde die KVR wissentlich gegründet, um nur Abmahnungen zu produzieren?“
Schweigepflicht.
„Wie viele Abmahnungen gab es?“
Schweigepflicht.
„Warum wurde gegen die Einstweilige Verfügung nicht vorgegangen?“
„Ich fahre nicht nach Hamburg zum Gericht, wenn mir kein Reisekostenvorschuss bezahlt wird. Im Übrigen unterliegt das der Schweigepflicht.“
„Und wenn ich Verfügungen zuerst bei Regensburg Digital lese…“
Auf einen Vergleich – Zahlung von 900 Euro und gut ist’s – wollten weder Drescher noch Urmann sich einlassen. Das sei ein „absolutes No Go“, so Urmann. Hier werde ein Musterverfahren geführt, dem noch hunderte Klagen folgen könnten, sofern man einfach nachgebe, um seine Ruhe zu haben. „Und wenn ich Verfügungen des Gerichts zuerst bei Regensburg Digital lese, bevor ich sie zugestellt bekommen habe, dann zeigt das doch, wie dieser Prozess geführt wird.“
Weil noch Zeugen gehört werden sollen, mit denen Drescher belegen will, dass er tatsächlich auch etwas verkauft und mit irgendwelchen Produkten gehandelt hat, gab es am Freitag noch kein Urteil. Der Prozess wird am 18. Juni fortgesetzt.
Stefan Hajdu hat den Holocaust überlebt. Er war als Jugendlicher in Auschwitz, Buchenwald und Flossenbürg interniert. Am Donnerstag erzählte er der Historikerin Anna Andlauer von seiner Kindheit während und nach der Nazi-Diktatur.
Beim DGB ist man verärgert und spricht von Geschichtsvergessenheit: Zum 80. Jahrestag des Sturms der Nazis auf die Gewerkschaftshäuser fordert der ödp-Fraktionschef Eberhard Dünninger eine Distanzierung von „marxistischen Parolen“.
Der Wunsch nach einem gemeinsamen Erinnern prägte den Gedenkweg für die Opfer des Faschismus am Dienstag. Außerdem erfuhr man von der neusten städtischen Peinlichkeit.
„Aus dem Strohhalm ist ein Schilfrohr geworden“, sagt CSU-Fraktionschef Christian Schlegl zur Entwicklung der letzten Wochen. Im Vorfeld der Vorstandswahl am Freitag sieht alles danach aus, als ob er doch noch OB-Kandidat der CSU werden könnte. Unterdessen wird darüber nachgedacht, die Öffentlichkeit von den Wahlen auszuschließen. „Wir wollen in Ruhe diskutieren können“, sagt ein Vorstandsmitglied.
Das bayerische Innenministerium hat den Verfassungsschutzbericht 2012 vorgestellt. Darin: Verleumdungen und Panikmache gegen „Linksextreme“ und der Hinweis, dass Bayern mit der NSU nicht viel am Hut habe.
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