KZ-Außenstelle Colosseum: Die SPD plädiert für eine neue Gedenkpolitik und lässt es dabei selbst an Erinnerungskultur mangeln.
Das Umdenken folgt erst zwei Jahre später. Schon 2011 sprach Joachim Wolbergs mit Kritikern der Platte vor dem Colosseum. Damals konsequenzlos. Foto: Archiv
Zumindest erinnert Joachim Wolbergs sich: „Man muss der Ehrlichkeit halber sagen: Ich habe den Text gekannt und mit freigegeben. Ich habe aus diesem Fehler gelernt. Heute bin ich auch dafür, dass diese Platte entfernt wird.“ Es braucht nur knapp zwei Jahre, ein Gutachten – in dem steht, was engagierte Initiativen von Anfang an gesagt haben – und einen näher rückenden Wahltermin, um einen fundamentalen Meinungsumschwung beim Bürgermeister (und Oberbürgermeister-Kandidaten der SPD) auszulösen.
Am Dienstag hat die Führungsspitze der SPD-Stadtratsfraktion im Rahmen einer Pressekonferenz ihre Haltung zu der Expertise zur KZ-Außenstelle Colosseum verkündet. Und siehe da: Die Meinung der Gutachter stößt auf einhellige Zustimmung.
Die Gutachter zur Inschrift: „Verschleiernd. Fast grotesk.“
„Der Satz ‘Vor dem Haus mussten die Häftlinge, durch Unterernährung und Demütigungen geschwächt, zum Appell antreten.’ geht in fast grotesker Weise am Kern der Sache vorbei. Dass vor dem Haus Häftlinge zum Appell antreten mussten verschleiert, dass im Haus Häftlinge an Auszehrung und Misshandlung starben.“
Wolbergs (2011): „Die Platte bleibt.“
Soll dringend entfernt werden: Die Bodenplatte vor dem KZ-Außenlager Colosseum.
Diese Kritik ist weder neu, noch überraschend. Im Stadtrat hatten sich unter anderem Jürgen Huber (Grüne) und Eberhard Dünninger (ödp) bereits 2011 ähnlich geäußert. Vom Bündnis „Kein Platz für Nazis“ oder der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ kam ebenfalls unmittelbar nach Bekanntwerden der Verlegung scharfe Kritik. Und auch innerhalb der SPD – konkret von Margot Neuner und Christa Meier, die beide im Kulturausschuss sitzen – rumorte es. Konsequenzlos allerdings.
Wolbergs (2011): „Wir sind die gewählten Vertreter. Wir entscheiden.“
Ungeachtet dessen vertrat Wolbergs und mittelbar dann auch die SPD-Fraktion nämlich die Haltung: „Die Platte bleibt.“ Gegen die Stimmen von FDP, Linken, Grünen und Freien Wählern lehnte die Koalition eine Entfernung der Platte im November 2011 in „Basta“-Manier ab. Auch wenn der Text unglücklich formuliert sei, so sei er doch historisch korrekt, so Wolbergs damals. Kritiker außerhalb des Stadtrats ließ der Bürgermeister wissen: „Wir sind die gewählten Vertreter. Wir entscheiden.“
Am Dienstag ist alles plötzlich ganz anders. Unter ernsten Blicken erfährt das Gutachten ungeteilte Zustimmung. Ja, bei der Neukonzeption des Historischen Museums müsse die NS-Geschichte natürlich eine Rolle spielen, bekundet Margot Neuner. Im Museum für Bayerische Geschichte müsse sich für überregional bedeutsame Aspekte wie Messerschmitt oder dessen Zusammenhang mit dem KZ-System unbedingt ein Platz finden, erklärt Gertrud Maltz-Schwarzfischer. Und überhaupt: Es müssten neue Wege in der Gedenkkultur beschritten werden, bekräftigt Christa Meier.
Wolbergs (2013): „Da habe ich einen Fehler gemacht.“
Nur wenige Stunden, bevor um 17 Uhr der Gedenkweg für die Opfer des Faschismus in Stadtamhof beginnt, fordert Neuner unter zustimmendem Nicken von Wolbergs und Fraktionschef Norbert Hartl die Entfernung der Platte, „die ohne unser Zutun und ohne unser Wissen verlegt wurde“. Bevor Nachfragen zu seiner Rolle kommen, gibt Wolbergs die oben zitierte Erklärung ab („Da habe ich einen Fehler gemacht. Aber ich bin lernfähig.“). Dann muss er rasch weg – zu einem anderen Termin.
Bierkultur ja, Erinnerungskultur nein: Hans Schaidinger und sein Kulturreferent Klemens Unger. Foto: Archiv/ Staudinger
Man tut sich schwer. Lediglich Christa Meier äußert sich und das recht vorsichtig: „Klemens Unger ist weisungsgebundener Beamter und erfüllt seine Aufgaben in dem Rahmen, der ihm zugestanden wird.“ Diesen Rahmen hat in der Vergangenheit die SPD-Fraktion mit abgesteckt. Aber da fehlt es wohl an der Erinnerungskultur.
Das bayerische Innenministerium hat den Verfassungsschutzbericht 2012 vorgestellt. Darin: Verleumdungen und Panikmache gegen „Linksextreme“ und der Hinweis, dass Bayern mit der NSU nicht viel am Hut habe.
„Regensburg neu gestalten“ heißt es seit heute im Rahmen von vier Aktionstagen. Höhepunkt ist das Programm am Samstag, in dessen Rahmen sich 19 Organisationen und Initiativen im Evangelischen Bildungswerk präsentieren. Auch Regensburg Digital ist mit von der Partie.
Mit Juristerei und auch ansonsten recht fragwürdigen Argumenten hat der CSU-Kreisvorsitzende eine Mitgliederbefragung bei der Wahl eines OB-Kandidaten abgelehnt. Am 26. April soll nun der Vorstand neu gewählt werden. „Sollte ich wiedergewählt werden, wird das Verfahren zur Suche eines OB-Kandidaten fortgesetzt“, so Gugau.
Wer wird OB-Kandidat der Regensburger CSU? Der Landtagsabgeordnete Franz Rieger will die rund 1.100 Mitglieder darüber abstimmen lassen. Dem Kreisvorsitzenden Armin Gugau, der über Riegers Vorstoß vorab nicht informiert wurde, wird damit die Herrschaft über das Auswahlverfahren entzogen. Sein Stellvertreter Hans Renter zog heute die Reißleine und erklärte, nicht mehr für den Vorstand zu kandidieren.
Der ehemalige Regensburger Stadtrat und Berufsbetreuer Reinhold F. wurde auch im Berufungsverfahren zu drei Jahren Haft verurteilt. Da halfen selbst Tränen und offene Worte nichts.
Mehrere tausend Menschen gingen im Vorfeld des NSU-Prozesses am Samstag in München auf die Straße. Verfassungsrichterin und Nebenkläger-Anwältin Angelika Lex fordert Verfahren gegen Verfassungsschutzbehörden wegen „aktiver Unterstützung“ des NSU.
Die Regensburger Piratenpartei rief am Sonntag gemeinsam mit attac und den Grünen zu einer Demonstration gegen die Bestandsdatenauskunft auf. Ein Sonntagsspaziergang mit Transparenten und Polizeigeleit.
Man hat sich darauf geeinigt, sich einigen zu müssen. Und außerdem soll irgendwas passieren – irgendwann. Das ist das Ergebnis der Vorstandssitzung der Regensburger CSU.
Amberg ist nicht nur die „Perle der Oberpfalz“, sondern gilt als Beispiel für das Verharmlosen und Kleinreden von Nazi-Strukturen. Zu diesem Ergebnis kommt die Amadeu-Antonio-Stiftung in einem aktuellen Report. Manche Politiker seien „eher Teil des Problems denn der Lösung“, lautet ein Fazit. Beim Amberger Oberbürgermeister kann man durchaus zu dieser Einschätzung kommen.
Das Gutachten zum Colosseum ist da. Und die Empfehlungen sind mehr als deutlich. Die Experten mahnen bei der Stadt an, sich endlich mit ihrer neueren Geschichte zu beschäftigen. Ein Ort dafür könne das Museum für bayerische Geschichte sein. Die Bodenplatte vor der ehemaligen KZ-Außenstelle in Stadtamhof sei „verschleiernd“ und gehe „in fast grotesker Weise am Kern der Sache vorbei“.
Nächster Akt im Drama um die von der Staatsanwaltschaft zerschlagene S&K-Gruppe: Anfang April haben die Assets Trust AG und die Deutsche Sachwert Emissionshaus AG (DSE) Insolvenz angemeldet. Beide Gesellschaften sind in Regensburg ansässig und mit der S&K-Gruppe eng verbandelt.
Wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern saß Norbert S. zwölf Jahre im Knast. Jetzt will er seine Abschiebung mit einer aus der Nazi-Annexion Österreichs abgeleiteten Staatsbürgerschaft verhindern. Unschuldig sei er sowieso.
Auf der kleinen Haidplatzbühne des Theaters Regensburg ist die Schulwelt noch so, wie sie die letzten Jahre konstant war: Der Übertritt als perfekter Ausnahmezustand. Bei der Premiere von „Frau Müller muss weg“.
Dass es keine Hexen und Zauberer gibt, darüber besteht heute Einigkeit – weitgehend. Dennoch sind zahlreiche Opfer der mittelalterlichen Hexenverfolgung bis heute nicht rehabilitiert. Ein herausragendes Beispiel dafür: das Bistum Eichstätt.
Passend zum Wahljahr bringt das Stadttheater Regensburg Henrik Ibsens „Volksfeind“ auf die Bühne. Am Samstag feierte die Inszenierung von Charlotte Koppenhöfer Premiere.
Ausgerechnet Müller? Der ehemalige Bischof von Regensburg ist bekanntermaßen als Chef der Glaubenskongregation gen Rom gezogen. Am Freitagmorgen hat Papst Franziskus Herrn Müller nun seine erste Audienz gewährt und aufgefordert, „mit Entschiedenheit“ gegen sexuellen Missbrauch zu handeln. Damit beauftragt der Papst also Gerhard Ludwig Müller. Eine gute Entscheidung.
Die Regensburger FDP lud am Mittwoch zur „inhaltlichen Debatte“ ins Kolpinghaus. In Stammtischatmosphäre warb Bundestagsabgeordneter Horst Meierhofer für mehr Vertrauen in neue Technologien und weniger wassersparende Duschköpfe in bayerischen Haushalten.