Robbin und die rechten Burschen
Wegen eines Vortrags bei einer Rechtsaußen-Burschenschaft mit diversen Neonazi-Gewächsen steht ein Berliner CDU-Politiker im Zwielicht. Dass man mit einer Einladung der einst in Regensburg ansässigen Prager Burschenschaft Teutonia auch anders umgehen kann und wen diese Burschenschaft so verehrt und hervorgebracht hat, hat Regensburg Digital 2009 dokumentiert.
„Mit 6 Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an, bis 6 Millionen Juden, da ist der Ofen an.(…), wir haben reichlich Zyklon B., (…) bei 6 Millionen Juden, ist noch lange nicht Schluss.“
Michael Müller („Liedermacher Michael“), 2009 verstorbener „Alter Herr“ der Prager Burschenschaft Teutonia
Was haben der Afghanistan-Experte Dr. Reinhard Erös und der Berliner CDU-Politiker Robbin Juhnke gemeinsam? Beide waren von der Prager Burschenschaft Teutonia eingeladen worden, einen Vortrag zu halten.
Während Erös den Vortrag in Regensburg absagte und die Prager Teutonen als rechtsextrem bezeichnete, ließ sich Juhnke – innenpolitischer Sprecher der Berliner CDU-Fraktion – nicht beirren und sagte zu. Innensenator Frank Henkel wollte zu dem Vorgang und der Burschenschaft „keine Bewertung“ abgeben.
Aus diesem Anlass veröffentlichen wir Auszüge eines 2009 erschienen Artikels über die – zwischenzeitlich nach Würzburg verzogenen – Teutonen.
Vasallen der Demokratie?
„Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte.“ Diese Zeilen eines Gedichts von Ernst Moritz Arndt finden sich auf einem Flugblatt, das die „treusten Vasallen der Demokratie“ vor ein paar Jahren an der Uni Regensburg verteilt haben. Die „treusten Vasallen der Demokratie“ – so nennt Wolfram M. Steuerwald laut einem Bericht der Mittelbayerischen Zeitung die Prager Burschenschaft Teutonia.
Dort ist Herr Steuerwald Chef des Altherrenverbandes. Und alte wie junge Teutonen echauffieren sich derzeit darüber, dass Afghanistan-Experte Dr. Reinhard Erös sich von ihrer Burschenschaft distanziert hat. Einen Vortrag, zu dem die Teutonia lud, ließ Erös platzen.
Eine Sauerei, denkt sich da der Teutone. Hätte Erös sich doch einreihen können in einen erlauchten Referentenkreis, der vom Rechtsaußenpublizisten Jürgen Schwab bis zum ehemalige Bundeswehr-General Reinhard Günzel reicht. Doch nicht nur unter den Referenten, auch unter den „Vasallen der Demokratie“ selbst findet sich erlesenes Personal. Seien es nun alte Herren oder junge Burschen.
Antisemiten und NPD-Kandidaten
In der Ahnenreihe „bedeutender Teutonen“ findet sich SS-Obersturmbannführer Gustav Jonak, der auch nach dem Krieg Karriere machte: als Ministerialdirigent im Innenministerium von Baden-Württemberg, als Kandidat und Redner bei der NPD.
Der 1986 verstorbene Teutone Dr. Carl Haidn war Gauredner und letzter NS-Oberbürgermeister von Düsseldorf. Nach dem Krieg war Haidn Gründungsmitglied der geschichtsrevisionistischen „Gesellschaft zur Förderung geschichtswissenschaftlicher Forschung“.
Der antisemitische Publizist Julius Patzelt gehört ebenfalls zum erlauchten Kreis der pflichtschlagenden Männerbündler. Was auf solchen Wurzeln fußt, trägt denn auch entsprechende Früchte.
„Kopie des Dritten Reiches in Wort und Bild“
Dem teutonischen Gewächshaus entstammt zum Beispiel Frederick Seifert. Der ehemalige Vorsitzende der JN, Jugendorganisation der NPD, formulierte als Ziel der Politik eine „Kopie des Dritten Reiches in Wort und Bild“.
Der Neonazi Michael Müller entstammt ebenfalls den Fittichen der Teutonia. Als „Liedermacher Michael“ trällerte er Liedchen wie: „Mit 6 Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an, bis 6 Millionen Juden, da ist der Ofen an.(…), wir haben reichlich Zyklon B., (…) bei 6 Millionen Juden, ist noch lange nicht Schluss.“
Als drittes Beispiel sei der Ex-Teutone Markus Wiener genannt. Er ist stellvertretender Vorsitzender der rechtspopulistischen und vom Verfassungschutz beobachteten Bürgerbewegung Pro Köln. Sein Bruder, der langjährige Regensburger Neonazikopf Willi Wiener, bediente sich bisweilen aus dem Repertoire der Kölner, etwa wenn es um Hetze gegen Muslime ging.
Nachtrag: Becksten warnte 2001 vor Teutonia
2001 warnte der damalige bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) vor einer Unterwanderung der Hochschulen durch Rechtsextreme und nannte dabei ausdrücklich die Prager Burschenschaft Teutonia. In den Bericht des bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz haben es die strammrechten Burschen dennoch nicht geschafft.
Kurz nachdem Erös den Vortrag bei der Teutonia 2009 abgesagt hatte, zog die Burschenschaft nach Würzburg und schloss sich dort mit der ebenfalls als völkisch-nationalistisch bekannten Libertas Würzburg zusammen. Die Prager Bürschenschaft Teutonia ist Mitglied im Dachverband „Deutsche Burschenschaft“, die aktuell mit der Diskussion um den „Arier-Nachweis“ in die Schlagzeilen geriet. Regensburger Burschenschaften haben sich von der Teutonia ausdrücklich distanziert.