Machtwort von Heubisch beendet Al-Khatib-Krise
Machte Druck auf die Universitätsleitung: Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch (FDP). Foto: Archiv/ as
Die Universität sammelte Munition
Nur wenige Stunden zuvor hatte es noch danach ausgesehen, als würden die seit Tagen laufenden und von medialem Druck begleiteten Verhandlungen zwischen Universitätsleitung und Al-Khatib platzen. Beide Seiten bereiteten sich bereits auf ein Disziplinarverfahren vor. Und vor allem die Universitätsleitung sammelte dafür offenbar Munition. Zuletzt hatten sich Beschäftigte der Universität zu Wort gemeldet, die Al-Khatibs Führungsstil kritisiert und dessen Absetzung als „absolut richtigen Schritt“ bezeichnet hatten. Bei der früheren Arbeitsstelle des 39jährigen Juristen beim Landratsamt in Neuburg wurde angefragt, ob es Probleme mit Al-Khatib gegeben habe. Und noch am Dienstag Nachmittag versuchte eine unbekannte Anruferin auch der Rechtsanwaltskanzlei Westermeyr & Lerg, in der Al-Khatib zuor tätig war, irgendwelche Details über das Arbeitsverhältnis dort zu zu entlocken. Das bestätigt uns Rechtsanwalt Christoph Lerg, Mitinhaber der Kanzlei: „Ich habe der Dame mitgeteilt, dass Herr Al-Khatib ein freundlicher und fähiger Kollege war und dass sie wohl nicht ernsthaft glaubt, dass ich mich dazu sonst irgendwie äußern werde“, so Lerg.Auch Al-Khatib hatte Unterstützer
Auf Seiten Al-Khatibs hatten sich zuvor (anonym) Unterstützer zu Wort gemeldet und ihr Unverständnis über dessen Absetzung erklärt. Immer wieder war von „Leichen im Keller“ von Kanzler Dr. Christian Blomeyer die Rede. Der ehemalige Rektor Thomas Strothotte stellte sich öffentlich mit lobenden Worten auf die Seite Al-Khatibs und schoss scharf gegen den Kanzler. Viel schmutzige Wäsche also, die im Zuge eines Disziplinarverfahrens gewaschen worden wäre.Erklärung beschädigt Kanzler Blomeyer
Doch die zunächst zaghafte, schließlich aber sogar von Spitzenkandidat Christian Ude geäußerte Kritik der SPD bewog Heubisch schließlich, sich einzuschalten und eine Erklärung zu erzwingen, die den Kanzler schwer beschädigt zurücklässt – zumindest auf den ersten Blick.Für Kanzler Blomeyer bedeutet die Erklärung das Eingeständnis eines Fehlers. Foto: Archiv
Al-Khatib: Neues Aufgabengebiet „in den kommenden Monaten“
Liest man die Erklärung indes aufmerksam, wird trotz deren Kürze deutlich, dass es sich dabei um einen klassischen Deal handelt, bei dem auch Al-Khatib Zugeständnisse machen musste. Denn auch wenn er weiter als Leiter der Personalabteilung „firmiert“, wie es in der Erklärung heißt, geht daraus auch hervor, dass er ein neues Aufgabengebiet bekommen hat. Al-Khatib werde sich, heißt es, „in den kommenden Monaten zusätzlich mit Grundsatzfragen zu Diversity und Integration befassen“.Wurde als engagierter Wahlkämpfer für die SPD und scharfer Kritiker der Staatsregierung bekannt: Mahmoud Al-Khatib. Foto: Archiv/ Lukas Böhnlein
Was bleibt von den „Leichen“ im Kanzler-Keller?
Im Gegenzug scheint sich das Ministerium mit Blick auf die fragwürdigen Nebentätigkeiten einiger Professoren – insbesondere IVG-Vorstand Wolfgang Schäfers – nun ohne wenn und aber hinter den Kanzler gestellt zu haben. Eine Überprüfung dieser – bislang übrigens einzigen, der vielen gerüchteweise zu hebenden „Leichen“ im Kanzler-Keller, an der etwas dran zu sein scheint – erachtet das Ministerium nach einer aktuellen und größtenteils recht dürftigen Stellungnahme nicht für notwendig.Nebentätigkeiten: Bildungspolitisch erwünscht
Dies ist allerdings weniger ein Skandal der Universität Regensburg, sondern vielmehr ein bildungspolitischer Zustand, den das Ministerium verantwortet und deshalb auch deckt. Im Ringen um immer mehr Drittmittel wird eine eher Nebenbei-Professur wie jene von Schäfers nicht nur geduldet, sie scheint ausdrücklich erwünscht zu sein. Während ein ähnlicher Fall 2011 in Wiesbaden für breite politische Diskussionen über das privatwirtschaftliche Engagement von Professoren sorgte und schließlich sogar Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nach sich zog, wird Schäfers Doppelrolle als Professor und Wirtschaftsführer kleingeredet – von der Universität, vom Ministerium und zwischenzeitlich auch ihm selbst (Mehr dazu später.). Trotz zahlreicher, offenkundiger Widersprüche macht das Ministerium auf die Affäre Schäfers, so wie bei Al-Khatib, „den Deckel drauf“. Schließlich ist Wahlkampf und da kann man weder das eine, noch das andere gebrauchen.Gemeinsame Erklärung von Universitätsleitung und Herrn Mahmoud Al-Khatib Zu den in einigen Medien aufgegriffenen Unstimmigkeiten über die Tätigkeit von Herrn Mahmoud Al-Khatib an der Universität Regensburg geben der Rektor der Universität Regensburg, Prof. Dr. Udo Hebel, und Herr Mahmoud Al-Khatib die nachfolgende gemeinsame Erklärung ab: Die Universitätsleitung und Herr Mahmoud Al-Khatib haben ihre Unstimmigkeiten über den Einsatz von Herrn Al-Khatib einvernehmlich beigelegt. Beide Seiten erklären gemeinsam auch gegenüber der Öffentlichkeit, dass a) Hr. Al-Khatib weiterhin als Leiter der Personalabteilung firmiert und die Umsetzungsentscheidung zurückgenommen wird; b) sich Hr. Al-Khatib in den kommenden Monaten zusätzlich mit Grundsatzfragen zu Diversity und Integration befassen wird; c) weitere Stellungnahmen zu dieser Angelegenheit vor dem Hintergrund der Verschwiegenheitspflicht in personalrechtlichen Angelegenheiten nicht mehr erfolgen.